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„Crystal Endeavor“ – Arbeiten wieder gestartet

In dem Kampf um die Zukunft der MV Werften ist ein Projekt etwas ins mediale Hintertreffen geraten. Das Expeditionsschiff Crystal Endeavor wurde zuletzt kaum noch erwähnt. Das exklusive und innovative Zukunftsprojekt lebt aber wieder. Die Reederei ließ jetzt aber anklingen, dass auch der zweite Start des Schiffes nicht gehalten werden kann.

Zum Jahresbeginn wurden jetzt die Kurse für die 20000 BRZ große Explorer-Yacht neu abgesteckt. Da das Schiff wegen der Betriebsunterbrechung bei den MV Werften monatelang untätig an der Pier in Stralsund lag, ist das Frühjahrsprogramm nicht zu halten.

Eigentlich sollte der Neubau ab dem 6. Januar von Tasmanien aus durch die Antarktis kreuzen. Daran ist aber nicht zu denken. Am 5. Januar hat Crystal die Reisen der Crystal Endeavor bis zum 1. Mai 2021 abgesagt. Gleichzeitig werden die „veröffentlichten Sommerrouten des Schiffes überprüft“, so heißt es aus der Reederei.

Große Hoffnungen setzt man bei Crystal auf das am 25. September in Tromsö (Norwegen) beginnende Europa-Programm des Schiffes. Höhepunkt ist dabei der Besuch am 28. September in London. So sieht es der Fahrplan vor.

Bei Crystal ist man trotz der inzwischen fast 12-monatigen Verzögerung optimistisch und glaubt weiter fest an den Neubau aus Stralsund. „Obwohl wir sicherlich enttäuscht sind, dass sich die Lieferung von Crystal Endeavor verzögert hat, sind wir von den Fortschritten und dem Engagement der Fachleute bei den MV Werften zuversichtlich und freuen uns auf dieses bemerkenswerte Schiff“, sagte Jack Anderson, Interimspräsident und CEO von Crystal.

Das neue Schiff soll Maßstäbe setzen. „Als das geräumigste und luxuriöseste Schiff auf dem Expeditionsmarkt bietet Crystal Endeavor unseren Passagieren neue Möglichkeiten, die Welt zu erkunden, um gleichzeitig das zu bieten, was Crystal am besten kann – ein Design, das die Bedürfnisse und den Komfort auf hohem Niveau bietet“, so Anderson.

Angesichts des gegenwärtigen Baufortschritts, des unklaren Pandemieverlaufs und der noch ausstehenden Probefahrten wird auch nicht ausgeschlossen, dass die Premiere in London im Spätsommer der Start für das Schiff unter Crystal-Flagge sein wird.

Die Muttergesellschaft von Crystal, die Genting Hong Kong (GHK) Gruppe, hat kürzlich mit den deutschen Kreditgebern einen Vertrag über 193 Millionen Euro für die Fertigstellung von Crystal Endeavor und die Unterstützung des Weiterbetriebs der Werftengruppe bis März 2021 abgeschlossen. Dabei ist auch der Rettungsschirm der Bundesregierung für die Werften ein wesentlicher Faktor.

Voraussetzung war auch die Kündigung des Sale-and-Leaseback-Vertrags von Genting und Crystal. So war es möglich, die Finanzierung des Neubaus auf ein neues Fundament zu stellen. Ziel ist es jetzt, das 160 Meter lange Schiff schnellstmöglich fertigzustellen und an Crystal auszuliefern.

Der Bau der für 200 Passagiere ausgelegten Crystal Endeavor wurde am 15. Januar 2018 begonnen. Am 21. Dezember 2019 erfolgte mit dem Lift der MV Werft in Stralsund der feierliche Stapelhub. Im März stoppte dann die Ausrüstung. Bedingt durch die Pandemie wurden alle drei Standorte der MV Werften mit einer Betriebspause stillgelegt.

