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„Astoria“- Update

Die Zukunft des dienstältesten Kreuzfahrtschiffes der Welt ist weiter unklar. Es mehren sich aber Meldungen über einen baldigen Abtransport des Schiffes aus Rotterdam. Nachdem im Sommer 2021 das Unternehmen The Roundtable LLC aus Puerto Rico das Schiff erworben hatte, wird jetzt nach einer Lösung für das 1948 gebaute Schiff gesucht. 

Erste Berichte über einen bereits im Januar erfolgten Verkauf an einen Abbrecher ließen die Eigner aber am 1. Februar dementieren. The Roundtable LLC plante zunächst nach eigenen Angaben den Betrieb der Astoria. Doch das scheiterte 2022 am Zustand des Schiffes, so das jetzt erneut ein Käufer gesucht werde. 

Seit dem 13. Dezember 2021 ist auch die Klasse abgelaufen, wie der Blick ins Register von Bureau Veritas zeigt. Ob die 1948 als Stockholm in Dienst gestellte und zwischenzeitlich auch als Völkerfreundschaft betriebene Astoria noch jemals aus eigener Kraft fahren wird, ist unklar.

Nach dem missglückten Versuch der Überführung mit einem Schlepper von Tilbury nach Lissabon wurde die Astoria am 13. Dezember 2020 in Rotterdam festgesetzt. Das 160 Meter lange Schiff ist äußerlich nach zwei Jahren Liegezeit im Waalhaven inzwischen auch in einem nicht gerade ansehnlichen Zustand. Über das Innenleben des 716-Betten-Schiffes gibt es nur Gerüchte. 

Im Januar machten in Rotterdam Meldungen über Besichtigungen des Schiffes die Runde. Dabei soll es sich um Makler gehandelt haben, die auch einen Verkauf zur Verschrottung prüfen. 

Eine Verschleppung nach Asien scheidet aber aus. Gemäß der strengen Vorgaben der europäischen Union darf aus einem EU-Hafen oder Besitz einer Reederei in der EU kein Schiff zur Verschrottung nach Asien gebracht werden. Offiziell ist noch die auf Madeira ansässige Teamson LDA Eigner des Schiffes.

Wie kompliziert so eine Verschrottung werden kann, musste auch die Genting-Gruppe erfahren, die 2021 versuchte das in Wismar als Wohnschiff aufgelegte Kreuzfahrtschiff Superstar Libra nach Asien schleppen zulassen. Gemäß der Vorgaben der EU war nur eine Verschrottung im türkischen Aliaga erlaubt. Dort endete das Schiff auch. 

Wie der Fall der Astoria weitergeht, muss sich jetzt noch zeigen. Eine schnelle Lösung scheint aber in Sicht zu sein, da die Kosten für die Liegezeit in Rotterdam sich pro Jahr auf einen sechsstelligen Betrag summieren. FB

Auch für Kreuzfahrtschiffe nutzbar: Neubau der Liegeplätze 31 und 32 im Rostocker Überseehafen

Foto: Rostock Port/Nordlicht

Bis zum Oktober nächsten Jahres zum Abschluss kommen soll der Ersatzneubau der beiden ältesten Liegeplätze im Überseehafen Rostock, der am 19. April 2022 in Anwesenheit des Wirtschaftsministers von Mecklenburg-Vorpommern, Reinhard Meyer, des Sozialsenators der Hanse- und Universitätsstadt Rostock, Steffen Bockhahn, sowie der beiden Rostock Port GmbH-Geschäftsführer Jens Scharner und Dr. Gernot Tesch, offiziell gestartet wurde. Die Rostock Port GmbH ist Bauherrin des rund 22 Mio. Euro erfordernden Hafeninfrastrukturprojekts, das auch für Kreuzfahrtschiffe nutzbar ist.

„Die 62 und 58 Jahre alten Liegeplätze 31 und 32 auf der Ostseite von Pier II im Hafenbecken B werden auf einer Gesamtlänge von 400 Metern, einer Breite von 18 Metern und für eine Wassertiefe von 12,50 Meter neu gebaut“, sagte Jens Scharner. Dafür werden rund 12.000 Kubikmeter Beton, Füllmaterial und Stahl abgebrochen und entsorgt. Mit Hilfe von 650 Lockerungsbohrungen wird die neue und insgesamt 3.200 Tonnen schwere Stahlspundwand in mehreren Teilen bis zu 27 Meter tief in die Hafensohle gerüttelt. 245 Pfähle mit einer Länge von bis zu 37 Metern werden die neue Spundwand diagonal mit dem Baugrund verankern. Die Kaianlage wird für eine Flächenbelastbarkeit von fünf Tonnen pro Quadratmeter ausgelegt und auf der gesamten Länge mit neuen Kranbahnschienen ausgerüstet, die eine Last von 30 Tonnen pro Meter aufnehmen können. Die Bauausführung obliegt einer Arbeitsgemeinschaft bestehend aus den Bauunternehmen Züblin AG aus Rostock und der Tiefbau GmbH Unterweser aus Oldenburg.

