Schlagwort: Global Dream

Disney bekommt „Global Dream“

Nun ist es offiziell. Die Disney Cruise Line bekommt die in Wismar im Dock der ehemaligen MV Werft liegende Global Dream. Das zu etwa zwei Drittel fertiggestellte Kreuzfahrtschiff aus dem Nachlass der Genting-Gruppe wird unter Mithilfe der Meyer Werft in Wismar fertiggestellt und 2025 in Dienst gestellt. Einen entsprechenden Vertrag haben der Disney-Konzern, die Meyer Werft und der Insolvenzverwalter der MV Werften unterzeichnet. Am Donnerstag verkündete die Disney Cruise Line Details zu dem Projekt.

Danach wird die Global Dream in dem überdachten Trockendock in Wismar fertiggestellt. Zusammen mit dem neuen Eigner der Werft, der ThyssenKrupp Marine Systems aus Kiel, sei eine Übereinkunft über die Nutzung der Werftanlagen für die Fertigstellung des Schiffes getroffen worden.


GLOBAL DREAM, Foto: Frank Behling

Das 342 Meter lange Schiff wird einen neuen Namen bekommen und dann auch ein markantes Aussehen erhalten. Auf einer ersten Animation ist zu sehen, dass der Neubau später sechs Schornsteine haben wird. Ein Novum in der modernen Passagierschifffahrt.


Animation: Disney Cruise Line

Mit 208000 BRZ ist es dann das größte Schiff in der Disney-Flotte. „Unsere Kreuzfahrtschiffe geben uns die einzigartige Gelegenheit, Disney-Magie zu den Fans zu bringen, egal wo sie sich befinden, und die Hinzufügung dieses Schiffes wird einen Disney Cruise Line-Urlaub für mehr Familien als je zuvor zugänglich machen“, sagte Josh D’Amaro, Vorsitzender, Disney Parks, Erlebnisse und Produkte in der Mitteilung zur Übernahme.

Neue Spekulationen löste dann die Ankündigung aus, dass das neue Schiff außerhalb der Vereinigten Staaten stationiert sein wird. Ob damit ein ganzjähriger Einsatz in Europa gemeint sein wird, ist noch unklar. Es wurde auch klar betont, dass das Neubauprogramm der aktuellen „Disney Wish“-Serie bei der Meyer Werft fortgesetzt wird. Disney bekommt 2024 und 2025 zwei LNG-Schiffe für den Einsatz in den Vereinigten Staaten aus Papenburg. 

Der Anstrich des Neubaus wird in den ikonischen, von Micky Maus inspirierten, Farben der Flotte gestaltet. Das gilt auch für die roten Schornsteine. Von denen nur ein Teil auch für den Abzug der Abgase der sechs Schiffsmotoren genutzt werden. Das Schiff wird voraussichtlich als eines der ersten in der Kreuzfahrtindustrie mit grünem Methanol als Treibstoff fahren. Es ist einer der saubersten unter den verfügbaren Kraftstoffe. Die sechs MAN-Viertakt-Motoren bekommen dafür eine zusätzliche Kraftstoffversorgung.

Disney Cruise Line wird auch beim Passagierkonzept deutlich von der Linie der Genting-Gruppe abweichen. Genting wollte mit dem Schiff bei Dream Cruises bis zu 9500 Passagiere und 2500 Crewmitglieder über die Meere fahren. Disney kalkuliert den Betrieb jetzt nach eigenen Angaben mit 6000 Passagieren und 2300 Crewmitgliedern.

Weitere Einzelheiten über die Jungfernfahrt, Reiserouten und Erlebnisse an Bord werden zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben, so Disney Cruise Line.

Unklar ist auch noch, wann die Erprobung beginnt und ob die Endausrüstung und Übernahme auch in Wismar erfolgen soll. ThyssenKrupp Marine Systems will an dem Standort in Wismar 2024 mit dem Bau von Marineschiffen und Unterseebooten beginnen. Das Dock wird dafür aber erst ab dem Frühjahr 2024 benötigt. FB


Pressemitteilung der MEYER Gruppe vom 17.11.22: MEYER Gruppe baut Kreuzfahrtschiff für Disney Cruise Line mit Methanol-Antrieb

Pressemitteilung von Disney vom 17.11.22: Disney Cruise Line Announces Acquisition of Ship with Plans to Visit New Markets

Disney Cruise Line Announces Acquisition of Ship with Plans to Visit New Markets

Pressemitteilung

Today, Disney announced the acquisition of a partially completed ship that will bring the magic of a Disney Cruise Line vacation to new global destinations. Disney will work with the esteemed Meyer Werft shipbuilding company to complete the cruise ship previously known as the Global Dream in Wismar, Germany. The ship will be renamed with certain features reimagined under the world-renowned expertise of Walt Disney Imagineers and is expected to set sail in 2025.

“Our cruise ships give us the unique opportunity to bring Disney magic to fans no matter where they are, and the addition of this ship will make a Disney Cruise Line vacation accessible to more families than ever before,” said Josh D’Amaro, chairman, Disney Parks, Experiences and Products.

The new ship, to be based outside the United States, will feature innovative Disney experiences along with the dazzling entertainment, world-class dining and legendary guest service that set Disney Cruise Line apart. The exterior will be adorned in the iconic, Mickey Mouse-inspired colors of the fleet, complete with signature red funnels.

The 208,000-gross-ton ship is expected to be among the first in the cruise industry to be fueled by green methanol, one of the lowest emission fuels available. Disney Cruise Line expects the passenger capacity to be approximately 6,000 with around 2,300 crew members.

