Schlagwort: Gulden Leeuw

Von Klabautermännern und Küstenspaß: Maritime Tage in Bremerhaven zeigen Faszination der Seefahrt

Schiffe, Segel, Masten, Meer: Diese Mischung zieht Menschen fast schon auf magische Weise an. Die Maritimen Tage 2022 in Bremerhaven zeigen das deutlich. Vom 17. August bis zum 21. August waren dort mehr als 80 Segel-, Motor- und Dampfschiffe zu sehen – und mehr als 400.000 „Sehleute“ sind an die Nordseeküste geströmt. Helmut Stapel berichtet.

Tom steht mit offenem Mund vor dem Bug der Götheborg. Der 58 Meter lange Dreimaster liegt im Neuen Hafen und lässt Besucher nicht nur durch die mächtige Galionsfigur unter dem Bugspriet in Form eines Löwen staunen. Der Nachbau eines Ostindienseglers von 1738 hat noch dazu so viel Seilzeug, Winden, Umlenkrollen und Rahen in seinen Masten, dass einem allein vom Anblick schwindelig wird.


Die „Götheborg“ mit ihrer markanten Galionsfigur.


„Da müssten wir mal mitfahren“, sagt Tom zu seiner kleinen Tochter neben ihm, denn er ist nicht etwa sieben Jahre alt, sondern 37 Jahre. Die Welt von Wasser und Schiffen fasziniert ohne Altersgrenze. Vielleicht ist es der Schritt vom Land raus in die gefühlte Freiheit auf dem Meer. Allein die Schiffstouren auf die Weser mit Segelschiffen wie der 70 Meter langen, holländischen Gulden Leeuw oder dem Dreimaster Großherzogin Elisabeth haben fast 1200 Besucher bei den Maritimen Tagen gebucht.

Aber der Schritt über die Kajenkante auf die Planken, die die Segelwelt bedeuten, ist auch ohne Schiffstörn möglich – beim täglichen Open Ship. An der Westseite des Neuen Hafens gleich neben dem historischen Loschen-Leuchtturm von 1856 liegt die Alexander von Humboldt 2, das bekannte Schiff mit den grünen Segeln und davor die Pascual Flores, ein schicker weißer Frachtsegler aus Spanien, mehr als 100 Jahre alt.


„Pascual Flores“ und „Alexander von Humboldt 2“.
Foto: Wolfhard Scheer/Erlebnis Bremerhaven

Der Fußmarsch dorthin ist ein bisschen wie auflaufendes Wasser. Am besten lässt man sich mit der Strömung des Publikums entlang des Hafens in Richtung Segelschiffe treiben. Die Hafenkajen sind gut gefüllt. Familien mit Kinderwagen, Freunde mit Bier, Bratwurst und guter Laune im Gepäck, händchenhaltende Pärchen, immer wieder einzelne Leute mit Rucksack auf dem Rücken und großer Kamera in der Hand – die Stimmung ist bestens, auch wegen des durchgehend guten Wetters.

„Welcome aboard, willkommen an Bord“, heißt es dann freundlich an der Gangway rauf an Bord zur Alex 2. Plötzlich ist der Blick erhaben, schweift von der Reling aus über das Hafenbecken, die Schiffswelt lässt das Herz ein wenig schneller schlagen – am liebsten würde man gleich ablegen und zusammen mit der Crew die grünen Segel setzen. Allerdings gibt es auf den Maritimen Tagen noch so viel zu sehen, das der Segeltörn mit der Alex 2 warten muss – auch wenn das durchaus möglich wäre, denn der Dreimaster nimmt als Trainee-Schiff zahlende Passagiere mit.


Foto: Tanja Mehl/Erlebnis Bremerhaven

In feuerrot glänzt am Liegeplatz gegenüber in der Sonne – passend zur Funktion – das Feuerschiff Elbe 1 aus Cuxhaven. Majestätisch liegt gleich dahinter die Schulschiff Deutschland – schneeweiß, 83 Meter lang, als Dreimastvollschiff getakelt und als Dauerlieger in Bremerhaven mit Übernachtungsmöglichkeit an Bord. Aber auch einzigartige Schiffe wie der Dampfeisbrecher Wal von 1938 oder der Nachbau der Hansekogge von 1380 sind einen Besuch wert. Was also zuerst tun?

Der verlockende Duft von leckerem Essen gibt die Antwort auf diese Frage. Ein kleines Stück vom Bug der „Alex“ entfernt ist ein großer Streetfood-Markt aufgebaut – zwischen den Steinmauern des historischen Lloyddocks, man ist schließlich in der See- und Hafenstadt Bremerhaven. Vom indischen Curry über frische holländische Waffeln bis zum Fresh Yoghurt gibt es hier alles – inklusive selbstgemachten Hamburgern mit schwarzem Hackfleisch, das durch Sepia -die Tinte von Tintenfischen – seine Farbe erhält. Es ist und bleibt maritim in Bremerhaven, wohin man auch blickt und geht.



