Schlagwort: Piraterie

„Kein Anlass die Hände in den Schoß zu legen“

Piraterie auf niedrigstem Stand seit 1993

Im ersten Quartal dieses Jahres wurden weltweit 27 Fälle von Piraterie und bewaffneten Überfällen auf Schiffe gemeldet. Das geht aus dem am 13. April vom Internationalen Schifffahrtsbüro (IMB) der Internationalen Handelskammer (ICC) vorgelegten Bericht hervor. Auch wenn dies ein deutlicher Rückgang gegenüber den 37 Vorfällen im Vergleichszeitraum des Vorjahres und zugleich den niedrigsten Stand seit 30 Jahren bedeutet, ruft das IMB  zu weiterer Wachsamkeit auf.

Mahnt zu anhaltender Wachsamkeit: ICC Germany-Generalsekretär Oliver Wieck. Foto: ICC Germany

„Die neuesten Zahlen sind erfreulich, es besteht jedoch kein Anlass, die Hände in den Schoß zu legen. Um den Schutz vor Seepiraterie auch langfristig und nachhaltig zu gewährleisten, müssen wir die globale Zusammenarbeit weiter vorantreiben“,  mahnt Oliver Wieck Generalsekretär der in Berlin ansässigen ICC Germany. Fast 85 Prozent des internationalen Handels werden über den Seeweg abgewickelt. Eine koordinierte internationale Zusammenarbeit zur Bekämpfung der Piraterie sei  daher unerlässlich für einen funktionierenden Welthandel. 

 Mit etwa 33 Prozent ereignete sich das Gros der weltweiten Vorfälle in Südamerika; unverändert kritisch ist dabei die Lage beim Ankerplatz Callao in Peru. Im ersten Quartal 2023 gab es dort fünf gemeldete Vorfälle und damit ebenso viele wie in den Vorjahren. 

Weiter zurückgegangen ist dagegen die Zahl der Piratenüberfälle und bewaffneten Raubüberfälle im Golf von Guinea. Im ersten Quartal 2023 wurden von dort fünf Vorfälle gemeldet, verglichen mit acht im Jahr 2022 und 16 im Jahr 2021. Das trifft auch auf die Meerenge von Singapur zu, wo sich mit acht  registrierten Vorfällen fast 30  Prozent  der Vorfälle des ersten Quartals 2023 ereigneten – ein deutlicher Rückgang gegenüber den 15 gemeldeten Vorfällen im ersten Quartal 2022. 

Bleibt Piraterie-Hotspot: Callao, Foto: Muncipalidad de La Punta

Auch vier von Deutschland gemanagte Schiffe betroffen

Von den im ersten Quartal dieses Jahres registrierten 27 Attacken waren 11 Massengutfrachter, drei Containerschiffe, sieben Tanker, vier Schlepper, ein Stückgutfrachter und ein Offshore-Spezialschlepper betroffen. 15 der Schiffe lagen beim Angriff vor Anker,  11 befanden sich in Fahrt und ein Schiff am Liegeplatz. Sechs der betroffenen Schiffe fuhren unter Singapur-Flagge, vier unter der Flagge der Marshall Islands und je drei unter Liberia- bzw. Zypern-Flagge. Zwar war kein Schiff unter deutscher Flagge  betroffen, jedoch vier  von Deutschland kontrollierte bzw. gemanagte Einheiten.    

Weiterhin hoch ist das Gewaltpotential bei den Vorfällen: Sechs Besatzungsmitglieder wurden entführt, zwei als Geiseln genommen, zwei bedroht und ein Opfer angegriffen. Daher ruft das  IMB Piracy Reporting Centre dazu auf, die Einsätze der Küstenschutzbehörden und der internationalen Seestreitkräfte in der Region fortzusetzen.

Als wichtige, rund um die Uhr erreichbare Anlaufstelle für die Meldung von Pirateriedelikten und die Unterstützung von bedrohten Schiffen dient das IMB Piracy Reporting Centre.  Die schnelle Reaktion und Koordinierung mit den Einsatzkräften sowie das Versenden von Warnungen an Schiffe haben  nach IMB-Angaben dazu beigetragen, die Sicherheit auf hoher See zu erhöhen. Die vom IMB gesammelten Daten liefern auch wichtige Erkenntnisse über die Art und Vorgehensweise moderner Piraterie. JPM