Die beiden Kreuzfahrtschiffe Crystal Serenity und Crystal Symphony sitzen fest. Der Grund sind Außenstände von etwa 2,2 Millionen US Dollar aus offenen Rechnungen beim Bunkerlieferanten Peninsular Far East aus Singapur. Um einem Arrest in den USA zu entgehen, sind beide Schiffe vor dem Hafen von Freeport auf den Bahamas vor Anker gegangen. Das Problem: Dort können sie aber auch nicht mehr weg, da die Treibstoffvorräte limitiert sind.
Crystal Symphony, Foto: Frank BehlingCrystal Serenity, Foto: enapress.com
Der Treibstofflieferant hat inzwischen in allen größeren Häfen Anwälte auf die Crystal-Schiffe angesetzt. Bei einem Einlaufen kann dann vor dem lokalen Gericht sofort ein Titel erwirkt und das Schiff in die Kette gelegt werden. Deshalb bleiben die beiden Crystal-Schiffe vorerst wohl auf Reede vor Freeport.
Gründe für die Probleme sind die weiter ungeklärte Zukunft der Genting Hong Kong und der Reederei Dream Cruises. Von der Dream Cruises Flotte fahren zur Zeit nur noch die World Dream ab Singapur und die Explorer Dream ab Keelung (Taiwan). Die Genting Dream ankert auch seit Wochen vor Hongkong. Die neue Explorer-Yacht Crystal Endeavor hat ihre Antarktis-Saison am 5. Februar auch verlassen und von Ushuaia aus Kurs auf Montevideo in Uruguay genommen. Dort wird sie am 10. Februar erwartet. Was danach mit dem erst im Sommer 2021 von den MV Werften abgelieferten Schiff passiert, steht noch nicht fest. Auch für dieses Schiff steht in Montevideo das Auffüllen der Treibstofftanks an. FB
Der wirtschaftlich ins Straucheln geratene Touristik-Konzern Genting kommt nicht zur Ruhe. Am Freitag reichten der Gründer und Hauptaktionär Lim Kok Thay sowie der Präsident Au Fook Yew, bekannt als Colin Au, ihren Rücktritt von den Führungspositionen ein.
Bereits am Dienstag war ein Großteil der Genting-Führung von ihren Funktionen zurückgetreten.
Tan Sri Lim Kok Thay, Foto: enapress.comColin Au, Foto: enapress.com
Dieser Schritt ist bei Unternehmen nach der Eröffnung des Insolvenzverfahrens üblich, damit die Insolvenzverwaltung freie Hand bei der Erarbeitung einer möglichen Perspektive für den Konzern hat. Lim Kok Thay ist mit 76 Prozent der Anteile an der Reederei beteiligt.
Gleichzeitig werden gerade nach und nach die Kreuzfahrt-Aktivitäten heruntergefahren, da die Liquidität schwindet. Die drei Schiffe der Marke Crystal Cruises sollen bis zum Monatsende ihren Betrieb einstellen.
Auch ein Teil der drei Schiffe der Dream Cruises-Flotte ruht bereits. Das Kreuzfahrtschiff Genting Dream von Dream Cruises ankert seit 6. Januar vor Hongkong.
Das Kreuzfahrtschiff Crystal Symphony hat die Rückreise nach Miami am Sonnabend kurzfristig abgebrochen und ankert vor der Insel Bimini in den Bahamas. Es wird erwartet, dass die Liquidität für den Betrieb der Kreuzfahrtaktivitäten in den kommenden Tagen nach und nach komplett schwinden könnte.
Außerdem ist damit zu rechnen, dass Gläubiger für die Schiffe und andere Vermögenswerte der Gruppe bei Gerichten Arreste bewirken können.
Es bedeutet aber nicht, dass Genting verschwindet. Die Entscheidungen über die Zukunft treffen nun Banken und Gläubiger. Zu den größten Gläubigern gehören die Banken BNB Paribas, Credit Agricole SA, DNB Bank ASA und die Overseas-Chinese Banking Corporation. Auf Genting Hong Kong lasten Schulden von 2,78 Milliarden Dollar.
