Andrea Zito ist CEO der siebzig Jahre alten Kultmarke, die er nun mit zwei neuen Schiffen reaktivieren möchte. Er kennt sie noch aus seiner Zeit bei dem monegassischen Caterer V.Ships, der für Swan Hellenic die „Minerva“ betreute. Bis zum Mai dieses Jahres arbeitete er für Silversea an Neubauprojekten wie auch dem Expeditionsschiff „Silver Origin“. Michael Wolf sprach mit ihm.
Was können kleine Schiffe besser als Große?
Das sind komplett unterschiedliche Erfahrungen. Kleine Schiffe sind besser für kulturelle Erlebnisse, bieten keinen Mainstream.
Mit Swan Hellenic hatten Sie bereits Erfahrungen sammeln können, also ist die neue Position so etwas wie back to the roots?
Swan Hellenic ist eine Kultmarke, war überall unglaublich anerkannt. Heute wollen wir die führende Expeditions-Cruiseline für kulturelle Erfahrungen werden. Dazu gehört ein globales Verständnis, ein Interesse an weltweiten Dingen. Wir adressieren uns mit unserem Produkt an den erfahrenen internationalen Reisenden.
Wie wichtig ist der Name für Sie?
Swan Hellenic war ein Pionier im Expeditionsbereich, für uns war das Brand die beste Voraussetzung für einen Start.
Mit was für einem Alleinstellungsmerkmal?
Die besten Lektoren an Bord zu haben, dorthin zu fahren, wo andere nicht hingehen, Möglichkeiten zu erschließen, die andere nicht haben und abseits der ausgetretenen Pfade zu gehen. Unsere Destinationen werden oft einzigartig sein. Natürlich müssen wir auch bei einigen Reisen Destinationen oder Wege wählen, die auch andere haben. Aber viele werden exklusiv sein wie bestimmte russische Destinationen, oder um das Franz-Josef-Land herum.
Andere Expeditionslines suchen natürlich auch nach neuen Zielen. Bei den russischen Destinationen haben Sie mit ihrer russischen Muttergesellschaft wahrscheinlich eine Art Heimvorteil.
Es gibt dort viele neue interessante Möglichkeiten, das wird gerade ausgearbeitet. Es werden auf jeden Fall etliche neue Ziele dabei sein.
Wie werden sich die Schiffe von anderen unterscheiden?
Es wird eine enorme Menge von offenen Plätzen geben, die Gäste wollen sich in die lokale Landschaft einfühlen und das Panorama genießen können. Dazu haben wir mit den Architekten von Tillberg Design eine Umgebung auf dem Schiff geschaffen, die ein elegantes und komfortables aber schlichtes Design bietet, das nicht die Schönheiten der Natur beiseite drückt. Die Sicht der Gäste soll auf das Naturerlebnis gerichtet sein, um ein Maximum an großartigen Eindrücken von der Reise nach Hause mitnehmen. Das ist das Ziel unserer Expeditionsreisen.
Was ist für den Antrieb geplant?
Die Maschinen sind dieselelektrisch und wir beginnen jetzt über eine Hybridversion zu diskutieren, um emissionsfrei zu fahren. Das ist unser Ziel. Wie fahren in einer Umgebung, die erhalten und geschützt werden muss. Nachhaltigkeit ist eine unserer Prioritäten. Wir haben den großen Vorteil, dass diese Schiffe brandneu sind.
Welche Märkte wollen Sie bedienen?
Vor allem erst einmal der englisch-sprechende Markt also UK sowie auch Australien und die USA. Aber wir fokussieren auch auf Europa, wir sind ein globaler Brand mit einem Netzwerk von Vertriebspartnern auf der ganzen Welt.
Und der deutschsprachige Markt?
Der ist natürlich enthalten. Unsere zweite Büro-Eröffnung nach London ist die in Düsseldorf, die Alfredo Spadon leitet. Das zeigt unsere Prioritäten.
Wie viele Schiffe wollen Sie für diesen Brand bauen?
Zunächst zwei, mit den dann gesammelten Erfahrungen würden wir dann die Flotte möglicherweise vergrößern. Aber anfänglich warten wir ab – es sind einzigartige Produkte mit Eisklasse PC5, das gibt es derzeit bei Neubauten nur sehr selten. Wir sind gespannt auf die Reaktionen im Markt für dieses ambitionierte Projekt.
Da die Werft auch zur russischen Muttergesellschaft gehört, dürfte es ja mit weiteren Neubauten auch einfach sein.
Das sind andere Shareholder, aber im Prinzip ist es natürlich eine große Familie.
Sie sind persönlich als Shareholder bei Swan Hellenic involviert?
Absolut.
Wie werden die Tagespreise aussehen?
Wir werden sehr kompetitive Preise anbieten.
Es soll also ein All-inclusive-Produkt werden mit inkludierten Shore Excursions und Getränken etc.?
Das ist richtig, vor allem in der Arktis. In anderen Regionen werden auf jeden Fall bestimmte Shore Excursions enthalten sein.
Haben Sie für Ihre Vertriebspartner wie die Reisebüros spezielle Kommissionen zu Beginn aufgelegt?
Wir zählen auf unsere Travelpartner, die bereits sehr an dem Produkt interessiert sind. Wir werden ab September Webinare starten um die Philosophie der Marke und den Zeitplan noch besser zu erklären. Das ist ein gutes Tool.
Das erste Schiff soll Ende 2021 auf den Markt kommen, das ist dann ein sicherlich besserer Zeitpunkt als heute.
Timing ist immer wichtig. Manches kann man da selbst bestimmen, anderes nicht. Das haben wir jetzt mit der Pandemie gesehen – da kann man noch so professionell sein, aber dann gibt es etwas, was die Pläne durchkreuzt. Man muss aber auf den richtigen Moment vorbereitet sein. Und Ende 2021 bzw. Beginn 2022 erscheint mir gut.
Wann soll mit dem Verkauf begonnen werden?
Am 1. September. Aber natürlich sprechen wir schon jetzt mit dem Trademarkt.