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MV Werften: Stena will die „Global Dream“ nicht mehr

Die Bemühungen zur Rettung der Arbeitsplätze der MV Werft in Wismar haben einen schweren Rückschlag erlitten. Nach zwei Monaten intensiver Gespräche ist der Investor für das Kreuzfahrtschiff Global Dream abgesprungen. Der schwedische Schifffahrtskonzern Stena wollte das Schiff als Kern einer neuen Kreuzfahrtmarke in Asien übernehmen.

„Wir hatten mehrere ernsthafte Interessenten für das Schiff. Am Ende haben sich die Gespräche auf einen Interessenten konzentriert, der das Schiff zusammen mit den anderen Schiffen aus der Genting-Reederei übernehmen und betreiben wollte“, so Insolvenzverwalter Christoph Morgen.

Bei dem Kaufinteressenten handelte es sich um Stena. Der schwedische Konzern wollte in Asien selbst  ins Kreuzfahrtgeschäft einsteigen. Dafür sollte die Global Dream zusammen mit den Schiffen World Dream, Genting Dream und Explorer Dream zum Einsatz kommen. Stena wollte außerdem die Vertriebsstruktur der Dream Cruises übernehmen.

Das hat aber der ehemalige Eigner der Dream Cruises, der malaysische Unternehmer Lim Kok Thay, in der vergangenen Woche erfolgreich verhindert. Lim Kok Thay gründete in Singapur die Reederei Resorts World Cruises und sicherte sich von einem Konsortium chinesischer Leasing-Banken die Genting Dream.

Dieser Schachzug habe das Interesse des Investors aus Schweden gestoppt. „Der einzige Kunde hat deshalb auch kein Interesse mehr an der Fertigstellung des Neubaus hier in Wismar“, so Insolvenzverwalter Morgen am Montag.

Auch mit den anderen Kunden, gebe es keine Perspektiven mehr. Da die Global Dream in der jetzigen Form mit ihrem Antrieb und der Ausrüstung eigentlich nur noch in Asien eingesetzt werden kann, werde es schwer, einen Käufer zu finden.  

Die Reederei Stena Line hatte im März ein Konzept präsentiert, dass auch Unterstützung der Banken und der Bundesregierung fand. Die Bauzeitfinanzierung für die Fertigstellung wurde bereits gesichert.

Doch nun ist alles wieder auf Null. Für die Belegschaft ist es ein schwerer Schlag. „Das Schlimmste was jetzt passieren kann, ist der Moment, wenn das Schiff hier rausgeschleppt wird und nicht mehr fertiggestellt wird“, sagte Daniel Friedrich von der Gewerkschaft IG Metall.

Die Gewerkschaft IG Metall und auch die Landesregierung in Mecklenburg-Vorpommern sprachen sich für eine Verlängerung der Transfergesellschaft aus. „Es muss gelingen, die Arbeitsplätze am Standort zu sichern“, so Friedrich.

„Die Null-Covid-Politik in China ist auch für die anderen Interessenten an dem Schiff ein starker Aspekt“, so Christoph Morgen. Das Konzept von Stena Line aus Schweden sah vor, die drei aktuellen Schiffe aus der Genting-Flotte zu übernehmen und damit in China ein Kreuzfahrtprojekt aufzubauen. Zusätzlich wollte Stena die Global Dream in Wismar fertigstellen. Die Reederei kennt die Werft, da sie dort bereits die Jumbo-Fähren Stena Hollandica und Stena Britannica gebaut hat.

Diese Planungen wurden aber am Freitag komplett aufgegeben. Die Null-Covid-Politik in China zusammen mit der Abschottung des Landes erlaubt auch auf absehbare Zeit keine Planungen für ein Kreuzfahrtprojekt.

Für die Übernahme der Werft in Wismar durch die Kieler Werft TKMS gibt es eine Bedingung.

„TKMS möchte hier in Wismar Schiffe bauen. Dafür braucht man eine leere Halle“, so Christoph Morgen. Jetzt will der Insolvenzverwalter ein Konzept ausarbeiten, die Werft „benutzbar zu liefern“ und dazu gehöre ein leeres Dock.

Der zu 75 Prozent fertiggestellte Kreuzfahrtneubau Global Dream soll nun noch einmal an Interessenten angeboten werden, die das Schiff in Wismar abholen und anderswo fertig bauen lassen. Ziel sei es, bis Ende 2023 das Dock leer zu haben. Danach könnte TKMS dort mit dem Bau von U-Booten, Fregatten oder Spezialplattformen zu beginnen. Dafür sollen 900 bis 1500 Mitarbeiter in Wismar erhalten bleiben.