WORLD DREAM, Foto: Frank BehlingGENTING DREAM, Foto: enapress.com
Die beiden größten und modernsten Schiffe der Flotte von Genting sind aktuell die World Dream und die Genting Dream gehören bereits chinesischen Banken und Leasing-Gesellschaften. Die 2016 und 2017 von der Meyer Werft gebauten Schiffe sind in Hongkong und Singapur stationiert.
Der Unternehmer Lim Kok Thay hatte den Kreuzfahrtbetrieb im November 1993 mit der Reederei Star Cruises aufgebaut. Zunächst waren ehemalige Fähren der Viking-Gruppe aus der Ostsee das Fundament. Zeitweise war Star Cruises durch die Beteiligung an der Norwegian Cruise Line die Nummer drei in der Kreuzfahrtszene.
2018 verkaufte Genting jedoch die letzten Anteile an NCL und fokussierte sich ganz auf den Neubau eigener Schiffe in Mecklenburg-Vorpommern.
In Fahrt ist aber weiterhin die Luxusyacht von Lim Kok Thay. Die 2014 von Oceanco in Italien gebaute Megayacht Tranquility traf am Montag im Hafen von Philipsburg an der Karibik-Insel St. Marten ein.
Seit einigen Tagen hält sich die 91 Meter lange Privatyacht in den Gewässern der zu den niederländischen Überseegebieten gehörenden Karibikinsel auf. FB
MV Werften werden überprüft – „Superstar Libra“ liegt weiter in Wismar
Die unklare Lage bei der angeschlagenen Genting-Gruppe trifft auch die Premium-Kreuzfahrtmarke Crystal Cruises. Bis Ende April werden die drei Schiffe der Marke stillgelegt. Die Flusskreuzfahrtschiffe werden den Saisonstart auf Ende Mai verschieben. Eigentlich sollten die Flussschiffe im April starten.
In einer Mitteilung der Reederei heißt es, die Einstellung des Betriebs biete dem Managementteam von Crystal die Möglichkeit, den aktuellen Geschäftsstand zu bewerten und verschiedene Optionen für die Zukunft zu prüfen.
Dabei ist auch eine Lösung aus dem Genting-Konzern die Möglichkeit. In erster Linie geht es aber um die Sicherstellung der Liquidität für den Betrieb der Schiffe. Auch müsse geklärt werden, ob durch Ansprüche von Gläubigern eine Arretierung der Crystal-Schiffe möglich ist. Die in Los Angeles ansässige Marke Crystal Cruises ist eine Tochter der Genting Hong Kong.
Foto: Frank BehlingFoto: Frank BehlingCrystal Endeavor, Foto: enapress.com
Crystal betreibt drei Hochseeschiffe und fünf Flusskreuzfahrer. Die beiden großen Premium-Schiffe Crystal Serenity und Crystal Symphony sind aktuell in der Karibik. Die Crystal Symphony wird nach dem regulären Ende der aktuellen Reise am Sonnabend in Miami aufgelegt. Die Crystal Serenity beendet am 30. Januar in Aruba (Niederländische Antillen) ihre aktuelle Reise.
Das erst im Juni von den MV Werften abgelieferte Expeditionsschiff Crystal Endeavor wird nach der Antarktis-Reise am 4. Februar in Ushuaia die Wintersaison beenden und Kurs auf Nordeuropa nehmen.
„Dies war eine äußerst schwierige Entscheidung, aber angesichts des aktuellen Geschäftsumfelds und der jüngsten Entwicklungen bei unserer Muttergesellschaft Genting Hong Kong eine umsichtige Entscheidung“, sagte Jack Anderson, Präsident von Crystal.
Genting Hong Kong ist durch die Zahlungsunfähigkeit der MV Werften in Mecklenburg-Vorpommern in ein Insolvenzverfahren gerutscht. In der Folge kam es auch bei Genting zu Liquiditätsengpässen und der Handel mit Genting-Aktien wurden eingestellt.