Construction will be completed at the former MV Werften shipyard in Wismar, Germany, under the management of Meyer Werft, the Papenburg-based company that built the Disney Dream, Disney Fantasy and Disney Wish. The ship’s previous owner filed for bankruptcy before completing the vessel, enabling Disney Cruise Line to secure it at a favorable price and within the capital expenditure guidance The Walt Disney Company provided on its recent earnings call. The project also secures employment for hundreds of former MV Werften employees and will provide opportunities for numerous maritime industry suppliers in the region.

More details about the maiden voyage, itineraries and onboard experiences will be announced at a later date.

The Disney Cruise Line fleet sails to world-class destinations in the Bahamas, the Caribbean, Europe, Alaska, Mexico, Canada, Hawaii and the South Pacific, and recently announced first-ever vacations for guests in Australia and New Zealand beginning in late 2023.

For more information about Disney Cruise Line, guests can visit disneycruise.com.

Text: PM Disney Cruise Line

Übernimmt Disney die „Global Dream“?

Es gibt Hoffnung für das in Wismar unfertig im Dock der MV Werft liegende Kreuzfahrtschiff Global Dream. Nach unbestätigten Meldungen aus Mecklenburg-Vorpommern soll die amerikanische Disney Cruise Line aus Orlando Interesse an dem unfertigen Schiff haben. Erste Anzeichen sickerten am Rande von Gesprächen über die Verlängerung der Transfergesellschaft bis Dezember durch, über die etwa  950 Mitarbeiter der insolventen MV Werft derzeit beschäftigt sind. Die Transfergesellschaft soll in einem ersten Schritt bis zum 1. Dezember verlängert werden. Bis dahin soll mit einem Kaufinteressenten für das Schiff eine Vereinbarung getroffen werden, heißt es.

Ob es aber wirklich einen Vertrag geben wird, ist noch offen. Noch schweigen alle Beteiligten. Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD) zeigte sich allerdings „verhalten optimistisch“. Für das Land geht es um Bürgschaften in Milliardenhöhe, die fällig werden, wenn es nicht gelingt, die Global Dream in Fahrt zu bringen.

Auch Bestätigungen zum Interesse von Disney Cruise Line gibt es keine. Weder Insolvenzverwalter, noch das Land oder die Reederei äußern sich. Der als sehr verschwiegen und verschlossen geltende US-Konzern Walt Disney hat aber aktuell die einzige Reederei, in deren Portfolio ein Schiff wie die Global Dream mit einem sehr hohen Anteil an Familienkabinen passen könnte.

Mit 208.000 BRZ und einer Kapazität für 9.500 Passagiere ist das Schiff jedoch deutlich größer als die fünf bislang in Italien und Papenburg gebauten Disney-Schiffe. Disney hatte in Papenburg zuletzt drei Neubauten mit einer Größe von 135.000 BRZ und etwa 4.000 Passagieren bestellt. Mit der Disney Wish war in diesem Jahr das erste der drei neuen LNG-Kreuzfahrtschiffe ausgeliefert worden.

Beim Blick auf den Antrieb gibt es neben den Kabinen einen weiteren Aspekt, der durchaus für Disney spricht. Die Global Dream hat bereits sechs MAN-Dieselmotoren der Baureihe 48/60CR eingebaut bekommen. Diese Motoren sind zwar beim Schadstoffausstoß nicht auf dem modernsten Level wie die LNG-Schiffe, aber sie passen zu Disney.

Sehr ähnliche Motoren hat Disney nämlich 2009/2010 bei der Meyer Werft in die Schwestern Disney Dream und Disney Fantasy einbauen lassen. Damit hätte die Reederei weiter mit MAN einen vertrauensvollen deutschen Service-Partner.

Bei den aktuellen drei Neubauten der Meyer Werft hat sich Disney zwar für die wesentlich effizienteren und auch schadstoffärmeren MAN-51/60 Dualfuel-Motoren entschieden, die mit verflüssigtem Erdgas LNG betrieben werden. 

Auch beim Innendesign ließe sich der leicht kitschige Disney-Style gut umsetzen. Wasserrutschen und Themenpark des ehemaligen Auftraggebers Genting sind nicht so weit von Disney entfernt.

Sollte die Reederei aus Celebration bei Orlando (Florida) das zu etwa 75 Prozent fertige Schiff kaufen, wäre außerdem die Fertigstellung am Standort Wismar möglich. Bei der Fertigstellung der Global Dream hätten die 950 Werftarbeiter noch eine Perspektive bis Ende 2024. Solange darf die Pier an der Werft für das Projekt genutzt werden.

Die Fertigstellung selbst würde Disney aber an eine andere Werft vergeben. Hier ist die Meyer Werft im Gespräch. In Papenburg ist man aber ebenfalls noch zurückhaltend. „Wenn ein Kunde sich an uns wendet und einen Auftrag hat, sind wir immer bereit“, so heißt es in Papenburg. Meyer könnte aber für die Dauer der Arbeiten die Mitarbeiter aus der Transfergesellschaft übernehmen.

Soweit die aktuellen Gerüchte. Ob sie Realität werden, hängt davon ab, ob Disney das Schiff wirklich kauft und dann die Meyer Werft in Papenburg mit der Fertigstellung beauftragt. Entscheidend ist dabei der Preis, den Disney für das Schiff zahlen bereit ist. Davon hängt dann auch ab, wie hoch die fälligen Bürgschaften für das Land ausfallen.

