Foto: „Black Watch“ und „Albatros“ am 23. Juni 2017 in Kiel. Foto: Frank Behling
Die letzte der drei eleganten Royal-Viking-Schwestern ist wieder in Fahrt. Die Black Watch hat am Ostersonntag ihren Liegeplatz im türkischen Hafen Yalova am Marmarameer verlassen und laut AIS-Gerät Kurs auf Dubai genommen.
In der Türkei wird vermutet, dass das Schiff als Wohnschiff in der Golfregion zum Einsatz kommen soll. Ein Abbruch wird aber nicht ausgeschlossen. Vor der Fahrt wurde das Schiff in Odin umgetauft und im Pazifikstaat Palau registriert.
Die Black Watch wurde im Juni 1972 als Royal Viking Star von der Wärtsilä-Werft in Helsinki an die Royal Viking Line übergeben. Sie war das Typschiff der Klasse, der noch die Royal Viking Sky und Royal Viking Sea folgten. 1981 wurde das Schiff bei der Lloyd-Werft um 28 Meter auf 205 Meter verlängert.
Die Royal Viking Star und die Royal Viking Sky fuhren bis zur Pandemie als Black Watch und Boudicca für Fred Olsen Cruises im britischen Markt. Die Black Watch diente fast 24 Jahre für das Unternehmen.
Die dritte Schwester kam 2004 als Albatros zu Phoenix und fuhr bis zum Ausbruch der Pandemie sehr erfolgreich für den Bonner Veranstalter. Die Albatros wurde im August vorigen Jahres unter dem Namen Tros in Alang (Indien) zur Verschrottung auf den Strand gesetzt. Die Klasse (Schiffs-TÜV) wäre im November 2021 abgelaufen.
Die Schwester Boudicca endete bereits im Mai vorigen Jahres in Aliaga auf einer türkischen Abwrackwerft. Dabei profitierte der türkische Händler von dem stark gestiegenen Schrottpreis für Altschiffe.
Boudicca und Black Watch hatte ein türkischer Schiffshändler 2020 von Fred Olsen erworben. Ziel war es, für die Schiffe möglichst hohe Werte im Weiterverkauf zu erzielen. Deshalb lagen beide Kreuzfahrer auch lange in Pendik am Marmarameer auf. FB
Die nächste Runde der Verschrottungen startet. Nachdem die Abwracker im türkischen Aliaga wieder etwas Luft haben, sind in den vergangenen Tagen weitere Schiffe in dem türkischen Recycling-Zentrum eingetroffen. Zuerst ging das 1985 in Stettin gebaute Passagierschiff Samsun der Deniz Cruise & Ferry Lines aus Istanbul auf den Strand. Das 500-Betten-Schiff war eines von drei Passagierschiffen der einst staatlichen Reederei Turkish Maritime Lines.
Direkt neben die Samsun wurde in der vergangenen Woche auch eines der schönsten Kreuzfahrtschiffe der Welt auf den Strand gesetzt. Die ehemalige Boudicca von Fred Olsen endet nun auch in türkischen Hochöfen. Das 206 Meter lange Schiff mit dem formschönen Bug und dem geschwungenen Schornstein war bis zum September im Besitz von Fred Olsen Cruises in Großbritannien. Mit dem Kauf der Rotterdam und Amsterdam von der Holland America Line konnte Fred Olsen die beiden älteren Schiffe Boudicca und Black Watch ausmustern.
Foto: Frank Behling
Das graue Duo gehört zu dem legendären Royal-Viking-Trio, das 1972 und 1973 von der Wärtsilä-Werft in Helsinki für die norwegischen Royal Viking Line gebaut wurde. Die Royal Viking Star, Royal Viking Sky und Royal Viking Sea setzten einst Maßstäbe bei Komfort und Raumangebot für Seereisen.
Nach diversen Stationen landeten die „Star“ und „Sky“ als Black Watch und Boudicca bei Fred Olsen. Die Royal Viking Sea kam als Albatros zu Phoenix Kreuzfahrten. Mit der Pandemie-Pause endete aber für alle drei die aktive Fahrtzeit. Die Albatros liegt seit dem 11. November als Hotelschiff in Hurghada in Ägypten.
