Seit dem 3. April bietet die Cassen Eils & Frisia Touristik GmbH, Norderney, in Kooperation mit der auf Sylt ansässigen Reederei Adler Schiffe wieder Tagesfahrten von Norddeich und Norderney nach Helgoland und vv.
Die Abfahrten mit dem rd. 41 m langen und 11,5 m breiten Katamaran Adler Jet (IMO-Nr. 9281061) finden jeweils montags und dienstags, ab dem 29. April zusätzlich auch samstags und in der Hauptsaison vom 1. Juli bis zum 19. September zusätzlich auch noch sonntags statt.
Der Start mit dem 2003 in Australien erbauten und für bis zu 267 Gäste ausgelegten Schiff erfolgt um 9:30 Uhr in Norddeich. Nach einem kurzen Zwischenstopp auf Norderney, bei dem weitere Fahrgäste aufgenommen werden, geht es weiter nach Helgoland. Zunächst entlang der ostfriesischen Inseln führt der Kurs etwa ab Höhe Wangerooge direkt Richtung Helgoland, wobei die Route der großen Handelsschiffe gekreuzt wird.
Die Überfahrtszeit zu der rd. 70 km vor der Küste gelegenen Hochseeinsel beträgt ca. 2,5 Stunden. Der Aufenthalt auf Helgoland beträgt samstags, sonntags und dienstags rund vier Stunden. Jeder Montag ist mit rund fünf Stunden Zeit auf der Insel der „XL-Montag“. Danach geht es jeweils zurück Richtung Norderney und Norddeich. Neu ist in dieser Saison, dass auf dem Hauptdeck auch Hunde mitgenommen werden können.
„Die Tagesfahrten nach Helgoland sind im Vorjahr von Urlaubern aber auch von Einheimischen sehr gut angenommen worden“, sagt Rainer Sürken, Vertriebsleiter der AG Reederei Norden-Frisia.
„Mit dem XL-Montag und der Möglichkeit, einen Hund mitzunehmen, haben wir auf Kundenwünsche reagiert und das Angebot für unsere Gäste noch attraktiver machen können“, ergänzt Jannes Piepgras, Geschäftsführer der für den operativen Betrieb des Adler Jet zuständigen Reederei Adler & Eils. JPM
Eigener Neubau könnte Frisia-Flotte in drei Jahren ergänzen
Foto: Jens Meyer
Ein flachgehender Katamaran mit nachhaltigem Antrieb könnte künftig als schnelle Alternative für Passagiere den regulären Insel-Fährdienst der AG Reederei Norden-Frisia ergänzen. Jens Meyer berichtet.
Mit einem dreitägigen Pilotprojekt hat die ostfriesische Reederei den Einsatz eines Katamarans zwischen Norddeich und der Insel Norderney getestet. Zwischen dem 12. und 14. Mai wurden – zusätzlich zu den 40 regulären Fährabfahrten an diesen drei Tagen – mit dem von der Reederei Adler-Schiffe/Wyker-Dampfschifffahrts-Reederei (W.D.R.) eingecharterten Katamaran Adler Rüm Hart zehn Testreisen zwischen Norddeich und Norderney angeboten, bei denen die interessierten Gäste zu vorerst gleichen Preiskonditionen von eine rund die Hälfte auf 30 Minuten verkürzten Überfahrtszeit profitieren sowie ihre Bewertung und Wünsche in einer Befragungsaktion kundtun konnten.
Nach Angaben von Vertriebsleiter Rainer Sürken ging es bei den Testfahrten primär darum, herauszufinden, wie groß das Interesse der Reisenden an einem solchen Angebot ist: „Wir beabsichtigen, verschiedene Schiffstypen und -größen auf unseren Routen zu testen, um unseren Kunden genau das Angebot zu machen, das sie sich wünschen“.