Die Werft in Wismar kennen ältere Mitarbeiter der Meyer Werft noch. 2002 und 2003 half die Papenburger Werft den Kollegen in Wismar bereits einmal. Damals wurden zwei Schiffe für die Reederei AIDA in Wismar gebaut. Die AIDAvita und die AIDAaura waren die ersten Schiffe einer neuen Generation. Bei der Fertigstellung half damals die Meyer Werft mit Know-how bei den Prozessen.

Nach der Global Dream ist in Wismar das Thema Kreuzfahrt vorerst wieder vorbei. Die Kieler Marinewerft ThyssenKrupp Marine Systems will ab Anfang 2024 in Wismar mit den Bau von U-Booten und Marinefahrzeugen beginnen. Dafür wird ab Anfang 2024 das Dock gebraucht, in dem noch die Global Dream liegt. FB

Kein Käufer für „Global Dream“ in Sicht

Die Suche nach einem Käufer für das Kreuzfahrtschiff Global Dream ist weiter nicht von Erfolg gekrönt. Seit Februar ist Insolvenzverwalter Christoph Morgen aktiv mit der Suche nach einem Käufer für das unfertige Kreuzfahrtschiff der MV Werften. Der einzige Interessent mit einem ernsthaften Angebot war die schwedische Stena AB, die das Schiff zusammen mit den drei anderen Genting-Kreuzfahrtschiffen in Asien zu einer neuen Kreuzfahrtmarke formen wollte.

Da aber China auf absehbare Zeit keine Kreuzfahrten mit internationalem Publikum erlauben wird und auch der Reiseverkehr in Asien durch die Pandemie-Maßnahmen nicht wieder an Dynamik gewinnt, stieg Stena wieder aus.

„Aktuell gibt es keinen Käufer für die Global One. Ich bemühe mich dennoch weiter intensiv, bis Ende diesen Jahres einen Käufer für das Schiff zu finden“, so Insolvenzverwalter Christoph Morgen.

Interesse an dem unfertigen Schiff hatte im Frühjahr auch der einstige Auftraggeber Lim Kok Thay gezeigt. Der Insolvenzverwalter bestätigte damals den Kontakt. Auch Schiffsmakler haben Interesse an dem Schiff gezeigt. Ernsthafte Interessenten gibt es aber kein.

Die Global Dream war 2018 bei MV Werften in Warnemünde auf Kiel gelegt und im November 2019 von Warnemünde zur Ausrüstung nach Wismar gebracht worden. Seitdem liegt der 342 Meter lange Rumpf im Trockendock in Wismar.

Ein ganz großes Interesse am Verkauf zum Marktwert hat die Landesregierung Mecklenburg-Vorpommerns. Das Land hatte den Bau der Schiffe mit Bürgschaften abgesichert. 300 Millionen Euro könnten im Fall des Scheiterns des Projekts fällig werden.

Dieser Fall tritt ein, wenn die Global Dream zum Schnäppchen wird und eventuell im Rahmen eines Bieterverfahrens gegen Höchstgebot vom Insolvenzverwalter verkauft werden muss. Nach der Übernahme der MV Werft in Wismar durch die Kieler Werft TKMS hat der Insolvenzverwalter Morgen die Wismarer Werft von TKMS zurückgemietet.

Damit hat Morgen noch etwas Luft bei der Suche. „Im Laufe des kommenden Jahres muss die ‚Global One‘ die Schiffbauhalle verlassen. Vereinbart ist weiterhin, dass die Ausrüstungskaje der Werft während des Jahres 2024 als Liegeplatz für das Schiff zur Verfügung steht“, so Morgen.

Heck der „Global Dream“, Foto: Frank Behling

Die Werft TKMS hatte signalisiert, dass sie im Zuge der Vorbereitung für den Produktionsstart in Wismar das Dock ab Ende 2023 für eigene Zwecke bräuchte.

Ein Verkauf des großen Schiffes zum „Schnäppchenpreis“ ist aber inzwischen auch nicht mehr ausgeschlossen. Die einzige Rettung des Neubaus als Kreuzfahrtschiff wären Projekte in Kooperation mit anderen großen Kreuzfahrtwerften wie beispielsweise der Papenburger Meyer Werft, Chantiers de l’Atlantique in St. Nazaire oder der Fincantieri-Gruppe aus Italien.

Angesichts der Größe kann die Global Dream nur von einer überschaubaren Zahl an Werften überhaupt vollendet werden. Voraussetzung ist aber, dass sich eine Reederei mit einer Perspektive für dieses Schiff findet.  

Die Global Dream hat eine Vermessung von 208000 BRZ und 2500 Kabinen für maximal 9500 Passagiere. Damit wäre sie das Kreuzfahrtschiff mit der größten Passagierzahl auf der Welt. Wenn es denn jemals fertiggestellt wird. FB

„Global Dream II“ wird verschrottet

Nun ist es sicher. Für den zweiten Neubau der Global-Klasse von den MV Werften gibt es keine Zukunft. Der im Dock der Warnemünder Werft der MV Werften im Dezember 2019 auf Kiel gelegte Neubau ist erst im unteren Rumpfbereich fertig. Die Maschinen und viele Anlagen waren aber bereits vor Ort.

Wie Insolvenzverwalter Christoph Morgen am Freitag bei einer Pressekonferenz mitteilte, versuche man jetzt einen Teil der Anlagen und Motoren wieder zu verkaufen. Der halbfertige Rumpf soll dann zum Schrottpreis verwertet werden.

