Neun Tage dauerte die letzte Reise des Kreuzfahrtschiffes Delphin. Der polnische Hochseeschlepper Opal übernahm die Schleppreise des stolzen Kreuzfahrtschiffes von Rijeka zum türkischen Recycling-Zentrum Aliaga. Bei der türkischen Firma BMS Gemi Donushum San aus Aliaga wird das Schiff jetzt in den kommenden drei Monaten verwertet. Die selbe Firma hatte auch schon die Astor erworben und verschrottet.
Foto: Frank Behling
Die Delphin war am 13. April in Rijeka abgeholt worden, nachdem das türkische Unternehmen die zuvor bei einer Auktion erzielten 3,6 Millionen Euro bezahlt hatte. Seit 2014 hatte das weiße Kreuzfahrtschiff bei der Werft Viktor Lenac in Rijeka gelegen und war dort zunächst als Wohnschiff für Besatzungsangehörige amerikanischer Marineschiffe genutzt worden.
Nachdem die US Navy andere Lösungen für die Werftzeiten suchte, war die im Besitz eines indischen Unternehmens befindliche Delphin irgendwann verlassen worden.
Salamis Filoxenia, Foto: Frank Behling
Alle Versuche der Reaktivierung scheiterten. Mit der Pandemie war dann die Perspektive dahin und das Schiff kam unter den Hammer. Bei der gerichtlichen Versteigerung wollte die Werft zumindest einen Teil der Kosten für Versorgung und Bewachung des Schiffes wieder hereinholen.
Am 22. April schoben Schlepper dann das Kreuzfahrtschiff in Aliaga auf den Strand. Es war die Endstation für das Schiff mit der wechselvollen Vergangenheit.
Foto: Frank Behling
Die Delphin begann ihre Karriere 1973 im finnischen Turku im Baudock der Wärtsilä-Werft als Belorussiya. Die Sowjetunion hatte damals mit der Wärtsilä-Werft in Turku einen Vertrag über den Bau von fünf schnellen RoRo-Fähren der modernen Bauart bestellt.
1974 kam die Delphin dann als Typschiff dieser Klasse unter dem Namen Belorussiya ins Wasser. Es folgten die Schwestern Gruziya, Azerbaidzhan, Kazakhstan und Kareliya bis Januar 1976. Alle fünf Schiffe waren nach Republiken der Sowjetunion benannt.
Die Schwester Gruziya war bei der letzten Reise nur drei Tage schneller als die Delphin. Das als Salamis Filoxenia in Zypern gestrandete Schiff der Klasse war im Februar an die Agentur Prime Spot Trading verkauft worden. Sie verkaufte das Schiff schließlich an einen Abbrecher Ghadani Beach. Dort traf das in Titan umgetaufte Schiff am 19. April ein. Drei Tage später ging auch die Delphin in der Türkei auf den Strand. Die Salamis Filoxenia hat einen Kauferlös von 4,1 Millionen Dollar erbracht – eine halbe Million mehr als die Delphin. FB
Ehemalige „Norwegian Dream“ war mit dem Klappschornstein ein Unikat
In den vergangenen Tagen sind gleich vier weitere, über 30 Jahre alte Kreuzfahrtschiffe an Abwrackwerften verkauft worden, bzw. schon am Strand einer türkischen Abwrackwerft gelandet.
So ist am 22. April die gerade bei deutschen Urlaubern sehr beliebte Delphin nach mehreren Jahren Aufliegezeit auf einer Werft in Kroatien auf einer türkischen Abwrackwerft eingetroffen. Nachdem erst kürzlich das Schwesterschiff Salamis Filoxenia (Bauname Gruziya) im pakistanischen Gadani auf den Strand gesetzt wurde, trifft es mit der Delphin nun das letzte Schiff aus der bekannten Belorussiya-Klasse. Dies war eine Reihe von fünf Schiffen, die in den 1970er-Jahren bei Wärtsilä in Turku, (heute Meyer Turku) als kombinierte Fähr- / Kreuzfahrtschiffe für die damaligen staatlichen Reedereien der Sowjetunion gebaut worden waren. In den 80er Jahren wurden diese Schiffe mehrfach auf der Bremerhavener Lloyd Werft zu reinen Kreuzfahrtschiffen umgebaut.
