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Abenteuer Wattenmeer

Die Quest, ein kleines Expeditionsschiff des norwegischen Reiseunternehmens Arctic Travel Company wäre jetzt eigentlich im Eis von Spitzbergen und Grönland unterwegs. Sie wurde spontan von der auf Sylt ansässigen Reederei Adler-Schiffe gechartert, ein mutiger Schritt. Bis Anfang Oktober sollen im fünftägigen Rhythmus kleine Abenteuer und große Erlebnisse auf den Inseln Helgoland, Sylt, Amrum und auf den Halligen geboten werden. Maik Günther begleitete eine Reise.

Fast könnte man das kleine Schiff im riesigen Kreuzfahrtterminal Steinwerder übersehen. Im Vergleich zu der direkt daneben liegenden AIDAperla ist die Quest ein Winzling. Betrachtet man allein die Bruttoraumzahl, so würde die Questca. 100x in das riesige Kreuzfahrtschiff passen. Dafür hat das 1992 in Dänemark gebaute und 2018 renovierte Expeditionsschiff für polare Kreuzfahrten andere Vorteile. Sie verfügt über die zweithöchste Eisklasse und fünf Zodiacs, stabile Schlauchboote mit denen auch Ausfahrten und Anlandungen in abgelegenen Gebieten möglich sind. Ok, die Eisklasse ist für eine Reise auf der Nordsee im Spätsommer nicht unbedingt notwendig. Eisberge tauchen im Wattenmeer nur selten auf, aber die Zodiacs werden sich auf dieser Kreuzfahrt noch als äußerst sinnvoll erweisen.

Foto: Maik Günther
Foto: Maik Günther

Lediglich 12 Passagiere haben sich für die zweite offizielle Reise angemeldet. Vier Ehepaare, zwei Alleinreisende im Alter zwischen 50 und 70 und zwei junge Frauen, die sich mit voller Lebensfreude ins kleine Nordsee-Abenteuer stürzen. Einige Passagiere erkundeten bereits zuvor mit MS Quest Spitzbergen oder unternahmen Expeditionsreisen mit anderen Schiffen in die Antarktis. Sie alle suchen individuelle Entdeckungen und keine Pauschalreisen mit hunderten oder gar tausenden Mitreisenden. Das Angebot von Adler-Expedition kam zur rechten Zeit und die Entscheidung zur Buchung erfolgte spontan. Aber eine neue Idee muss halt erstmal bekannt werden. Sven Paulsen, Inhaber der seit 70 Jahren existierenden Reederei Adler-Schiffe, ist sich dieses Risikos bewusst. Die Corona-Zeit stellt besonders harte Herausforderungen an die Tourismusbranche dar. Auch die 25 Fahrgastschiffe, der in Westerland auf Sylt ansässigen Reederei, konnten in den letzten Monaten nicht im gewohnten Umfang für Ausflugsfahrten und dem Fährverkehr an der deutschen Nord- und Ostseeküste sowie in Hamburg eingesetzt werden. Den Kopf in den Sand stecken kam indes für ihn nicht in Frage. Er und sein Team nutzten die ruhige Zeit für die Entwicklung neuer Ideen und Konzepte. Schon lange hegte Paulsen den persönlichen Traum mit seiner Reederei nachhaltige und informative Expeditionsreisen in heimischen Gewässern anzubieten. Er selbst war bereits auf ganz besonderen Expeditionen unterwegs. Auf Skiern erreichte er den Nord- und Südpol, 2018 unternahm er die Pan Frisian Expedition und befuhr mit einer Dreimastbark Artemis die komplette Insel- und Halligwelt im Nationalpark Wattenmeer. 26 Stationen in 14 Tagen und knapp 500 Seemeilen von Dänemark bis in die Niederlande. Einen kleinen Auszug dieses einzigartigen Erlebnisses möchte Paulsen plus Team den Gästen an Bord der Quest innerhalb von fünf Tagen vermitteln….

