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„Astoria Grande“ auf dem Weg nach Russland

„Astoria Grande“, Foto: Frank Behling

Istanbul entwickelt sich nicht nur für Kreuzfahrtschiffe aus der EU zu einem attraktiven Ziel. Auch Kreuzfahrtpassagiere aus Russland sollen ab Mitte Juli regelmäßig in der türkischen Metropole eintreffen.

Das türkische Reiseunternehmen Miray Cruises startet mit dem Kreuzfahrtschiff Astoria Grande. Das 193 Meter lange Schiff ist in Deutschland gut bekannt. Es war das erste Kreuzfahrtschiff der Rostocker Reederei AIDA Cruises. Seit 1996 fuhr es bis zur Pandemie als AIDA und AIDAcara. Seit September 2021 ist das Schiff offiziell für die russische Reederei Aquilon Shipping in Panama registriert.

Eigentlich sollte die Astoria Grande bereits im Frühjahr mit Kreuzfahrten ab Sotschi starten. Doch der Überfall Russlands auf die Ukraine machte die zunächst geplanten Routen mit Anläufen in EU-Staaten am Schwarzen Meer sowie auf der Krim unmöglich.

Miray Cruises hat jetzt vier siebentägige Routen vom russischen Schwarzmeerhafen Sotschi aus aufgelegt. Die Reisen werden ausschließlich auf dem russischen Markt angeboten. Die erste Abfahrt wird am 16. Juli sein.

Auf den Routen stehen die türkischen Häfen Bozcaada, Trabzon, Sinope, Cesme und natürlich Istanbul. Bei zwei Routen verlässt das Schiff nicht das Schwarze Meer. Auf einigen Reisen sind auch Overnights in Istanbul vorgesehen.

Angesteuert werden dabei von der Astoria Grande ausschließlich türkische Häfen im Schwarzen Meer, der Ägäis sowie in den Dardanellen. Der Fährhafen Cesme bei Izmir ist der weiteste westliche Hafen der Routen.

Häfen und Gewässer der EU-Staaten werden nicht passiert, da dort ein Arrest des Schiffes drohen dürfte. Unklar ist auch noch, ob Miray Cruises durch die Geschäftsbeziehungen mit Russland mit Folgen für das zweite Schiff, die Gemini, rechnen muss.

Die Gemini wird aktuell in der Ägäis eingesetzt. Dabei läuft das Schiff etliche griechische Häfen an. Die Gemini war 1991 als Crown Jewel in Spanien gebaut worden. Einige Jahre fuhr sie als SuperStar Gemini für die Reederei Star Cruises in Asien. FB

AIDA: Es kommt wieder Leben in die Cara-Klasse

Foto: Frank Behling

Die Rostocker AIDA Cruises macht das Dutzend voll. Am Sonnabend wird in Hamburg die AIDAaura zur ersten Reise nach dem Lockdown starten. Damit ist das erste Schiff der besonders bei Stammgästen der Kussmund-Reederei beliebten Cara-Klasse wieder in Fahrt.

Zuvor war das 2003 in Dienst gestellte Schiff bei der Lloyd Werft in Bremerhaven vom 28. März bis zum 9. April überholt worden. Nach zwei Jahren standen etliche Klassearbeiten auf dem Programm. Zum Neustart hat das Schiff nun auch neue Tenderboote von Fassmer in den Davits hängen. Die Tender waren bereits vor der Pandemie bestellt worden.

AIDAaura, Foto: Frank Behling

Die AIDAaura war im Rahmen des Selection-Programms im März 2020 bei Norwegenreisen von der Pandemie ausgebremst worden und hatte lange in Tallinn zusammen mit der Schwester AIDAvita aufgelegen.

Das 1500-Betten-Schiff soll jetzt von Hamburg aus zu Reisen rund um England und den Golf von Biskaya starten. Die Schwester AIDAvita liegt noch in Tallinn und wartet auf den Werfttermin. Das 2002 in Dienst gestellte Schiff soll ab Juli rechtzeitig zur Ferienzeit in Warnemünde stationiert werden und von dort aus Reisen im Selection-Programm in die Ostsee aufnehmen.

