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Hoffnungsschimmer für Brodosplit: Kann Storylines-Auftrag für Residenzschiff die Werft retten?

Trotz der erheblichen finanziellen Probleme der seit 20. Mai d. J. in einem vorläufigen Insolvenzverfahren befindlichen kroatischen Brodosplit-Werft zeichnet sich für das zur privaten DIV-Gruppe gehörende Unternehmen ein Hoffnungsschimmer ab.

Gelände der kroatischen Brodosplit-Werft,
Bild: Brodosplit

Die jetzt von dem in Miami ansässigen Unternehmen Storylines in einer Pressemitteilung bestätigte Unterzeichnung eines bereits im April 2021 angekündigten 1,5 Milliarden Dollar-Auftrages zum Bau eines Residenzschiffes („an Bord“ vom 7. April 2021) dürfte eine willkommene Hilfe für die Umsetzung des von der Werft parallel zum derzeitigen vorläufigen Insolvenzverfahrens – dafür sollen Gläubigerforderungen in Höhe von 733,3 Mio. Euro angemeldet worden sein – zur Vermeidung eines Anschlusskonkurses in Arbeit befindlichen Restrukturierungsplanes sein (siehe „an Bord“ v. 14. August 2022).

Der 232,5 Meter lange Neubau mit 547 Appartements, für den ursprünglich eine Lieferung in 2024 und der erste Stahlschnitt noch in 2021 erwartet worden war, soll nunmehr 2025 in Fahrt kommen und laut der Pressemitteilung das erste vollständig ökologisch nachhaltige Schiff sein.

Für Brodosplit wäre es das erste Residenzschiff, nachdem ein erster im Mai 2020 von der in Malta ansässigen Ocean Residences Development Ltd. (ORD), erteilter Auftrag für ein 2024 zu lieferndes 290 m langes 84 000-BRZ Schiff mit 118 Appartements, die in Kooperation mit der im Januar 2020 von DIV übernommenen norwegischen Kleven Verft zu realisierende Njord, wegen des Kleven-Konkurses im Juli 2020 verloren ging und nunmehr von der Meyer Werft bis Ende 2025 erstellt werden soll („an Bord“ 30. Juli 2021).


Animation: Storylines

Animationen des Residenzschiffes „Narrative“, Abbildungen: Storylines


„Wir freuen uns, mit einer so angesehenen europäischen Werft zusammenzuarbeiten, die auf eine lange Tradition im Bau von hochwertigen Passagierschiffen zurückblicken kann“, sagte Alister Punton, CEO von Storylines. Ihm zufolge wird das Schiff u.a. auch über ein Postamt, eine Schule, eine Bibliothek, ein Krankenhaus, eine Bank, Schwimmbäder, Geschäftsräume und etwa 20 verschiedene gastronomische Einrichtungen verfügen. Es solle zudem das größte Wellness-Zentrum auf See der Welt sein, mit eigenen Gärten, Farmen und Raum für verschiedene Sportarten und Erholung an Bord.

„Wir freuen uns, dieses innovative Schiff gemeinsam mit Storylines zu bauen“, ergänzt der Vorstandsvorsitzende von Brodosplit und DIV-Eigner, Tomislav Debeljak. „Wir beteiligen uns immer an Projekten, die der Branche Entwicklung bringen und neue Technologien beinhalten. Dieses Schiff ist mit verschiedenen energiesparenden Funktionen ausgestattet, verfügt über Motoren, die mit zwei Kraftstoffarten (Diesel und LNG) betrieben werden, und wird so optimiert, dass es die geringstmöglichen Emissionen von schädlichen Partikeln und Gasen aufweist. Es gibt viele neue umweltfreundliche Technologien und Schiffssysteme, bei denen wir Pionierarbeit leisten, was dieses Projekt für uns sehr spannend macht.“


Foto: Storylines

Die Preise für die Wohnungen auf dem Schiff mit dem Projektnamen Narrative liegen zwischen 1 und 8 Millionen Dollar für die gesamte Lebensdauer des Schiffes, wobei eine begrenzte Anzahl von 24-Jahres-Verträgen ab 647.000 Dollar erhältlich ist.

Nach Angaben von Debeljak werden jetzt alle notwendigen technischen und kommerziellen Aktivitäten mit dem Eigentümer durchgeführt, damit der Bau so bald wie möglich beginnen könne.

„Brodosplit hat Potenzial und neue Verträge, eine sichere Zukunft für die nächsten fünf Jahre. Wir sind davon überzeugt, dass wir das Insolvenzverfahren erfolgreich abschließen und den Schiffbau in Split fortsetzen werden“, fügte er hinzu.

