Andreas Nüssel, Managing Director EMEA von Silversea Cruises, antwortete auf Fragen von Michael Wolf.
Silversea hat während der Gesundheitskrise gleich zwei Neubauten übernommen. Wie konnte das gemanagt werden?
Die Auslieferung unserer neuen Schiffe Silver Moon und Silver Origin während der Pandemie ist unser ganzer Stolz!
Die Silver Origin ist Silversea‘s allererstes zielspezifisches Schiff, speziell für die Galapagos-Inseln entworfen. Durch die Integration der neuesten, hochmodernen Technologie und mit Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit, Expeditionserfahrung, authentische lokale Kultur sowie Komfort und Service wird die Silver Origin mit 100 Gästen das ganze Jahr über Reisende im einzigartigen Galapagos-Archipel willkommen heißen. Wir haben unser gesammeltes Know-how in das Design der Silver Origin investiert. Jedes Element des Schiffes wurde mit Blick auf das Reiseziel entworfen und so zugeschnitten, dass die Erfahrung für die Reisenden verbessert und gleichzeitig ein tiefes Gefühl des Respekts für dieses großartige Ökosystem gefördert wird.
Wir sind den Fachleuten der De Hoop-Werft sehr dankbar, dass sie trotz Pandemie die vielen Herausforderungen gemeistert haben, dieses einzigartige Schiff fertigzustellen.
Jedes Detail unserer brandneuen Silver Moon ist Ausdruck einer erfolgreichen Zusammenarbeit mit der bekannten Werft Fincantieri in Ancona.
Viele Handwerker, die am Bau der Silver Muse beteiligt waren, haben ihre Fähigkeiten auch bei der Silver Moon eingesetzt, um Fachwissen aus der ganzen Welt einzubringen und gleichzeitig das elegante italienische Erbe von Silversea zu bewahren.
Jedes einzelne Element der Innenräume der Silver Moon wurde bis ins Detail gestaltet. Von unseren Savoir-Betten bis hin zu unseren Lalique-Kristallkunstwerken spiegeln sie unser gesamtes Kreuzfahrterlebnis wider.
Nach dem „Test“ des S.A.L.T. Programmes auf der SILVER MUSE erhält die SILVER MOON nun sogar ein eigenes Restaurant für dieses Konzept. Erzählen Sie uns kurz, wie die zukünftigen Gäste es erleben können.
Wir sind sehr stolz darauf unser neues S.A.L.T. Programm an Bord der Silver Moon zu lancieren. Das Programm steht für Kulinarische Vielfalt und Bereicherung. Es ermöglicht unseren Gästen eine Reihe von regionalen gastronomischen Erlebnissen – sowohl an Bord als auch an Land – zu genießen. Deshalb auch der Name, denn S.A.L.T. ist ein Akronym für Sea and Land Taste (Geschmack von Meer und Land).
Als Teil des S.A.L.T.-Programmes werden drei neue Locations den Gästen auf der Silver Moon eindrucksvolle kulinarische Erlebnisse bieten, die auf Deck 4 ein Zentrum der kulinarischen Entdeckungen bilden. Unter den größten der acht Restaurants an Bord der Silver Moon ist S.A.L.T. Kitchen das erste große Restaurant an Bord, welches eine regionale, dem Reiseziel angepasste Speise- und Weinkarte offeriert. S.A.L.T. Lab bietet den Gästen die Möglichkeit, sich in Workshops, Verkostungen und Vorführungen mit lokalen Zutaten und handwerklichen Techniken vertraut zu machen. In der S.A.L.T.-Bar können die Gäste, die authentischsten Aromen des Reiseziels durch eine große Auswahl an regionalen Weinen, Spirituosen und anderen Getränken probieren.
Silversea ist bekannt für außergewöhnliche Destinationen. Was werden die Neuigkeiten und Highlights der Routings in den nächsten Jahren werden?
Am 10. Dezember 2020 lancieren wir unsere neuen Reiserouten 2022/2023 – die größte Kollektion an Reiserouten in Silversea’s Geschichte. Unsere Gäste können sich auf 315 inspirierende, von unseren Reisezielexperten sorgfältig kuratiere Reisen freuen. Wir steuern 669 Reiseziele in allen sieben Kontinenten an, darunter gibt es 61 Erstanläufe.
Diese Kollektion, die sich von März 2022 bis Mai 2023 erstreckt, wird sowohl Abfahrten im Sommer 2022 als auch im Winter 2022/23 an Bord unserer zehn Schiffe umfassen.
Darüber hinaus wird sie fünf neue Grand Voyages beinhalten. Im Sommer 2022 werden wir unsere allererste Grand Voyage durch Europa, dann durch Nordeuropa sowie eine Grand Voyage durch das Mittelmeer anbieten. In der Wintersaison werden zwei weitere außergewöhnliche Reisen folgen: eine brandneue Grand Voyage durch den Pazifik und eine neue Umrundung Südamerikas mit zwei Übernachtungen in Rio de Janeiro für den Karneval.