„Crystal ist seit mehr als 30 Jahren ein Synonym für Luxuskreuzfahrten und wir freuen uns darauf, unsere geschätzten Gäste wieder willkommen zu heißen, wenn wir den Betrieb wieder aufnehmen. Wir möchten unseren Gästen und Reiseberatern für ihre unglaubliche Unterstützung in diesen anhaltend herausfordernden Zeiten danken“, so Anderson.
Alle gebuchten Passagiere bekommen den vollen Reisepreis erstattet. Crystal erstattet nach eigenen Angaben den bezahlten Kreuzfahrtpreis vollständig zurück, der automatisch mit der ursprünglichen Zahlungsweise verarbeitet wird, sodass seitens des Gastes keine weiteren Maßnahmen erforderlich sind.
SuperStar Libra im Wismarer Westhafen, Foto: enapress.com
„Superstar Libra“ bleibt in Wismar
Durch das Insolvenzverfahren hat sich auch die Verschleppung des Kreuzfahrtschiffes Superstar Libra von Wismar zu einem Abbrecher in der Türkei verschoben. Das Kreuzfahrtschiff hatte Genting 2018 nach Wismar geschickt, damit es dort als Hotelschiff für die am Projekt Global Dream beteiligten Mitarbeiter und Crewmitglieder genutzt zu werden.
Im November war bekannt geworden, dass Genting das Kreuzfahrtschiff zum Abbruch in die Türkei verkaufen wollte. Dabei hatte Genting aber die Rechnung ohne die Export-Auflagen für Abwrackschiffe in Deutschland gemacht. Die Prüfung der zuständigen Behörden dauerten noch an, als der Insolvenzantrag gestellt wurde. Der bereits im November nach Wismar beorderte Hochseeschlepper Fairplay 33 hat Wismar am Freitag nach sechs Wochen Liegezeit ohne die Superstar Libra verlassen.
Die geplante Verschleppung des Kreuzfahrtschiffes wurde abgesagt, da das Schiff jetzt Teil des Insolvenzverfahrens ist. Wann es Wismar verlassen wird, ist weiter unklar.
Foto: Frank Behling
MV Werften werden weiter durchleuchtet
Bei den MV Werften geht die Suche nach einem Ausweg weiter. Insolvenzverwalter Christoph Morgen versucht weiter eine Lösung für die Werft und das unfertige Kreuzfahrtschiff Global Dream zu bekommen.
Das Schiff liegt im Baudock in Wismar und ist inzwischen schwimmfähig. Der Verwalter und sein Team sind weiter bei der Sichtung der Unterlagen. Verwiesen wird bei Fragen auf den 1. März. Dann soll eine Transfergesellschaft stehen und Teile der Belegschaften mit dem Start des Insolvenzverfahrens übernehmen.
Erste Abwanderungen von Ingenieuren gibt es bereits. In Schleswig-Holstein sucht die Werft ThyssenKrupp Marine Systems händeringend Ingenieure für Rüstungsprojekte. So wird gerade ein Team für Fregatten der Marine Brasiliens zusammengestellt.
Das Land Mecklenburg-Vorpommern könnte möglicherweise im Frühling den unfertigen Neubau als „Sicherheit“ für die Bürgschaften bekommen. 300 Millionen Euro an Bürgschaften sind allein vom Land in dem Projekt eingebunden.
Einen Lichtblick gibt es für die 1900 Mitarbeiter der MV Werften. In der nächsten Woche sollen die Gehälter endlich ausgezahlt werden. Die Agentur für Arbeit zahlt die Gehälter aus dem Insolvenzgeld.