Im Moment droht 1500 Mitarbeitern der MV Werft in Wismar am 1. Juli der Gang zum Arbeitsamt. Die Transfergesellschaft endet zum 30. Juni. Die Verlängerung der Transfergesellschaft war an den Auftrag der Stena Line gebunden. Dieser Traum ist jetzt geplatzt. FB

Das Comeback von Lim Kok Thay

Totgesagte leben länger. Dieser Filmtitel lässt sich auch auf die Kreuzfahrt übertragen. Im Fall des malaysischen Unternehmers Lim Kok Thay trifft es auf jeden Fall zu. Obwohl eigentlich seine Genting-Gruppe sich aus dem Touristikmarkt verabschiedet hat, keimt jetzt wieder eine neue Pflanze auf. Am Kreuzfahrtterminal in Singapur wird die Genting Dream auf den Neustart vorbereitet. Die Genting Dream wurde dafür mit Einwilligung der Gläubiger aus der Bucht vor Hongkong nach Singapur überführt. Unter dem neuen Namen Resorts World Cruises wagt Lim Kok Thay am 15. Juni den Neustart.

Die Genting Dream wurde zusammen mit der World Dream 2015 bis 2016 in Papenburg gebaut. Es war der erste Neubau seit Jahren für die Reederei Star Cruises von Lim Kok Thay. Noch in der Bauphase wurde für dieses Schiff aber eine neue Marke geschaffen: Die Dream Cruises. Die Tochter von Genting Hong Kong sollte als neue Marke in Asien eine führende Kreuzfahrtadresse werden.

Nach dem Zusammenbruch der Genting Hong Kong kamen die Schiffe im Winter unter Insolvenzverwaltung. Wie die Strait Times in Singapur berichtet, wurde am 9. März bereits die Resorts World Cruises in Singapur beim Registergericht durch die Firma Two Trees Family Holdings angemeldet. Hinter dem Unternehmen steht die Familie von Lim Kok Thay.

Foto: Frank Behling

Der Grund, warum die Genting Dream für dieses Vorhaben extra aus Hongkong nach Singapur verlegt wurde und die bereits in Singapur ankernde Schwester World Dream nicht genutzt wird, dürfte an den Eigentumsverhältnissen liegen.

Die Genting Dream wurde bereits im Januar 2020 zum Preis von 900 Millionen Euro an vier chinesische Leasing-Banken verkauft. Damit ist dieses Schiff nicht Teil der Insolvenz von Genting. Eigner der Genting Dream ist deshalb eine Tochter der in Monaco ansässigen V-Ships Management-Gruppe. Sie führt im Auftrag der Banken den Betreib des Schiffes.

Bei der World Dream sind noch Banken aus Deutschland im Gläubigerausschuss, darunter auch die KfW Ipex, die Investitionsbank des Bundes. Die KfW Ipex hatte fast zeitgleich mit der Eintragung der neuen Kreuzfahrtgesellschaft Resorts World Cruises die World Dream in Singapur unter Arrest legen lassen. Es wird der Verkauf oder eine Versteigerung des Schiffes geplant.  

World Dream, (Archiv) Foto: Frank Behling

Der neue Veranstalter hat auch sofort für alle von Stornierungen der Reisen der World Dream betroffenen Passagiere die Möglichkeit zur Umbuchung der Reisen bis zum 31. August auf die Genting Dream angeboten.

„Wenn ein Passagier 1.000 Dollar für die World Dream bezahlt hatten, geben wir ihnen 1000 Dollar Kreuzfahrtguthaben, und er kann an Bord kommen und zwischen dem 15. Juni und März 2023 kreuzen“, sagte Michael Goh, Präsident und Leiter des internationalen Vertriebs von Resorts World Cruises in der Strait Times.

Rund 13.000 Buchungen der World Dream sollen betroffen sein. CEO der neuen Reederei ist Colin Au, der von Genting wechselte. Er kündigte auch die Erweiterung des Fahrplans in der Region an. Alle geleisteten Zahlung für Tickets sollen jedoch auf ein Treuhänderkonto fließen und so für die Passagiere sicher bis zum Reiseantritt aufbewahrt werden.

Das neue Unternehmen rekrutiert 1600 Crewmitglieder und 70 von rund 100 ehemaligen Mitarbeitern aus den Bereichen Vertrieb und Marketing von Genting Hong Kong.

Die Zukunft der Flotte von Dream Cruises mit der World Dream und der Explorer Dream soll kurzfristig entschieden werden. Ein Treffen der Gläubiger am 20. Mai soll hier die Weichen stellen. Ein Einsatz der beiden weiteren Schiffe ist ab Sommer möglich.

Resorts World Cruises, dessen Muttergesellschaft Two Trees Family ist, ist eine Marke von Resorts World. Dieser Hotelkonzern hat weltweit über 46 Hotels mit mehr als 30.000 Mitarbeitern. Die neue Tochtergesellschaft Two Trees führt Lim Kok Thay und seinen Sohn Lim Keong Hui als Direktor. FB