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Reisetrend 2021: Die Blase

Die Ansage vom Bundesgesundheitsminister Jens Spahn vom Freitag hat vielen Touristikern keine große Hoffnung gemacht. Bei der Vorstellung des Zeitplans für das Impfkonzept zur Bekämpfung der Corona-Pandemie wird eins deutlich. Auch 2021 wird es keine Rückkehr zur Normalität geben.

Die erste Gruppe im Impfkonzept sieht für die kommenden zwei Monate Menschen mit einem Alter 80 vor. Erst ab März sollen Menschen der Altersgruppe über 70 geimpft werden. Die Generation 60+ dürfte erst im Mai an der Reihe sein.

„Wir werden deshalb noch lange mit dem Virus und seinen Einschränkungen leben“, so Spahn. Erst ab Herbst 2021 könnte eine Impfquote von über 60 Prozent der Bevölkerung erreicht werden. Wie aber soll man da eine Kreuzfahrt oder den Urlaub im Sommer planen?

Die Mehrzahl der Deutschen hat da bereits das Verhaltensmuster deshalb komplett geändert. Party- und Fernreisen sind out und werden vermutlich auch nie wieder den Stellenwert von der Zeit vor der Pandemie erreichen.

Der Urlaub der Zukunft muss sicher sein, mit Abstand erfolgen und vor allem ruhig sein. Reisebüros und auch Onlineportale stellen fest, dass für 2021 Urlaub unter einer professionellen Leitung eines Reiseveranstalters erfolgen soll.

Die Reise soll so weit wie möglich organisiert und so sicher wie möglich sein. Dabei darf es auch gern eine geschlossene Gruppe sein, die wie eine „Blase“ reist. Das zeigen die aktuellen Buchungszahlen von TourRadar, einem österreichischen Online-Marktplatz für Rundreisen.  

„Nach dem schwierigen Jahr 2020 sehnen sich die Menschen in die Ferne. Gerade zum Black Friday haben sich viele dazu entschieden, eine Reise, die flexibel umbuchbar ist für 2021 oder gar 2022 zu planen. Damit sehen wir erste Anzeichen der Erholung in der Branche“, erklärt Travis Pittman, Vorstand und Gründer von TourRadar.

Und auch bei den Kreuzfahrtreedereien gab es ähnlichen Trends. Als TUI Cruises im November nach dem Lockdown eine 35-tägige Kreuzfahrt von Deutschland in die Karibik und zurück auflegte, waren die 1500 Plätze an einem Wochenende ausgebucht.

Das Schiff bildete dabei für 35 Tage eine geschlossene Gruppe. Bei fast 26 Seetagen hätte es einen Rekord in der deutschen Kreuzfahrthistorie gegeben. Ähnliche Erfahrungen hatte vor der Pandemie bereits Marktführer AIDA gemacht. Die „Aida-Pur“-Reisen mit zum Teil 14 Seetagen ließen sich gut verkaufen.

Schiffe gelten gerade bei Menschen mit Sinn für Sicherheit als gute Lösung. Das geschlossene System Schiff bietet Komfort und Schutz zugleich. Die fast 50000 Passagiere seit Juli bei TUI Cruises zeigen das. „Es ist eine sehr sichere Art zu reisen“, so Godja Sönnichsen von TUI Cruises.

Der Vorteil liegt darin, dass bei diesen Reisen „in der Blase“ von Transfer, Unterkunft über Reiseführer alles organisiert wird und sich die Gruppen daher völlig auf das Erlebnis konzentrieren können. Sehr gut eignen sich Privatreisen auch für Alleinreisende sowie für Paare oder Familien, die ganz für sich eine spezielle Reise unter entsprechender Leitung erleben möchten. Im Kreuzfahrtmarkt setzt TourRadar bislang nur auf Flussreisen.