Für Verwunderung sorgte bei der Sichtung der Unterlagen in Wismar auch die Tatsache, dass die unfertige Global Dream bereits seit dem 1. Januar 2022 für die Genting Cruise Ship Management in Kuala Lumpur registriert ist. Dieser Schritt war möglich, weil Genting sowohl Eigentümerin der Werft und gleichzeitig des Auftrags ist. Normalerweise wird eine Reederei erst dann Eigentümerin eines Schiffes, wenn sie das von ihr bestellte Schiff nach der Fertigstellung und erfolgter Abnahmefahrt vollständig bezahlt hat. FB
Die Global Dream soll auf jeden Fall fertiggebaut werden. Diese Botschaft sendeten politische Vertreter des Landes und des Bundes nach Krisengesprächen in Mecklenburg-Vorpommern am 6. Januar aus. Das erste Kreuzfahrtschiff der „Global“-Klasse der MV Werften ist zu über 70 Prozent fertiggestellt. Die für die Fertigstellung erforderlichen Kredite sollen demnach auch im Fall einer Insolvenz der Werft gewährt werden.
Foto: Frank Behling
Die Einleitung eines Insolvenzverfahrens wird inzwischen immer öfter als Ausweg für die schwer angeschlagenen Werftengruppe genannt. Durch ein Insolvenzverfahren könnte sichergestellt werden, dass Gelder nicht durch die Muttergesellschaft Genting nach Asien abgeleitet werden. In der Ostseezeitung gab die neue maritime Koordinatorin des Bundesregierung, Claudia Müller, jetzt den Kurs in Richtung Fertigstellung des ersten der beiden Schiffe vor. „Diese Variante wäre immer noch besser als verschrotten“, sagte die Grünen-Politikerin der Zeitung.
Unterdessen hat der Betriebsrat der MV Werften einen Brief an den Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) geschrieben und ihn zur Unterstützung aufgefordert. Als Teil der Bundesregierung schaltete sich aber die frisch ernannte maritime Koordinatorin ein und beteiligt sich an der Suche nach einem Konzept für die Werften in Mecklenburg-Vorpommern.
Die Global Dream liegt seit November im Dock der MV Werft in Wismar und ist inzwischen schwimmfähig. Die Maschinen wurden bereits getestet und sind betriebsklar. Beim Innenausbau des für 9000 Passagiere ausgelegten Neubaus geht es ebenfalls auf die Zielgerade. Bis zum Jahresende könnte das Schiff im Idealfall fertiggestellt sein.
Genting Dream, Foto: enapress.comWorld Dream, Foto: Frank Behling
Was nach der Fertigstellung aber mit dem Schiff passiert, ist noch unklar. Das Schiff sollte für die Marke Dream Cruises zum Einsatz kommen. Dort ist das Schiff aktuell aber noch nicht Bestandteil des Fahrplans. Dream Cruises setzt aktuell nur die bei Meyer gebauten Schiffe Genting Dream, World Dream und Explorer Dream ab Hongkong, Singapur und Taiwan ein.
Weiter unklar ist die Zukunft des zweiten Schiffes der „Global“-Klasse. Der Rohbau des Mittelschiffes liegt weiter in Warnemünde im Dock. An dieser Sektion ruht seit fast 18 Monaten die Arbeit. FB
Die Beschäftigten der MV Werften sind weiter in Sorge um die Zukunft der Werften. Die Fertigstellung des Kreuzfahrtschiffes Global Dream ist nach jüngsten Medienberichten erneut in Gefahr.
Foto: Frank Behling
Nach Informationen des NDR fehlen 130 Millionen Euro für die Fertigstellung der Gobal Dream, die seit Ende 2019 im Dock der Werft in Wismar liegt. Der Fertigbau der in Warnemünde im Dock liegenden „Global 2“ ist damit erneut auch in Gefahr. Am Dienstag sollen die Beschäftigten der Werften über den Stand der Verhandlungen durch die Gewerkschaft informiert werden.
Die angespannte Lage auf der Werft ruft auch die Gewerkschaft IG Metall auf den Plan. „Es ist unerträglich, dass die Beschäftigten wieder mit Spekulationen in den Medien konfrontiert werden, ohne Klarheit von Geschäftsführung zu erhalten“, sagte Daniel Friedrich, Bezirksleiter der IG Metall Küste.