Der Gang über die Brücke zwischen dem bekannten Deutschen Auswandererhaus und dem weltweit einzigartigen Klimahaus schließt die Klammer zwischen dem Neuen und dem Alten Hafen. Auch hier liegen zahlreiche Schiffe und Boote mit einem Meer von Flaggen, Wimpeln und Schiffsrümpfen vom Traditionssegler bis zum Motorboot. Es ist früher Nachmittag, wolkenloser Himmel, eine leichte Brise vom Meer. Es sind nun noch mehr Leute auf dem Fest unterwegs, aber Platz genug ist in Bremerhaven – zum Glück gibt es gleich da vorn den Weserdeich, über den weithin sichtbar große Masten ragen.


Torte zum runden Geburtstag der „Dar Młodzieży“: Dr. Ralf Meyer (GF Erlebnis Bremerhaven, links im Bild) und der Oberbürgermeister von Bremerhaven Melf Grantz (rechts) überreichten die Glückwünsche.
Foto: Wolfhard Scheer/Erlebnis Bremerhaven

Es ist die Dar Młodzieży, ein polnisches Vollschiff. Der 108 Meter lange Dreimaster liegt an der Seebäderkaje vor dem Zoo am Meer und feiert seinen 40. Geburtstag bei den Maritimen Tagen in Bremerhaven. Tatsächlich war das Schulschiff seit seiner Indienststellung 1982 in keinem anderen europäischen Hafen öfter als in Bremerhaven: Ganze 50 Mal.

Freibeuterdorf am Deutschen Schifffahrtsmuseum mit Piratenspaß für Kinder, mit 70 Stundenkilometern im Ribboat über die Weser sausen, Hafenrundfahrt bei Bier und Bockwurst, Live-Musik auf drei verschiedenen Bühnen, 180 Marktstände rund um den Neuen und Alten Hafen mitten in den Havenwelten, satte 20 Minuten lang Höhenfeuerwerk über der Weser zum Ausklang am Samstagabend – die Maritimen Tage in Bremerhaven haben fünf Tage lang alle Register gezogen, die Küstenfans sich wünschen und auf jeden Fall eines gezeigt: Schiffe sind und bleiben faszinierend.


Pressemitteilung von Erlebnis Bremerhaven vom 21.08.2022: Maritime Tage 2022 als Erlebnis der Extraklasse

Löwenritt Richtung Nordsee

Im Juni drei Törns mit der „Gulden Leeuw“ ab Bremerhaven

Pressemitteilung

Bremerhaven wird auch in diesem Sommer Ablegestelle des Dreimasters „Gulden Leeuw“ zu ganz besonderen Törns. Das unter holländischer Flagge fahrende Segelschiff lädt für den 10. und 11. Juni zu Fahrten in den Sonnenuntergang ein, am 11. Juni wird tagsüber zudem die Außenweser durchkreuzt. Der „Goldene Löwe“, wie der Name übersetzt heißt, ist hochseetauglich und sogar für Fahrten ins Eismeer geeignet. Das prächtige Schiff startet jeweils an der Seebäderkaje Bremerhaven, in unmittelbarer Nähe zum Klimahaus, Auswandererhaus und dem Zoo am Meer. Die mehrstündigen Weserfahrten kosten 49,50 Euro respektive 69,50 Euro. Es gilt die 3G-Regel. Mehr Infos und die Buchungsmöglichkeit stehen unter www.bremerhaven.de/guldenleeuw. Infos und Tickets gibt es auch bei der Erlebnis Bremerhaven GmbH unter der Telefonnummer 0471 – 414141 sowie per Mail an touristikservice@erlebnis-bremerhaven.de.

Romantischer Törn für „Sehleute“

Ziel Sonnenuntergang heißt es am 10. und 11. Juni bei der „Sunset Cruise“ des Dreimasters, der zu den maritimen Stammgästen in Bremerhaven gehört. Der besondere Törn startet jeweils um 19 Uhr, rund eine halbe Stunde nachdem die Sonne im Meer versunken ist, wird wieder angelegt. Die „Sunset Cruise“ kostet 49,50 Euro für Erwachsene und 39,50 Euro für Kinder. Mit einem Begrüßungstrunk beginnt die Fahrt, verpflegt werden die Passagiere mit Fingerfood.

Kaffee kurz vor der Nordsee

Für den 11. Juni ist zudem eine Halbtagesfahrt in den Nachmittag hinein angesetzt. Für rund vier Stunden fährt die „Gulden Leeuw“ entlang der Bremerhavener Skyline in der Wesermündung Richtung Nordsee. Startpunkt ist um 11 Uhr im Neuen Hafen. Die Kosten für diese Weserfahrt liegen bei 69,50 Euro bzw. 59,50 Euro. Ein Getränk, ein Eintopf nach Art des Schiffes sowie Kaffee und Kuchen sind inklusive.

Segelschiff mit bewegter Geschichte

Während der Fahrt bleibt ausgiebig Zeit, sich mit dem Schiff zu beschäftigen, das zeigt, was in einem 70 Meter langen Schiffskörper so alles stecken kann: 1937 als motorisiertes Forschungsschiff MS „Dana“ für das dänische Landwirtschaftsministerium gebaut, zwei Jahre später um neun Meter verlängert und lange Zeit als Offshore-Versorger und Schulschiff unterwegs, bekam es 2007 in den Niederlanden das heutige Aussehen und die aktuelle Funktion. Gäste an Bord können allerdings noch handgefertigte Originaldetails aus dem Geburtsjahr des Schiffes entdecken und die Atmosphäre der 1930er spüren.

Text: PM Erlebnis Bremerhaven