Der Fokus des Insolvenzverwalters liegt jetzt voll auf der Global Dream, die inzwischen schwimmfähig im Dock in Wismar liegt. Die Werft in Wismar war am Donnerstag an die Kieler ThyssenKrupp Marine Systems verkauft werden. TKMS will dort ab 2024 U-Boote, Korvetten und Fregatten bauen.

Bis Ende 2023 soll das große Baudock dann frei sein. Alle Pläne zur Fertigstellung der Global Dream am Standort Wismar hätten sich zerschlagen. Es gab zwar zahlreiche Interessenten, doch 21 Wochen nach dem Start des Insolvenzverfahrens ist kein Plan mit Perspektive beim Insolvenzverwalter eingetroffen.

Der einzige echte Interessent war Stena AB aus Schweden. Zusammen mit den drei anderen Genting-Schiffen in Asien wollte Stena AB ein Kreuzfahrtprodukt aufbauen. Ende Mai ist Stena aber abgesprungen, als der ehemalige Genting-Eigner Lim Kok Thay im Mai die Gründung einer neuen Kreuzfahrtmarke in Singapur bekanntgab und gleichzeitig China kein Ende der strikten Reisebeschränkungen bekanntgab. Regulärer Kreuzfahrtverkehr ist damit in weiten Teilen Asiens auf absehbare Zeit nicht denkbar.

Zugleich entwickeln sich rund um das südchinesische Meer die Konflikte zwischen den Anrainern.

Die Global Dream ist aber genau für dieses Kreuzfahrtrevier konstruiert worden. Vor einem Einsatz in Europa oder Nordamerika müssten die Kabinen-, Decks- und das Antriebskonzept grundlegend umgestaltet werden, was ebenfalls erhebliche Investitionen mit sich bringen würde.

Die Global Dream ist inzwischen auch so weit fertig, dass sie als Anhang eines Hochseeschleppers an jeden beliebigen Ort der Welt geschleppt werden könnte. Jedenfalls wenn ein Käufer den gewünschten Betrag bezahlt, der auch die Bürgschaften des Landes Mecklenburg-Vorpommern decken soll.

Wenn sich in den kommenden Wochen kein Käufer mit einem ernsthaften Angebot findet, wird der Insolvenzverwalter die Veräußerung in einem Bieterverfahren wählen müssen. Dann dürfen auch Schiffsmakler mit Kontakt zu Abwrackwerften ihre Gebote abgeben. Der Schrottwert des Schiffes ist angesichts der gestiegenen Schrottpreise auf gestiegen. FB

Unsere Meldung vom 17. November: Disney bekommt „Global Dream“

Pressemitteilung von Disney Cruise Line vom 16.11.: Disney Cruise Line Announces Acquisition of Ship with Plans to Visit New Markets

Unsere Meldung vom 09. Juni: MV Werften: TKMS übernimmt Wismar

MV Werften: TKMS übernimmt Wismar

Die Entscheidung ist gefallen. Die Kieler Großwerft ThyssenKrupp Marine Systems übernimmt den Standort Wismar der MV Werften. Die Kieler Werft will den Standort in ihre Zukunftsplanungen einbinden. Statt Kreuzfahrern sollen dort jetzt Marine- und Spezialschiffe gebaut werden. Für 1500 der einst rund 2000 Mitarbeiter soll es so eine Zukunft geben. Eine Verlängerung der Transfergesellschaft ist bereits in Planung.

Der Vorstand der Kieler Werft TKMS will am Freitag (10.06.) weitere Details zur Übernahme geben. Mit dem Standort Wismar wird TKMS seine Position nicht nur in Deutschland weiter ausbauen. Mit 3600 Mitarbeitern ist TKMS in Kiel heute der größte deutsche Werftkonzern, gefolgt von der Meyer Werft. Weltweit hat TKMS über 6000 Mitarbeiter. 

Herzstück der Werft in Wismar ist das 340 Meter lange und 67 Meter breite Baudock, das zu den größten in Deutschland gehört. In der Bauhalle mit Dock liegt gerade das Kreuzfahrtschiff Global Dream. Es war im Auftrag des ehemaligen Werftbesitzers Genting Hongkong gebaut worden du ist zu etwa 70 Prozent fertig. Wie es mit diesem Schiff weitergeht, ist noch unklar.

Nach dem Insolvenzantrag im Januar befindet sich die Werftengruppe der MV Werften jetzt in der Abwicklung. Während in Wismar die Kieler TKMS die Führung übernimmt, wird in Warnemünde an einer Übernahme durch die Bundeswehr gearbeitet. Die Dockanlage in Warnemünde soll zukünftig durch das Marinearsenal der Rüstungsbehörde Baainbw geführt werden.  FB

MV Werften: Stena will die „Global Dream“ nicht mehr

Die Bemühungen zur Rettung der Arbeitsplätze der MV Werft in Wismar haben einen schweren Rückschlag erlitten. Nach zwei Monaten intensiver Gespräche ist der Investor für das Kreuzfahrtschiff Global Dream abgesprungen. Der schwedische Schifffahrtskonzern Stena wollte das Schiff als Kern einer neuen Kreuzfahrtmarke in Asien übernehmen.

„Wir hatten mehrere ernsthafte Interessenten für das Schiff. Am Ende haben sich die Gespräche auf einen Interessenten konzentriert, der das Schiff zusammen mit den anderen Schiffen aus der Genting-Reederei übernehmen und betreiben wollte“, so Insolvenzverwalter Christoph Morgen.