Foto: Selim San
Die Schwestern Black Watch und Boudicca landeten nach dem Verkauf an türkische Makler im November in dem Werfthafen von Pendik. Bei der türkischen Marinewerft nahe Istanbul am Marmarameer lagen beide Schiffe seitdem neben einem Schwimmdock und einem Marinebetrieb.
Die Nutzung als Hotelschiff endete aber schnell. Die Boudicca wurde von einem Schlepper nach Aliaga gezogen und dort auf den Strand geschoben. Ob auch die weiter in Pendik liegende Black Watch folgen wird, ist unbekannt.
In Aliaga liegen auch die Rümpfe anderer Kreuzfahrtschiffe im Abbruch-Prozess. Neben der Sovereign und Costa Victoria liegt auch noch der Rest der Carnival Imagination am Strand. Am Mittwoch traf auch die ehemalige Wattermeerfähre Uthlande dort ein. FB
Die Corona-Pandemie hat durch den damit verbundenen Lockdown für die Kreuzfahrtbranche zu massiven Verkäufen, Ausmusterungen und Versteigerungen zahlreicher auch jüngerer Kreuzfahrtschiffe geführt. Allein der amerikanische Carnival-Konzern trennte sich in diesem Jahr von 18 Einheiten. Dabei konnten häufig nur geringfügig über dem Schrottwert liegende Preise erzielt werden. Einige Schiffe gingen an in diesem Sektor bisher nicht aktive Reeder wie z. B. den griechischen Eigner der Fährgesellschaft Seajets, Marios Iliopoulos, der mit der Oceana (BRZ: 77499, Preis etwas mehr als ca. 10,5 Mio. US-Dollar), Pacific Aria ex-Ryndam, Veendam (BRZ: 57092), Maasdam (BRZ: 55575), Magellan (BRZ: 46052) und Columbus (das 63786-BRZ-Schiff wurde für 5,32 Mio. US-Dollar ersteigert) allein sechs Schiffe übernahm. Andere gingen z. T. an Investoren oder Spekulanten mit Weiterverkaufsabsichten, doch endete das Gros der aufgelegten Flotte bei den z. T. an ihre Kapazitätsgrenzen gelangten Abbruchwerften.
Albatros, Foto: Jens Meyer
Um so erfreulicher ist es, dass für einige bekannte Klassiker eine alternative Nutzungsmöglichkeit – z. B. der Einsatz als Hotel- oder Wohnschiff – gefunden werden konnte. Das gilt beispielsweise für das Anfang der 70er Jahre in Finnland erbaute und in Deutschland nicht nur durch die 1983 in Bremerhaven erfolgte Verlängerung um 27 m gut bekannte frühere Royal Viking-Schiffstrio. Den Anfang machte (wie am 10.10.2020 berichtet) die an die Pick Albatros Group verkaufte Albatros ex-Royal Viking Sea (Bj. 1973, BRZ: 28018) von Phoenix Reisen, die sich derzeit auf der Überführungsreise nach Ägypten befindet, wo sie unter dem neuen Namen Pick Albatros in Safaga oder Hurghada stationiert werden soll. Bereits im August hatten Fred. Olsen Cruise Lines die beiden in ihrem Besitz befindlichen Schwesterschiffe an einen türkischen Interessenten veräussert, der sie als schwimmende Unterkünfte nutzen will. Dabei handelt es sich um die 1966 von Fred. Olsen Cruise Lines angekaufte Black Watch ex-Royal Viking Star (BRZ: 21847) und die 2006 erworbene Boudicca ex-Royal Viking Sky (BRZ: 21891), die durch die von der Holland America Line (HAL) im Juli angekaufte Amsterdam und Rotterdam ersetzt wurden, die in Bolette bzw. Borealis umbenannt wurden.