Seit Dezember wird jedoch wieder an der Crystal Endeavor gearbeitet. Die Probefahrten sollen je nach Pandemie-Verlauf im Frühjahr starten. FB

„Wir bieten eine Schnittstelle zwischen den Welten“

Auf dem europäischen Markt sind die Schiffe und das Kreuzfahrtkonzept von Dream Cruises fast unbekannt – auch wenn sie in Deutschland gebaut wurden. Michael Wolf sprach mit Dream Cruises-Präsident Michael Goh über das Kreuzfahrtkonzept der Cruiseline, den unterschiedlichen Angeboten an Bord und den Umgang mit der Pandemie.

Dream Cruises war eine der ersten Reedereien im Markt, die präzise Verhaltensregeln für den Umgang mit der Pandemie veröffentlicht haben. Sie haben dann erfolgreich Cruises in Taiwan begonnen mit der Explorer Dream. Wie waren die Protokolle bei Ihnen aufgestellt?

Covid-19 hat die Welt der Kreuzfahrt völlig verändert. Es sind so viele unterschiedliche Maßnahmen, die heute nötig sind – vor den Cruises, vor und beim Boarding-Prozess und an Bord. In Singapur beispielsweise müssen alle Gäste jeweils zu einer bestimmten Zeit am Terminal sein, so vermeiden wir eine Überfüllung.

Michael Goh, Foto: Dream Cruises

Jeder Passagier muss sich einem Antigen-Test unterziehen, das ist weniger invasiv als der PCR-Test. Für die Gäste ist es viel bequemer, sich im Terminal testen zu lassen, als dazu Tage zuvor in eine Klinik zu gehen. Wenn das Testergebnis negativ ist, dürfen sie boarden. Das geschieht am selben Tag. An Bord haben wir strengste Hygienevorschriften. So werden z.B. „High Touch Areas“ (besonders oft berührte Bereiche wie Geländer oder Türen) viermal täglich desinfiziert. Die Crews sind besonders trainiert, um den Gästen auch das System des „Social Distancing“ zu erklären. Beim Essen sind an jedem Tisch augenblicklich nicht mehr als fünf Personen zugelassen und es gibt keine Buffets. Die Zahl der Gäste ist ohnehin halbiert.

Für unsere Abfahrten von Singapur statten wir unsere Gäste, die älter als sieben Jahre sind, mit einem sogenannten MICE Pod aus, ein Tracking-Gerät, das es ihnen und uns erlaubt, zu wissen, wie nah man anderen ist und mit wem. So können wir im Falle eines positiven Tests sofort die Kontaktpersonen feststellen und isolieren.

Haben Sie auch bei den Taiwan-Fahrten Erfahrungen sammeln können?

Davor waren schon zwei Schiffe von Star Cruises (SuperStar Aquarius und SuperStar Gemini) eingesetzt worden, um von Covid geheilte und negativ getestete ausländische Arbeiter zu beherbergen, eine Zusammenarbeit mit der Regierung von Singapur. Wir waren also die erste Kreuzfahrtlinie, die so etwas erfolgreich durchführte. Alle dabei gewonnen Erfahrungen haben wir bei den ersten Taiwan-Fahrten verwenden können.

Welche Maßnahmen hat die Regierung in Singapur für den dortigen Cruisestart verlangt?

Singapur setzt für alle Fahrten eine sogenannte Cruise Safe Certification (csc) voraus, die in Zusammenarbeit mit DNV GL und im Auftrag des Singapore Tourism Board erarbeitet wurde.

Dieses Zertifikat berücksichtigt nicht nur die internationalen Standards, sondern auch die lokalen gesetzlichen Anforderungen. Die csc ist sehr komplex – das geht von den Antigentests über Desinfektionsregeln über Passagier-Tracking im Bedarfsfall und die Luftregulierung auf dem Schiff, also immer hundertprozentige Frischluft. Ich denke, dass ein Platz an Bord der World Dream in Singapur im Augenblick einer der sichersten Plätze in diesen Zeiten ist.

Was ist die wichtigste Voraussetzung für die Passagiere in Pandemiezeiten?

