Auch zweite Green Ship-Ro/Pax-Fähre für TT-Line hat jetzt Wasser unter dem Kiel
Auch die zweite der beiden 2018 von der in Travemünde ansässigen TT-Line in China bestellten Green Ship RoPax-Fähren hat erstmals mit ihrem künftigen Element Bekanntschaft gemacht: Acht Monate nach dem Aufschwimmen des im Juli 2020 mit einer Münzzeremonie als Bau-Nr. JLZ8180222 auf Kiel gelegten Typschiffes Nils Holgersson wurde am 11. Juli der 229,4 m lange, 31 m breite und max. 6.9 m tiefgehende Rohbau der noch namenlosen Werft-Nr. JLZ8180223 nach dem Aufschwimmen im Baudock der China Merchants Jiangsu Jinling-Werft in Nanjing mit Hilfe von zwei Schleppern an den Ausrüstungskai verholt. Dort erfolgt nun die weitere Fertigstellung samt Einbau der Innenausstattung, an deren Design die in Waren an der Müritz ansässige Firma Oceanarchitects einen wesentlichen Anteil hat.

Bei dem aufgrund seiner Ausstattung mit Dual-Fuel-Motoren sowohl mit Marinediesel (MGO) als auch mit verflüssigtem Erdgas (LNG) zu betreibenden 45 000-BRZ-Neubau, handelt es sich um die zweite Einheit des neuen Green Ship-Typs der Reederei, für die sie sich zunächst eine – später in einen Festauftrag umgewandelte – Option gesichert hatte. Die beiden für 800 Passagiere und mehr als 200 Sattelzüge ausgelegte Neubauten, deren Entwurf von OSK ShipTech stammt, sollen im Frühjahr bzw. Herbst nächsten Jahres geliefert und in den Liniendienst der TT-Line in der südlichen Ostsee eingestellt werden, wobei das jetzt aufgeschwommene Schiff unter dem Traditionsnamen Peter Pan in Fahrt kommen dürfte. Die über 239 Pax-Kabinen verfügenden Neubauten zeichnen sich u.a. durch eine 1200 qm grosse Außendecksfläche sowie 3500 qm öffentliche Räume aus. Für rollende Ladung stehen über zwei Heckrampen erreichbare rd. 4600 Spurmeter auf vier Decks mit 20 Ladeanschlüssen für E-Autos zur Verfügung. Als Hauptmotoren stehen je zwei Motoren des Typs 8L51 und 6L51/60 von MAN in Vater/Sohn-Konfiguration mit einer Gesamtleistung von 29400 kW zur Verfügung. Über Getriebe und zwei Verstellpropeller soll damit eine Geschwindigkeit von 22 kn erreicht werden. Die beiden ebenfalls von MAN zugelieferten je 500 cbm fassenden LNG-Tanks wurden auf Deck 1 platziert. Für die Bordstromversorgung wurden vier Wärtsilä-Motoren des Typs 9L20DF verbaut. Zur Verbesserung der Manövrierfähigkeit stehen drei Bugstrahlruder zur Verfügung. Zur Ausrüstung der nach den Vorschriften und unter Aufsicht von DNV in Bau befindlichen Neubauten gehören u.a. auch Wärmerückgewinnungsanlagen.
TT-Line nutzt nach eigenen Angaben als erste Reederei in diesem Fahrtgebiet LNG für ihre beiden neuen Green Ships und sieht sich damit als Vorreiter. Von dem derzeit als sauberster Schiffskraftstoff anzusehenden LNG verspricht sie sich die Einsparung von jährlich 93 Prozent Feinstaub, 98 Prozent Schwefeloxiden und 82 Prozent Stickoxiden verglichen mit Marine Gas Oil (MGO). Die Mehrkosten des LNG-Antriebs werden durch eine Förderung des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) abgemildert. Nicht nur die Verwendung von LNG mache die neuen Green Ships zu den umweltfreundlichsten Schiffen der Unternehmensgeschichte. Die generelle Effizienz des Schiffsbetriebes in Kombination mit dem erhöhten Kapazitätsangebot für Fracht und Passagiere ermögliche eine noch deutlichere Verbesserung der CO2-Emissionen um bis zu 60 Prozent pro transportierte Einheit, so die Reederei. „Wir sind stolz darauf, dass wir mit unseren Green Ships den neuen Standard in puncto Emissionsreduzierung in der Fährbranche setzen,“ sagt TT-Line Geschäftsführer Bernhard Termühlen. JPM