Schlagwort: Umweltschutz

Neues Kompetenzzentrum für emissionsfreie Kreuzfahrt

Pressemitteilung

Neue Abteilung bündelt wissenschaftliches und technisches Fachwissen aus der gesamten Gruppe, um das Ziel einer emissionsfreien Kreuzfahrt für Costa und AIDA Cruises zu verfolgen

Die Costa Gruppe – das führende europäische Kreuzfahrtunternehmen mit seinen beiden Marken Costa Cruises und AIDA Cruises und zugleich Teil der Carnival Corporation & plc (NYSE/LSE: CCL; NYSE: CUK), dem weltweit größten Kreuzfahrtunternehmen – gründet eine spezielle Forschungseinheit zur Reduzierung des Kohlendioxid-Ausstoßes. Standort ist Hamburg mit Anbindung an die dortige Carnival Maritime.

Die neu gegründete Abteilung, die die wissenschaftliche und technische Expertise der Gruppe unter einem Dach vereint, wird für die Entwicklung und Umsetzung der Strategie zur Erreichung der Dekarbonisierungsziele der Costa- und AIDA-Flotten bis 2050 verantwortlich sein. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Forschung und Entwicklung, Energiemanagement und Datenanalyse, um einen Fahrplan für einen emissionsfreien Schiffsbetrieb zu entwickeln.

Gleichzeitig treibt die neu geschaffene Abteilung die weitere Verbesserung der Umweltleistung der bestehenden Flotte mit Nachdruck voran und arbeitet dabei eng mit den Nachhaltigkeitsabteilungen der Marken Costa und AIDA zusammen.

Wichtige Impulse zu Batterien, Brennstoffzellen, Solar- und Windenergie 

Wichtige Impulse sollen Untersuchungen und  Tests zu neuen Technologien, bspw. Batterien, Brennstoffzellen, Solar- und Windenergie, setzen, um deren Verfügbarkeit und letztendlich auch Nutzung zu beschleunigen. 

Parallel und ergänzend werden gemeinsam mit Partnern Abgasreinigungssysteme der nächsten Generation entwickelt, die niedrigere Emissionswerte ermöglichen. Ziele sind die Entwicklung und Anwendung alternativer Kraftstoffe in großem Maßstab. Dazu zählen Biokraftstoffe (verflüssigtes Biogas und Biodiesel), Methanol, Ammoniak und Wasserstoff, um den Schiffen eine flexible Nutzung kohlenstoffarmer Energie zu ermöglichen.

Lösungen sowohl für Schiffsneubauten als auch für die aktuelle Flotte

Die Lösungen sollen sowohl bei Schiffsneubauten als auch bei der aktuellen Flotte die Fähigkeit zur Lagerung und Nutzung von Kraftstoffen der neuen Generation ermöglichen.

„Die Bekämpfung des Klimawandels erfordert große Anstrengungen und sehr viel Engagement. Wir glauben, dass die Einrichtung unserer neuen Task Force ein wichtiger Schritt ist, um die Entwicklung neuer Konzepte zu beschleunigen, die uns bis 2050 zu einem kohlenstoffneutralen Schiffsbetrieb führen können“, sagte Michael Thamm, CEO der Costa Gruppe und Carnival Asia.

„Um diese Herausforderung zu meistern, wollen wir Kooperationen und Partnerschaften mit anderen Akteuren in der Wertschöpfungskette aufbauen und unsere Vorreiterrolle in der Kreuzfahrtindustrie fortsetzen. Wir werden auch weiterhin eng mit Regierungen zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass Europa eine Vorreiterrolle auf dem Weg zu einer nachhaltigen Kreuzfahrt spielen kann.“

Im Laufe der Jahre hat die Costa Gruppe durch die Einführung neuer fortschrittlicher Technologien an Bord ihrer bestehenden und neuen Schiffe eine Vorreiterrolle bei der nachhaltigen Innovation in der Kreuzfahrtbranche übernommen. Das Unternehmen war das erste, das den LNG-Antrieb (Flüssiggas) einführte – die aktuell fortschrittlichste und verfügbare Kraftstofftechnologie zur Emissionsreduzierung. Bereits vier Schiffe in der Flotte der Costa-Gruppe werden mit LNG angetrieben. Darüber kann die Mehrzahl der Schiffe der Flotte während der Liegezeit in Häfen, in denen diese Technologie vorhanden ist, Landstromversorgung zur emissionsfreien Liegezeit nutzen.