Black Watch, Foto: Frank Behling
Die seit 29. Mai in dem schottischen Hafen Rosyth aufgelegte 47 Jahre alte Boudicca hat mit schwarz übermalter Schornsteinmarke nach 122 Tagen Liegezeit Kurs auf die Türkei genommen und konnte 18 Tage später – am 16. Oktober – auf Reede vor Tuzla vor Anker gehen. Die 1972 erbaute Schwester Black Watch, die am 28. Mai für 146 Tage in Rosyth aufgelegt worden war, ist am 3. November auf ihrer Warteposition vor Tuzla eingetroffen. Wann ihre Umbenennung und wo ihre Anpassung an ihre neuen Aufgaben als Wohnschiff möglicherweise für eine Werft in Istanbul erfolgt, war bis Redaktionsschluss nicht zu erfahren.
Astoria als Azores, Foto: enapress.com
Ebenfalls
künftig als Hotel- oder Wohnschiff genutzt statt abgebrochen werden
könnte nach bisher unbestätigten Insider-Informationen mit der 1948
erbauten Astoria (BRZ: 16144) auch das älteste in Fahrt
befindliche dieselgetriebene Kreuzfahrtschiff der Welt. Das seit März
in Tilbury aufgelegte und kürzlich aus der CMV-Charter
zurückgelieferte Schiff, das im Zuge seiner häufigen Eigner- und
Chartererwechsel zwölf Mal seinen Namen wechselte und u. a. durch
die Versenkung der Andrea Doria im Juli 1956 oder als
Völkerfreundschaft in der DDR Kreuzfahrtgeschichte schrieb,
soll dazu im Auftrag seiner derzeit als Eigner fungierenden
portugiesischen Gläubigerbank Montepio nach Lissabon gebracht
werden, wo es am 17. November erwartet wird. Das viele Jahre auch auf
dem deutschen Markt eingesetzte Schiff war 1993 in Italien entkernt
und aufwendig mit neuer Maschinenanlage und Inneneinrichtung
ausgestattet worden, frühere Verkaufsversuche waren bei
Preisvorstellungen um 11 Mio. Dollar erfolglos geblieben.
Eine weitere Verwendung konnte auch für die vom Carnival-Konzern verkaufte Pacific Dawn ex-Regal Princess (BRZ: 70285) gefunden werden, die heute (4. November) in Piräus von dem Projektentwickler Ocean Builders übernommen werden sollte. Wie berichtet, will er das 1991 erbaute Schiff mit erwerbbaren Appartements ausstatten und unter dem neuen Namen Satoshi als schwimmende Community (Crypto Cruise Ship) im Golf von Panama stationieren.
Karnika als AIDAblu, Foto: Jens Meyer
Dagegen wurde das 1990 erbaute Schwesterschiff Pacific Jewel (BRZ: 70310), das Ende 2018 von Carnival an die indische Reederei Jalesh Cruises verkauft und in Karnika umbenannt worden war (aB web 17.10.2020), nach jüngsten Informationen von der britischen Firma NKD Maritime Limited für 11,65 Mio. US-Dollar ersteigert. Da sie als Cash-Aufkäufer Dienstleistungen für Recycling-Unternehmen in Indien, Pakistan und Bangladesh erbringt, wird in Insiderkreisen von einem Abbruch des Schiffes ausgegangen. Das seit 88 Tagen in Mumbai liegende Schiff ist hierzulande u.a. durch seinen zwischen 2002 und 2007 unter den Namen A-Rosa Blu und AIDAblu erfolgten Einsatz auf dem deutschen Markt bekannt.
Astor in Marseille, Foto: enapress.com
Das gleiche Schicksal könnte entgegen den Erwartungen zahlreicher Marktbeobachter auch der am 15.10. im Auftrag des britischen Admiralty Court von der Maklerfirma C.W. Kellock & Co. Ltd. für nur 1,71 Mio. Dollar zwangsversteigerten Astor drohen. Das 1987 in Kiel erbaute 20704-BRZ-Schiff, das seit 27. Mai in Tilbury aufgelegt ist, soll nach bisher unbestätigten Berichten an Abbrecher gegangen sein und am 17. November in Aliaga eintreffen. JPM
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