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Tallink-Fähre „Isabelle“: Als Unterkunft für Ukraine-Flüchtlinge verchartert

Die estnische Fährreederei-Gruppe Tallink hat am Montag eine Charter-Vereinbarung mit der Sozialversicherungsanstalt des Landes (SKA) für ihre Ro/Pax-Fähre Isabelle (BRZ: 35154) unterzeichnet, damit diese ab heute (Donnerstag, 7. April) genutzt werden kann, um Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine eine vorübergehende Unterkunft in Tallinn zu bieten.

Das 1989 im kroatischen Split erbaute Tallink-Schiff, das normalerweise auf der Strecke Riga-Stockholm verkehrt, wurde zunächst für vier Monate an die SKA verchartert, mit der Option, die Charter um zwei Monate und danach je nach Bedarf um weitere zwei Monate zu verlängern.

„Da die Touristensaison näher rückt, müssen die in Estland ankommenden Flüchtlinge, die vorübergehend in Hotels untergebracht wurden, umquartiert werden, da die Hotels bereits im Voraus gebucht wurden“, so Kert Valdaru, Leiter der Sozialschutzgruppe des Krisenstabs, in einer SKA-Pressemitteilung

„Wir haben sehr gut mit den Hotels zusammengearbeitet, und ihre schnelle Reaktion bei der Unterbringung von Kriegsflüchtlingen war eine große Hilfe“, so Valdaru.

„Da die Hotels nicht mehr gewährleisten können, dass wir alle für einen Zeitraum von 30 Tagen unterbringen können, suchten wir sowohl nach längerfristigen Unterkünften als auch nach einem Passagierschiff, um kurzfristige Unterbringungsmöglichkeiten anzubieten. Die Flüchtlinge könnten in Estland damit rechnen, dass sie bei Bedarf vom Staat untergebracht werden, entweder in der Hauptstadt Tallinn oder anderswo.“

Die 169,40 m lange und 28,20 m breite Isabelle bietet Platz für ca. 2.100 Personen und bleibt im Hafen von Tallinn, so dass die Menschen an Bord ihre Angelegenheiten bequemer regeln können, z. B. die Beantragung von vorübergehendem Schutz oder die Anmeldung bei der estnischen Arbeitslosenversicherung, und auch die Versorgung mit verschiedenen notwendigen Dienstleistungen wird erleichtert.

Durch die Charter des Schiffes wird die Wiedereröffnung der Route Riga-Stockholm weiter verzögert. Erst Ende letzten Monats hatte Tallink mitgeteilt, dass sich die ursprünglich für den 6. April geplante Wiederaufnahme des Riga-Stockholm-Dienstes um zwei Monate verzögern würde, da die schwierige geopolitische Lage Druck auf die Passagierzahlen und die Preise ausübe, so dass der Betrieb im April oder Mai wirtschaftlich nicht tragbar sei. Die Strecke Riga-Stockholm, die seit März 2020 ausgesetzt ist, sollte dann am 3. Juni wieder eröffnet werden.

„Die Entscheidung, die Isabelle zu verchartern, ist uns nicht leicht gefallen, da die Strecke Riga-Stockholm, die wir in fast 16 Jahren aufgebaut haben, zunächst durch die COVID-Krise und nun zusätzlich durch die Unsicherheiten und Preiserhöhungen infolge des Krieges in der Ukraine stark beeinträchtigt wurde“, sagte Tallink-CEO Paavo Nõgene. Da das Unternehmen in den letzten zwei Jahren schwierige Zeiten durchlebt hat, musste es bei allen Entscheidungen besonders sorgfältig vorgehen und alle möglichen Risiken gründlich bewerten.

„Die Entscheidung, unser Schiff Isabelle für die dringende Unterbringung von Flüchtlingen aus der Ukraine zu verchartern, ist eine solche Entscheidung“, sagte er.

Die Vercharterung des Schiffes an die SKA bedeute, dass das Unternehmen den ukrainischen Flüchtlingen Unterstützung bieten kann, indem es nicht nur Unterkünfte, sondern auch Arbeitsmöglichkeiten für die Flüchtlinge an Bord anbietet.

Wann die Route Riga-Stockholm wieder aufgenommen werden kann, wolle man so schnell wie möglich mitteilen. Bereits gebuchten Gästen werden alternative Reisemöglichkeiten oder die Erstattung des Reisepreises angeboten. JPM

Ukraine: „Costa Magica“ als Notunterkunft

Die italienische Reederei Costa Crociere bietet eines ihrer Schiffe dem italienischen Zivilschutz als Unterkunft für Flüchtlinge aus der Ukraine an. Wie die Reederei am Mittwoch in einer Mitteilung bekannt gab, wolle man das ausgerüstete und voll fahrbereite Schiff mitsamt Crew für die Versorgung anbieten.

Die Costa Magica ankert derzeit vor La Spezia und soll erst im Laufe des Jahres die Marke wechseln und dann bei der Carnival Cruise Line die Kapazitäten wieder auffüllen, die dort durch die sechs Abgänge der „Fantasy“-Klasse entstanden sind. Bis dahin sei ein Einsatz als Notunterkunft für Menschen aus dem Kriegsgebiet denkbar.

Foto: Frank Behling

Das 272 Meter lange und 35,5 Meter breite Schiff ist die fünfte Einheit der „Destiny“-Klasse, bei der es sich um die ersten Kreuzfahrtschiffe der Welt jenseits der Marke von 100.000 BRZ handelte. Die 2004 von Fincantieri abgelieferte Costa Magica war zeitweise auch das Flaggschiff der Costa-Reederei. Das Schiff bietet Platz für bis zu 3740 Passagiere bei Doppelbelegung der Kabinen.

Ob und wo es als Notunterkunft für Geflüchtete aus der Ukraine zum Einsatz kommt, steht noch nicht fest. In Italien laufen, ähnlich wie in den anderen Ländern Westeuropas noch die Versuche der Erfassung der Flüchtlinge. Neben Hotels kommen auch provisorische Lösungen wie Container als Unterkünfte zum Einsatz.

Die Fluchtbewegungen sind sehr unterschiedlich. So haben etwa 3,6 Millionen Menschen die Ukraine seit dem Kriegsbeginn verlassen. Die Mehrheit ist in Polen, der Slowakei oder Rumänien. In Deutschland sind bislang 180.000 Geflüchtete erfasst worden. In Frankreich waren es etwa 17.000 und in Italien etwa 23.000 Menschen aus der Ukraine. FB