Auch wenn die Pandemie und die aktuellen politischen Herausforderungen die Branche belasten und derzeit zu Einschränkungen zwingen: In den nunmehr 60 Jahren ihres Bestehens hat sich die in Familienbesitz befindliche Fährreederei TT-Line zum Marktführer im Passage- und Frachtverkehr zwischen Deutschland und Schweden entwickelt, der mit sieben Schiffen und bis zu 18 Abfahrten täglich die größten deutschen Ostseehäfen Travemünde und Rostock sowie das polnische Świnoujście und das litauische Klaipėda mit dem südschwedischen Verkehrsknotenpunkt Trelleborg verbindet.
Die Beförderungsleistung stieg auf jährlich bis zu 900.000 Fahrgäste, 200.000 Autos und ca. 500.000 Frachteinheiten. Mit dem Bau von zwei LNG-betriebenen Green Ships als umweltfreundlichste und leistungsfähigste Fähren in der Unternehmensgeschichte investiert die Reederei, die 2006 ihren Sitz von Hamburg nach Lübeck-Travemünde verlegte, in eine nachhaltige Zukunft.
Das im Juli 2018 bei der chinesischen Jiangsu Jinling in Nanjing bestellte Typschiff dieser neuen Generation, die Nils Holgersson, war am 7. März dieses Jahres an die Reederei übergeben worden und wird nach der wenige Tage später angetretenen 11602 sm langen Überführungsreise Ende dieses Monats in Deutschland erwartet.
![](https://anbord.de/wp-content/uploads/2022/04/akka.jpg)
Bei dem über 239 Kabinen für rd. 800 Passagiere und 4500 Spurmeter für Fracht auf vier Decks verfügenden 45500-BRZ-Neubau, dem das seit dem 11. Juli 2021 am Ausrüstungskai der Werft liegende Schwesterschiff Peter Pan im Herbst dieses Jahres folgen soll, handelt es sich bereits um das siebte Schiff dieses traditionsreichen Namens. Seine letzte Namensvorgängerin, die 2001 von der SSW Fähr- und Spezialschiffbau GmbH, Bremerhaven, erbaute sechste Nils Holgersson (BRZ 36468), war Anfang Februar dieses Jahres bei einem Werftaufenthalt in Klaipeda in Akka umbenannt worden, um den Namen für das neue Flaggschiff freizumachen.
Nils Holgersson war auch der Name der ersten Fähre, mit der die 1962 von dem Reeder J.A. Reinecke gegründeten Reederei am 28. März des gleichen Jahres die Verbindung zwischen Travemünde und Trelleborg aufnahm. Schon im ersten Betriebsjahr 68268 Gäste und 541 Lkw befördert. 1965 kam mit der Peter Pan I das erste und zwei Jahre später auch das zweite Schiff der zweiten Generation in Fahrt, die über Laderampen an Bug und Heck verfügten. An beiden Schiffen waren die Trampschiffahrt GmbH & Co KG sowie die Iduna-Versicherungen beteiligt.
![](https://anbord.de/wp-content/uploads/2022/04/nils_holgersson____1___foto__tt-line-300x225.jpg)
Im Oktober 1967 ging die Bereederung der Schiffe von Reinecke auf die OHG Travemünde-Trelleborg-Linie (TT-Linie) GmbH & Co. über und die Anteile Reineckes wurden von der Reederei Aug.Bolten Wm.Miller’s Nachfolger übernommen. Damit war die Trampschiffahrt GmbH & Co. KG mit 83 Prozent und Aug.Bolten Wm. Miller’s Nachfolger mit 16 Prozent an der TT-Line beteiligt. Das Management lag bei der TT-Line GmbH & Co. KG, die beiden Partnern zu gleichen Teilen gehörte. Anfang 2013 übernahmen Arend Oetker und Bernhard Termühlen, die bereits vorher über die Trampschiffahrt GmbH & Co. KG an der TT-Line beteiligt waren, die Anteile der Reederei Aug.Bolten Wm.Miller’s Nflg sowie alle Anteile der Trampschiffahrt, so dass sie heute paritätisch über die Trampschiffahrt GmbH & Co alle Anteile der TT-Line halten.
Auch wenn manche Engagements, wie die 1977 erfolgte Beteiligung und 1979 vollzogene vollständige Übernahme der Olau Line, die mit zwei Neubauten einen Fährdienst zwischen dem niederländischen Vlissingen und Sheerness in Südengland betrieb 1994 aus wirtschaftlichen Gründen aufgegeben werden musste, was auch für den ab 1996 auf der Strecke Rostock-Trelleborg eingesetzten und 2005 nach Saudi-Arabien verkauften Katamaran Delphin gilt, war man dennoch durch Beständigkeit und Zuverlässigkeit in Verbindung mit imposanten Schiffen, neuen Technologien, Innovationen und auf Nachhaltigkeit setzenden Entwicklungen erfolgreich.
So gehörten die 1974 in Dienst gestellte Peter Pan II und ihre ein Jahr später zugelaufene Schwester Nils Holgersson III als Schiffe der 3. Generation seinerzeit zu den größten Fährschiffen der Welt und boten neben dem Transport auch ein beachtliches Entertainment. Die Ausrichtung auf einen umweltfreundlichen Schiffsbetrieb wurde im November und Dezember 1995 mit den Indienststellungen der Robin Hood und Nils Dacke als Green Ships der ersten Generation forciert.
1999 ordert die Reederei bei SSW in Bremerhaven zwei neue Green Ships-Fährschiffe mit Pod-Antrieb als Ersatz für die Nils Holgersson V und Peter Pan IV. Damit sind seit 2002 nur noch Schiffe mit dem umweltfreundlichen diesel-elektrischen Antrieb auf der Strecke Travemünde-Trelleborg im Einsatz.
Schließlich wird 2008 das Green-Bridge-Konzept eingeführt, 2016 erfolgt die Installation eines Hybrid-Abgas-Nasswäschers auf der Nils Holgersson und ein Jahr später auch die entsprechende Nachrüstung auf der Peter Pan. Ein derzeitiges Optimum an Ökonomie und Ökologie verspricht sich die Reederei von ihren 2018 in China bestellten beiden bisher größten Neubauten, die sie in ihrem Jubiläumsjahr in Dienst stellen will. JPM