Offiziell gibt es keine Stellungnahme der Werft zur Lage. Aus dem Umfeld der Landesregierung wird auf die laufenden Gespräche mit Banken, Bundesregierung und dem Genting Konzern verwiesen, dem die Werften gehören. Die Banken wollen den Weiterbau erst dann finanzieren, wenn es vom Eigentümer auch konkrete Zusagen zur Übernahme der Schiffe gibt.
World Dream, Foto: Frank BehlingCrystal Endeavor, Foto: enapress.comGENTING DREAM, Foto: enapress.com
Für den Werftstandort Stralsund sind die Würfel demnach bereits gefallen. Das Expeditionsschiff Crystal Endeavor wird keine Schwesterschiffe mehr erhalten.
„Wir brauchen Perspektiven für alle Standorte mit oder ohne Genting. Wenn das Unternehmen für einzelne Standorte keine Zukunft sieht, muss es den Weg für einen Verkauf freimachen. In Bremerhaven gibt es mit der Rönner-Gruppe und in Stralsund mit der Stadt und Nordic Yards mögliche Käufer“, so Friedrich.
Die Gewerkschaft fordert Bund, Land und die MV Werften auf, die Verhandlungen über die Sicherung der Finanzierung für die Gobal Dream schnell abzuschließen, damit die Beschäftigten eine Perspektive haben und der Trend der Abwanderung nicht stärker wird.
Foto: enapress.com
Besonders deutlich sind die Forderungen an den asiatischen Eigner und die Politik. „Es braucht Zusagen von Genting, aber auch der Landes- und Bundespolitik. Durch die Regierungsbildung in Berlin darf es nicht zu Verzögerungen bei der Rettung der Werften kommen“, so der Bezirksleiter. „Wir erwarten, dass es in den Verhandlungen auch um den Weiterbau der „Global 2“ geht. Mit dem Auftrag wird Arbeit an den Standorten gesichert. Bis zu einer Entscheidung muss die Kurzarbeit weiter genutzt werden, um die Beschäftigten an den Standorten zu halten.“
Die Hoffnungen auf eine Fertigstellung der Kreuzfahrer für den Markt in Asien schwindet aber. Der Grund ist die weiter eingeschränkte Reisemöglichkeiten in Asien. Besonders der chinesische Markt leidet weiter unter den strengen Vorgaben der Regierung.
Aktuell versucht Genting gerade für die existierende Flotte in Asien eine dauerhafte Beschäftigung zu finden. Die Flaggschiffe Genting Dream und World Dream können bislang nur Kurzreisen mit reduzierter Kapazität von Hongkong und Singapur aus unternehmen. FB
Die MV Werften befinden sich weiter in schwerer See. Auch ein Jahr nach dem Ausbruch der Pandemie gibt es keine Hoffnung auf eine zügige Fertigstellung der in Wismar, Warnemünde und Stralsund in Bau befindlichen Kreuzfahrtschiffe für die Genting-Gruppe. Wie aus Kreisen der Arbeitnehmervertretung zu hören war, wird aktuell sogar um den Fortbestand der traditionsreichen Werft in Stralsund gerungen.
Die Werften befinden sich in Besitz der Genting-Gruppe, die am 5. Februar 2020 als eines der ersten Kreuzfahrtunternehmen in Hongkong ein Schiff mit Corona-Fällen an Bord stilllegen musste. Die World Dream ging als eines der ersten Kreuzfahrtschiffe mit positiven Corona-Fällen in die Geschichte der Pandemie ein. Ein Jahr später ist immer noch unklar, wann Genting in Asien wieder zum normalen Kreuzfahrtbetrieb zurückkehren kann.
Die Folgen bekommen die MV Werften jetzt zu spüren. Für die Fortführung des Betriebs der MV Werften benötigen Banken von der Reederei verlässliche Zusagen zur Abnahme der Schiffe. Außerdem müssen die ausstehenden Zahlungen dann geleistet werden. Dies ist der entscheidende Teil der Fortführungsperspektive. Das wird aber noch dauern, wie zu hören war.