Bei dem Kaufinteressenten handelte es sich um Stena. Der schwedische Konzern wollte in Asien selbst  ins Kreuzfahrtgeschäft einsteigen. Dafür sollte die Global Dream zusammen mit den Schiffen World Dream, Genting Dream und Explorer Dream zum Einsatz kommen. Stena wollte außerdem die Vertriebsstruktur der Dream Cruises übernehmen.

Das hat aber der ehemalige Eigner der Dream Cruises, der malaysische Unternehmer Lim Kok Thay, in der vergangenen Woche erfolgreich verhindert. Lim Kok Thay gründete in Singapur die Reederei Resorts World Cruises und sicherte sich von einem Konsortium chinesischer Leasing-Banken die Genting Dream.

Dieser Schachzug habe das Interesse des Investors aus Schweden gestoppt. „Der einzige Kunde hat deshalb auch kein Interesse mehr an der Fertigstellung des Neubaus hier in Wismar“, so Insolvenzverwalter Morgen am Montag.

Auch mit den anderen Kunden, gebe es keine Perspektiven mehr. Da die Global Dream in der jetzigen Form mit ihrem Antrieb und der Ausrüstung eigentlich nur noch in Asien eingesetzt werden kann, werde es schwer, einen Käufer zu finden.  

Die Reederei Stena Line hatte im März ein Konzept präsentiert, dass auch Unterstützung der Banken und der Bundesregierung fand. Die Bauzeitfinanzierung für die Fertigstellung wurde bereits gesichert.

Doch nun ist alles wieder auf Null. Für die Belegschaft ist es ein schwerer Schlag. „Das Schlimmste was jetzt passieren kann, ist der Moment, wenn das Schiff hier rausgeschleppt wird und nicht mehr fertiggestellt wird“, sagte Daniel Friedrich von der Gewerkschaft IG Metall.

Die Gewerkschaft IG Metall und auch die Landesregierung in Mecklenburg-Vorpommern sprachen sich für eine Verlängerung der Transfergesellschaft aus. „Es muss gelingen, die Arbeitsplätze am Standort zu sichern“, so Friedrich.

„Die Null-Covid-Politik in China ist auch für die anderen Interessenten an dem Schiff ein starker Aspekt“, so Christoph Morgen. Das Konzept von Stena Line aus Schweden sah vor, die drei aktuellen Schiffe aus der Genting-Flotte zu übernehmen und damit in China ein Kreuzfahrtprojekt aufzubauen. Zusätzlich wollte Stena die Global Dream in Wismar fertigstellen. Die Reederei kennt die Werft, da sie dort bereits die Jumbo-Fähren Stena Hollandica und Stena Britannica gebaut hat.

Diese Planungen wurden aber am Freitag komplett aufgegeben. Die Null-Covid-Politik in China zusammen mit der Abschottung des Landes erlaubt auch auf absehbare Zeit keine Planungen für ein Kreuzfahrtprojekt.

Für die Übernahme der Werft in Wismar durch die Kieler Werft TKMS gibt es eine Bedingung.

„TKMS möchte hier in Wismar Schiffe bauen. Dafür braucht man eine leere Halle“, so Christoph Morgen. Jetzt will der Insolvenzverwalter ein Konzept ausarbeiten, die Werft „benutzbar zu liefern“ und dazu gehöre ein leeres Dock.

Der zu 75 Prozent fertiggestellte Kreuzfahrtneubau Global Dream soll nun noch einmal an Interessenten angeboten werden, die das Schiff in Wismar abholen und anderswo fertig bauen lassen. Ziel sei es, bis Ende 2023 das Dock leer zu haben. Danach könnte TKMS dort mit dem Bau von U-Booten, Fregatten oder Spezialplattformen zu beginnen. Dafür sollen 900 bis 1500 Mitarbeiter in Wismar erhalten bleiben.

Im Moment droht 1500 Mitarbeitern der MV Werft in Wismar am 1. Juli der Gang zum Arbeitsamt. Die Transfergesellschaft endet zum 30. Juni. Die Verlängerung der Transfergesellschaft war an den Auftrag der Stena Line gebunden. Dieser Traum ist jetzt geplatzt. FB

Bundeswirtschaftsminister will MV Werften helfen

Die Zeit wird knapp. Am 1. März soll das Insolvenzverfahren für die MV Werften starten. Bis dahin hat Insolvenzverwalter Christoph Morgen für die Suche nach einem Investor oder einen Konzept Zeit. Doch die Chancen stehen schlecht.

Bei einem Besuch auf der Werft hat sich am 14. Februar Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck über die Lage informiert. Zusammen mit der maritimen Koordinatorin der Bundesregierung, Claudia Müller, sprach Habeck mit der Belegschaft und Gewerkschaftern.

Inse Scheel (Gesamtbetriebsratsvorsitzende MV Werften) und Robert Habeck (Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz) am 14.2. am Werftstandort in Wismar.
Foto: Frank Behling

Allzu große Hoffnung auf eine schnelle Lösung machte Habeck nicht. Er sicherte aber Hilfe zu. „Wenn es gelingt, ein tragfähiges Konzept für den Weiterbau des Kreuzfahrtschiffes Global 1 zu erstellen, ist eine Unterstützung durch den Bund denkbar“, so Habeck. Umringt von Bauteilen der Wasserrutsche, des Sonnendecks und Isoliermaterials sprach der Minister von einer Hoffnung für die Zukunft. 