Foto: Jens Meyer
Aufgrund ihres geringen Tiefgangs könnten Katamarane den Reisenden auf dieser Strecke eine größere Flexibilität bieten und beispielsweise auch für den besonders tiefgangssensiblen Fährverkehr mit der Insel Juist eingesetzt werden, sagte Reederei-Vorstand Carl-Ulfert Stegmann, bei der zweiten Testabfahrt an Bord des normalerweise zwischen den nordfriesischen Inseln und Halligen verkehrenden Katamarans. Da Katamarane dieser Grösse (34,0 m Länge, 247 BRZ, 250 Passagiere im Sommer, 3 Besatzungsmitglieder) umfangreiche Genehmigungsprozesse durchlaufen, komme dies einerseits der Sicherheit zugute und könnte andererseits eine nachhaltige Antwort auf häufigere Schiffsbewegungen im sensiblen Nationalpark Wattenmeer sein, weil sie auf einer Überfahrt mehr Reisende an Bord nehmen können als beispielsweise kleine Wassertaxis, die dadurch viel häufiger unterwegs seien. Damit vereinten Katamarane zwei große Vorteile gegenüber den bisher genehmigungsfreien Wassertaxis mit einer Länge unter acht Metern, für die man allerdings künftig ebenfalls stringentere Regularien erwarte. Allerdings würden die derzeit von nur einem Besatzungsmitglied gefahrenen Wassertaxis, von denen die Reederei derzeit drei für jeweils zehn Gäste ausgelegte Einheiten betreibt, auch künftig eingesetzt, wenn sich ihr Betrieb durch die Forderung von zwei Besatzungsmitgliedern verteuert, während ein Wasserbus möglicherweise mit der gleichen Besatzungsstärke 50 bis 80 Gäste befördern könnte. Grund sei, dass sich das Angebot der individuellen Überfahrt „sehr gut“ etabliert habe und dafür auch in Zukunft eine Nachfrage zu erwarten sei.
Foto: Jens Meyer
Auch wenn die maximal sogar 18,5 kn schnelle Adler Rüm Hart problemlos die im Wattenmeer erlaubte Maximalgeschwindigkeit von 16 kn erreicht habe und damit die Überfahrtszeit gegenüber den 11 bis 12 kn schnellen konventionellen großen Fähren nahezu halbieren könnte, sei die Beschaffung eines vergleichbaren Katamarans keine realistische Option. Er sei nicht nur hinsichtlich seiner Kapazität zu groß sondern andererseits auch wegen seines Tiefgangs von 1,5 m nicht im Juist-Verkehr einsetzbar. Stegmann denkt deshalb an eine Neuentwicklung einer Art Wasserbus mit geringem Tiefgang – eher in Katamaran- als in Monohull-Bauweise – für 50 bis 70 Personen, wobei in Abhängigkeit von den gewählten Antrieben für die kürzeren Fahrzeiten mit Aufschlägen von rd. 30 Prozent gegenüber den normalen Fährpreisen zu kalkulieren sei. Ersten Befragungen zufolge seien 75 Prozent der Gäste zufolge bereit gewesen, einen Mehrpreis für die höhere Geschwindigkeit zu zahlen während 25 Prozent der Befragten eher höhere Kosten für mehr Nachhaltigkeit akzeptieren würden.
Wenn sich das erwartete Interesse der Passagiere an schnellen Katamaranverbindungen bestätigt, will die Reederei den eingeschlagenen Innovationspfad weiter verfolgen: „Zu unseren Unternehmenszielen gehört Nachhaltigkeit ebenso wie Innovation. Wünschenswert wäre aus heutiger Sicht ein Hybrid- oder sogar ein vollelektrischer Antrieb für den angedachten eigenen Katamaran“, so Frisia-Prokurist Olaf Weddermann. Die von Wettbewerbern genutzten Gasantriebe hält Reederei-Vorstand Stegmann für eine Übergangslösung und weist auf andere Projekte seines Hauses hin, wie die bei der Pella Sietas-Werft in Hamburg in Bau befindliche 74,3 m lange Doppelend-Personen- und Autofähre für den Norddeich-Norderney-Verkehr, die einen dieselelektrischen Batterie-Hybrid-Antrieb für 12 kn erhält und ein Wassertaxi mit Elektroantrieb, das man derzeit gemeinsam mit der Seefahrtschule Leer testet. Auf jeden Fall soll für den neuen Wasserbus ein umweltverträglicher Antrieb gefunden werden. Das würde nicht nur zum Nationalpark Wattenmeer passen, sondern sich auch bestens ins Portfolio von Norden Frisia einfügen. Denn neben E-Rädern und -Rollern sowie elektrisch betriebenen Pkw, die die Unternehmensgruppe auf dem Festland anbietet, arbeitet die Inselfluggesellschaft FLN Frisia Luftverkehr bereits mit einem Joint Venture–Partner an einem Elektroflugzeug. Da die Kosten für die Entwicklung und den Bau eines neuen Katamaran-Wasserbusses leichter aufzubringen seien, wenn sie über eine größere Anzahl von Schiffseinheiten verteilt werden könnten, sei es von Vorteil, wenn sich zwei oder drei an dem Typ interessierte Reedereien dafür zusammenfinden würden. „Sollte sich eine weitere innovative Partnerschaft mit maritimen Experten entwickeln, wäre das ein schönes Resultat dieser Testfahrten“, hofft Reederei-Vorstand Carl-Ulfert Stegmann.