Die Geschäftsführung der Werften muss nun reagieren und die Kostenstruktur anpassen. Übersetzt heißt das: Personalabbau. So will die Geschäftsführung nach einem Bericht des Norddeutschen Rundfunks über 1000 der 3100 Mitarbeiter in kurzer Zeit abbauen.
Eine Fertigstellung des großen Kreuzfahrtschiffes Global Dream soll inzwischen auch in Gefahr sein. Der Neubau liegt seit November 2019 in Wismar unfertig im Dock.
Die Gewerkschaft IG Metall hat erbitterten Widerstand gegen die Kürzungspläne der Geschäftsführung angekündigt. „Ein Kahlschlag ist mit uns nicht zu machen. Bei der Rettung der MV Werften muss es vor allem um den Erhalt der Arbeitsplätze und Standorte gehen“, teilte Daniel Friedrich, Bezirksleiter der IG Metall Küste am Dienstagabend mit.
Am Dienstagabend hatte die Geschäftsführung der Werften Verhandlungen über einen massiven Personalabbau mit Betriebsräten und der Gewerkschaft angekündigt.
Die IG Metall Küste erwartet nach eigener Mitteilung Vorschläge, die die Zukunft der Werften sichern. Dabei steht auch eine Perspektive ohne Genting für die Gewerkschaft im Bereich der Perspektiven. „Alle Alternativen – mit oder ohne Genting, auch mit staatlicher Beteiligung – müssen geprüft werden“, so Friedrich.
Die Gewerkschafter fordern als Ersatz für die Kreuzfahrtschiffe auch andere Perspektiven in den Fokus zu nehmen. Dazu gehören Offshore-Plattformen und öffentliche Aufträge etwa für die Marine oder Forschungs-Institute. Für die deutsche Marine stehen in den nächsten zehn Jahren Aufträge mit einem Gesamtvolumen von fast 20 Milliarden Euro in der Rüstungsplanung des Bundes.
Wichtig sei aber, dass sich die MV Werften für diese Lösungen öffnet und von dem Kreuzfahrtsektor löst. „Das Unternehmen ist hier genauso gefordert wie Bundes- und Landesregierung. Wir brauchen schnell verbindliche Zusagen, mit denen sich die Zukunft des Schiffbaus in Mecklenburg-Vorpommern sichern lässt.“
„Da neue Aufträge möglich sind, muss Kurzarbeit mit Qualifizierung weiter für möglichst viele Beschäftigte genutzt werden. So lässt sich das Know-how auf den Werften erhalten“, sagte IG Metall-Bezirksleiter Friedrich. FB
Die
Kreuzfahrt kehrt nach Asien zurück. In Singapur hat die US-Reederei
Royal Caribbean International die Erlaubnis für Kreuzfahrten
erhalten. Mit den Reisen aus der Vor-Corona-Zeit sind die drei- und
viertägigen Fahrten aber nicht vergleichbar. Die Hürden für die
Erlaubnis nach den Hygienebedingungen der Republik Singapur sind aber
hoch.
Die
Quantum of the Seas startet jetzt immer montags und
donnerstags zu Panorama-Fahrten in die Straße von Malakka oder das
Südchinesische Meer. Das Schiff folgt damit der World Dream
von Gentings Kreuzfahrtmarke Dream Cruises, die seit dem 6. November
Kurzreisen von Singapur aus anbietet.
Das Hygiene Sicherheitsprotokoll des Singapore Tourism Board hat am 8. Oktober klare Vorgaben für Kreuzfahrten ab Singapur gemacht. Drei Auflagen müssen Reedereien erfüllen. Es dürfen keine Häfen angelaufen werden, es dürfen nur Bürger Singapurs an den Reisen teilnehmen und die Schiffe müssen eine deutlich reduzierte Kapazität anbieten.
