Der neue Kurs der US-Regierung im Verhältnis zu Russland sorgt in Europa für Entsetzen. Die Ankündigung einer Normalisierung im Verhältnis der USA zu Russland haben in der EU große Überraschung und Sprachlosigkeit ausgelöst. Die Schnelligkeit der Äußerungen von Donald Trump könnten auch die Kreuzfahrt betreffen. Seit 2021 war kein Kreuzfahrtschiff einer westlichen Reederei in St. Petersburg.
Nach dem ersten Treffen der Außenminister Russlands und der USA in der saudischen Hauptstadt Riad gab es aus der russischen Delegation erste Signale, dass die Sanktionen der USA gegen Russland bald gelockert werden könnten. Damit rückt auch eine Lockerung der Sanktionen im Kreuzfahrtsektor gegen Anläufe von US-Reedereien in Russland in den Fokus.

Allzu schnell wird sich aber nichts ändern, selbst wenn noch vor dem Sommer 2025 die US-Sanktionen gegen russische Staatsunternehmen und Unternehmen mit Bezug zum Angriffskrieg gegen die Ukraine gelockert werden würden, ist es aber fraglich, wann wieder Kreuzfahrtschiffe die Newa-Metropole St. Petersburg anlaufen.
Die Fahrpläne aller großen Reedereien für 2025 und 2026 sind bereits fertig und längst in der Buchung. Änderungen der Fahrpläne gehen auch mit Streichungen der in den Routen ausgewiesenen Häfen einher. Und damit hätten Passagiere Anspruch auf Ersatz, da die gebuchten Leistungen nicht erbracht werden.
Die USA hatten bereits wenige Tage nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine im März 2022 strenge Wirtschaftssanktionen verhängt. Daraufhin hatten alle großen US-Reedereien ihre Routen in der Ostsee umgestaltet und St. Petersburg aus dem Programm genommen. Das hatte kurzfristig 2022 und auch 2023 zu einem Anstieg der Anläufe und Passagierzahlen in den anderen Ostsee-Häfen geführt.

Die ersten Hoffnungen auf ein Ende der Sanktionen der USA gegen Russland hatte Kirill Dmitriev, der Direktor der staatlichen russischen Direktinvestitionsfonds (RDIF) genährt. Auf dem Rückflug von den ersten Gesprächen mit Vertretern der US-Regierung von Riad nach Moskau hatte er gegenüber der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass sich über einen Neustart der wirtschaftlichen Zusammenarbeit geäußert. Dabei sei aber nur „spezifische Bereiche der Zusammenarbeit“ besprochen worden. „Es war eher eine allgemeine Diskussion“, sagte Dmitriev. US-Außenminister Marco Rubio verwies als Reaktion auf die Meldungen aus Moskau umgehend darauf, dass vor dem Ende der Sanktionen ein Friedensabkommen und ein Ende des Krieges in der Ukraine stehen müsse.
Während der Präsident Trump selbst mit seinen Äußerungen über Putin und dem Lob für ihn keinen Hehl aus dem Vorzug für wirtschaftliche Kontakte zwischen Russland und der USA machte, gibt es in der EU eher den Trend zum nächsten Sanktionspaket. Dann könnten auch US-Reedereien Ziel von EU-Sanktionen werden, wenn sie beispielsweise mit russischen Hafenbetreibern Verträge über Kreuzfahrtanläufe in St. Petersburg machen.
Dieser Kurs der US-Regierung bringt vor allen Dingen die US-Reedereien in eine Zwickmühle. Das 16. Sanktionspaket de EU hat einen Schwerpunkt auf dem maritimen Sektor Russlands. Neben einer Vergrößerung der von Sanktionen betroffenen Schattenflotte müssen auch Unternehmen mit Strafen rechnen, wenn sie die Geschäftsbeziehungen mit russischen Flughäfen und Seehäfen haben.
Bei keiner Kreuzfahrtreederei gibt es deshalb bis jetzt eine Aussage zu möglichen Planungen für die Wiederaufnahme der Anläufe in St. Petersburg. Die US-Reedereien haben 2025 ihre Präsenz in der Ostsee und Nordeuropa ohnehin reduziert, da diese Reisen bei weitem nicht die Erträge einbringen wie die Reisen in Nordamerika. So hat die Reederei Royal Caribbean International ihr Ostseeprogramm 2025 einzig auf Anläufe in Kopenhagen reduziert. Nur die Independence of the Seas läuft im Sommer Kopenhagen an. Während die große RCI die Ostsee auf Kopenhagen reduziert, hält die Schwesterreederei Celebrity Cruises in 2025 und 2026 ihr Angebot aufrecht. Auf verschiedenen Reisen sind Celebrity Eclipse und Celebrity Apex in der Ostsee zu sehen.
Kreuzfahrten in der Ostsee nach Stockholm, Tallinn, Helsinki, Riga oder Gdingen werden dagegen weiterhin von Reedereien aus der EU angeboten. Ganz vorn dabei die deutschen Anbieter AIDA Cruises und TUI Cruises. FB
Fotos: Frank Behling, enapress.com