Astoria Grande, Foto: Frank Behling

Die AIDAcara, das Typschiff der Klasse, hat dagegen weniger Glück. AIDA Cruises hatte das Schiff im vergangenen Jahr in Tallinn an die Aquillon Shipping Company verkauft, hinter der Investoren aus Russland stehen. Noch in Tallinn wurde die AIDAcara in Astoria Grande umgetauft.

Nach der Überführung in die Türkei im Oktober wurde das 1996 in Finnland gebaute Schiff auf einer Werft in Yalova am Marmara-Meer umgebaut und sollte ab dem 2. April vom Schwarzmeerhafen Sotschi aus zur ersten Kreuzfahrt starten.

Astoria Grande, Foto: Frank Behling

Noch Mitte Februar meldete Aquillon den Verkauf von über 200 Tickets für die ersten Reisen im russischen Markt. Doch dann kam der 24. Februar und alle Kreuzfahrtplanungen platzten auf einmal. Das Schwarze Meer ist Kriegsgebiet, Russlands Reedereien und Häfen sind Ziel von Sanktionen und Geldtransfer ist nur noch schwer möglich.

Seit dem 18. Dezember ankert die Astoria Grande auf der Reede vor Istanbul, umringt von anderen Schiffen russischer Reedereien. Eine Perspektive auf baldige Fahrten gibt es aktuell für das Schiff nicht. Es könnte sein, dass die Astoria Grande den kompletten Sommer über vor Istanbul ankert. FB

Ukraine: Ein Krieg würde auch die Kreuzfahrt schwer treffen

Die Krise rund um die Ukraine berührt schon jetzt die Kreuzfahrtplanungen. Ganze Seegebiete im Schwarzen Meer sind diese Woche wegen angeblicher Schießübungen durch die russischen Streitkräfte zu Gefahrenzonen ernannt worden.

GRACEFUL, Foto: Frank Behling

Sollten im Fall eines Einmarsches russischer Truppen in die Ukraine dann auch Sanktionen gegen staatliche Firmen Russlands verhängt werden, sind auch die durchweg im Staatsbesitz befindlichen Seehäfen betroffen. Die Aufkündigung des Swift-Abkommens würde den Zahlungsverkehr mit russischen Geschäftspartnern außerdem beeinträchtigen.

Geschäfte und Zahlungen, etwa für Liegegebühren oder Dienstleistungen, wären dann durch Wirtschaftssanktionen nicht mehr möglich. Die Häfen St. Petersburg und Kaliningrad in der Ostsee sind nicht mehr erreichbar.

Nach der Besetzung der Krim haben die USA sowie die EU 2014 in einer ersten Maßnahme auch 30 russische Personen und Unternehmen mit Sanktionen belegt, die an Häfen, Bahnunternehmen und Reedereien in Russland beteiligt sind. Im Fokus ist dabei bislang die Sovfracht-Sovmortrans-Gruppe mit ihren Tochtergesellschaften.

Foto: Frank Behling

Zuletzt wurden diese Sanktionen 2019 noch einmal ausgeweitet. Im Fokus waren bislang nur russische Unternehmen mit Geschäftsfeldern in der Schwarzmeer-Region. Angesichts der Forderung nach „harten wirtschaftlichen Maßnahmen“ ist auch eine Ausweitung der Sanktionen auf Logistik- und Verkehrsunternehmen in ganz Russland denkbar. Hier sind auch besonders die großen Werften und Hafenanlagen in St. Petersburg im Fokus von Wirtschaftssanktionen.

Um Sanktionen zu umgehen, hat die russische Megayacht Graceful am 7. Februar überstürzt Hamburg verlassen. Die in Sotschi am Schwarzen Meer beheimatete Yacht wird dem Umfeld des russischen Präsidenten Waldimir Putin zugeschrieben. Das 82 Meter lange Schiff war seit September zum Anbau von zwei Balkonen und einer größeren Landeplattform am Heck bei der Werft Blohm + Voss in Hamburg. Anfang Februar wurden die Arbeiten abgebrochen und das Schiff wieder schwimmfähig gemacht. Am 9. Februar traf die Graceful in Kaliningrad ein, wo sie nun vollendet werden soll.