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Die Farben der Südsee

Die Fidschi-Inseln sind ein Paradies für Schnorchler und Taucher. Martin Müller (Text) und Holger Leue (Fotos) fuhren an Bord der REEF ENDEAVOUR durch das Archipel.

Ilisoni Vibosi, der famos überkandidelte Hospitality Manager der MV Reef Endeavour, versprüht den umwerfenden Charme der Fidschianer. Ein landestypisches Mannsbild von einschüchternder Rugbyspieler-Statur, überwältigt er uns bei der Begrüßung an Bord spielend mit einem Strahlen, das bis zur keck am Ohr flatternden Hibiskusblüte reicht. Exzentrisch, lässig und zugleich im maßgeschneiderten Habitus, setzt Ilisoni den lebensfrohen Ton für unsere Seereise zwischen entlegenen fidschianischen Inseln.

Foto: Holger Leue/leue-photo.com

Wir sind im Westen des Inselstaats unterwegs. Die Yasawas ragen im trockenen Lee der Hauptinseln gebirgig aus dem Pazifik. Hier ist Fidschi von kaum berührter Natur und versprengtem Dorfleben ohne Supermärkte und Bankautomaten geprägt. Die Gastlichkeit kommt ohne Schnickschnack aus und ist in lokales Leben gebettet. Die flotte Fähre Yasawa Flyer macht hier täglich die große Runde zwischen dem Hafen Denarau auf Viti Levu und den Archipelen der Mamanucas und Yasawas. Samthäutige skandinavische Twens und von allen Sonnen gegerbte Best Ager lassen sich in den Insel-Resorts für einen Südsee-Urlaub zwischen Wandern, Dösen, Schnorcheln und Tauchen absetzen. Während wir auf der kaum mittelgroßen Reef Endeavour zwar keine waschechte Entdecker-Kreuzfahrt erleben, dafür aber ein Movie ins unendlich Blaue. Die Stimmung unter den maximal 130 Gästen an Bord könnte entspannter nicht sein. Für Australier und Neuseeländer ist Fidschi ein Katzensprung, weshalb manche Wiederholungstäter sind. Oft ist das schnittige weiße Schiff nur halb ausgelastet, weshalb schnell Intimität und Kameraderie den herzlichen englischen Umgangston bestimmen. Auch die Kleidung ist leger, nur zum Kapitänsdinner kramt man lange Hose und schickes luftiges Kleid hervor. Bei Dorfbesuchen sind mindestens lange Shorts angesagt, Tank Tops und Baseballcaps tabu. Die praktisch und luxusfrei gestalteten Kabinen in Ocker- und Walnusstönen auf den drei Wohndecks sind 14 und 28 qm groß. Die meisten Passagiere nutzen sie nur zum Schlafen, verbringen viel lieber Zeit auf dem Sonnendeck, im Gespräch oder schlendern für den Tagescocktail zum freundlichen Barmann. Der Pool wird fast nur von Kindern benutzt, während die Eltern sich auf die nächste Schnorchel- oder Landtour vorbereiten…

Foto: Holger Leue/leue-photo.com

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Fotos: Holger Leue/leue-photo.com

Das große Fressen

Im Herbst mästen sich die Grizzlys des Great Bear Rainforest an der Fülle an Lachsen. Auf einer Segelboot-Safari sehen Menschen dem Spektakel staunend zu – auf möglichst schonende Weise. Ingrid Brunner war dabei.

