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Überraschungsgast für die Unterweser – Megakreuzfahrtschiff „Manara“ ist auf dem Weg nach Bremerhaven

Umbau der ehemaligen „World Dream“ der Meyer Werft für neuen Eigentümer in der Seestadt möglich

Das ehemalige Flaggschiff World Dream (150.695 BRZ) der insolventen Genting Tochter Dream Cruises wurde zum Anfang des Jahres zu einem unter Insidern genannten Schnäppchenpreis von angeblich 330 Millionen US-Dollar von Cruise Saudi aus Saudi-Arabien ersteigert, wobei der Wert mit rund 500 Millionen US-Dollar geschätzt wurde. 

Die Versteigerung lief auf Antrag der Gläubiger unter Führung der deutschen Bank KfW Ipex. Nun befindet sich das in Manara umbenannte und bis zu 3.376 Passagiere fassende Kreuzfahrtschiff auf dem Weg aus dem Mittelmeer nach Bremerhaven, wie im Schiffstracking nachvollzogen werden kann und inzwischen auch in den sozialen Netzwerken berichtet wird. Vermutlich wird in der Seestadt der bereits angekündigte Werftaufenthalt erfolgen, um das Schiff, das bisher für den asiatischen Markt verkehrte, auf den westlichen Standard zu bringen. Doch Auskünfte von den potentiellen Werften in der Seestadt zu diesem Projekt waren am Wochenende nicht zu bekommen. 

Das 2017 von der Meyer Werft als erbaute Kreuzfahrtschiff World Dream unternahm nach der Ablieferung 2017 bis zur Insolvenz von Dream Cruises im Jahr 2020 vornehmlich Kreuzfahrten von Hongkong nach Vietnam und China. Die Übernahme der 335,35 Meter langen und 39,70 Meter breiten World Dream durch Cruise Saudi markiert die bisher größte Expansion in Saudi-Arabiens Plänen zur Entwicklung seiner aufstrebenden, aber schnell wachsenden Kreuzfahrtindustrie.

Cruise Saudi ist zu 100 Prozent im Besitz des staatlichen Investmentfonds Public Investment Fund mit Sitz in Jeddah. Der Fond stieg 2020 auch mit 8,2 Prozent beim Kreuzfahrtkonzern Carnival Cruise Corporation ein. Aufgabe von Cruise Saudi ist es unter anderem, das Land als wichtiges Kreuzfahrtziel zu etablieren und einen heimischen Kreuzfahrtmarkt auszubauen. Bis 2035 sollen etwa 1,3 Millionen Kreuzfahrtpassagiere in saudischen Häfen gezählt werden. Der Kauf der World Dream ist eine weitere Investition in diesem Konzept.

„Die Übernahme steht im Einklang mit der Strategie und Ausrichtung des Unternehmens zum Aufbau und zur Entwicklung der Kreuzfahrtindustrie in Saudi-Arabien“, wie der deutsche CEO von Cruise Saudi, Lars Clasen, vor einigen Wochen in saudischen Medien erklärte. Der Kreuzfahrt-Manager Lars Clasen war vor der Tätigkeit bei Cruise Saudi unter anderem bei AIDA Cruises und bei A-Rosa lange in Spitzenpositionen tätig. Weitere Pläne über das Routing des Schiffes werden demnächst bekannt gegeben. 

Für den Umbau und die räumliche Anpassung der Manara an ein arabisches und europäisches Publikum sollen aber die notwendigen Finanzmittel bereitstehen.

Wenn die Manara vermutlich am kommenden Wochenende (aktuell ist der 25. Juni geplant) in Bremerhaven eintrifft, ist dies nicht der erste Besuch in Bremerhaven, denn im Zusammenhang mit der Übergabe von der Meyer Werft an den damaligen Auftraggeber lag das Schiff im Oktober 2017 schon einmal an der Columbuskaje. Anschließend nahm das seinerzeit auf einen Wert von rund 1 Milliarde US-Dollar geschätzte Schiff Kurs auf Guangzhou (China). 

Die World Dream ist eine schwimmende Urlaubsstadt. Sie ist speziell für die Bedürfnisse am asiatischen Kreuzfahrtmarkt konzipiert. An Bord sollen sich asiatisches Ambiente und europäischer Luxus miteinander vereinen. Der Schiffsrumpf wurde seinerzeit mit einem auffälligen Gemälde verziert, das aus der Feder des chinesischen Pop-Art-Künstlers Jacky Tsai stammt. Es erzählt eine Liebesgeschichte zwischen einer Meerjungfrau und einem Astronauten und sollte zum „Träumen“ einladen. Die mächtigen und überwiegend in violett und orange gehaltenen Ornamente und Gestalten sind echte Hingucker. Im Inneren des Schiffes überwog bislang asiatisches Styling – reduzierte Formen und poppig bunte Farben. An Bord wurde eine große Vielfalt in Sachen Unterhaltung und Genuss angeboten.  

Zu den Attraktionen gehörten bislang unter anderem eine sehr große Anzahl an Kasinos, die bei den Asiaten besonders beliebt sind. Ferner ein VIP-Bereich, der sich über 3 Decks erstreckt und über eine eigene Pool-Anlage verfügt, sowie ein Musical-Theater und unzählige Restaurants und Bars. Zudem verfügte die World Dream als eines der ersten Kreuzfahrtschiffe über eine LED-Technik, mit der bewegte Bilder und Farben auf die Schiffswand projiziert werden können. Dadurch gibt es für das Schiff, aus der Ferne betrachtet einen sehr hohen Wiedererkennungswert.  

An Bord des asiatischen Passagierschiffs fehlte übrigens bislang das 14. Deck, denn viele Asiaten leiden unter Tetraphobie. Die 4 ist dort eine Art Unglückszahl, wie in unserem Kulturkreis die 13. Um den Passagieren „Stress“ zu ersparen, hatte man einfach auf das 14. Deck verzichtet. Vermutlich wird dann im Zusammenhang mit dem anstehenden Umbau das bisherige 13. Deck in Deck 14 umbenannt. Chr.Eck