Ich glaube, heute wollen alle erst einmal davon überzeugt sein, dass es sicher ist, an Bord zu gehen. Als Kreuzfahrtlinie müssen wir dies den Gästen zeigen. Früher gingen sie einfach davon einfach aus, heute müssen wir beweisen, wie sicher es ist.

Wie werden die Angebote angenommen?

Wir sind sehr optimistisch. Schliesslich haben wir seit dem Wiederbeginn in Taiwan bis heute 37 Kreuzfahrten mit weit über 45.000 Gästen absolviert. Unsere Reisen von Singapur begannen am 6. November. Derzeit liegt die Auslastung aus Sicherheitsgründen bei weniger als 50%. In Taiwan sind wir auch mit 50% gestartet, dann 75% und zum Schluss war das Schiff ausgebucht.

EXPLORER DREAM, Foto: Dream Cruise

Welche Hoffnung setzen Sie auf einen Impfstoff?

Die letzten Meldungen klingen sehr positiv. Dennoch glaube ich, dass die Gesundheitsprotokolle weiterhin angewendet werden müssen. Die Cruise Industry hat einen hohen Standard bei der Sicherheit – die Genting Cruise Lines sind jetzt seit 26 Jahren sicher in Betrieb.

In Pandemie-Zeiten hat Dream Cruises im Gegensatz zu einigen anderen großen Kreuzfahrtgesellschaften viele praktischen Cruise-Erfahrungen sammeln können. Sie haben als einer der ersten in der Branche seinerzeit umfassende Gesundheits-Maßnahmen veröffentlicht.

Das stimmt. Der Prozess war aber sehr kompliziert, alles richtig zu machen. Wir haben für die Touren in Taiwan und jetzt für das Schiff in Singapur den neuen Job der Cruise-Ambassadors kreiert, die sich persönlich mit den Gästen austauschen u. a. über Social Distancing und ihnen bei Fragen zur Verfügung stehen. Sie würden auch in einem beginnenden Krankheitsfall sofort reagieren können. Sie sind ein wichtiger Bestandteil dieser Sicherheitskette.

Was ist der Alleinstellungsmerkmal von Dream Cruises?

Keiner kennt die Asiaten besser als wir, wir verkörpern die asiatische Gastfreundschaft. Gleichzeitig haben wir den internationalen Touch – wenn Asiaten bei uns an Bord kommen, möchten sie oft genau das kennenlernen. Und das internationale Publikum interessiert sich für den fernöstlichen Einfluss. Wir sind also die perfekte Schnittstelle zwischen diesen Welten. Der zweite Hauptgrund ist „The Palace“. Gerade in diesen Pandemiezeiten möchten die Gäste mehr Raum, mehr Platz haben. Das vermittelt dieses Konzept mit privatem Dining, eigenem Swimmingpool oder reserviertem Platz im Theater perfekt.

In der Krise mussten Sie sich von einigen Ihrer Hauptquellmärkte wegen der Reiserestriktionen trennen.

Ja, derzeit sind nur Einwohner von Singapur an Bord erlaubt.

Warum haben Sie die WORLD DREAM eingesetzt, die in Rotterdam war, und nicht die GENTING DREAM, die in Malaysia lag?

Die Genting Dream ist drei Jahre lang von Singapur aus gefahren, viele Gäste kannten das Schiff. Oft sind sie auf der Suche nach anderen Produkten. In Anbetracht unserer langen Beziehungen mit Singapur haben wir dort den jüngsten Neubau, die World Dream, eingesetzt, auf der wir unsere neuen „Super Seacaction“-Cruises mit zwei oder drei Nächten während der Ferien anbieten.

Sind Sie langfristig auch an europäischen oder amerikanischen Quellmärkten interessiert? Oder wird es ein asiatisches Produkt bleiben?

Wir sind immer an einer Ausweitung des Geschäftes interessiert und untersuchen derzeit die Möglichkeiten. Hilfreich sind die guten Fluganbindungen für Singapur und Hongkong von Europa. Aber wir müssen natürlich erst die Pandemie abwarten.

Wie kommen die „Cruises to nowhere“, also Cruises ohne Landgang, bei Ihren Passagieren an?

