Die Metropole St. Petersburg ist einer der wichtigsten Häfen für Ostsee-Kreuzfahrten. Nach zwei Jahren der Pandemiepause sollten im Mai auch wieder Kreuzfahrtschiffe St. Petersburg anlaufen. Ob das aber so kommen wird, ist seit dem Einmarsch in die Ukraine offen. Durch die neuen Sanktionen gegen Russland sind Geschäftsbeziehungen auch im maritimen Sektor auf der Liste der Maßnahmen.
Zu dem Paket der Maßnahmen gehören zwar vorrangig Lieferungen für die Öl-, Gas- und Schiffbauindustrie Russlands. Aber auch die meist im staatlichen Besitz befindlichen Häfen sind auf der Liste der Sanktionen. Inzwischen gibt es auch freiwillige Boykotts von Häfen Russlands. Fast alle großen Kreuzfahrtreedereien stellen die Routen auf die Probe.
Die Norwegian Cruise Line hat als erstes Unternehmen umfassende Routenänderungen angekündigt. Im Gleichklang werden auch Regent Seven Seas und Oceania Cruises St. Petersburg 2022 nicht mehr anlaufen.
„Die Sicherheit unserer Gäste, Crewmitglieder und Gemeinden, die wir besuchen, hat für uns oberste Priorität“, heißt es in einer Erklärung von Norwegian Cruise Line. Man arbeite derzeit daran, Ersatzhäfen für die Anläufe in Russland zu finden.
Neben NCL sind auch bei Viking und Atlas Ocean Voyages die russischen Häfen aus den Programmen genommen worden. In Großbritannien sind Routenänderungen bei den großen Anbietern ebenfalls in Planung. Zum Wochenende sind hier erste Informationen zu erwarten. Zum Ausgleich sind längere Liegezeiten in anderen Häfen in Planung. Zu den Ausweichhäfen könnte auch Warnemünde mit der Anbindung an Berlin gehören.
Neben St. Petersburg sind auch die Programme mit Expeditionsreisen nach Sibirien und an der Beringstraße gestrichen. Betroffen sind, so wie 2014 bereits, auch alle Pläne für Reisen ins Schwarze Meer. Odessa ist vorerst auch nicht mehr auf den Fahrplänen.
„Das ist eine sehr traurige Entwicklung. Wir unterstützen unsere Crewmitglieder aus der Ukraine.“, so Hansjörg Kunze von AIDA Cruises. Die Zeit für Entscheidungen ist noch gekommen. Da der Saisonstart erst im Mai ist, dürften die Entscheidungen für Umroutungen bei den Ostseekreuzfahrten bis April erfolgen. In St. Petersburg werden in einer Sommersaison zwischen 250 und 300 Kreuzfahrtschiffsanläufe erwartet.
Auswirkungen kann die Krise aber auch auf Besuche im Baltikum haben. Durch die verschärften Sicherheitsmaßnahmen und die Verlegung von Militärgerät kann es in den Häfen zu Einschränkungen kommen. Die Nato plant jetzt weitere Verlegungen von Kräften ins Baltikum und nach Polen. Inwieweit der Flusskreuzfahrt-Markt betroffen ist, ist noch nicht bekannt. FB