Dafür dürfte allerdings auch die Haltung der kroatischen Regierung zur Bereitstellung der benötigen Finanzierungsgarantien und Vorschüsse ein entscheidender Faktor sein. Anfang Juli war die Produktion bei der größten kroatischen Werft, die früher 1548 und zuletzt 150 Mitarbeiter für die Weiterführung selbst oder von der EU finanzierter Projekte beschäftigte, eingestellt worden. Die Beschäftigten erhielten drei Mindestlöhne für Februar, März und April. Am 1. Juli wurden sie bis zum 1. September beurlaubt. JPM

Erster Stahlschnitt bei Brodosplit noch in diesem Jahr: Storylines-Residenzschiff „Narrative“ ab 2024 in Fahrt

Ergänzung zu unserer Meldung vom 01. April 2021: Großer Tag für Brodosplit

Das von Shannon Lee und Alister Punton seit Gründung ihres mit Hauptsitz in New York ansässigen Start-ups Storylines in 2016 verfolgte Projekt eines Residenzschiffes ist nach anfänglichen Rückschlägen und Verzögerungen jetzt seiner Realisierung einen entscheidenden Schritt näher gekommen: „Wir sind erfreut, dass wir endlich eine Werft für den Bau unseres mit verflüssigtem Erdgas (LNG) zu betreibenden Residenzschiffes bekannt geben können“, so die aus dem Projektentwicklungs– bzw. dem Konstrukteursbereich stammenden und zuvor nicht im Schifffahrts- oder Kreuzfahrtsektor tätigen Initiatoren. Mit dem Engineering sei bereits begonnen worden und man rechne mit dem Brennstart bei der zur DIV-Gruppe gehörenden Brodosplit-Werft im kroatischen Split im späteren Verlauf dieses Jahres.

Foto: Storylines

Für die Werft ist der Auftrag ein zweiter Meilenstein für den Aufbau eines weiteren neuen Geschäftsfeldes: Bereits im vergangenen Jahr hatte sie mit der 290 m langen und mit 118 Apartments auszustattenden Njord von Ocean Residences Development Ltd (ORD), Malta, einen ersten Auftrag zum Bau eines Residenzschiffes verkündet, das ebenfalls 2024 in Fahrt kommen sollte.

Foto: Storylines

Der nach den derzeitigen Planungen 2024 für Storylines unter dem Namen Narrative in Fahrt kommende rd. 226 m lange Neubau soll über 627 Apartments zwischen 72 und 735 qm, davon 87 Prozent mit eigenem Balkon, verfügen, die zu Preisen zwischen 300 000 und mehr als 8 Mio. Dollar vermarktet werden sollen. Dafür sind verschiedene Modelle und Optionen für die Käufer vorgesehen, die ihre Apartments z. B. für die permanente eigene Nutzung für Perioden ab 12 über 24 Jahre bis zur gesamten – auf ca. 60 Jahre veranschlagten – Lebensdauer des Schiffes leasen können und sie auch durch Storylines periodisch für die Buchung von Kreuzfahrtgästen überlassen können. Damit ist man nach eigenen Angaben preislich deutlich unter dem Niveau des seit 2003 für eine in Miami ansässige Betreibergesellschaft in Fahrt befindlichen Wettbewerbers The World, der über nur 165 Luxus-Apartments verfügt, die seit 2006 verkauft sind. Vorgesehen sind ca. dreieinhalbjährige Weltreisen mit einer durchschnittlichen Verweildauer in den Anlaufhäfen zwischen drei und fünf Tagen.

Der mit umweltfreundlichen Dual Fuel-Motoren für die Energieerzeugung an Bord sowie Batteriepacks auszurüstende Neubau, dessen Entwurf aus der Zusammenarbeit mit der renommierten schwedischen Firma Tillberg Design stammt, soll mit modernen Energierückgewinnungs- und Speichersystemen sowie Umweltschutzeinrichtungen wie Müllentsorgungs-, Sammel- und Recyclinganlagen ausgestattet werden. Zu den Besonderheiten wird neben einer bordeigene Brauerei, Wassersportmarina im Heck mit eigenem Pool, Atrium mit breitem Kulinarik-Angebot in rd. 20 verschiedenen Restaurants, mehr als 20 Lounges, Kunstatelier, leistungsfähigem Hospital, umfangreicher Bibliothek und Naturgartenanlagen an Deck auch der unter dem Namen „Sustain“ angekündigte erste „Zero-Waste-Markt“ auf See gehören. Er wird ein verpackungsfreies Angebot von Früchten, Obst und ohne Einsatz von Pestiziden an Bord gezogenen Produkten bereit halten, darunter Salate, Gemüse, Suppengrün und Erdbeeren für die eigne Zubereitung von Mahlzeiten.