Sehr gut. Sie haben auch die Möglichkeit, eine Zwei- und eine Drei-Nächte-Kreuzfahrt miteinander zu verbinden, so dass in der Mitte ein Stopp mit Zeit für Shopping oder Ausflügen in Singapur besteht. Unsere Cruises sind Destinationen in sich – mit einem riesigen Angebot von Entertainment und Freizeiteinrichtungen.

Die Turnarounds in Singapur werden innerhalb weniger Stunden gemanagt, wie funktioniert das?

Wir haben verstanden, was unsere Kunden wollen. Viele haben nur wenig Urlaub, also wählen sie kurze Cruises. Die Turnarounds wurden dieser Systematik angepasst und dann perfektioniert.

Werden Sie später auch längere Cruises anbieten oder sollen die Kurztrips weiter im Fokus bleiben?

Der einheimische Markt bevorzugt die Kurzreisen. Aber zu einigen Jahreszeiten haben wir auch längere Touren. Es gab 20 Fünf-Tagestouren nach Bali sowie nach Myanmar und einigen kleinen wunderschönen Inseln. Bei den Reisen kann man auch Thailand und Kambodscha kombinieren.

Gibt es neue Destinationen in den nächsten Routings?

In Asien ist Genting Cruise Lines die einzige Cruiseline, die ständig neue Routings anbietet. Da sind Destinationen dabei wie Bali, Penang, Kuala Lumpur oder Myanmar. Das werden wir auch weiterhin in naher Zukunft tun, sobald es die Gesundheitslage wieder zulässt.

Wie sind die Tagespreise?

Im Augenblick sind es 1.000€ für zwei Personen für eine Zwei-Nächte-Tour, 1.500€ im „The Palace“. Die Luxussuiten sind teurer.

Ist die Zeit der großen „Fun“-Ships vorbei oder wird es neue Schiffskonzepte bei Ihnen geben?

Passagiere wollen Komfort – viel Platz in den Kabinen, guten Service mit Indoor-Dining, große TV-Screens. Für die Kinder sollte es dazu auch eine große Auswahl von Computerspielen geben, das ist die Freiheit der Angebote. Die muss bleiben.

Sie haben derzeit drei Schiffe in der Flotte. Sind weitere Neubauten geplant?

Zum jetzigen Zeitpunkt werden wir das nutzen und maximieren, was wir bereits haben. Wir müssen laufend verstehen und umsetzen, was der Kunde möchte.

Wann werden Ihrer Meinung nach die Reisebedingungen für den chinesischen Markt normalisiert?

China ist kein neuer Markt für uns. Wir werden sicher die Politik des doppelten Basishafens, also Singapur und Hongkong, beibehalten, wenn es wieder möglich ist.

Ich persönlich hoffe, dass es ab dem zweiten Quartal des nächsten Jahres wieder losgeht. Aber wir haben das Glück, ja schon jetzt zwei Schiffe wieder ständig im Einsatz zu haben. Und das Kreuzfahrtgeschäft wird weiter wachsen, da bin ich optimistisch.

Die GENTING DREAM taucht in den Fahrplänen der nächsten Monate nicht auf. Wann ist hier der Re-Start geplant?

Wir arbeiten mit verschiedenen Anteilseignern am Wiederbeginn der Fahrten.

MV Werften weiter in der Wartschlange

Die Zukunft der MV Werften in Mecklenburg-Vorpommern ist weiter in der Schwebe. Die Zusicherung zur Zahlung von etwa 300 Millionen Euro aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfond ist bislang nur angekündigt. Bevor es dazu kommt, muss die Werft ein Gutachten zur Lage der Werft und ein Zukunftskonzept für die Rückkehr zum profitablen Schiffbau liefern. Diese Unterlagen sollten bis Dezember vorliegen. Ohne die Einschätzung der Situation durch unabhängige Gutachter dürfen die Mittel aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfond der Bundesregierung nicht freigegeben werden.