Völkerfreundschaft, Foto: Bundesarchiv Bild 183-71706-0035 Schaar, Helmut CC-BY SA3.0

„Die Liegeplätze 31 und 32 werden als Multifunktionsliegeplätze für den Umschlag sowohl von Projektladungen als auch Stück- und Schüttgütern gebaut, an denen zukünftig aber auch wieder Transitanläufe von Kreuzfahrtschiffen stattfinden können“, ergänzte Geschäftsführerkollege Tesch, der auf die Geschichtsträchtigkeit der Liegeplätze mit vielfältiger Nutzung auch durch Kreuzfahrt- und Fährschiffe hinwies. So hatte das DDR-Urlauberschiff Völkerfreundschaft, die heute als Astoria in Rotterdam aufliegt und auf Käufer wartet, am 15. Januar 1960 als erstes Schiff am einzigen bis dahin fertiggestellten Liegeplatz 31 des noch im Bau befindlichen Überseehafens festgemacht. Am 24. Februar 1960 ging das Motorschiff Völkerfreundschaft mit ausgesuchten Werktätigen auf die erste Urlauberreise nach Rumänien. Das 1948 erbaute Schiff, das als Stockholm im Juli 1956 vor Nantucket/USA durch eine Kollision die Andrea Doria versenkt hatte und nach zehnfachem Namens- und mehreren Eignerwechseln heute als ältestes aktives Kreuzfahrtschiff der Welt gilt, war seinerzeit von der DDR gekauft und am Jahresanfang 1960 in Dienst gestellt worden.

Anfang April 1960 begann der Probebetrieb am Liegeplatz 31. Der erste Bauabschnitt des Rostocker Überseehafens wurde am 30. April 1960 in Anwesenheit einer von Walter Ulbricht geleiteten Regierungsdelegation in Betrieb genommen. Über 20.000 Menschen kamen zur Hafeneinweihung nach Rostock-Petersdorf, wo am Liegeplatz 31 die erste Hieve aus dem Motorschiff Schwerin gelöscht wurde. Das Schiff brachte Baumwolle, Seide, Silber, Früchte und Fleisch aus China. Die Entladung dauerte fünf Tage. Am Tag der Einweihung sind neben Liegeplatz 31 folgende Anlagen im Überseehafen Rostock funktionstüchtig: die Kaihalle 1, vier Krane vom Typ „Petersdorf“, der Hafenbahnhof mit Rangiergleisen sowie die Anschlussgleise bis zur Kaihalle 1.

Schwerin, Foto: Archiv Rostock Port

Bis 1990 gingen vor allem Stückgüter über die Kaikanten der beiden Liegeplätze. Anfang 1992 starteten TT-Line und DSR-Lines gemeinsam am Liegeplatz 31 unter dem Namen TR-Line den Fährverkehr von Rostock nach Trelleborg, bevor dieser vier Jahre später an den Liegeplatz 66 auf Pier I verlegt wurde. Die Fährreederei Easy Line betrieb von 1998 bis 1999 kurzzeitig einen Rostock-Gedser-Dienst von Liegeplatz 31. Am Liegeplatz 32 entstand Ende der 1990er Jahre unter Nutzung von Kaihalle 1 das „Rostock Sugar Terminal“, wo bis zum Jahr 2006 Zucker, gewonnen aus dem Anbau von heimischen Zuckerrüben, in den Nahen Osten, nach Afrika und in das Baltikum exportiert wurde. In den vergangenen Jahren wurden die beiden ältesten Liegeplätze des Überseehafens vor allem für den Umschlag von Stück- und Schüttgütern, aber auch für Transitanläufe von Kreuzfahrtschiffen genutzt, die Warnemünde wegen bereits belegter Liegeplätze nicht anlaufen konnten. JPM

„Astoria“ in Rotterdam

Wie geht es mit dem ältesten Kreuzfahrtschiff der Welt weiter? Eigentlich sollte die Astoria längst in Lissabon sein. Im Frühling war die Astoria als Teil der in Konkurs geratenen CMV-Flotte in Tilbury an der Themse aufgelegt worden.

Im Oktober gab es die Entscheidung, das Schiff nach Lissabon zu bringen zu lassen. Die portugiesischen Eigner wollen das Schiff am Tejo weiter nutzen. Das Problem: Die Astoria ist nicht mehr fahrttüchtig. Die Klassifikationsgesellschaft erlaubt nur die Schleppreise des Schiffes.

Nachdem das Schiff am 23. November die Themse verlassen und als Schleppzug Kurs auf die Nordsee nahm, hat sich nicht viel getan. Die niederländischen Schlepper Brent und Ginger kreuzten mit ihrem Anhang tagelang über die Nordsee.

Angeblich war das Risiko für den Transit durch die Biskaya bei den derzeit herrschenden Wetterverhältnissen zu groß.

Diese Probleme gab es auch schon Anfang November bei einem ersten Überführungsversuch. Der zuerst für die Fahrt nach Lissabon gecharterte portugiesische Schlepper Monte de Luz brach den Versuch der Fahrt durch den englischen Kanal ab und brachte das Schiff zurück in die Temse. Die Sorge eines Untergangs in der stürmischen Biskaya war einfach zu groß.

Und auch der zweite Versuch mit den niederländischen Schleppern endete wieder in einem Hafen an der Nordsee. Die Schlepper Brent und Ginger bekamen am 13. Dezember die Erlaubnis zum Einbringen der Astoria nach Rotterdam. Dort liegt die alte Lady jetzt zunächst über den Jahreswechsel und wartet auf eine Lösung.

Im Waalhaven unweit des als Hotelschiff genutzten Kreuzfahrers Rotterdam hat der 1947 in Dienst gestellte Astoria zudem einen geschützten Liegeplatz. Der Schlepper Brent ist weiter bei dem Schiff.

Der Lebenslauf des bei den Götaverken in Göteborg gebauten Liners begann als Stockholm. 1956 wurde das Schiff weltbekannt, als es vor New York den italienischen Liner Andrea Doria rammte. Von 1960 bis 1985 fuhr das Schiff als Völkerfreundschaft für die Deutsche Seereederei der DDR. In diesem Fall aber in Rotterdam, wo die Schlepper die Astoria am 13. Dezember in einer abgelegenen Ecke des Stadthafens vertäuten. FB