Foto: Storylines

Von der gegenwärtigen Corona-Pandemie erhoffen sich die Storyline-Gründer Rückenwind für ihr mit Blick auf gesundheitliche und Hygiene-Aspekte optimiertes Neubau-Projekt, das mit einem anderen Konzept zunächst einen holprigen Start hatte. Um bezahlbare Residenzen auf See für eine gleichgesinnte Community zu kreieren, wollte man ursprünglich in Fahrt befindliche Passagierschiffe entsprechend umbauen, weil man den Kauf von Alttonnage und ihren Umbau für billiger hielt als den Neubau entsprechender Schiffe. Schließlich hätten Marktstudien gezeigt, dass für schwimmende Residenzen eine größere Nachfrage besonders in einem erschwinglichen Preisbereich besteht, die durch das seinerzeit im Markt befindliche hochpreisige Ultra-Luxus-Residenzschiff The World (BRZ: 43188) nicht abgedeckt werden konnte. Schon zwei Jahre nach Gründung hatte man rd. 100 feste Interessenten für den Kauf von Kabinen gefunden und war bei der Suche nach geeigneter Umbau-Tonnage auf die Marco Polo (BRZ: 22080) von CMV als mögliches erstes Schiff gestoßen. Doch schon bei der Erarbeitung der Pläne für den nötigen Umbau und die künftige Vermarktung wurde deutlich , dass dieser 1965 in Wismar erbaute, am 22. Oktober letzten Jahres für 2,77 Mio. US Dollar von Highseas Ltd. in Dubai ersteigerte und im Januar dieses Jahres zum Abbruch im indischen Alang eingetroffene Oldie wegen seines Alters und seiner Größe nicht den künftigen Ansprüchen der potenziellen Klientel gerecht werden konnte.

Ankauf und Umbau zum Residenzschiff verworfen: Costa Classica, Foto: Jens Meyer

Auch das wenig später ins Auge gefasste zweite Objekt, die 1991 von Fincantieri in Monfalcone erbaute Costa Classica, (BRZ: 52926), war zwar deutlich jünger, musste aber trotz des bereits begonnenen Umbauplanungs- und Marketingaktivitäten ebenfalls verworfen werden, weil sich zeigte, dass wegen der schon ein Jahr später in Kraft tretenden strengeren Emissionslimitierungen für die Schifffahrt das Anlaufen eine Reihe von wichtigen Anlaufdestinationen nicht zulassen würden. Da auch die zu erwartende weitere Lebensdauer der beiden Schiffe von ca. 24 Jahren zu gering war, für die Darstellung eines wirtschaftlich vernünftigen Einsatzes und einer akzeptablen Preisgestaltung für das Marketing blieb ein Neubau die einzige realistische Option und machte die einst für 2020 geplante Indienststellung eines ersten Residenzschiffes obsolet.

Video: Youtube/Storylines Cruise Condos

Alister Punton, Mitbegründer des jungen Unternehmen, das nach einer ersten Büroeröffnung im UK dieses schon wenig später wieder aufgab, anschließend Aktivitäten nach Delaware verlegte und Anfang dieses Jahres auch ein neues Büro im Marina Blue-Gebäude in Miami eröffnete, hatte Ende Oktober 2018 zunächst die Erstellung des Kaskos für den Neubau bei einer chinesischen Werft und die anschließende Komplettierung der Inneneinrichtung sowie den Einbau von Schlüsselkomponenten durch europäische Zulieferer angekündigt: „Wir haben Kontakt mit einigen der wichtigsten Marktführer im Zulieferbereich aufgenommen, um das sauberste, grünste und modernste derzeit lieferbare Schiff zu bekommen“, kündigt er vollmundig an. JPM

Großer Tag bei Brodosplit: „Ultramarine“ abgeliefert und neues Residenzschiff-Projekt

Ein großer Tag in Pandemie-belasteter Zeit für die Brodosplit-Werft in Split: Mit der heutigen Übergabe der Ultramarine kann die zur kroatischen DIV-Gruppe gehörende Werft nicht nur den ersten Neubau-Auftrag in ihrer langjährigen Geschichte aus den USA erfolgreich erledigen, sondern auch das zweite der bisher drei Expeditionskreuzfahrtschiffe abliefern, die seit ihrem Einstieg in dies für sie neue Marktsegment von zwei renommierten Reedereien bestellt worden sind.

