Bis zu 100 Kreuzfahrtschiffe bringen pro Jahr über 62000 Touristen nach Spitzbergen. Für die norwegischen Behörden und auch die Inselverwaltung drängte sich da die Frage nach einem Notfallplan auf. Havarien von großen Schiffen sind dort jederzeit möglich. Zuletzt fuhr im Juni 1989 das Kreuzfahrtschiff Maxim Gorkiy in ein Treibeisfeld und schlug Leck. Kurzzeitig war damals der Wassereinbruch außer Kontrolle. Das Schiff konnte aber gerettet werden.
Situationen wie mit der Maxim Gorkiy stellen aber das Notfallmanagement dort vor große Herausforderungen. Als im März 2019 die Viking Sky vor der norwegischen Küste in Not geriet, fiel der Anstoß für einen Notfallplan.
Am 8. Oktober startete 60 Seemeilen außerhalb von Longyearbyen an der Nordküste von Spitzbergen eine groß angelegte Übung. 200 Menschen waren an Bord eines Expeditionsschiffes in Seenot. Es gibt dort keine Straßen, Hütten oder sonstige Infrastruktur.
„Die Übung fand aus praktischen Gründen etwas außerhalb von Longyearbyen statt, aber das Szenario ist dennoch realistisch“, sagt Übungsleiter und stellvertretender Gouverneur von Spitzbergen Espen Olsen.
Die Übung trägt den Namen AMRO 2021. Die Buchstaben stehen für Arctic Mass Rescue Operation. Dabei gab es nur ein Ziel: Die schnelle Evakuierung der Menschen aus dem kalten Wasser.
Vorbild ist die Viking Sky, bei der überwiegend Seenotrettungsboote und Hubschrauber innerhalb kurzer Zeit 1373 Menschen von Bord holten. „Das kann auch in Spitzbergen passieren. Hier haben wir noch größere Herausforderungen. Wir sind weit im Norden, wir sind weit weg von anderen SAR-Ressourcen und haben raue arktische Wetterbedingungen“, sagt Olsen.
Neben der Küstenwache, dem Roten Kreuz und den örtlichen Behörden leistete besonders das 330. Geschwader der königlich norwegischen Luftwaffe mit den Sea King-Hubschraubern wertvolle Arbeit. Eingebunden war auch der Dronen-Operator UAS Norway, der zur Unterstützung von Behörden in Norwegen genutzt wird.
Die Rolle der Passagiere übernahmen an Bord eines Schiffes der Küstenwache Studenten und Freiwillige von der Inselgruppe. FB