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Silversea setzt auf Hybridantrieb und Brennstoffzelle

Erstes Schiff der Evolution-Klasse von Meyer soll 2023 geliefert werden

Die sich als weltweiter Innovationsführer in der Konzeption und im Bau von Kreuzfahrtschiffen sehende Meyer Werft will ihre Spitzenstellung 2023 mit der Ablieferung des ersten Neubaus der mit einem Hybridantrieb ausgestatteten neuen Evolution-Klasse an die zur Royal Caribbean Group gehörende Reederei Silversea Cruises unterstreichen.

Das für 600 Gäste ausgelegte Typschiff, dem 2024 noch ein Nachbau folgen soll, setzt auf eine Kombination von Brennstoffzellen- und Batterietechnologie sowie vorwiegend LNG als Brennstoff nutzende Dual Fuel-Motoren als umweltfreundliche Energielieferanten für den Bord- und Hotelbetrieb sowie die Propulsion.

Bereits Ende 2018 hatte die derzeit über einen bis 2026 abzuarbeitenden Auftragsbestand von 14 Kreuzfahrtschiffen, darunter drei ab 2023 an Royal Caribbean International zu liefernde 200 000-BRZ-Kreuzfahrtschiffe der Icon-Klasse mit LNG-Hauptantrieb und Brennstoffzellen für die Bordstromversorgung, verfügende Werft-Gruppe, mit der AIDAnova das weltweit erste vollständig mit LNG zu betreibende Kreuzfahrtschiff abgeliefert. Kürzlich hat das Unternehmen zudem auf der Yacht Show in Monaco mit der ONE 50 (15 000 BRZ) sowie auf der Seatrade Cruise-Messe in Miami mit den Projektstudien „Helix“ (181 000 BRZ) und „Manta Ray“ (431 000 BRZ) Visionen und Modelle für Schiffe mit reinem Brennstoffzellen-Antrieb vorgestellt.

Für die beiden Silversea-Neubauten, für die zwar erste Zeichnungen bei der Meyer Werft vorliegen und die in der kleinen Halle 5 in Papenburg gebaut werden sollen, werden außer der Gästekapazität und dem Hinweis auf die für Schiffe der Ultra-Luxusklasse üblichen großen Suiten, exquisiten Restaurants sowie umfassenden Wellness- und Sportfazilitäten noch keine Angaben über Abmessungen, Rumpfdesign, Gäste/Crew Ratio etc. gemacht, sondern der Fokus auf Umweltverträglichkeit und innovativen Hybridantrieb gerichtet.

Bereits im August 2018 hatten Silversea Cruises und Royal Caribbean einen Vorvertrag (MoU) über den Bau der beiden Schiffe mit der Papenburger Werft unterzeichnet, der 2019 nach Klärung der Finanzierungsvorbehalte und finalen Spezifikation in einen Festauftrag umgewandelt werden konnte.

„Wir sind glücklich, diese neuen Schiffe für Silversea Cruises bauen zu dürfen. Zusammen mit dem Team von Silversea und RCL werden wir eine neue Generation von sehr umweltfreundlichen Schiffen in diesem Luxussegment der Kreuzfahrt kreieren“, versprach seinerzeit die Geschäftsführung der Meyer Werft.


Richard Fain, Chairman und CEO der Royal Caribbean Group: „Durch Engagement und Ausdauer sind wir jetzt stolz, das erste Schiff mit großtechnischer Brennstoffzellen-Technologie vorzustellen, das den emissionsfreien Hafenbetrieb (ohne Landstrom) ermöglicht.“
Foto: Jens Meyer

„Die neueste Schiffsklasse von Silversea ist ein bedeutender Schritt vorwärts in unserem Engagement für nachhaltiges Schiffsdesign und unseren Weg zur Reduzierung unseres ökologischen Fußabdrucks“, sagt Richard Fain, Chairman und CEO der Royal Caribbean Group, zu der neben den Marken Royal Caribbean International, Celebrity Cruises und Silversea Cruises auch die 50-prozentige Beteiligung an dem Hamburger Joint Venture gehört, das die beiden Marken TUI Cruises und Hapag-Lloyd Cruises betreibt.

Die Gruppe verfügt derzeit 60 Schiffe, darunter die weltweit größten Kreuzfahrtschiffe, weitere 13 Einheiten befinden sich weltweit in Auftrag. Von den Neubauten sind drei Schiffe für Silversea Cruises bestimmt: der Luxus-Kreuzer Silver Dawn und die beiden noch namenlosen Evolution-Expeditionsschiffe, mit denen die Silversea-Flotte auf dann auf jeweils sechs Luxuskreuzfahrt- und Expeditionsschiffe erweitert wird.