Singapur, Foto: enapress.com
Die
Quantum of the Seas darf maximal 50 Prozent ihrer 4000
Kabinenplätze nutzen. Das 2014 von der Meyer Werft gebaute Schiff
hat auf der ersten Fahrt nach Medienberichten aus Singapur 1300
Passagiere an Bord gehabt. Bei der nächsten Fahrt am Montag sollen
es 1700 Passagiere sein.
Laut RCI sind aber bereits 99 Prozent der Kapazität für den Dezember verkauft. Im Januar liegt die Buchungsrate laut einer Reederei-Sprecherin bei 50 Prozent. Große Erwartungen setzt die Reederei im kommenden Frühjahr auf die chinesischen Neujahrsfeiern und die Schulferien im März in Singapur.
World Dream, Foto: Frank Behling
Für
Genting und RCI ist der Markt in Singapur groß. Fast sechs Millionen
Menschen leben in der Wirtschaftsmetropole. Bei 1500 bis 2000
Passagieren pro Reise ist die Auslastung selbst bei den
Panorama-Reisen für die beiden Schiffe auf Monate gesichert.
Beim
Betrieb an Bord der Quantum of the Seas gibt es strenge
Vorgaben. Für die Nutzung des Pools, des Flow Riders sowie des
Theaters müssen vorher Tickets für bestimmte Zeitfenster erworben
werden. Im Theater und den öffentlichen Bereichen außerhalb der
Bars herrscht Alkoholverbot.
Die
Reederei bezahlt zwar den verpflichtenden PCR-Test vor der
Einschiffung, erwartet aber auch viele Leistungen von den Kunden.
Passagiere sind außerdem gehalten, einen kontaktlosen Check-in zu
absolvieren. Gepäck muss vor der Einschiffung desinfiziert werden.
Für
die Bewegung an Bord sind Masken überall genauso vorgeschrieben wie
eine Tracing-App auf dem Smartphone zur genauen
Kontaktnachverfolgung. Darüber hinaus gibt es verschiedene Systeme
zur Messung der Körpertemperaturen der Passagiere bereits beim
Betreten des Kreuzfahrtterminals. FB
Die
Bemühungen um den Erhalt der Werften der MV-Gruppe in
Mecklenburg-Vorpommern haben leichte Fortschritte gemacht. Alle
Standorte in Rostock, Stralsund und Wismar sowie Neptun Ship Design
und MVW Fertigmodule sollen erhalten werden. Auf diesen Erfolg
einigten sich in dieser Woche die Geschäftsführung der Werften, der
Gesamtbetriebsrat, die Gewerkschaft IG Metall Küste und der
Arbeitgeberverband Nordmetall. Aus Asien gibt es dafür die ersten
Lichtblicke. So ist die World
Dream
als zweites Genting-Kreuzfahrtschiff wieder in Fahrt.
Zuvor
hatte die Gewerkschaft mit hartem Widerstand gedroht, falls einer der
Standorte geschlossen wird. Auch von der Landesregierung war dem
Werftkonzern die Unterstützung nur im Zusammenhang mit der Sicherung
der Standorte zugesagt worden. In die Rettungsbemühungen ist auch
das Finanzministerium und das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und
Gesundheit des Landes Mecklenburg-Vorpommern eingebunden.
Die
MV Werften bekennt sich laut der Mitteilung vom Donnerstag zur
Tarifbindung, Mitbestimmung und Ausbildung. So werden keine
Auszubildenden entlassen.
Einigkeit
bestehe in der Verhandlungsgruppe aber leider auch darüber, dass es
bei der derzeitigen Auslastung zu umfangreichen Personalanpassungen
und Kosteneinsparungen kommen müsse, heißt es in der Erklärung
weiter. Nach unbestätigten Meldungen droht im kommenden Jahr ein
Personalabbau von 1200 bis 1500 der rund 3000 Stellen.