Im Herbst kehren die Lachse nach einem Leben im Meer zurück in ihre Ursprungsflüsse. Sie kämpfen sich flussaufwärts, um abzulaichen – und zu sterben. Ihr Tod bedeutet Leben – für die Möwen, die Seeadler; die Fische düngen den Waldboden, sogar das Plankton im Wasser versorgt der Lachs mit Nährstoffen. Vor allem aber die Bären warten im Herbst auf den Salmon Run, wie dieses Naturschauspiel auf Englisch heißt. Die Fische sind so zahlreich, dass sie der Bärin, die mit drei Jungtieren am Flussufer entlang streift, direkt ins Maul zu springen scheinen. Wie im Naturfilm.
So hatte man sich das vorgestellt, davon haben die Teilnehmer der Segeltour in den Great Bear Rainforest in British Columbia geträumt: einmal einen Grizzly beim Lachsfang zu beobachten. Was man nicht erwartet hatte: Es riecht, nein, es stinkt am Fluss wie in einer Fischfabrik. All die verwesenden Fischkadaver rauben den Touristen schier den Atem. Es ist sehr still, die Motoren sind abgestellt, mit Rudern staken sich Kapitän Neil Shearar und Deckhand Rachel Muehlenberg lautlos immer näher an die Bärenfamilie heran. Und weil Niedrigwasser ist, gleitet Shearar wenig später in seinem wasserdichten Neoprenoverall ins Wasser und zieht die beiden Schlauchboote weiter. Zu Fuß, das Wasser reicht nur noch bis zu den Knien.

Keiner spricht. Kaum zu glauben, aber es fällt den Teilnehmern, die in ihrem Berufsleben gewohnt sind, den Ton anzugeben, gar nicht schwer, einfach mal zu schweigen. Man hört leises Plätschern, den Wind in den Zedern, das Gezeter der Möwen. Die Bärin holt einen Fisch aus dem Wasser. Mit einer Pranke reißt sie die Flanke des zuckenden Tiers auf, die orangefarbenen Fischeier spritzen heraus. „In wenigen Wochen nehmen sie 160 bis 200 Pfund zu“, erklärt Neil Shearar. Auch wenn das nordamerikanische Pfund nur rund 454 Gramm hat, ist das doch noch eine unglaubliche Zahl. Bis zu 20 000 Kalorien pro Tag müssen sich ja irgendwo niederschlagen. Am Ende des großen Fressens, wenn die Bären schon übersatt sind, lassen sich die geschickten Jäger nur noch auf die Beute plumpsen. Sie werden dann auch wählerisch und essen nur noch den Lachskaviar.
Es sind Tierbeobachtungen wie diese, für die Gäste aus aller Welt anreisen und viel Geld zahlen. Sie kommen, um im Great Bear Rainforest an der kanadischen Pazifikküste eine Safari mit dem Segelboot zu machen. Sie wollen Wale, Grizzlys, Schwarzbären, Wölfe sehen, mit ein wenig Glück vielleicht sogar einen Blick auf den geheimnisvollen, seltenen Kermode- oder Geisterbären erhaschen. Wenn man so will, sind das die Big Five des kanadischen Regenwalds und seiner Küstengewässer.
Der Südafrikaner Neil Shearar ist seit 20 Jahren in diesen Gewässern unterwegs. Er kennt das Gewirr aus großen und kleinen Inseln mit seinen Strömungen und Untiefen wie seine Westentasche. Und er weiß die besten Plätze, an denen Passagiere wilde Tiere ganz aus der Nähe beobachten können. Einen festen Fahrplan, wie auf Kreuzfahrtschiffen üblich, gibt es nicht. Es ist ein wenig wie in seine Heimat Afrika: Man muss Zeit und Geduld mitbringen. Und es gibt keine Garantie, Tiere zu sehen. Eines aber ist klar anders als in Afrika: Der Regenwald hat seinen Namen nicht ohne Grund. Es regnet oft. Und stark. Manche Bäche und Wasserfälle fließen nur bei Regen. Sie leiten die Niederschläge, die der Wald nicht aufnimmt, ins Meer und versiegen dann bis zum nächsten großen Guss. Neil bemerkt beiläufig, diesen Wasserfall habe er nicht gesehen, als er letztes Mal hier vorbeigekommen sei….

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Fotos: Ingrid Brunner, Bluewater Adventures/www.bluewateradventures.ca, Bobbushphoto/iStockphoto.com, Elissa Title – stock.adobe.com