„Wir haben unsere Brennstoffzellen-Ambitionen schon vor einigen Jahren erstmals angekündigt. Durch Engagement und Ausdauer sind wir jetzt stolz darauf, das erste Schiff mit großtechnischer Brennstoffzellentechnologie vorzustellen, das in der Lage ist, einen emissionsfreien Hafenbetrieb zu ermöglichen. Die jetzige Integration von Brennstoffzellen in unsere Schiffe ist ein Beispiel dafür, wie sich die Royal Caribbean Group auf die Nutzung neuer Technologien auf den Weg in eine carbonfreie Zukunft vorbereitet“, so Fain. „Die neue Hybridtechnologie hilft nicht nur im Hafen, sondern ermöglicht dem Project Evolution auch eine Gesamtreduktion der Treibhausgasemissionen pro Doppelbelegung um 40 Prozent im Vergleich zur vorherigen Schiffsklasse der Marke. Die neue Schiffsklasse wird voraussichtlich auch einen Energy Efficiency Design Index (EEDI) erreichen, der etwa 25 Prozent besser ist als die aktuellen Anforderungen der International Maritime Organization (IMO).“

„An der Spitze des nachhaltigen Schifffahrtsdesigns und der Innovation zu stehen, ist ein Beweis für das Streben unseres Teams nach kontinuierlicher Verbesserung“, ergänzt Roberto Martinoli, Präsident und CEO von Silversea Cruises. „Diese Fortschritte unterstützen unseren Wunsch, unseren Gästen die Welt zu präsentieren und dies auf achtsame und umweltbewusste Weise zu tun.“

Die Initiativen, die im Rahmen des Evolution-Projektes in Zusammenarbeit mit der Meyer Werft entwickelt wurden, sollen in Verbindung mit den bereits zuvor erfolgreich eingeführten Features die Energieeffizienz auf ein neues Niveau heben. Dazu gehören:

Das Brennstoffzellensystem, das als wasserstoffbasierte Technologie die Hauptstromversorgung ergänzen und die gesamte Hotellast des Schiffes – bis zu vier Megawatt – abdecken soll und nach Reedereiangaben die erste große Brennstoffzelleninstallation auf See in der Kreuzfahrtindustrie sein wird.

LNG (Liquid Natural Gas) – ein sauberer verbrennender Kraftstoff, LNG-betriebene Antriebssysteme emittieren weniger CO2 und 97 Prozent weniger Partikel als normales Heizöl (MGO), das auf Schiffen verwendet wird.

Batterie – eine Batteriebank unterstützt die Optimierung des gesamten Elektroenergiesystems und spart Kraftstoff.

Waste to Energy – das neu entwickelte Micro Auto Gasification System (MAGS) reduziert das Abfallvolumen an Bord, was zu geringeren Verbrennungsemissionen führt.

Fortschritte bei der klimaneutralen Konstruktion – In Zusammenarbeit mit der Meyer Werft wird zur Umsetzung des Evolution-Projekts unter Berücksichtigung des ökologischen Fußabdrucks des Schiffbaus sorgfältig entworfen und gebaut und damit ein Betrag zur Verbesserung der gesamten Schadstoffemissionsbilanz geleistet.

Um in diesem Bereich ihre führende Position abzusichern und weiter auszubauen plant die Meyer Werft-Gruppe am Standort Rostock, an dem sie bereits die Neptun Werft betreibt, ein neues Kompetenzzentrum für Spezialschiffe. „Im ersten Schritt möchten wir rund 50 Ingenieure gewinnen. Derzeit beschäftigt die Gruppe insgesamt bereits ca. 1000 Ingenieure, aber wir brauchen weitere Verstärkung“, so Malte Poelmann, als Mitglied der Geschäftsleitung der Meyer Werft zuständig für die technischen Büros. Wie er bei der Bekanntgabe des Vorhabens im August dieses Jahres feststellte, handele es sich dabei um eine „Investition in die Zukunft des gesamten Schiffbaustandortes Deutschlands“.

Laut dem weiteren Geschäftsführer Manfred Müller-Fahrenholz soll das neue Kompetenzzentrum besonders innovative Lösungen für den Schiffbau entwickeln. Im Vordergrund stehen die Entwicklung klimafreundlicher Antriebe, dazu nachhaltige Lösungen als Nachrüstung bestehender Flotten, Forschungsschiffe und Offshore-Anlagen.

Müller-Fahrenholz: „Für AIDA Cruises haben wir auf der AIDAnova erfolgreich den weltweit ersten LNG-Antrieb in Fahrt gebracht. Nicht nur die Kreuzfahrtbranche wartet auf weitere Entwicklungen für emissionsarme, klimafreundliche und nicht zuletzt auch energieeffiziente Neuentwicklungen. In all diesen Bereichen streben wir über den Standort Rostock die Innovationsführerschaft an.“

Trotz der weltweiten Corona-Krise ist es der Meyer Werft gelungen, sämtliche Aufträge zum Bau neuer Kreuzfahrtschiffe zu halten. Dazu kommt der Bau eines kleinen Kreuzfahrtschiffes mit LNG-Antrieb für den japanischen NYK-Konzern. Ende Juli erhielt die Werft den Auftrag für den Bau eines Appartementschiffes, die M/Y Njord, das zusätzlich zu einem LNG-Antrieb auch über eine Hybrid-Batterie-Anlage verfügen und ozeanografische Forschungseinrichtungen an Bord haben wird. JPM