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Tierische Taufpatin für Hanseatic spirit

Neubau-Trio der Hanseatic-Klasse jetzt komplett

Ursprünglich sollte ihre Jungfernreise bereits am 15. Mai d. J. in Hamburg beginnen: Pandemie-bedingte Verzögerungen haben jedoch dazu geführt, dass die Hanseatic spirit als letztes der drei von Hapag-Lloyd Cruises bei der mehrheitlich zum italienischen Fincantieri-Konzern gehörenden Vard-Werftgruppe bestellten Expeditionskreuzfahrtschiffe der Hanseatic-Klasse diese erst am 26. August in Form einer in Hamburg beginnenden neuntägigen Rundreise über Helgoland, Sylt, Lysekil, Göteborg, Kopenhagen und Binz via Nord-Ostsee-Kanal zurück in die Elbmetropole nachholen kann.

Foto: Hapag-Lloyd Cruises/Thomas Ebert

Doch zuvor wird der am 28. Juni in Norwegen übernommene und seit dem 1. Juli auf Warteposition in Hamburg liegende Neubau am 22. August mit einer begrenzten Teilnehmerzahl zur einer viertägigen Taufreise von Hamburg nach Helgoland starten. Dort wird Ulrike Meinfelder, Tierärztin der Seehundstation Friedrichskoog, in Vertretung der zur symbolischen Taufpatin erkorenen Kegelrobbe „Nemi“ diesen im Leben eines Schiffes bedeutsamen Akt vollziehen.

Die Kegelrobbe Nemi als symbolische Taufpatin wird von einer Mitarbeiterin der Seehundstation Friedrichskoog vertreten.
Foto: Jens Meyer

Die am 26. August wieder am Reedereisitz in Hamburg endende Taufreise mit begrenzter Teilnehmerzahl wurde den Gästen der anschließenden Jungfernfahrt, die im Rahmen des umfassenden Hygiene- und Präventionskonzeptes absolviert wird, exklusiv angeboten und daher nicht zur freien Buchung veröffentlicht. Die Gäste der durch Wissenschaftler und Lektoren begleiteten exklusiven Taufreise und auch die Helgoländer, die zuletzt in den 60er Jahren die Taufe eines Kreuzfahrtschiffes vor ihrer Küste erleben konnten, dürfen sich auf Überraschungen freuen, bei denen nicht nur die bordeigenen Zodiacs, sondern auch die traditionellen Helgoländer Börteboote zum Einsatz kommen. Am Tag der Taufe haben die Gäste die Möglichkeit, die Taufflasche zu signieren und Helgoland zu erkunden, bevor sie am Nachmittag mit Zodiacs vor dem Bug der Hanseatic spirit für die Taufzeremonie positioniert werden. Gefeiert wird der Akt mit einem anschließenden Champagnerempfang am Strand von Helgoland und einem besonderen Dinner am Abend in den Restaurants an Bord.

Bereits am Vorabend der Taufe findet auf dem Pooldeck des Täuflings eine „Expedition Night“ mit Music Act und Talkrunde statt, zu der u.a. Helgolands Bürgermeister Jörg Singer erwartet wird. Dabei werden auch Julian Pfitzner, CEO von Hapag-Lloyd Cruises als Luxus-Reedereimarke des in Hamburg ansässigen deutsch-amerikanischen Joint Ventures TUI Cruises GmbH, Isolde Susset, Leiterin Expeditionskreuzfahrten und Touristik bei Hapag-Lloyd Cruises sowie Kapitän Axel Engeldrum über den Bau und die künftigen Zielgebiete des jüngsten Schiffes der Reederei berichten.

Hapag-Lloyd Cruises CEO Julian Pfitzner und Isolde Susset, Leiterin Expeditionskreuzfahrten und Touristik.
Foto: Jens Meyer

Wie Isolde Susset anlässlich der am 11. August mit einer dreitägigen Shakedown-Rundreise für 140 geladene Gäste in Richtung Helgoland erfolgten offiziellen Indienststellung des jüngsten Neubaus der Reederei feststellte, begründet Hapag-Lloyd Cruises mit der symbolischen Patenschaft von „Nemi“ für die Hanseatic spirit eine langfristige Kooperation mit der Seehundstation. Das neue Schiff und die Gäste der Taufreise übernähmen außerdem die Patenschaft für mehrere vor Helgoland gefundene Heuler, die bis zu ihrer Rückkehr ins Meer in der Seehundstation gepflegt werden.

