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Quarantäne brechen mit Mark Twain

Quarantäne, Einreiseverbote und geschlossene Häfen: Was in Corona-Zeiten für Kreuzfahrtgäste ein hoch aktuelles Ärgernis ist, gab es auch schon vor über 150 Jahren. Wie der Schriftsteller Mark Twain auf seiner Seereise trickreich die behördlichen Anordnungen unterlief, berichtet Karsten Eichner.

Der illustre Passagier aus Übersee ist am Boden zerstört: Zum ersten Mal fährt er per Schiff nach Griechenland – und soll nun wegen strenger Quarantäne-Bestimmungen nicht ins Land der klassischen Antike einreisen und die Akropolis aus der Nähe sehen dürfen. Was in den vergangenen Wochen zahlreiche Kreuzfahrtgäste in Südostasien, der Karibik und anderswo schmerzhaft erlebt haben, das ist bereits anno 1867 auch dem amerikanischen Autor und Reiseschriftsteller Mark Twain (1835-1910) auf seiner Seereise durchs Mittelmeer passiert. Damals grassiert in weiten Teilen Europas eine erneute Cholera-Epidemie, und die örtlichen Behörden fahren schwere Geschütze auf: Spanien und Malta dürfen gar nicht angesteuert werden, auch Lissabon ist tabu, in Norditalien herrscht die Seuchen-Angst und in Griechenland gilt vor Einreise zumindest eine elftägige Quarantäne.

Kein Landgang für 40 Tage

Mark Twain (Samuel L. Clemens, 1835-1910) Foto: Brian – stock.adobe.com

Quarantäne – das bezeichnet seit der großen Pest-Epidemie im 14. Jahrhundert die Zeitspanne von ursprünglich 40 (lat.: quadraginta) Tagen. In diesem Zeitraum wurde allen Seeleuten aus pestverdächtigen Schiffen der Landgang verwehrt. Auch Mitte des 19. Jahrhunderts sind die hygienischen Bedingungen in Südeuropa noch alles andere als vorbildlich und leisten damit der Pandemie Vorschub – ein Schock für die Touristen aus Übersee. Den bekommt Twain beispielsweise beim Landgang in Civitavecchia, noch heute dem bevorzugten Kreuzfahrthafen für Tagesausflüge nach Rom. Twain notiert staunend und mit unverhohlenem Sarkasmus über die Bewohner: „Sie sind sehr unsauber, diese Leute (…). Wenn sie jemanden mit einem sauberen Hemd sehen, erregt das ihre Verachtung. Die Frauen waschen an den öffentlichen Brunnen in den Straßen den halben Tag lang Wäsche, aber die gehört wahrscheinlich jemand anderem.“ Anderswo ist es kaum besser: In einem öffentlichen Badehaus in Mailand muss Twain aus der Wanne heraus eine halbe Stunde lang in allen möglichen europäischen Sprachen lautstark rufen, bevor er ein Stück Seife erhält…

Cadiz

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Artania – Australische Quarantäne beendet

Am 17.04.2020, 22:00 Uhr australische Zeit, wurde die 14-tägige Quarantänezeit von MS Artania durch die australischen Behörden beendet. Das Schiff lag während der beiden Wochen im Hafen von Fremantle, Westaustralien. MS Artania wurde von örtlichen Firmen gereinigt und desinfiziert. Durch australische Seite wurde die Einhaltung der Hygienevorschriften  überprüft und endabgenommen. 

MS Artania hat am 18.04.2020 um 13:00 Uhr Fremantle verlassen. An Bord des Schiffes befinden sich noch 403 Crewmitglieder. Der Großteil der verbliebenen Crew ist von den Philippinen und aus Indonesien. MS Artania hat daher Kurs auf Südostasien genommen, um die Crewmitglieder am 23.04.2020 auf Bali und am 28.04.2020 in Manila zu ihren Familien zu bringen, bis Kreuzfahrten wieder aufgenommen werden können.

Am 19.04.2020 flogen 41 europäische Crewmitglieder, die für den Betrieb des Schiffes nicht unbedingt benötigt werden, mit einer Condor Chartermaschine von Perth nach Frankfurt. An Bord des Flugzeugs befanden sich überdies 18 Gäste von MS Artania, die aufgrund ihres positiven Covid19-Tests eine 14-tägige Quarantäne in Hotels an Land verbracht haben und von den australischen Gesundheitsbehörden als gesund eingestuft wurden. 
Das eigens gecharterte Flugzeug der Condor wurde auf dem Hinweg von Frankfurt dazu genutzt, Crewmitglieder von MS Amadea, MS Amera und MS Albatros aus Bremerhaven und Emden nach Manila zu bringen. Auf dem Rückweg wurden Deutsche, die in Thailand aufgrund der aktuellen Situation gestrandet waren, in Bangkok an Bord genommen.
Bis zuletzt hat Phoenix Reisen versucht, bei den australischen Behörden zu erwirken, dass das Gepäck aller Artania Gäste, welches beim Rückholflug am 29.03.2020 nicht befördert werden durfte, mit der Chartermaschine am 19.04.2020 auszufliegen. Leider wurde dies von den Behörden nicht genehmigt.

Neun Gäste verbleiben aufgrund positiver Corona Testergebnisse noch bis zur Vollendung ihrer Quarantäne in Australien. 

Acht Gäste sind nach ihrem erfolgreich absolvierten Quarantäneaufenthalt im Hotel wieder an Bord von MS Artania gegangen und treten mit dem Schiff die Heimreise nach Deutschland an.

Kapitän Morten Hansen, eine ca. 75-köpfige Crew sowie die verbliebenen Gäste werden mit MS Artania von Südostasien den Seeweg durch den Suezkanal und weiter nach Deutschland nehmen. Das Schiff wird am 31.05.2020 in Bremerhaven erwartet. 

Bedingt durch die Infektion mit dem Coronavirus sind leider drei Todesopfer zu beklagen; zwei männliche Gäste, 69 Jahre und 71 Jahre alt, sowie ein männliches Crewmitglied, 42 Jahre. Alle drei Patienten litten an Vorerkrankungen. Die Reederei BSM und Phoenix Reisen bedauern dies außerordentlich und sprechen allen Anverwandten ihre Anteilnahme aus. 

Die besondere Situation in diesen Corona Zeiten nahmen zwei Crewmitglieder zum Anlass, über ihre weitere gemeinsame Zukunft nachzudenken. Bevor MS Artania den Hafen verließ, wurden sie am 18.04.2020 auf der Pier in Fremantle von Honorarkonsulin Frau Dr. Maluga vor Abreise getraut.  

Text: PM Phoenix Reisen, Foto: Phoenix Reisen