Insolvenzverwalter Christoph Morgen sieht bei der Suche nach einem Käufer für die Global 1 durchaus Chancen. „Es gibt mehrere ernsthafte Interessenten“, so Morgen. Dabei ist dem Vernehmen nach sowohl die Fertigstellung am Ort in Wismar wie auch die Verschleppung zu einer anderen Werft Thema.

Foto: Cord Schellenberg/MV Werften

Habeck bekannte sich trotz der Kritik aus der grünen Basis zum Bau von Kreuzfahrtschiffen und zur Industrie. „Für mich ist die Frage gar nicht schwer. Die Transformation von Industrie, Mobilität und Tourismus wird über das Ordnungsrecht gestaltet. Die Linderung der Not durch die Corona-Pandemie ist hier die Aufgabe des Bundeswirtschaftsministers.“

Käme es zur Zerschlagung der MV Werften und der Entlassung der verbliebenen knapp 2000 Mitarbeiter, wäre es der größte Kollaps im deutschen Schiffbau seit dem Bremer Vulkan-Debakel vor 25 Jahren.

Den Vorwurf der klimaschädlichen Auswirkungen durch den Bau von Kreuzfahrtschiffen ließ Habeck nicht gelten. „Der Gedanke, dass möglichst wenig wirtschaftliche Tätigkeit am besten für den Klimaschutz ist, ist absurd. Das würde bedeuten, dass wir die Küstenorte mit den Werften einfach tot fallen lassen. Das ist doch Unsinn.“

Der Bau von Kreuzfahrtschiffen sei ein wichtiger Bestandteil für die Auslastung der Werften. „Ich würde nicht behaupten, dass die Global 1 einen Beitrag zum Klimaschutz leistet. Aber sie leistet einen Beitrag zur Erhaltung des Werftenstandort und damit zur Transformation der Werften“, so Habeck. Ziel sei es, die Schifffahrt emissionsärmer und irgendwann klimaneutral zu machen.

Im Hallendock der Werft liegt das Problemschiff. Der 342 Meter lange Kreuzfahrtkoloss Global 1 mit 2500 Kabinen für bis zu 9500 Passagiere. Gentings Plan für den Einsatz in Asien ist geplatzt. Wie es mit dem Rohbau der Global 2 in Warnemünde weitergeht, steht noch in den Sternen. Der Rumpf liegt seit fast zwei Jahren im Dock der Werft in Warnemünde.

Am 1. März werden 1600 bis 1800 der etwa 2000 Mitarbeiter der MV Werften in eine Transfergesellschaft überführt, so Morgen. Diese Transfergesellschaft soll für vier weitere Monate bei der Suche nach Lösungen für die Menschen helfen. Diese vier Monate bis Juli werden dann entscheidend für die Zukunft.

„Wir müssen zwingend Zeit gewinnen und so das Know-how hier an der Werft zusammenhalten. Wir brauchen die Beschäftigten hier am Standort“, so Morgen.

Die Global 1 könnte danach in ein bis zwei Jahren fertiggestellt werden. Diese Brücke bei der Beschäftigung brauche die Werft, um dann neue Projekte auf dem Markt zu bewerben und auch in Vergaben einsteigen zu können, ist aus der Belegschaft zu hören.

„Deshalb ist es wichtig, dass die Transfergesellschaft nicht nur für vier Monate eingerichtet wird. Ein Jahr wäre das Mindeste.“, sagte Ines Scheel, Gesamtbetriebsratsvorsitzende der MV Werften. Auch Daniel Friedrich, Bezirksleiter der IG Metall Küste, sieht hier Bedarf.

Als Vision für die Zukunft strich Habeck mehrere Beispiele heraus. „Der Bau von Plattformen für Offshore-Windparks, die Umstellung der Schifffahrt auf LNG und auch die Wiederverwendung von Schiffen ist ein politischer Auftrag über den Tag hinaus.“ Der Bau von Kreuzfahrtschiffen ist am Standort in Wismar aber aller Wahrscheinlichkeit nach damit vorerst beendet.

„Es gibt aber die vorsichtige Hoffnung, dass es nicht das Ende des Schiffbaus in Wismar, Warnemünde und Stralsund sein kann“, so Habeck. Er wünscht sich für die mittelfristige Neuausrichtung der großen Werften nachhaltige Schiffskonzepte. Auch der Bau einer Schiffsabwrackwerft zur Wiederverwertung der Rohstoffe gehört für ihn zu den Lösungen.

SuperStar Libra im Wismarer Westhafen,
Foto: enapress.com

Offen ist auch noch das Schicksal des alten Kreuzfahrtschiffes Superstar Libra, das eigentlich als Wohnschiff an der Werft in Wismar festgemacht wurde. Dieses Schiff sollte bereits zur Verschrottung verschleppt werden. Durch den Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens im Januar wurden diese Pläne aber gestoppt. FB

Auch „Crystal Serenity“: Zweites Crystal-Schiff wegen Arrest-Drohung nach Bimini umdirigiert

Die durch Umroutung in den Bahamas-Hafen Bimini einem im Bestimmungshafen Miami drohenden Arrest entkommene Crystal Symphony hat hauseigene Gesellschaft bekommen: Mit der Crystal Serenity liegen seit Montag nunmehr bereits zwei Schiffe der zum in finanzieller Schieflage befindlichen Genting Hong Kong-Konzern gehörenden Reederei Crystal Cruises auf Warteposition in Bimini, wo ein dem Konzern nahestehendes Unternehmen über ein eigenes Resort verfügt.