„Mit dieser wechselseitigen Patenschaft bekräftigen wir den Respekt und die Verbundenheit zur Natur, welche das Herzstück jeder Expeditionsreise darstellt“. Die Patenschaft sei ebenfalls Ausdruck für die Verbindung zur Hochseeinsel Helgoland selbst, vor der die Schiffstaufe stattfindet und auf der ganzjährig Kegelrobben beobachtet werden können.

Respekt und Verbundenheit zur Natur habe auch bei der Konzeption der beiden Schwesterschiffe Hanseatic nature und Hanseatic inspiration im Vordergrund gestanden, deren maßgeblich vom Architekturbüro Oceanarchitects in Waren stammendes Design unter dem Credo „inspired by nature“ umgesetzt wurde. Diese Grundidee reflektiere den Expeditionsgeist der Reederei. Durch die raumhohe Panoramaverglasung, die vergleichsweise großzügigen offenen Decksflächen, Verwendung von organischen Materialien und naturnahen Farben sowie individuell regelbare Lichtstimmungen der indirekten Beleuchtung oder Bad-Armaturen in Form eines Astes werde die umgebende Natur intensiv erlebt, wobei auch Details wie die heizbare Wand in den Bädern der Kabinen die Kompetenz der Reederei in dem Nischensegment der Expeditionskreuzfahrt ebenso unterstreichen wie die beiden gläsernen Balkone auf dem Sonnendeck oder der Decksumlauf am Schanzkleid auf dem Vorschiff, ein Alleinstellungsmerkmal, das die Gäste noch näher an das Geschehen heranbringt als den Kapitän auf der Brücke. Dafür stehen aber auch die 17 in ihrer Größe für schwierige Anlandungen optimalen Zodiacs mit zum Teil elektrischem Antrieb, die für Kajak-Exkursionen oder andere naturnahe Aktivitäten wie Paddeln oder Schnorcheln nutzbare Marina am Heck oder das moderne Wissenszentrum (Ocean Academy) zum Selbststudium über die Natur und Lebenswelten der Expeditionsziele einschl. der speziellen Software bzw. qualifizierten Lektoren, Wissenschaftler und tollen Crewmitglieder an Bord und an Land.

„Diese Schiffsklasse repräsentiert die DNA von Hapag-Lloyd Cruises, die durch jahrzehntelange Expertise im Expeditionssegment, Pioniergeist im Routing sowie Service auf höchstem Niveau geprägt ist“, resümiert Susset, die selbst das Typschiff der Serie, die am 30. April 2019 abgelieferte Hanseatic nature, am 4. Mai des gleichen Jahres in Hamburg getauft hatte. Man habe bewusst auf nur von wenigen Gästen nutzbare und hinsichtlich ihrer Platz- und Personalanforderungen sowie Kosten und Umweltverträglichkeit zu bewertende Angebote wie Bordhelikopter und Unterwasserfahrzeuge verzichtet. Bei Hapag-Lloyd Cruise sehe man eher einen Trend zu authentischen Reisen mit Anspruch auf Individualität, persönliche Erlebnisse und große Freiheit.

„Ich bin stolz, dass ich mit dem Team den Bau und die Indienststellung unserer neuen Expeditionsflotte in den vergangenen Jahren mitgestalten und begleiten durfte“, freute sich Hapag-Lloyd Cruises-CEO Julian Pfitzner am 11. August bei der Indienstellung der Hanseatic spirit, bevor sich die ersten 140 Gäste nach dem Gesundheitscheck und Antigentest am Kreuzfahrtterminal Altona einschifften und die Hanseatic spirit nach dem Ablegen gegen 19.30 Uhr noch eine „Ehrenrunde“ im Kielwasser des im Oktober 2019 übernommenen Schwesterschiffes Hanseatic inspiration vor der bei „Kaiserwetter“ von zahllosen „Sehleuten“ besetzten Elbphilharmonie drehte. Die letzten eineinhalb Jahre seien „keine einfache Zeit“ gewesen. Trotz aller Hindernisse hätten das Neubauteam und die Werft es geschafft, den Neubau fertigzustellen, wofür er allergrößten Respekt und Dank zolle.

Foto: Hapag-Lloyd Cruises/Thomas Ebert

Nachdem man seit Juli letzten Jahres sukzessive einige Schiffe wieder in Fahrt bringen konnte, befinde sich seit dem 11. August um 19.00 Uhr nunmehr wieder alle fünf Schiffe der Reederei im Einsatz, wobei man im Oktober auch die Impfungen sämtlicher Besatzungsmitglieder abgeschlossen haben werde. Erfreulich sei auch, dass man eine „schöne“ Nachfrage auch für die neuen Schiffe registriere, die zeige, dass sich Luxus und Expedition keineswegs ausschließen. Mit dem neuen Standard der Expeditionsschiffe habe nunmehr die gesamte Flotte der Reederei 5-Sterne-Niveau.