WORLD DREAM, Foto: Frank Behling
„Als
Betriebsräte werden wir weiter für jeden einzelnen Arbeitsplatz
kämpfen. Mit der Erklärung zeigen die MV Werften, dass sie auch
künftig für gute Industriearbeitsplätze in Mecklenburg-Vorpommern
stehen“, sagte Ines Scheel, Gesamtbetriebsratsvorsitzende der MV
Werften.
Für
die Neuausrichtung wird zunächst auch eine komplette Umstellung der
Projekt- und Produktionsbereiche angestrebt. So soll der Bau der
Schiffe „Global“-Klasse eingestellt werden. Wie weit der Rohbau
des zweiten Schiffes in Warnemünde weitergebaut wird, ist unklar.
In dem Dock könnten im nächsten Jahr bereits kleinere Kreuzfahrtschiffe für Genting auf Kiel gelegt werden. Der erste Schritt wird aber die Ablieferung der Crystal Endeavor bei der MV-Werft in Stralsund im kommenden Frühjahr.
Gleichzeit
will die Werft sich wieder, so wie schon früher, neue
Geschäftsfelder aufbauen. Dazu gehören wieder
Offshore-Windenergie-Branche, die jedoch kurzfristig nicht zu einer
Auslastung der Fertigungskapazitäten führen werde.
„Unser
erklärtes Ziel ist der Erhalt der Zukunftsfähigkeit unserer
Werftengruppe. Gemeinsam mit den Arbeitnehmervertretern sind wir
überzeugt, dieses Ziel zu erreichen. Das Restrukturierungsprogramm
ist dabei ein wichtiger Baustein zur Sicherung unserer finanziellen
Stabilität“, Carsten J. Haake, Geschäftsführer der MV-Werften.
CRYSTAL ENDEAVOR, Foto: MV Werften
„Die
klaren Aussagen zum Erhalt der Standorte Rostock, Stralsund und
Wismar und zu Ausbildung, Tarifbindung und Mitbestimmung sind eine
gute Grundlage für die weiteren, schwierigen Verhandlungen.
Gemeinsames Ziel ist, funktionsfähige Werften an allen drei
Standorten und so viele Arbeitsplätze wie möglich zu erhalten“,
sagte Daniel Friedrich, Bezirksleiter der IG Metall Küste.
Für
die weiteren Verhandlungen haben die Partner „eine enge und
konstruktive Zusammenarbeit“ vereinbart. Die Verlängerung der
Kurzarbeit und die Einrichtung einer Transfergesellschaft sind laut
der Erklärung vorgesehen.
Gemeinsam
wollen sich die Partner weiter für eine Aufnahme des Unternehmens
unter den Rettungsschirm des Bundes einsetzen. Für diesen Schritt
werden noch Signale von dem Eigner der Werftengruppe, der
Genting-Gruppe, aus Asien erwartet. In den vergangenen Tagen war auch
Tan Sri Lim Kok Thay, der Eigner der Genting-Gruppe, in
Mecklenburg-Vorpommern erwartet worden.
Genting Dream, Foto: enapress.com
Die
Genting-Gruppe hat derweil in Asien den Kreuzfahrtbetrieb langsam
wieder hochgefahren. Seit Anfang November ist von Singapur aus die
World Dream wieder im Einsatz. Das Kreuzfahrtschiff war nach
fast fünf Monaten Aufliegezeit in Rotterdam im Oktober wieder nach
Asien verlegt worden. Die 2017 bei der Meyer Werft gebaute World
Dream unternimmt Panorama-Reisen in die Straße von Malakka. Die
Schwester Genting Dream seit 20. Oktober zusammen mit fast 20
anderen Kreuzfahrtschiffen in der Bucht von Manila.
In
Taiwan ist sein Oktober bereits die Explorer Dream im Einsatz.
Das 1999 ebenfalls von Meyer gebaute Schiff startet zu nationalen
Reisen in taiwanesischen Gewässern. Die Ausweitung der
Kreuzfahrtaktivitäten ist aber auch in Asien durch die strengen
Reisebeschränkungen vorerst nicht möglich. FB
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