Besonders starke Nachfrage sieht TourRadar bei Privatreisen nach Ägypten, Griechenland und auch Safaris in Afrika. Anhand von mehreren Millionen Suchanfragen und Tausenden von Buchungen wurden die beliebtesten Reiseziele der Europäer für das kommende Jahr ermittelt. FB

Verband Deutscher Reeder fordert mehr Unterstützung für Seeleute

Pressemitteilung

Impfpriorität für Seefahrer / UN- und ILO-Resolutionen müssen umgesetzt werden / Crew-Wechsel zu Weihnachten ermöglichen / Bedeutung der Schifffahrt anerkennen

Bestärkt durch zwei Resolutionen der UN und ihrer Arbeitsorganisation ILO (International Labour Organisation) fordert der Verband Deutsche Reeder (VDR), den Wert der Arbeit von Seeleuten stärker anzuerkennen und sie international als systemrelevant einzustufen. „Die Schifffahrt steht für 90 Prozent des Welthandels. Die Seeleute liefern uns trotz Corona auch in diesem Jahr die Weihnachtsgeschenke und viele Waren, mit denen Weihnachten zu einem besonderen Fest gestaltet werden kann. Es ist deshalb besonders bitter, wenn viele von ihnen infolge der Pandemie selbst nicht an Weihnachten zu Hause bei ihren Familien sein können, weil sie immer noch unter rigiden Reisebeschränkungen leiden“, sagt Alfred Hartmann, Präsident des VDR: „Wir fordern deshalb, dass die Resolutionen von UN und ILO gerade jetzt zu den Feiertagen, aber auch danach konsequent umgesetzt werden und Seefahrer endlich ungehinderter reisen können.“

Hartmann unterstrich den aktiven Einsatz der Bundesregierung in der UN-Vollversammlung und in der ILO. Die Vereinten Nationen hatte vergangene Woche auf ihrer Vollversammlung in New York in einer Resolution dem Personal an Bord von Seeschiffen den besonderen Status als „key worker“ zuerkannt. Jetzt folgte die ILO, deren Beschlüsse noch stärker bindend für ihre Mitglieder sind: Die 187 Staaten werden u.a. aufgefordert, kurzfristig Maßnahmen zu ergreifen, um Besatzungswechsel zu ermöglichen, etwa Grenzformalitäten zu erleichtern und darüber hinaus die nötigte medizinische Versorgung des Bordpersonals sicher zu stellen. Immer noch warten weltweit schätzungsweise 400.000 Seefahrer auf Schiffen darauf, nach Ende ihres Einsatzes abgelöst zu werden. Weil sie nicht an Land gehen dürfen, Rückflüge fehlen oder ihre Heimatstaaten sie nicht einreisen lassen, bleiben Seeleute teils mehr als ein Jahr unfreiwillig an Bord.

VDR-Präsident Hartmann forderte zudem, dass Seeleute prioritär behandelt werden, wenn in nächster Zeit Impfungen gegen das Corona-Virus beginnen. Der VDR hat sich dazu gemeinsam mit seinem Sozialpartner, der Dienstleistungsgesellschaft ver.di, in einem Brief direkt an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn gewendet.

„Die mehr als 60.000 Seeleute an Bord von Handelsschiffen in deutschem Eigentum oder unter deutschem Management leisten einen systemrelevanten Beitrag, indem sie dafür sorgen, dass Deutschland wie andere Staaten auch zuverlässig mit Lebensmitteln, Rohstoffen oder Medikamenten versorgt wird. In all den Monaten der Pandemie ist es zu keinen größeren Lieferengpässen gekommen – das haben wir insbesondere der unermüdlichen Arbeit
der Männer und Frauen an Bord zu verdanken“, sagte Hartmann: „Als Beschäftigte in einer systemrelevanten Infrastruktur sollten sie einen bevorzugten Zugang zu einem COVID-19-Impfstoff erhalten. Dies würde auch mithelfen, die dringend benötigten Crew-Wechsel wieder in weitaus größerer Zahl zu ermöglichen.“

Hartmann mahnte abschließend: „Die Pandemie macht uns deutlich, wie wichtig manche Berufe für uns sind, die wir bislang nicht genug wertgeschätzt haben. Das gilt zum Beispiel für das Personal in der Pflege und in Krankenhäusern – aber eben auch für Seefahrer, deren Arbeit auf Schiffen fernab der Küsten unsichtbar scheint, die aber für uns alle unverzichtbar ist. Ohne diese Seeleute würde der globale Handel, wie wir ihn kennen, schlicht und einfach aufhören zu existieren. Sie leisten ihren Dienst mit enormem Einsatz und gegen alle Widrigkeiten und sind deshalb Helden des Alltags.“

Text: PM Verband Deutscher Reeder (VDR)