Für den Sommer bereitet die Costa Gruppe den Einbau des bislang größten Lithium-Ionen-Batteriespeichersystems auf dem Kreuzfahrtschiff AIDAprima vor. Außerdem werden auf AIDAnova Brennstoffzellen installiert, die mit aus Methanol gewonnenem Wasserstoff betrieben werden, um ebenfalls im Sommer die ersten Tests durchzuführen. Mit dem italienischen Unternehmen Ecospray, an dem Costa beteiligt ist, arbeitet die Costa Gruppe an experimentellen Projekten zur Kohlenstoffabscheidung. 

Text: PM Costa Gruppe

„Amadea“-Nachrüstungspremiere mit SCR-Katalysatoren

Traumschiff künftig fit für norwegische Fjorde

Die als Hauptdrehort der „Traumschiff“-Fernsehserie des ZDF bekannte Amadea des Bonner Kreuzfahrt-Veranstalters Phoenix Reisen wird bei ihrer nächsten Werftzeit im September 2021 durch ein erstmalig auf einem bereits in Fahrt befindlichen Schiff zu realisierendes Retrofit der Maschinenanlage in die Lage versetzt, die verschärften Emissionsnormen zu erfüllen, die in den für die Kreuzfahrtbranche wichtigen und von der UNESCO geschützten norwegischen Fjorden gelten.

Durch ein in Deutschland konzipiertes Abgas-Reinigungssystem soll das Schiff ohne By-Pass und ohne Scrubber mit minimaler Ruß/Rauch-Entwicklung und minimalem Ammoniak-Schlupf „super green“ betrieben werden können, wobei auch der Methan Slip vermieden wird, der bei Schiffen anfällt, die LNG als Brennstoff nutzen.

Dazu wird das 1991 für NYK Cruises als Asuka im japanischen Nagasaki erbaute 29008-BRZ-Schiff, das nach dem Verkauf 2006 für die Amadea Shipping Ltd. auf den Bahamas registriert wurde und seitdem in Phoenix Reisen-Charter beschäftigt wird, von der in Augsburg ansässigen Firma MAN PrimeServ mit einem umweltfreundlichen SCR-System (Selective Catalytic Reduction) nachgerüstet, dass sich an die begrenzten Platzverhältnisse anpasst.

Das von MAN PrimeServ konzipierte Retrofit sieht die Integration von zwei SCR-Systemen in die beiden MAN 7L58/64-Viertakt-Hauptmotoren der von der Hamburger Firma BSM Cruise Service gemanagten Amadea vor. Bei der Entwicklung dieser SCR-Lösung stand die Minimierung der Schadstoffemissionen bei gleichbleibender Motorleistung und Antriebseffizienz im Mittelpunkt.

Illustration: MAN Prime Serv

„Das Konzept, nachhaltige Kreuzfahrten anzubieten, ist ein wichtiger Trend in der Branche. Die Amadea wird deshalb nur mit hochwertigem Schiffsdiesel betrieben. Mithilfe unserer SCR-Lösung werden Phoenix Reisen und BSM in diesem Segment eine Vorreiterrolle bei der Emissionsreduzierung einnehmen. Wir freuen uns über unseren Beitrag zu diesem zukunftsweisenden Projekt, von dem die Umwelt profitieren wird“, so Alexander Schäfer, Chef von MAN PrimeServ Turbocharger & Exhaust Gas Treatment.