Foto: Quark Expeditions

Bereits im Mai 2019 hatte die Werft mit der Hondius (BRZ 6300, 174 Gäste) ihren ersten Expeditionskreuzfahrtschiff-Neubau an Oceanwide Expeditions angeliefert und am 11. März dieses Jahres erfolgte der Stapellauf des seit Dezember 2019 in der Fertigung befindlichen Schwesterschiffes Janssonius.

Die mehr als 106 Mio. Euro teure Ultramarine, die am 16. Mai für Rechnung des zur Travelopia-Gruppe gehörenden und in Seattle ansässigen Polar-Expeditionsreisenveranstalters Quark Expeditions als Werft-Nr. 487 vom Stapel gelaufen und am 18. Dezember 2020 zur Abschlussdockung die Viktor Lenac Werft angesteuert hatte, konnte nach ihrer Rückkehr die Endausrüstung und Erprobung erfolgreich beenden. Bei dem 13500-BRZ-Neubau handelt es sich um ein 128 m langes, 21,5 m breites und auf 5,1 m Tiefgang 1445 t tragendes Expeditionsschiff für den Einsatz in polaren Gewässern, das 200 Gäste in 103 luxuriös ausgestatteten Kabinen in neun Kategorien einschließlich sechs Solo-Suiten mit raumhohen Fenstern unterbringen kann. Der mit 140 Crewmitgliedern zu besetzende Neubau, der nach den Vorschriften und unter Aufsicht der Klassifikationsgesellschaft DNV GL erstellt und die Regeln für die Polar Class 6 erfüllen wird, sollte ursprünglich zur Antarktissaison 2020/2021 in Fahrt kommen. Zur insgesamt 4400 kW leistenden dieselelektrischen Maschinenanlage des die Vorschriften für den Klassezusatz „Safe Return to Port“ erfüllenden Neubaus gehören vier ABC-Hauptdiesel. Damit soll eine maximale Geschwindigkeit von 16 kn erreicht werden.

Aufnahmen während der Sea trials der „Ultramarine“, Video: Youtube/QuarkExpeditions

Zur Ausstattung des Neubaus werden zwei gleichzeitig nutzbare Helikopterplattformen für zweimotorige Hubschrauber und ein interner Zodiac-Hangar mit 20 Zodiacs für eine schnellere und sichere Ausschiffung gehören. Die Inneneinrichtung soll sich durch einen besonders hohen Hotelstandard mit geräumigen Kabinen, zwei Restaurants, Panorama Lounge, Lecture-Theater und Wellness-Center auszeichnen und auch die Beobachtungsmöglichkeiten innerhalb des Schiffes als auch auf den Außendecks sollen großzügig bemessen sein. Das Projekt-Management für den als Projekt Vinson entwickelten Neubau wurde der 3D Marine USA, Inc übertragen, die u.a. auf die Kompetenz der auf Kreuzfahrtschiff- und Yachtdesign sowie Innenarchitektur spezialisierten Hamburger Firma Cubik3 setzt. 3D Marine und Cubik3 haben bereits in der Entwicklungsphase des Projekts mit LMG Marine in Bergen als Hauptdesigner des Schiffes kooperiert, wobei das Projektteam in Zusammenarbeit mit Quark Expeditions auch an der Auswahl für die Auftragsvergabe unter mehreren europäischen Werften beteiligt war.

Foto: Storylines

Auch in einem weiteren neuen Segment kann Brodosplit Erfolg vermelden: Nachdem es zuletzt keine weiteren Fortschritte bei dem im vergangenen Jahr mit der in Malta ansässigen Ocean Residences Development Ltd. (ORD) über den Bau des 290 m langen und über 118 Appartements verfügenden sowie mit Dual Fuel-Motoren auszurüstenden Residenzschiffes Njord gegeben hat, das unter norwegischer Flagge 2024 geliefert werden sollte, hat jetzt das 2016 als Start-up gegründete Unternehmen Storylines Brodosplit als Bauwerft für ihr 2024 zu lieferndes Residenzschiff The Narrative benannt und den Brennstart noch in diesem Jahr angekündigt. Das über 627 Appartements verfügende und mit Wassersportmarina, Naturgärten etc. auszustattende Schiff soll ebenfalls vorwiegend mit LNG betrieben werden und das „grünste“ und modernste Kreuzfahrtschiff der Welt werden, künden die Auftraggeber vollmundig an, die zunächst Umbauten von Second-hand-Schiffen und dann einen Neubau in China mit Endausrüstung in Europa ins Auge gefasst hatten. JPM