Es gibt Hoffnung für das in Wismar unfertig im Dock der MV Werft liegende Kreuzfahrtschiff Global Dream. Nach unbestätigten Meldungen aus Mecklenburg-Vorpommern soll die amerikanische Disney Cruise Line aus Orlando Interesse an dem unfertigen Schiff haben. Erste Anzeichen sickerten am Rande von Gesprächen über die Verlängerung der Transfergesellschaft bis Dezember durch, über die etwa 950 Mitarbeiter der insolventen MV Werft derzeit beschäftigt sind. Die Transfergesellschaft soll in einem ersten Schritt bis zum 1. Dezember verlängert werden. Bis dahin soll mit einem Kaufinteressenten für das Schiff eine Vereinbarung getroffen werden, heißt es.
Ob es aber wirklich einen Vertrag geben wird, ist noch offen. Noch schweigen alle Beteiligten. Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD) zeigte sich allerdings „verhalten optimistisch“. Für das Land geht es um Bürgschaften in Milliardenhöhe, die fällig werden, wenn es nicht gelingt, die Global Dream in Fahrt zu bringen.
Auch Bestätigungen zum Interesse von Disney Cruise Line gibt es keine. Weder Insolvenzverwalter, noch das Land oder die Reederei äußern sich. Der als sehr verschwiegen und verschlossen geltende US-Konzern Walt Disney hat aber aktuell die einzige Reederei, in deren Portfolio ein Schiff wie die Global Dream mit einem sehr hohen Anteil an Familienkabinen passen könnte.
Mit 208.000 BRZ und einer Kapazität für 9.500 Passagiere ist das Schiff jedoch deutlich größer als die fünf bislang in Italien und Papenburg gebauten Disney-Schiffe. Disney hatte in Papenburg zuletzt drei Neubauten mit einer Größe von 135.000 BRZ und etwa 4.000 Passagieren bestellt. Mit der Disney Wish war in diesem Jahr das erste der drei neuen LNG-Kreuzfahrtschiffe ausgeliefert worden.
Beim Blick auf den Antrieb gibt es neben den Kabinen einen weiteren Aspekt, der durchaus für Disney spricht. Die Global Dream hat bereits sechs MAN-Dieselmotoren der Baureihe 48/60CR eingebaut bekommen. Diese Motoren sind zwar beim Schadstoffausstoß nicht auf dem modernsten Level wie die LNG-Schiffe, aber sie passen zu Disney.
Sehr ähnliche Motoren hat Disney nämlich 2009/2010 bei der Meyer Werft in die Schwestern Disney Dream und Disney Fantasy einbauen lassen. Damit hätte die Reederei weiter mit MAN einen vertrauensvollen deutschen Service-Partner.
Bei den aktuellen drei Neubauten der Meyer Werft hat sich Disney zwar für die wesentlich effizienteren und auch schadstoffärmeren MAN-51/60 Dualfuel-Motoren entschieden, die mit verflüssigtem Erdgas LNG betrieben werden.
Auch beim Innendesign ließe sich der leicht kitschige Disney-Style gut umsetzen. Wasserrutschen und Themenpark des ehemaligen Auftraggebers Genting sind nicht so weit von Disney entfernt.
Sollte die Reederei aus Celebration bei Orlando (Florida) das zu etwa 75 Prozent fertige Schiff kaufen, wäre außerdem die Fertigstellung am Standort Wismar möglich. Bei der Fertigstellung der Global Dream hätten die 950 Werftarbeiter noch eine Perspektive bis Ende 2024. Solange darf die Pier an der Werft für das Projekt genutzt werden.
Die Fertigstellung selbst würde Disney aber an eine andere Werft vergeben. Hier ist die Meyer Werft im Gespräch. In Papenburg ist man aber ebenfalls noch zurückhaltend. „Wenn ein Kunde sich an uns wendet und einen Auftrag hat, sind wir immer bereit“, so heißt es in Papenburg. Meyer könnte aber für die Dauer der Arbeiten die Mitarbeiter aus der Transfergesellschaft übernehmen.
Soweit die aktuellen Gerüchte. Ob sie Realität werden, hängt davon ab, ob Disney das Schiff wirklich kauft und dann die Meyer Werft in Papenburg mit der Fertigstellung beauftragt. Entscheidend ist dabei der Preis, den Disney für das Schiff zahlen bereit ist. Davon hängt dann auch ab, wie hoch die fälligen Bürgschaften für das Land ausfallen.
Die Werft in Wismar kennen ältere Mitarbeiter der Meyer Werft noch. 2002 und 2003 half die Papenburger Werft den Kollegen in Wismar bereits einmal. Damals wurden zwei Schiffe für die Reederei AIDA in Wismar gebaut. Die AIDAvita und die AIDAaura waren die ersten Schiffe einer neuen Generation. Bei der Fertigstellung half damals die Meyer Werft mit Know-how bei den Prozessen.
Nach der Global Dream ist in Wismar das Thema Kreuzfahrt vorerst wieder vorbei. Die Kieler Marinewerft ThyssenKrupp Marine Systems will ab Anfang 2024 in Wismar mit den Bau von U-Booten und Marinefahrzeugen beginnen. Dafür wird ab Anfang 2024 das Dock gebraucht, in dem noch die Global Dream liegt. FB