Die noch unklare Entwicklung der Lage im Schwarzen Meer dürfte auch der Grund sein, weshalb die Astoria Grande noch nicht ihren zukünftigen Basishafen Novorossiysk angesteuert hat. Nach dem Umbau von der AIDAcara zur Astoria Grande war das Schiff kurz vor Weihnachten im Marmarameer vor Istanbul vor Anker gegangen. Wegen der Spannungen wird in der Türkei bereits darüber spekuliert, ob das Reiseprogramm des Schiffes ab Anfang April überhaupt starten wird. FB

Countdown für die Cosma

Das Jahr 2021 wird die Rostocker Reederei AIDA wieder mit 14 Schiffen in der Flotte beenden. Bei der letzten Probefahrt hat das neue Flaggschiff Mitte November bereits alle technischen Anforderungen erfüllt. Aktuell wird das Schiff jetzt in Bremerhaven auf die Übergabe vorbereitet. Nach noch unbestätigten Informationen ist die Übergabe in der nächsten Woche geplant. Damit hat die Meyer Werft das nach der AIDAnova und der Iona das dritte Schiff der Helios-Klasse fertiggestellt.

Zu den Restpunkten gehören noch Arbeiten beim Innenausbau und dem Oberdeck. Das regnerische Herbstwetter in Norddeutschland hat hier im Dezember nicht geholfen.

Die AIDAcosma wurde am 15. Oktober bei der Rostocker Neptun-Werft auf Kiel gelegt. Nach der Fertigstellung der Maschinenraumsektion in Rostock erfolgte im März 2020 die Überführung nach Papenburg, wo der Rumpf vervollständigt wurde.

Foto: Frank Behling

Am 23. Oktober wurde das Schiff von Papenburg nach Eemshaven überführt, von wo aus dann die Erprobung begann. Dabei profitierte die Meyer Werft von den Erfahrungen mit den beiden Vorgängerinnen. Zusammen mit AIDAnova und Iona gehört die AIDAcosma zur neuen Helios-Klasse, von der fünf Schiffe in Papenburg und vier Schiffe bei der Schwesterwerft Meyer Turku in Finnland gebaut werden.

Das 337 Meter lange und 42 Meter breite Schiff wird von vier MaK-M46DF-Motoren der Firma Caterpillar angetrieben. Die in Kiel entwickelten und in Rostock gebauten Motoren gehören zu den modernsten Schiffsmotoren der Zeit. Als Treibstoff dient verflüssigtes Erdgas (LNG).

Ursprünglich sollte die AIDAcosma bereits im Mai 2021 mit Kreuzfahrten ab Kiel beginnen. Diese Fahrten wurden aber wegen der Pandemie abgesagt und der Bau etwas gestreckt.

Nach der Eingliederung in die AIDA-Flotte soll die AIDAcosma jetzt in eine Warteposition gehen. Laut dem aktuell noch gültigen Routenplan von AIDA Cruises ist die erste Reise am 23. April ab Palma geplant.

Da es in einigen Häfen aber bereits Liegeplatzreservierungen für ein Schiff der Größe der AIDAcosma gibt, wird in der Szene auch ein Start der ersten Reisen bereits im März in Nordeuropa vermutet.

In der Kussmund-Flotte nimmt die AIDAcosma jetzt den Platz der AIDAcara ein, die im Sommer an einen russischen Interessenten verkauft wurde. Die Ur-AIDA heißt inzwischen Astoria Grande und wurde bei der Sefine Shipyard nahe Yalova am Marmara Meer überholt und modernisiert.

Mit neuer Klasse (Schiffs-TÜV) und unter der Flagge von Panama hat die Astoria Grande am 16. Dezember ihre erste Probefahrt im Marmara-Meer absolviert. Als neues Schornsteinlogo führt die Astoria Grande ein großes A. FB