Die Werften in Wismar, Warnemünde und Stralsund sollen wirtschaftlich wieder auf ein solides Fundament gestellt werden. Dafür sind nicht nur neue Aufträge erforderlich, sondern auch Konzepte für die Rückkehr zum profitablen Betrieb.

Die Mitglieder des Wirtschafts- und der Finanzausschuss des Landtags bekamen am Donnerstag auch nur vage Aussichten der Hoffnung. Nach Medienberichten haben die beiden Werft-Geschäftsführer Peter Fetten und Carsten Haake nur die Absicht bekräftigt, nur zunächst zwei Schiffe fertigzustellen. Die „Global 1“ in Wismar soll zur Ablieferung gebracht werden, sowie die Crystal Endeavor in Wismar. Die Zukunft des Rohbaus für das zweite Global-Schiff in Warnemünde gilt inzwischen als nicht mehr gesichert. Um diesen im Baudock liegenden Rohbau kursieren am Standort seit Monaten Gerüchte über einen möglichen Rückbau.

Eine schwere Kröte musste Betriebsrat und Gewerkschaft IG Metall bereits vorher schlucken. Rund 1000 der 3000 Arbeitsplätze sollen gestrichen werden. Für die strukturschwache Region ist das ein herber Schlag. Zumal auch andere Schiffbaubetriebe in Mecklenburg-Vorpommern durch die Krise in schwieriges Fahrwasser gekommen sind.

Insider gehen davon aus, dass die erforderlichen Gutachten spätestens bis zur Weihnachtpause vorliegen. Das ist jedenfalls der Hoffnungsschimmer. Ein weiterer Lichtblick wäre ein deutliches Bekenntnis der Eigners, der Genting Hong Kong-Gruppe. FB

Positive Signale für alle drei Standorte der MV-Werften

Die Bemühungen um den Erhalt der Werften der MV-Gruppe in Mecklenburg-Vorpommern haben leichte Fortschritte gemacht. Alle Standorte in Rostock, Stralsund und Wismar sowie Neptun Ship Design und MVW Fertigmodule sollen erhalten werden. Auf diesen Erfolg einigten sich in dieser Woche die Geschäftsführung der Werften, der Gesamtbetriebsrat, die Gewerkschaft IG Metall Küste und der Arbeitgeberverband Nordmetall. Aus Asien gibt es dafür die ersten Lichtblicke. So ist die World Dream als zweites Genting-Kreuzfahrtschiff wieder in Fahrt.

Zuvor hatte die Gewerkschaft mit hartem Widerstand gedroht, falls einer der Standorte geschlossen wird. Auch von der Landesregierung war dem Werftkonzern die Unterstützung nur im Zusammenhang mit der Sicherung der Standorte zugesagt worden. In die Rettungsbemühungen ist auch das Finanzministerium und das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit des Landes Mecklenburg-Vorpommern eingebunden.

Die MV Werften bekennt sich laut der Mitteilung vom Donnerstag zur Tarifbindung, Mitbestimmung und Ausbildung. So werden keine Auszubildenden entlassen.

Einigkeit bestehe in der Verhandlungsgruppe aber leider auch darüber, dass es bei der derzeitigen Auslastung zu umfangreichen Personalanpassungen und Kosteneinsparungen kommen müsse, heißt es in der Erklärung weiter. Nach unbestätigten Meldungen droht im kommenden Jahr ein Personalabbau von 1200 bis 1500 der rund 3000 Stellen.

WORLD DREAM, Foto: Frank Behling

„Als Betriebsräte werden wir weiter für jeden einzelnen Arbeitsplatz kämpfen. Mit der Erklärung zeigen die MV Werften, dass sie auch künftig für gute Industriearbeitsplätze in Mecklenburg-Vorpommern stehen“, sagte Ines Scheel, Gesamtbetriebsratsvorsitzende der MV Werften.

Für die Neuausrichtung wird zunächst auch eine komplette Umstellung der Projekt- und Produktionsbereiche angestrebt. So soll der Bau der Schiffe „Global“-Klasse eingestellt werden. Wie weit der Rohbau des zweiten Schiffes in Warnemünde weitergebaut wird, ist unklar.