Zahlreiche Aspekte sprechen für eine Fortsetzung des Experiments: Anfang Oktober hat das von der Sylter Reederei Adler-Schiffe eingecharterte Expeditionskreuzfahrtschiff Quest seinen zweimonatigen Einsatz zu Fünf-Tage-Rundreisen von Hamburg über Helgoland, Sylt, Amrum und die Halligen im Weltnaturerbe Wattenmeer beendet. Sie haben Reedereiinhaber Sven Paulsen nicht nur zu einem zufriedenen Resümee veranlasst, sondern auch gezeigt, wieviel Potenzial an intensiven Naturerlebnissen noch in dieser Region steckt.
Siebzehn
mal verließ das kleine Expeditionsschiff den Anleger Hamburg
Steinwerder mit Kurs auf die Inseln und Halligen in der Nordsee. An
Bord im Durchschnitt 30 Gäste, ein dreiköpfiges Expeditionsteam und
ca. 27 Crewmitglieder. Für die Sylter Reederei – deren
Kerngeschäft Tagesausflüge an der deutschen Nord- und Ostseeküste
sind – war das ein Heimspiel was das Fahrtgebiet betrifft. Dabei
ist Paulsen selbst mehrmals mitgefahren und hat seine Heimat völlig
neu und nachhaltiger kennengelernt: „Natürlich
wusste ich, dass das Wattenmeer und die Nordsee viel zu bieten hat.
Aber Helgoland, die Halligen, Amrum und Sylt einmal fünf Tage ganz
intensiv und bewusst mit wissenschaftlicher Begleitung zu erleben,
war auch für mich eine neue und spannende Erfahrung. Ich habe jeden
Tag etwas dazugelernt.“, so der Reeder.
Sven Paulsen, Foto: C. Kruse/arctic-photography.com
Sven Paulsen: „Natürlich wusste ich, dass das Wattenmeer und die Nordsee viel zu bieten hat. Aber Helgoland, die Halligen, Amrum und Sylt einmal fünf Tage ganz intensiv und bewusst mit wissenschaftlicher Begleitung zu erleben, war auch für mich eine neue und spannende Erfahrung. Ich habe jeden Tag etwas dazugelernt.“
Hinter dem Produkt und diesem Erfolg standen jedoch eine Menge Arbeit und sehr hohe Investitionen. Gemeinsam mit Projektleiter Christian Kruse – der zudem als Expeditionsleiter an Bord im Einsatz war – und einem kleinen Marketingteam, wurde alles innerhalb von nur drei Wochen von der Idee zur Umsetzung und zur Vermarktung gebracht. Die Betriebskosten pro Gast eines kleinen Expeditionsschiffes liegen weit über den Kosten eines größeren Kreuzfahrtschiffes. So war es erforderlich, dass besondere Erlebnisse geschaffen und Highlights gefunden werden mussten, die dem regulären Tagestouristen nicht oder nur schwer zugänglich sind. Kruse und seinem Team gelang es, den Passagieren einmalige, exklusive und intensive Naturerlebnisse zu ermöglichen, ohne dabei die Flora und Fauna des Nationalparks zu stören. Die Nationalparkverwaltung und andere Organisationen sind dazu von Beginn an mit einbezogen worden. Unter anderem wurde das Expeditions-Team von der Nationalparkverwaltung geschult und auf den Einsatz im sensiblen Weltnaturerbe Wattenmeer vorbereitet. Für die Landexkursionen sind außerdem Guides vom Jordsand e.V., der Schutzstation Wattenmeer und den Naturgewalten Sylt hinzugebucht worden.
