Sie stehen für maritime Träume, für Fernweh und Nostalgie, aber auch für aussergewöhnliches Design und Kunst: die alten Oceanliner aus der Hochzeit des Transatlantik-Verkehrs. Ihnen wird jetzt eine bemerkenswerte Ausstellung im Kunstmuseum von Nantes gewidmet. Michael Wolf berichtet.
Eine der Inspirationsquellen liegt nicht weit entfernt: Die grösste französische Werft für Kreuzfahrtschiffe, die berühmten Chantiers de l‘Atlantique, ist nur 60 Kilometer von Nantes entfernt, direkt an der Mündung der Loire, die auch Nantes durchquert, an der Atlantikküste. An dieser Stelle entstanden legendäre Liner wie die berühmte Paris, Normandie oder France.
Viel später wurden hier auch bekannte Schiffe gebaut wie die Europa 2, die Queen Mary 2 oder heute auch die grössten Schiffe der Welt etwa die MSC World Europa oder die Utopia of the Seas.
Die Ausstellung im Musée d‘Arts de Nantes beschränkt sich aber auf das goldene Zeitalter der damaligen Ozeanriesen von 1913-1942, die von den Häfen in St. Nazaire und ebenso vom nordfranzösischen Hafen Le Havre ihre Fahrten in die neue Welt unternahmen.
Damals, so die Beschreibung des Museums, „verkörperte das Linienschiff kurzzeitig einen Traum der transatlantischen Moderne“. Der Liner galt als ein „modernistisches Objekt“, ein Gesamtkunstwerk aus innovativer technischer oder nautischer Entwicklung wie die seinerzeit neue Aerodynamik, aber auch aus vielen anderen Mosaiksteinen wie neuen Ideen der Innenarchitektur oder Werken von Designkünstlern an Bord.
Aber auch Maler (wie Fernand Léger), Filmemacher (z. B. Buster Keaton oder Walter Ruttmann), Architekten (wie Le Corbusier) oder Plakatemacher, die sich dem Thema der Oceanliner verschrieben oder sie in ihren Werken als Inspiration nutzten, dokumentiert die Ausstellung.
Einige der Werke entstanden auch auf den Schiffen.
Die Epoche der Goldenen Zwanziger, oft beschrieben und immer noch nostalgisch bewundert, waren die besten Jahre für die Transatlantikliner. Die Schiffe wurden für ein Luxus-Klientel ausgestattet wie schwimmende Paläste mit damals modernsten Maschinen.
Sie boten die einzigen Linien-Verbindungen zwischen Europa und anderen Kontinenten. Es war eine Reiseform, die neben Geschäftsleuten und Reichen auch viele Schriftsteller und Intellektuelle auf der Suche nach neuen Welten begeisterte.
Nach der Änderung der verschiedenen Einwanderungsgesetze und der Weltwirtschaftskrise setzten die Reedereien auf ein neues touristisches Publikum. Mit der Einführung der Flugverbindungen später in den 60er Jahren war das Ende der Linienschifffahrt dann eingeläutet.
Noch heute ziehen die prächtigen Transatlantikliner Gäste und Kreuzfahrt-Fans in ihren Bann.
Die Ausstellung trägt den bezeichnenden Titel „Linienschiffe 1913-1942. Eine transatlantische Ästhetik“ und wurde vom Musée d‘Arts de Nantes gemeinsam produziert mit MuMa, dem Musée d‘Art moderne André Malraux, in Le Havre und in Zusammenarbeit mit Escal‘Atlantic, dem Oceanliner-Museum in St. Nazaire. Sie kann in Nantes seit dem 25. Oktober besucht werden und ist bis zum 23. Februar 25 geöffnet. Anschliessend wird sie in Le Havre vom 5. April bis zum 21. September 25 präsentiert.
Informationen
Ausstellung: „Paquebots 1913 -1942. Une esthétique transatlantique“ im Musée d‘Artes de Nantes bis 23.02.2025, www.museedartsdenantes.fr
Großes Foto: Mit der Kamera eingefangen: Reisende der „France“, 6. April 1932, halten Erinnerungen während des Tendern fest.
Foto-Copyright: Saint-Nazaire, Collection Saint-Nazaire Agglomération Tourisme – Écomusée. Fonds Commandant Burosse.