In dem Dock könnten im nächsten Jahr bereits kleinere Kreuzfahrtschiffe für Genting auf Kiel gelegt werden. Der erste Schritt wird aber die Ablieferung der Crystal Endeavor bei der MV-Werft in Stralsund im kommenden Frühjahr.

Gleichzeit will die Werft sich wieder, so wie schon früher, neue Geschäftsfelder aufbauen. Dazu gehören wieder Offshore-Windenergie-Branche, die jedoch kurzfristig nicht zu einer Auslastung der Fertigungskapazitäten führen werde.

„Unser erklärtes Ziel ist der Erhalt der Zukunftsfähigkeit unserer Werftengruppe. Gemeinsam mit den Arbeitnehmervertretern sind wir überzeugt, dieses Ziel zu erreichen. Das Restrukturierungsprogramm ist dabei ein wichtiger Baustein zur Sicherung unserer finanziellen Stabilität“, Carsten J. Haake, Geschäftsführer der MV-Werften.

CRYSTAL ENDEAVOR, Foto: MV Werften

„Die klaren Aussagen zum Erhalt der Standorte Rostock, Stralsund und Wismar und zu Ausbildung, Tarifbindung und Mitbestimmung sind eine gute Grundlage für die weiteren, schwierigen Verhandlungen. Gemeinsames Ziel ist, funktionsfähige Werften an allen drei Standorten und so viele Arbeitsplätze wie möglich zu erhalten“, sagte Daniel Friedrich, Bezirksleiter der IG Metall Küste.

Für die weiteren Verhandlungen haben die Partner „eine enge und konstruktive Zusammenarbeit“ vereinbart. Die Verlängerung der Kurzarbeit und die Einrichtung einer Transfergesellschaft sind laut der Erklärung vorgesehen.

Gemeinsam wollen sich die Partner weiter für eine Aufnahme des Unternehmens unter den Rettungsschirm des Bundes einsetzen. Für diesen Schritt werden noch Signale von dem Eigner der Werftengruppe, der Genting-Gruppe, aus Asien erwartet. In den vergangenen Tagen war auch Tan Sri Lim Kok Thay, der Eigner der Genting-Gruppe, in Mecklenburg-Vorpommern erwartet worden.

Genting Dream, Foto: enapress.com

Die Genting-Gruppe hat derweil in Asien den Kreuzfahrtbetrieb langsam wieder hochgefahren. Seit Anfang November ist von Singapur aus die World Dream wieder im Einsatz. Das Kreuzfahrtschiff war nach fast fünf Monaten Aufliegezeit in Rotterdam im Oktober wieder nach Asien verlegt worden. Die 2017 bei der Meyer Werft gebaute World Dream unternimmt Panorama-Reisen in die Straße von Malakka. Die Schwester Genting Dream seit 20. Oktober zusammen mit fast 20 anderen Kreuzfahrtschiffen in der Bucht von Manila.

In Taiwan ist sein Oktober bereits die Explorer Dream im Einsatz. Das 1999 ebenfalls von Meyer gebaute Schiff startet zu nationalen Reisen in taiwanesischen Gewässern. Die Ausweitung der Kreuzfahrtaktivitäten ist aber auch in Asien durch die strengen Reisebeschränkungen vorerst nicht möglich. FB

Dunkle Wolken über Genting und MV Werften

Wie geht es mit den MV Werften und dem großen Neubauten für die Genting Gruppe weiter? Ende August hat sich die Lage bei den Werften in Wismar, Warnemünde und Stralsund so dramatisch zugespitzt, das inzwischen auch eine Insolvenz der Werften und ein Stopp des Bauprogramms möglich erscheinen. Frank Behling recherchierte*.

In einer Börsenmitteilung am 17. August kam die Dramatik auf. Die beiden Genting-Gesellschaften Dream Global One Limited und Dream Global Two Limited können fällige Kreditgebühren in Höhe von insgesamt rund 3,7 Millionen EUR für die Finanzierung der beiden in Wismar und Warnemünde in den Docks liegenden Kreuzfahrtschiffe der „Global“-Klasse nicht zahlen.