Helgoland, Foto: enapress.com
Auch
die Expeditionsteilnehmer zeichneten nach Reedereiangaben ein
durchweg positives Bild der angebotenen Reise: Fast alle der
mitgefahrenen Gäste bewerteten die Inhalte der Fahrt mit
hervorragend und würden diese erneut buchen. Selbst in der kurzen
Angebotszeit gab es Wiederholer und für das kommende Jahr gibt es
bereits eine Liste mit interessierten Passagieren. Den Grund dafür
sieht die Reederei darin, dass jede Expedition ein Unikat darstellte.
Jede Reise war gespickt mit variierenden Exkursionen und kleinen
Besonderheiten: Wattwanderung auf den Japsand, Austernwanderung auf
Sylt, Zodiac-Fahrten in den Priel, Abendwanderung auf dem Kniepsand,
Sonnenuntergangs-Cruise vor der Langen Anna oder eine Nachtwanderung
zum Leuchtturm auf Hallig Langeneß. Jeder Tag wurde mit zahlreichen
Optionen von früh bis spät gefüllt. Zwischen den Ausflügen gab es
Lunch am Pier, Picknick in der Natur oder Grillabende auf dem
Außendeck. Expeditionsleiter Christian Kruse war jeden Tag voll im
Einsatz, um jede Reise für die Gäste optimal auf Wetterbedingungen,
Wellenhöhen und die Gezeiten abzustimmen.
Foto: C. Kruse/arctic-photography.com
Auch
wenn Paulsen mit diesem neuen Produkt keine schwarzen Zahlen
geschrieben hat, sieht er es dennoch als Erfolg und als
zukunftsfähiges sowie ausbaufähiges Angebot. Ein entscheidendes
Kriterium ist für ihn, ob im kommenden Jahr wieder ein adäquates
Expeditionsschiff eingechartert werden kann. Zudem werde auf Basis
der gesammelten Erfahrungen analysiert, ob das Angebot generell
wirtschaftlich darstellbar ist. „Selbstverständlich
verfolgen wir auch die COVID-19 bedingten Entwicklungen im
innerdeutschen Tourismus und die dadurch freigesetzte Dynamik auf dem
Schiffsmarkt. Beide Faktoren können sich positiv oder negativ auf
eine Fortsetzung im nächsten Jahr auswirken.“, so
Paulsen. Für die Fortsetzung spreche jedoch auch, dass eine
Wattenmeer-Expedition umweltfreundlicher als jede Fernreise und die
Anreise zum Hafen einfach und klimaneutral möglich ist. Zudem liege
Urlaub im eigenen Land im Trend. Paulsen ist der Meinung, dass
„exklusive
und intensive Naturerlebnisse immer mehr an Bedeutung gewinnen und
dem Problem des ‚Übertourismus’ entgegenwirken könnten.“
Sylt, Foto: enapress.comSanddorn, Foto: enapress.comRobbenkolonie auf Helgoland, Foto: enapress.com
Zudem
profitierten nicht nur die Tourismuseinrichtungen, Häfen und
Gemeinden in den Zieldestinationen finanziell von dem neuen Angebot.
Überdies hinaus konnten lokale Naturschutzorganisationen und
nachhaltige Dienstleister eine Wertschöpfung aus dem neuen Angebot
ziehen.
Paulsen: „Ein Ziel dieser Expedition ist zudem erreicht worden, was nicht nur Naturschutzorganisationen freuen wird: Das Gästefeedback der der Teilnehmer zeigt deutlich, dass die Sensibilität und die Wahrnehmung für den schützenswerten Nationalpark und seine Bedeutung für Mensch, Tier und Umwelt nach der Reise erheblich gestiegen ist. JPM