Die Papenburger Meyer Werft hat mit der Iona ihr 50. Kreuzfahrtschiff in ihrer Schiffbaugeschichte gebaut. Seit Mitte März liegt das Schiff, der Helios-Baureihe, zu der auch die AIDAnova und die Costa Smeralda gehören, in Bremerhaven an der Columbuskaje. Durch die Corona-Krise befindet sich die Meyer Werft mittlerweile in Kurzarbeit und arbeitet nur mit reduziertem Personal an Bord an der Fertigstellung des Innenausbaus. Anfang Mai sollte das neue P&O-Flaggschiff abgeliefert werden. Ob der Termin gehalten wird, ist derzeit unklar.
Meyer-Werft-Sprecher Florian Feimann erklärte auf Anfrage von AN BORD, man könne dazu keine genauen Angaben machen. „Klar ist, die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf unserer Werft und auf unseren Schiffsprojekten sind deutlich zu spüren und vielfältiger Natur.“ Man sei in enger Abstimmung mit den Kunden.
In der vergangenen Woche erklärte P&O Präsident Paul Ludlow in einer Videobotschaft, dass man den Kreuzfahrtbetrieb bis zum 31. Juli 2020 weiter aussetzen werde.
In diesem Zeitraum fällt auch die Taufe der Iona, die für den 4. Juli in Southampton geplant war. Ludlow sagte, man werde die Einführungsfeierlichkeiten und die Taufe der Iona nachholen, sobald man mehr Klarheit über das Ablieferungsdatum der Iona habe. Zugleich kündigte Ludlow Änderungen an Bord der Kreuzfahrtschiffe von P&O Cruises an. „Das ist sicher und wir arbeiten derzeit daran“, so der Brite. Einzelheiten nannte Ludlow nicht, betonte aber: „Wir werden uns daran genauso gewöhnen, wie an die Gepäckbeschränkungen von Fluggesellschaften.“
Bereits Ende März war klar, dass die ab dem 14. Mai angesetzte 9-tägige Jungfernfahrt der Iona ab Southampton in die norwegischen Fjorde nicht starten kann. Nun ist auch die Kreuzfahrt betroffen, in dessen Rahmen das Schiff getauft werden sollte.
Unterdessen haben die sonst üblichen ausführlichen Probefahrten, auf denen ein Neubau auch die notwendigen Manövertests zur Abnahme absolvieren muss, noch nicht stattgefunden. Angaben darüber, wann die Iona Bremerhaven für Testfahrten verlassen wird, machte Werftsprecher Feimann auf Nachfrage von AN BORD nicht. Bisher war die Iona nur für eine erste Einstellungsfahrt direkt nach der Überführung von Papenburg zur Nordsee auf dem offenen Meer unterwegs und Ende März eher unfreiwillig, als zwei Poller durch Starkwind an der Columbuskaje nachgegeben hatten.
Bernard Meyer, der die Papenburger Werft in der sechsten Generation führt, betonte kürzlich, dass sich das Unternehmen in der größten Krise in der mehr als 30-jährigen Kreuzfahrtschiffbau-Geschichte auf der Meyer Werft befinde. Meyer rechnet vorerst nicht mit weiteren Neubestellungen von Luxuslinern und vermutet, dass sich der Markt erst in rund zehn Jahren wieder auf dem Stand befinde, wie vor der Corona-Pandemie. Als Folge müsse man über den Abbau von Arbeitsplätzen und die Streckung von Aufträgen nachdenken.
Aktuell sind auf der Meyer Werft die Odyssey of the Seas für Royal Caribbean, die Spirit of Adventure für Saga Cruises und die AIDAcosma für AIDA Cruises im Bau. Der AIDA- und P&O-Mutterkonzern Carnival Corporation hat die Meyer Werften in Papenburg und im finnischen Turku mit dem Bau von insgesamt neun mit LNG angetriebenen Kreuzfahrtschiffen beauftragt. Davon befinden sich aktuell drei im Bau: AIDAcosma in Papenburg sowie Mardi Gras für Carnival Cruise Line und Costa Toscana für Costa in Turku. AIDAnova und Costa Smeralda sind bereits übergeben. CA
Text: Christoph Assies, Fotos: Christoph Assies (2), Royal Caribbean (1), AIDA Cruises (1), Saga Cruises (1)