Gleich drei Kreuzfahrtschiffe von Star Cruises gehen an die Abwracker
Aus der Insolvenzmasse der Genting-Gruppe wurden nun die drei ältesten Schiffe von Star Cruises an Abwrackwerften verkauft, wobei es hier noch keine genauen Angaben über den Ort der Abwrackwerft gibt. Die älteste Einheit ist die 1990 ebenfalls in Turku erbaute ehemalige Auto-/Passagierfähre Star Pisces, die als Kalypso für den Ostseeeinsatz für die schwedische Rederi AB Slite gebaut wurde. Doch schon 1993, nach der Insolvenz der Rederi AB Slite, wurde das 176,75 Meter lange Schiff von Star Cruises erworben und seitdem für Fahrten in Fernost eingesetzt, zuletzt für Casino-Kreuzfahrten ab Hongkong.
„Dreamward“ und „Norwegian Wind“, Foto: Chr. Eckardt
Weiterhin gehen die beiden Schwesterschiffe Superstar Aquarius und Superstar Gemini den Weg in Richtung Abwrackwerft. Beide Schiffe wurden zwischen 1991 bis 1993 nach den Plänen vom Bremer Vulkan auf der französischen Werft Chantiers de l’Atlantique in Saint Nazaire als Windward bzw. Dreamward für die Norwegian Cruise Line mit einer Länge von 190 Metern gebaut.
1998 erhielt die Bremerhavener Lloyd Werft den Auftrag, zur Vergrößerung der Passagierkapazität, beide Schiffe um 40 Meter zu verlängern. Als erstes traf im Januar 1998 die Windward in Bremerhaven ein. Innerhalb von nur 60 Tagen wurde das Schiff im Dock in zwei Teile geschnitten und anschließend wurde eine von der Seebeck-Werft vorgefertigte Sektion im Dock dazwischengesetzt. Nach der Ablieferung am 12. März 1998 traf das in Norwegian Wind umbenannte verlängerte Kreuzfahrtschiff an der Columbuskaje auf das Schwesterschiff Dreamward das auf den freien Dockplatz bei der Lloyd Werft wartete.
Foto: Chr. Eckardt
Im Jahr 2007 wurde die Norwegian Wind von Star Cruises, der damaligen Muttergesellschaft von Norwegian Cruise Lines, übernommen. Seitdem verkehrte es in fernöstlichen Gewässern unter dem Namen Superstar Aquarius.
„Norwegian Dream“ sorgt neun Jahre für Unterhaltung am Nord-Ostsee-Kanal
Ab März 1998 erfolgte dann auch die erfolgreiche Verlängerung der Dreamward bei der Lloyd Werft Bremerhaven, wobei das Schiff eine Besonderheit erhielt, einen klappbaren Schornstein. Denn das nach dem Umbau in Norwegian Dream umbenannte und nun 230 Meter lange Kreuzfahrtschiff sollte in den Sommermonaten für die Norwegian Cruise Line regelmäßig von Dover kommend im Rahmen von Ostseekreuzfahrten den Nord-Ostsee-Kanal quer durch die norddeutsche Tiefebene passieren. Damit das Schiff dort die niedrigen Eisenbahn- und Straßenbrücken passieren konnte, musste die Schornsteinspitze jedes Mal vor der Einfahrt in den Kanal umgeklappt werden. Die erste Passage des bislang größten Kreuzfahrtschiffes das den NOK regelmäßig passierte erfolgte am 14. Mai 1998.
Foto: Chr. Eckardt
Doch schon lange bevor die Queen Mary 2 später in Hamburg für volle Deiche entlang der Elbe sorgte, zog die Norwegian Dream schon damals regelmäßig die Menschenmassen an den Nord-Ostsee-Kanal. Die vornehmlich amerikanischen Gäste liebten die Passage und vor allem die Begrüßung durch die vielen Schaulustigen mit Fahnen, Fackeln, Plakaten und Hupkonzerten auf der rund 8-stündigen Passage des Kreuzfahrtschiffes. Regelmäßig, alle 12 Tage zur gleichen Zeit mit bis zu 1.700 Passagieren an Bord, wurde die Norwegian Dream in Brunsbüttel erwartet.