Mitarbeiter berichten, dass man für die für bis zu 230 Gäste ausgelegten Expeditionsschiffe, die derzeit aufgrund der Pandemie-Regeln nur mit maximal 160 Gästen betrieben werden dürfen, auch bei neuen Zielgruppen die erhoffte Resonanz finde und man durch die derzeitige Auslastung insgesamt die Pandemie im Vergleich zu Wettbewerbern besser abwettern könne. Hilfreich dabei sei auch die Flexibilität der Klientel und des eigenen Teams.

Pfitzner: „Die Pandemie stellt uns vor große Herausforderungen. Sich kurzfristig ändernde Reiserestriktionen und behördliche Vorgaben erfordern Fahrplanänderungen innerhalb von Tagen, wofür früher Monate benötigt wurden. Die dafür von Crew und Gästen gezeigte Akzeptanz ist eine tolle Geste und bestätigt die große Sehnsucht, wieder an Bord gehen zu dürfen“.

Foto: Jens Meyer

Begeistert über „sein“ neues Schiff zeigte sich auch Kapitän Axel Engeldrum, der sich schon während der Werftzeit in Norwegen mit dem Neubau vertraut machte. Es sei ein „kräftiges Schiff“, das mit PC6 über die höchste Eisklasse für Passagierschiffe verfüge. Der geringe Tiefgang des 138 m langen und 22 m breiten und mit 15651 BRZ vermessenen Schiffes von nur 5,60 m erlaube das Anlaufen auch sehr kleiner Häfen. Bei den absolvierten Werftprobefahrten mit Ermittlung der Stoppstrecke und des Drehkreisradius aus voller Fahrt habe die Krängung in Extremlage „voll beeindruckt“.

Mit dem – wie die beiden Vorbauten – unter Malta-Flagge in Fahrt gekommenen Neubau-Trio verfügt die Reederei über optimale Hardware mit hohem Umweltstandard. Der Antrieb mit verflüssigtem Erdgas (LNG) sei allerdings keine Option gewesen, da für die Routen nach 400 verschiedenen Häfen zum Teil in extremen Fahrtgebieten eine hohe Seeausdauer erforderlich sei und die nötigen Bunkermöglichkeiten nicht immer verfügbar seien. Die vier MaK-Diesel für die dieselelektrische Maschinenanlage der Expeditionsschiffe sind mit SCR Katalysatoren ausgerüstet und bereits seit 2020 werde ganzjährig auf den Einsatz von Schweröl verzichtet und die gesamte Flotte ausschließlich mit schwefelarmen Marine-Gasöl mit einem Schwefelanteil von 0,1 Prozent betrieben. In den noch wenigen Häfen, die über Landstromanlagen verfügen, kann dieser durch entsprechende Anschlüsse genutzt werden. Die Hanseatic spirit nutzte ihre Liegezeit am 11. August am Terminal Altona dazu, die dort für die Versorgung deutlich größerer Schiffe vorhandene Anlage für ihren Bedarf zu kalibrieren.

140 Gäste schifften sich heute auf dem über die Toppen geflaggten Neubau am CT Altona ein
Foto: Jens Meyer

Auf sieben Passagierdecks stehen 102 Außenkabinen, davon 63 Balkonkabinen, zwischen 23 und 27 qm sowie 18 Suiten zwischen 42 und 71 qm zur Verfügung. Je nach Kategorie (insgesamt 6) verfügen die u.a. mit Ferngläsern ausgestatteten Kabinen über Balkone, French Balcony oder Panoramafenster. Die 71 qm große Grand Suite schlägt mit einen Tagessatz von bis zu 2000 Euro zu Buche. Die drei Restaurants, das mit biodynamischer Lichtsteuerung ausgestattete Hauptrestaurant Hanseatic (178 Plätze), das französische Restaurant l’esprit und das Lido-Restaurant (184 Plätze) bieten freie Platzwahl und flexible Tischzeiten. Die mit einem Flügel und einer Bibliothek ausgestattete Observation Lounge verfügt über eine Bar mit 180-Grad-Panoramablick und das über eine großflächige LED-Wand verfügende HanseAtrium bietet eine Abendbar. Auch der 630 qm große Poolbereich mit flexiblem Zeltdach und beheizbarem Swimmingpool verfügt über eine Bar. Ungewöhnlich für ein Expeditionskreuzfahrtschiff ist auch die Größe des Spa-Bereiches von 250 qm. JPM