Der einzige Rettungsanker für die Werften-Gruppe ist der Wirtschaftsstabilisierungsfond der Bundesregierung. Durch ihn könnte der Betrieb an den Standorten Wismar und Warnemünde neu ausgerichtet und die Krise überbrückt werden, so die Hoffnung in der Landesregierung und der Werftführung.

Am 28. August dann die nächste Hiobsbotschaft. In einer Telefonkonferenz mit Vertretern der Landesregierung und der Banken sollen Vertreter von Genting der Bundesregierung den Verkauf von bis zu 51 Prozent der Anteile angeboten haben.

Der Mecklenburg-Vorpommersche Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU) bestätigte am 28. August im Landtag, dass dieses Angebot geprüft werde. „Das sind Dinge, wie wir sie in 30 Jahren Schiffbau nach der Wende noch nie so hatten“, sagte Glawe.

„Das Ziel der Landesregierung ist unverändert, dass die MV Werften unter den Rettungsschirm des Bundes kommen. Daran arbeiten alle Beteiligten intensiv weiter“, teilte das Wirtschaftsministerium von Mecklenburg-Vorpommern mit. Es geht um die Rettung von 3100 Arbeitsplätzen auf den Werften und die Zukunft von 600 Zulieferern.

Die Aussetzung der Zahlung erfolgte mit Hinweis auf die Gesamtverschuldung der Genting-Gruppe, die am 31. Juli die Marke von 3,37 Milliarden US-Dollar erreicht hat.

Der Genting-Eigner Tan Sri Lim Kok Thay hat fast den gesamten Anteil seiner Aktien als Sicherheit für Kredite abgetreten. Der Unternehmer hielt zuletzt 76 Prozent der an dem umkämpften Kreuzfahrtunternehmen Genting Hong Kong Ltd. Seit der Übernahme der Werften durch seinen Konzern wurden in Mecklenburg-Vorpommern 1,6 Milliarden** Euro in den Ausbau der Werftstandorte investiert.

Es wird immer wahrscheinlicher, dass der Bau der beiden großen Kreuzfahrtschiffe der „Global“-Klasse in Deutschland auch im Winter nicht wieder anlaufen wird. Gerüchte, die einen Rückbau des ersten Global-Schiffes und eine Verschrottung der Sektionen des zweiten Global-Schiffes in Warnemünde für denkbar halten, wurden umgehend von der Werft dementiert.

Die 342 Meter lange und für 9500 Passagiere ausgelegte Global Dream liegt seit November in Wismar im Trockendock zur Endausrüstung. Sie war zuvor von Warnemünde nach Wismar gebracht worden. Eigentlich sollte sie 2021 zur Überführungsfahrt nach Asien aufbrechen. Das zweite Global-Schiff liegt derzeit noch in Einzelteilen im Baudock in Warnemünde.

Sollten die MV Werften unter den Rettungsschirm des Bundes kommen, könnte mit dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds 570 Millionen Euro zur Sicherstellung des Betriebs und der weiteren Fertigung fließen. Das Land und der Bund haben den Bau der Global-Schiffe mit Bürgschaften über 750 Millionen Euro abgesichert.

Schiffen im Explorer-Bereich und auch im gehobenen Segment mit maximal 2000 Passagieren wird eine Perspektive zugeschrieben. Das gilt auch für die Neubauten der „Explorer“-Klasse in Stralsund für die Genting-Tochter Crystal Cruises. Die Crystal Endeavor sollte eigentlich bei den Olympischen Spielen im August in Tokio vorgestellt werden. Inzwischen wurde die Jungfernfahrt von Tokio nach Osaka auf den 15. Mai 2021 verschoben.

*Stand am Redaktionsschluss 30. August 2020. Für alle aktuellen Entwicklungen informieren Sie sich bitte unter www.anbord.de oder registrieren Sie sich für unseren Newsletter.

** Fälschlich gedruckte Zahl aus dem Printheft 4/20 korrigiert.