Um die Mittagszeit lief das Schiff die Schleuse und wurde dabei auch vom dem Feuerwehrmusikzug des Amtes Hanerau-Hademarschen begrüßt. Dieser stieg dann jedes Mal mit an Bord und sorgte so bis zum Ausstieg in Kiel-Holtenau für zünftige deutsche Unterhaltung. Dazu wurden auf dem Außendeck Weißwurst, Brezel und Fassbier an Bord ausgeschenkt und somit ein kleines deutsches Volksfest gefeiert, für viele amerikanische Gäste einer der Höhepunkte der Reise. Sie wollten vor allem die Mitglieder des „Norwegian Dream Fan Club Albersdorf“ sehen, die das Schiff auf jeder Passage mit Fahnen und Bannern begrüßten. Auch die Schiffsführung spielte immer wieder mit und erwiderte die Begrüßung mit dem betätigen des Schiffshorns. Dies ging so bis in den Herbst 2007, auf insgesamt 91 Passagen, immer von West nach Ost. Bei keinem weiteren Kreuzfahrtschiff danach gab es ähnliche Begrüßungen wie die zu Zeiten der Norwegian Dream.
Foto: Chr. Eckardt
Noch einmal kehrte der Cruiser in dieser Zeit zurück zur Lloyd Werft, denn am 24. August 1999 rammte es nachts im Ärmelkanal den taiwanesischen Containerfrachter Ever Decent. Wie durch ein Wunder gab es an Bord beider Schiffe keine Schwerverletzten, aber einen Schaden in Millionenhöhe. Nach dem Unfall wurde die Norwegian Dream zur Lloyd-Werft nach Bremerhaven verholt, um dort umfangreich repariert zu werden. Dazu erhielt das Schiff innerhalb von nur fünf Wochen ein komplett neues Vorschiff.
Schon im April 2008 wollte sich die Norwegian Cruise Line von der Norwegian Dream trennen und verkaufte es zunächst an die griechische Louis Cruise Lines, die dann aber im Oktober den Ankauf wieder stornierte. Nach einer längeren Aufliegezeit in griechischen Gewässern lief das Schiff ab 2012 dann unter dem neuen Namen Superstar Gemini für Star Cruises in fernöstlichen Gewässern.
Nun erfolgt für alle drei derzeit in Malaysia aufgelegten Schiffe der von Branchenkennern schon seit längerer Zeit erwartete Weg zur Abwrackwerft. Chr.Eck
Bei einer Versteigerung vor dem Handelsgericht der kroatischen Hafenstadt Rijeka ist das in Deutschland sehr bekannte Kreuzfahrtschiff Delphin jetzt unter den Hammer gekommen. Den Zuschlag erhielt im Bieterverfahren ein bekannter Schiffshändler aus der Türkei.
Das Schiff soll in den nächsten Tagen seinen Liegeplatz bei der Werft „Viktor Lenac“ freimachen und in die Türkei geschleppt werden. Bei der Versteigerung brachte das Schiff nach kroatischen Medienberichten 3,6 Millionen Euro. Käufer ist die türkische Firma BMS Gemi Donushum San aus Aliaga, die zuvor auch schon die Astor erworben und verschrottet hat.
Insgesamt gab es nach dem Bericht aus Rijeka nur fünf Bieter, die Interesse an der Delphin hatten. Die türkischen Abwracker stachen mit ihrem Angebot aber die Wettbewerber aus. Damit ist das Ende der Delphin besiegelt.
Das Schiff war in Deutschland lange für Delphin Seereisen aus Offenbach und Hamburg unterwegs. Der Unternehmer Heinz-Herbert Hey hatte das Schiff hier speziell für eine Zielgruppe angeboten. Besonders Fans klassischer Kreuzfahrtschiffe buchten dieses Schiff.