Crystal Serenity, Foto: enapress.com

Alle Passagiere wurden per Schnellfähre nach Port Everglades gebracht und Montagnacht in einem Hotel in Fort Lauderdale untergebracht. Sie sollen nach Reedereiangaben für die angefallenen Flugumbuchungskosten entschädigt werden. Das 2003 in St. Nazaire erbaute 68870-BRZ-Schiff war am 17. Januar von Miami zu einer Reise ausgelaufen, von der es planmäßig erst im Mai in Kalifornien zurückerwartet wurde. Allerdings wurden die Gäste schon wenige Tage später darüber informiert, dass Hafenanläufe kurzfristig abgesagt werden müssten. Nachdem am Freitag überraschend auch der Anlauf von Aruba von den dortigen Behörden verweigert wurde, obwohl die Reederei nach eigenen Angaben zuvor die Bezahlung aller anfallenden Abfertigungskosten sichergestellt hatte, wurde die Crystal Serenity ebenfalls nach Bimini geschickt, wo die beiden Schiffe zunächst den Ablauf des von Genting auf den Bermudas beantragten Insolvenzverfahrens abwarten dürften.

Wie berichtet, hatte der mit Hauptsitz in Singapur ansässige Bunkerlieferant Peninsula Petroleum Far East Pte. Ltd. am 19.01.2022 beim United States District Court Southern District of Florida eine Klage gegen das 27 Jahre alte 51044-BRZ-Schiff Crystal Symphony und die Reedereien Crystal Cruises und Star Cruises wegen unbezahlter Rechnungen für Treibstoff in Höhe von insgesamt 4,6 Mio. Euro erhoben, von denen 2,104 Mio. Dollar auf Crystal Cruises entfallen, deren Crystal Symphony zwischen Dezember 2021 und Januar 2022 zwei Mal und Crystal Serenity sechsmal in Miami bebunkert wurden, ohne dass die dafür fälligen Kosten beglichen wurden.

Am Folgetag ordnete dann District-Richter Darrin P. Gayles an, dass das Gericht einen Vollstreckungsbeschluss für die Arretierung der unter Bahamas-Flagge betriebenen Crystal Symphony erteilt, die zwar am 22.01.2022 in Miami zurückerwartet wurde, stattdessen aber nach Bimini auswich, um dort die Reise zu beenden.

Mit der vorzeitigen Stilllegung der Crystal Serenity schmilzt die Hoffnung auf eine Weiterführung der unter den Marken Crystal Cruises Star Cruises und Dream Cruises betriebenen Kreuzfahrtaktivitäten, die sowohl Genting Hong Kong mit seinem am 18. Januar 2022 vor dem Supreme Court of Bermuda gestellten Antrag auf vorläufige Insolvenz als auch Jack Anderson, Präsident der Genting-Tochter Crystal Cruises, mit seiner Entscheidung zur Auflegung aller drei Seeschiffe bis Ende April und Verschiebung des Saisonstarts der fünf Flusskreuzer auf Ende Mai verbunden hatten.

Auch Dream Lines insolvent

Ein weiteres Indiz für die Erosion des Genting-Imperiums ist auch die Tatsache, dass inzwischen auch die 2015 von Genting gegründete Reederei Dream Cruises in Bermuda einen Insolvenzantrag gestellt hat. Die Reederei war Auftraggeber des bei dem 2016 von Genting übernommenen und seit Januar dieses Jahres insolventen MV Werften-Verbund zu 75 Prozent fertiggestellten Neubaus Global Dream. Für das für rd. 10 000 Gäste ausgelegte 1,5 Mrd. Euro-Schiff werden derzeit nach Angaben des vorläufigen Insolvenzverwalters der Bauwerft Käufer gesucht. Angeblich soll es vier Interessenten geben. Erste Gespräche seien schon geführt worden. Ob sich die von Genting gehegten Hoffnungen erfüllen, dass nach der kurzfristig erwarteten Einberufung eines vorläufigen Insolvenzverwalters für Dream Cruises eine Lösung zur Weiterführung statt Zerschlagung der Reederei erfüllen und wie es um die Zukunft von Star Cruises bestellt ist bleibt ungewiss. JPM

Crystal Cruises stellt Betrieb bis Ende April ein

MV Werften werden überprüft – „Superstar Libra“ liegt weiter in Wismar

Die unklare Lage bei der angeschlagenen Genting-Gruppe trifft auch die Premium-Kreuzfahrtmarke Crystal Cruises. Bis Ende April werden die drei Schiffe der Marke stillgelegt. Die Flusskreuzfahrtschiffe werden den Saisonstart auf Ende Mai verschieben. Eigentlich sollten die Flussschiffe im April starten.

In einer Mitteilung der Reederei heißt es, die Einstellung des Betriebs biete dem Managementteam von Crystal die Möglichkeit, den aktuellen Geschäftsstand zu bewerten und verschiedene Optionen für die Zukunft zu prüfen.

Dabei ist auch eine Lösung aus dem Genting-Konzern die Möglichkeit. In erster Linie geht es aber um die Sicherstellung der Liquidität für den Betrieb der Schiffe. Auch müsse geklärt werden, ob durch Ansprüche von Gläubigern eine Arretierung der Crystal-Schiffe möglich ist. Die in Los Angeles ansässige Marke Crystal Cruises ist eine Tochter der Genting Hong Kong.