Nach seinen Angaben registriere man zunehmend Anfragen von Kreuzfahrt- und Fährunternehmen, die ihre Umweltfreundlichkeit bereits vor Einführung entsprechender gesetzlicher Vorschriften verbessern wollen. Es gibt bereits konkreten Kontakt mit einer anderen bedeutenden Reederei, die man derzeit noch nicht nennen möchte. Bereits zu einem früheren Zeitpunkt hatte MAN PrimeServ die Turbolader der über ihre beiden Verstellpropeller ca. 21 kn schnellen Amadea nachgerüstet. Damit konnte der Wirkungsgrad der Motoren verbessert und der CO2-Ausstoß deutlich reduziert werden. Ferner wurden die Schweröl-Einspritzdüsen durch MGO (Marine Gas Öl)-Varianten ersetzt, um die Rußemissionen zu minimieren.

Die SCR-Lösung von MAN bringt die bisher mit Tier 0 eingestuften Motoren der Amadea auf Tier III Niveau. Die NOx-Emissionen werden um 90 Prozent verringert. Dies führt zu einer Reduktion von 600 Tonnen NOx pro Jahr, was etwa dem Jahres-Volumen von 1,4 Mio. Pkw in Deutschland entspricht. Nach Angaben des Herstellers verfügt diese SCR-Lösung über die höchste Betriebsbereitschaft und -sicherheit.

Foto: Jens Meyer

Die Abgasreinigung sei durchgängig bereits ab 15 Prozent Motorlast verfügbar und ermögliche einen sauberen Betrieb auch bei langsamer Fahrt in den Fjorden sowie in der Nähe von Häfen und besiedelten Gebieten. Die vollständig modulare SCR-Lösung wird in das Motorsteuerungssystem der Amadea integriert. Durch einen geschlossenen Regelkreis und mit Hilfe einer Wetterstation, die Umweltdaten erfasst, wird die NOx-Reduktion maximiert und der Ammoniakschlupf auf nur 10 ppm und damit auf Pkw-Niveau reduziert. Der geringe Ammoniakschlupf verbessere nicht nur die Umweltbilanz, da es sich bei Ammoniak um ein klimaschädliches Treibhausgas handelt, sondern er reduziere auch den Harnstoffverbrauch und damit die Größe des Harnstofftanks.

Eine Machbarkeitsstudie, die von PrimeServ zu Beginn des Projekts durchgeführt wurde, habe die Eignung des kompakten, modularen SCR-Systems für die begrenzten Platzverhältnisse an Bord des Schiffes bestätigt. Die Integration in einen schmalen Reaktorschacht sei nur aufgrund der speziellen 87-cpsi-Waben und ihrer hohen Reaktivität in einem zweischichtigen Reaktordesign möglich.

Jedes SCR-Reaktorgehäuse hat zwei Lagen und wiegt ca. 9 Tonnen, was zusätzliche 18 Tonnen Gewicht im Schornstein bedeutet. Für die Ausführung der möglicherweise mehr als zwei Monate dauernden Umbauarbeiten, in deren Rahmen nicht nur umfangreiche Stahlarbeiten anfallen, sondern auch die nicht von MAN stammenden Hilfsmotoren ersetzt werden sollen, rechnet man sich bei der Hamburger Traditionswerft Blohm + Voss gute Chancen aus, da sie bereits mehrere Großaufträge von Phoenix Reisen, darunter auch eine spektakuläre Doppeldockung, kompetent und pünktlich abgearbeitet hat. Über den Auftragswert waren keine Angaben zu erhalten, er dürfte schätzungsweise im unteren siebenstelligen Bereich – zwischen ein und zwei Mio. Euro – liegen.

Bisher wurden im Kreuzfahrtbereich vor allem Neubauten mit SCR-Katalysatoren geordert bzw. ausgerüstet, weil die Platzverhältnisse bei in Fahrt befindlicher Tonnage eine Nachrüstung erschweren und durch den nötigen hohen Aufwand unwirtschaftlich verteuern würden. So muss das Schiff zur möglichst tiefen Installation der Anlage von oben geöffnet und der Schornstein demontiert werden. JPM