Die Delphin begann ihre Karriere vor fast 50 Jahren. 1973 wurde das Schiff im finnischen Turku auf Kiel gelegt. Die Sowjetunion hatte damals mit der Wärtsilä-Werft in Turku einen Vertrag über den Bau von fünf schnellen RoRo-Fähren der modernen Bauart bestellt. Nach dem Vorbild der Anfang der 70er Jahre überall in Mode gekommenen Autofähren mit Kabinen und einem durchlaufenden RoRo-Deck wurde das Schiff unter der Baunummer 1212 am 1. Oktober 1973 auf Kiel gelegt.
Foto: Frank Behling
1974 kam es als Typschiff unter dem Namen Belorussiya ins Wasser. Es folgten in schneller Folge die Schwestern Gruziya, Azerbaizhan, Kazakhstan und Kareliya bis Januar 1976. Alle fünf Schiffe waren nach Republiken der Sowjetunion benannt.
Heimathafen der fünf Schiffe wurde Odessa in der heutigen Ukraine. Die sowjetische Staatsreederei Black Sea Shipping Company hatte dort ihren Sitz.
Konkrete Fährrouten gab es zunächst nicht. Einzelne Einsätze im Schwarzen Meer blieben die Ausnahme. Häfen an der Krim und den Häfen am östlichen Schwarzen Meer wurden von Odessa aus angesteuert.
Zeitweise waren Schiffe der Klasse auch für Militärtransporte bei sowjetischen Manövern im Einsatz. Die Bug- und Heckrampen waren für schwere Fahrzeuge ausgelegt.
Ab Anfang der 80er Jahre kamen die fünf Schiffe dann nach und nach in den langsam aufkommenden Kreuzfahrtmarkt. Die Belorussiya wurde 1983 und 1993 bei der Lloyd Werft in Bremerhaven umgebaut. 1993 trat sie als Kazakhstan II dann auf dem deutschen Reisemarkt die Nachfolge der Schwester Kazakhstan an, die damals in die Karibik wechselte und dort als schwimmendes Spielkasino zum Einsatz kam.
Foto: Frank Behling
Bis 1996 fuhr das 157 Meter lange 500-Betten-Schiff dann unter dem Namen Kazakhstan II, bevor Heinz-Herbert Hey das Schiff den Namen Delphin gab.
2010 gab es dann mit der Einführung der neuen Solas-Regeln keine Perspektive mehr. 2011 kaufte ein indischer Unternehmer das Schiff und brachte es für den Veranstalter Passat Kreuzfahrten in den deutschen Markt. Doch auch dieser Versuch scheiterte bald.
2014 kam das Schiff zur Werft nach Rijeka. Die amerikanische Marine charterte die Delphin als schwimmendes Hotel für Einheiten, die bei der Werft in Martinšćica gedockt wurden. Darunter war 2015 und 2017 auch die Mount Whitney, das Flaggschiff der 6. US Flotte.
Der Eigner Vishal Cruises auf Mauritius konnte keine Anschlussbeschäftigung für das Schiff finden. Bis Anfang 2018 hatten sich die Kosten für Strom, Wasser und Bewachung auf zwei Millionen Euro summiert.
Salamis Filoxenia in Limassol/Zypern, Okt. 2021, Foto: enapress.com
Durch die Versteigerung konnten jetzt die meisten Kosten der Werft gedeckt werden. Von den Schwesterschiffen der Belorussiya schwimmt nur noch die Gruziya. Das Kreuzfahrtschiff liegt als Salamis Filoxenia für die Salamis Lines im Hafen von Limassol. Aber auch bei diesem Schiff steht die Verschrottung bevor. Die in Dubai ansässige Prime Spot Trading kaufte die Salamis Filoxenia im Februar nach Medienberichten bei Tradewinds für angeblich 4,1 Millionen Dollar. Im Gegensatz zur Delphin ist die Salamis Filoxenia aber noch fahrtüchtig, was den etwas höheren Preis erklärt. Sie könnte die Reise zur Abwrackwerft in Asien aus eigener Kraft antreten. FB
Melden Sie sich zu unserem kostenlosen Newsletter an!