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Typschiff des Hybrid-Fährentrios der HADAG getauft – nächste Generation soll komplett elektrisch fahren

„Die Neuland bedeutet einen echten Meilenstein für die Hadag, den Hamburger Hafen und den Klimaschutz in unserer Stadt“, schwärmte die als Taufpatin fungierende Zweite Bürgermeisterin der Freien und Hansestadt Hamburg, Katharina Fegebank, von ihrem Täufling, bevor sie am 16. September dem sich vor dem Fischmarkt in pink-weißem Anstrich präsentierenden ersten Hybrid-Fährschiffneubau der Reederei und seiner Besatzung nach dem Zerschellen der traditionellen Sektflasche am senkrecht aufragenden Bug unter dem Beifall der rd. 300 geladenen Gäste sowie zahlreicher „Sehleute“ allzeit gute Fahrt und immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel wünschte.

Mit der rd. 8,5 Mio. Euro teuren Neuland hatte die zur Bremerhavener Heinrich Rönner-Gruppe gehörende SET Schiffbau- u. Entwicklungsgesellschaft Tangermünde mbH bereits am 26. Juli 2024 das Typschiff einer im Sommer 2022 nach einer notwendig gewordenen zweiten Ausschreibung bei ihr bestellten Serie von insgesamt drei innovativen Hafenfährschiffneubauten mit modernster Batterie-Technologie und Diesel-Range-Extender an die Hamburger Hochbahn-Tochter HADAG Seetouristik und Fährdienst AG abgeliefert. Der am 14. März 2023 als Werft-Nr. 212 auf Kiel gelegte und 7. März dieses Jahres ungetauft in Tangermünde vom Stapel gelaufene Neubau, dessen Übergabe mehrfach verschoben werden musste, war bereits im Juni nach Hamburg überführt worden und hatte seitdem neben dem Wunsch des Sponsors entsprechenden Umlackierungsarbeiten und Tests auch die technische Abnahme und erste Erprobungsfahrten – darunter eine auch mit Gästen – erfolgreich abgeschlossen.

Die zweite Einheit (Bau-Nr. 213), die am 21. Juni dieses Jahres mit einem Querstapellauf in Tangermünde zu Wasser gebrachte Finkenwerder, sollte ursprünglich am Tauftag der Neuland in Hamburg eintreffen, was aber aufgrund des aktuellen Elbe-Hochwassers auf die zweite Septemberhälfte verschoben werden musste. Dass dritte und letzte Schiff des Trios, die Anfang November 2023 auf Kiel gelegte Grasbrook wird am kommenden Freitag vom Stapel laufen. Die beiden Schwesterschiffe sollen noch im Herbst bzw. im Winter dieses Jahres getauft und in Dienst gestellt werden.

Zum Plug-in-Hybrid-Antrieb (Danfoss Editron) der drei für den Ein-Mann-Betrieb im Hamburger Hafen zugelassenen Neubauten gehören neben den Batterien u.a. 478 kW-Scania-Dieselgeneratoren der Stufe V mit deutlich reduzierten CO2-Emissionen und jeweils zwei 200-kW-Voith-Schneider-Propeller (eVSP 9). Die 856,5 kWh-Lithium-Battterien werden über Nacht aufgeladen und ermöglichen einen emissionsfreien Antrieb beim An-und Ablegen. Zur Verbesserung der Manöverierfähigkeit wurden jeweils zwei 110 kW-Festpropeller-Querstrahler (Jastram) im Vorschiffsbereich installiert. Mit rund 33 Metern sind die 8,30 m breiten, maximal 2,00 m tiefgehenden und 12 kn schnellen Neubauten länger als die bisherigen Fähren. Ihr innovatives Design senkt den Energiebedarf und schafft gleichzeitig mehr Raum für Multifunktionsflächen. So bieten die drei auf einen späteren Einsatz der Wasserstofftechnologie vorbereiteten Schiffe des neuen Typs 2030 jeweils Platz für bis zu 250 Fahrgäste, mehr Platz für Fahrräder und einen optimierten innenliegenden Aufgang zum Oberdeck. Entwickelt wurde das Konzept zusammen mit den Flensburger naValue GmbH, die auch die Bauaufsicht für das Trio wahrnimmt.

Die Neuland-Taufpatin Katharina Fegebank zeigte sich u.a. erfreut darüber, dass durch ihren Täufling und seine Schwesterschiffe nicht nur die Schadstoff- und CO2-Emissionen reduziert werden, sondern auch der Komfort für die Fahrgäste erhöht wird. Besonders zu erwähnen sei, dass die Neuland barrierefrei zu nutzen ist, so dass alle Menschen in dieser Stadt sie austesten können. So gibt es an Bord u.a. erstmals auch taktile Leitelemente für Menschen mit Seheinschränkungen.

Mehr Platz und weniger Emissionen

„Mit den neuen Fähren betreten wir im wahrsten Sinne des Wortes Neuland, denn dieser Name steht auch für ein neues Zeitalter, das wir mit diesem Schiff einleiten. Die moderne Hybridfähre ist ein Symbol für innovative Technik und für unser Engagement, den Hafen und die ganze Stadt nachhaltiger zu gestalten“, so der Senator für Verkehr und Mobilitätswende, Anjes Tjarks nach dessen Angaben man davon ausgeht, dass pro Schiff 20 Prozent der CO2-Emissionen vermieden werden können und die Fahrgäste auch von weniger Lärm, einem modernerem Design und größeren Flächen an Bord profitieren. Da die drei Hybridfähren für einen Teil ihres Betriebs noch auf die Nutzung ihrer Dieselgeneratoren angewiesen sind, seien sie trotz der realisierten Effizienzverbesserungen und Emissionsreduzierung als Zwischenlösung anzusehen. Deshalb seien für die aufgrund des steigenden Fahrgastaufkommens und des zunehmenden Alters der bestehenden Hadag-Flotte von 25 Schiffen benötigte nächste Fährengeneration bereits komplett elektrisch fahrende Schiffe vorgesehen, mit denen er in ungefähr drei Jahren rechne. Nachdem sich für die bisher eingesetzten Schiffe aufgrund deren charakteristischen Silhouette der treffende Spitzname „Bügeleisen“ eingebürgert hat, regte Tjarks an, für die sich in ihrem modernen Design davon unterscheidenden neuen Schiffe ebenfalls eine adäquate Bezeichnung zu finden.

SET-Chef Olaf Deter bedankte sich nicht nur für die gute Zusammenarbeit mit den beteiligten Partnern bei der Realisierung des anspruchsvollen Projekts, sondern auch für das mit der Auftragsvergabe für dieses zukunftsweisende Hybrid-Fährentrio bewiesene Vertrauen, das man mit dem hohen Qualitätsstandard des jetzt gelieferten ersten Neubaus rechtfertigen wolle. Die SET, die sich u.a. auf den Bau von kleineren Fähren, Schleppern, Forschungsschiffen und Spezialschiffen für die technische Flotte fokussiert und bereits acht Einheiten für den Einsatz im Hamburger Hafen geliefert habe, sei besonders erfreut über ihre Einbindung in dieses wegweisende Nachhaltigkeitsprojekt, sagte Deter wohl nicht ohne Hoffnung, auch bei der Ausschreibung für die jetzt angekündigte neue Fährengeneration eine Chance zu erhalten. JPM

Fotos: Jens Meyer