Crystal Endeavor, Foto: enapress.com

Crystal betreibt drei Hochseeschiffe und fünf Flusskreuzfahrer. Die beiden großen Premium-Schiffe Crystal Serenity und Crystal Symphony sind aktuell in der Karibik. Die Crystal Symphony wird nach dem regulären Ende der aktuellen Reise am Sonnabend in Miami aufgelegt. Die Crystal Serenity beendet am 30. Januar in Aruba (Niederländische Antillen) ihre aktuelle Reise.

Das erst im Juni von den MV Werften abgelieferte Expeditionsschiff Crystal Endeavor wird nach der Antarktis-Reise am 4. Februar in Ushuaia die Wintersaison beenden und Kurs auf Nordeuropa nehmen.

„Dies war eine äußerst schwierige Entscheidung, aber angesichts des aktuellen Geschäftsumfelds und der jüngsten Entwicklungen bei unserer Muttergesellschaft Genting Hong Kong eine umsichtige Entscheidung“, sagte Jack Anderson, Präsident von Crystal.

Genting Hong Kong ist durch die Zahlungsunfähigkeit der MV Werften in Mecklenburg-Vorpommern in ein Insolvenzverfahren gerutscht. In der Folge kam es auch bei Genting zu Liquiditätsengpässen und der Handel mit Genting-Aktien wurden eingestellt.

„Crystal ist seit mehr als 30 Jahren ein Synonym für Luxuskreuzfahrten und wir freuen uns darauf, unsere geschätzten Gäste wieder willkommen zu heißen, wenn wir den Betrieb wieder aufnehmen. Wir möchten unseren Gästen und Reiseberatern für ihre unglaubliche Unterstützung in diesen anhaltend herausfordernden Zeiten danken“, so Anderson.

Alle gebuchten Passagiere bekommen den vollen Reisepreis erstattet. Crystal erstattet nach eigenen Angaben den bezahlten Kreuzfahrtpreis vollständig zurück, der automatisch mit der ursprünglichen Zahlungsweise verarbeitet wird, sodass seitens des Gastes keine weiteren Maßnahmen erforderlich sind.

SuperStar Libra im Wismarer Westhafen,
Foto: enapress.com

Superstar Libra“ bleibt in Wismar

Durch das Insolvenzverfahren hat sich auch die Verschleppung des Kreuzfahrtschiffes Superstar Libra von Wismar zu einem Abbrecher in der Türkei verschoben. Das Kreuzfahrtschiff hatte Genting 2018 nach Wismar geschickt, damit es dort als Hotelschiff für die am Projekt Global Dream beteiligten Mitarbeiter und Crewmitglieder genutzt zu werden.

Im November war bekannt geworden, dass Genting das Kreuzfahrtschiff zum Abbruch in die Türkei verkaufen wollte. Dabei hatte Genting aber die Rechnung ohne die Export-Auflagen für Abwrackschiffe in Deutschland gemacht. Die Prüfung der zuständigen Behörden dauerten noch an, als der Insolvenzantrag gestellt wurde. Der bereits im November nach Wismar beorderte Hochseeschlepper Fairplay 33 hat Wismar am Freitag nach sechs Wochen Liegezeit ohne die Superstar Libra verlassen.

Die geplante Verschleppung des Kreuzfahrtschiffes wurde abgesagt, da das Schiff jetzt Teil des Insolvenzverfahrens ist. Wann es Wismar verlassen wird, ist weiter unklar.

Foto: Frank Behling

MV Werften werden weiter durchleuchtet

Bei den MV Werften geht die Suche nach einem Ausweg weiter. Insolvenzverwalter Christoph Morgen versucht weiter eine Lösung für die Werft und das unfertige Kreuzfahrtschiff Global Dream zu bekommen.

Das Schiff liegt im Baudock in Wismar und ist inzwischen schwimmfähig. Der Verwalter und sein Team sind weiter bei der Sichtung der Unterlagen. Verwiesen wird bei Fragen auf den 1. März. Dann soll eine Transfergesellschaft stehen und Teile der Belegschaften mit dem Start des Insolvenzverfahrens übernehmen.

Erste Abwanderungen von Ingenieuren gibt es bereits. In Schleswig-Holstein sucht die Werft ThyssenKrupp Marine Systems händeringend Ingenieure für Rüstungsprojekte. So wird gerade ein Team für Fregatten der Marine Brasiliens zusammengestellt.

Das Land Mecklenburg-Vorpommern könnte möglicherweise im Frühling den unfertigen Neubau als „Sicherheit“ für die Bürgschaften bekommen. 300 Millionen Euro an Bürgschaften sind allein vom Land in dem Projekt eingebunden.

Einen Lichtblick gibt es für die 1900 Mitarbeiter der MV Werften. In der nächsten Woche sollen die Gehälter endlich ausgezahlt werden. Die Agentur für Arbeit zahlt die Gehälter aus dem Insolvenzgeld.

Für Verwunderung sorgte bei der Sichtung der Unterlagen in Wismar auch die Tatsache, dass die unfertige Global Dream bereits seit dem 1. Januar 2022 für die Genting Cruise Ship Management in Kuala Lumpur registriert ist. Dieser Schritt war möglich, weil Genting sowohl Eigentümerin der Werft und gleichzeitig des Auftrags ist. Normalerweise wird eine Reederei erst dann Eigentümerin eines Schiffes, wenn sie das von ihr bestellte Schiff nach der Fertigstellung und erfolgter Abnahmefahrt vollständig bezahlt hat. FB


Meldung vom 23.01.2022: Arrest-Beschluss für „Crystal Symphony“ erwirkt