Ein weiteres Highlight: Wir bauen unser bereits umfassendes All-Inclusive-Angebot weiter aus. Zum ersten Mal in der Geschichte von Silversea werden unsere Gäste mindestens einen kostenlosen Landausflug pro Tag in jedem angelaufenen Hafen haben – und das auf der gesamten Flotte. Um das All-Inclusive-Angebot von Silversea – das bereits zu den umfassendsten auf See zählt – noch weiter zu verbessern, werden alle Kreuzfahrttarife den Hin- und Rückflug sowie Transfers enthalten.
Wie ist die Reederei während der letzten Monate mit den Gästen in Kontakt geblieben?
Silversea ist in diesen Zeiten stets mit seinen Reisepartnern und Gästen in Kontakt geblieben. Natürlich über klassische Wege wie zum Beispiel per Email Newsletter oder über Destinations-Broschüren. Wir haben aber auch eine Reihe anderer Innovationen für unsere Gäste während der Pandemie lanciert, um ihnen die „Kreuzfahrt-Pause zu versüßen“ und vor allem in persönlichem Kontakt – den unsere Gäste sehr an Silversea schätzen – zu bleiben.
Zum einen haben wir eine dedizierte Silversea Passenger Facebook Gruppe. Zum anderen wollten wir, dass unsere Gäste das Kreuzfahrtgefühl daheim erleben können. Dazu haben wir das S.A.L.T. Lab Radio, einen kulinarischer Podcast, lanciert. Moderiert von Adam Sachs, Silversea‘s Direktor des S.A.L.T.-Programmes und ehemaliger Chefredakteur des Saveur-Magazins, wird jede Folge des neuen Podcasts mit speziellen Gastauftritten von kulinarischen Experten die Hörer tief in die reichsten kulinarischen Kulturen der Welt entführen.
Das Setting des Podcasts wird sich, sobald die Silver Moon in See sticht, an ihre geografische Position und dem aktuellen S.A.L.T.-Programm an Bord anpassen. S.A.L.T. Lab Radio steht zum kostenlosen Streaming zur Verfügung. Zusätzlich haben unsere Crew-Mitglieder mit unseren Gästen exklusive S.A.L.T. Cocktail Rezepte geteilt.
Wie liegen die Buchungen für 2021/22?
Uns war es sehr wichtig, unseren Gästen mögliche Unsicherheiten und Ängste in diesen Zeiten zu nehmen. Deshalb haben wir Ihnen eine Reihe nützlicher Tools zur Verfügung gestellt, die eine sorgenfreie Buchung ermöglichen. So haben wir die „Cruise with Confidence“-Richtlinie kreiert. Für alle Reisen 2021 haben unsere Gäste die Möglichkeit, ihre Kreuzfahrt bis 30 Tage vor Abreise ohne Angaben von Gründen zu stornieren und erhalten entweder eine Gutschrift oder einen Future Cruise Credit in Höhe des bereits bezahlten Betrages.
Bis zum 28. Februar 2021 haben unsere Gäste für alle Reisen in 2021 die Möglichkeit, ihre Kreuzfahrt mit einer reduzierten Anzahlung von nur 900 Euro zu reservieren und zusätzlich von einem Bordguthaben in Höhe von 1.000 US-Dollar zu profitieren.
Die Buchungslage ist sehr gut. Man merkt deutlich, dass die Gäste wieder aufs Schiff möchten. Sie sitzen sozusagen auf gepackten Koffern. Wir haben mit unseren kleinen Schiffen, die aber viel Raum bieten, da die besten Voraussetzungen. Seit dem 1. Dezember sind die Buchungen für die Saison 2023 offen, zunächst nur für unsere Venetian Society-Mitglieder, ab 10.12. für alle anderen Gäste.
Wie sind Sie zur Kreuzfahrtbranche gekommen?
Wie der Vogel zum Ei. Nach der Ausbildung als Reisebürokaufmann kam ich in die Verkaufsleitung von TUI, später zu Festival. Durch einen Bekannten kam ich nach einem Zwischenspiel bei DFDS zu Costa. Kreuzfahrt war immer meine Bestimmung. Der Schritt in die Luxuskreuzfahrt war dann der zur Deilmann-Reederei mit der Deutschland und den Flusskreuzfahrtschiffen. Als der damalige Geschäftsführer zu Sea Cloud Cruises wechselte, nahm er mich dorthin mit. Dann bekam ich ein Angebot von Silversea – das war ein großer Schritt. Ich fand die Schiffe toll. Die Produkte, die ich jeweils vertreten durfte, waren allesamt „unique“, das waren wichtige Erfahrungen. Dazu kam der jeweilige Bekanntheitsgrad und die unterschiedlichen Wege, die bei den Marken zu dieser Bekanntheit führen.
Sie haben Erfahrungen mit verschiedenen Anbietern im Luxusbereich. Wie grenzt sich Silversea gegenüber den anderen ab?
Silversea hat sich von Beginn an einen eigenen Stil bewahrt. Als das Unternehmen 1994 gegründet wurde, war es schon sehr innovativ, die Schiffe hatten bereits Verandasuiten, andere Neubauten damals noch nicht. Es war ein Ensemble, das Silversea einzigartig machte – das Design, die Farben, man fühlte sich einfach wohl. Für mich ist das wie ein Einsteigen in einen Aston Martin. Der ist vom Stil her nicht nur auf den Geschmack eines einzelnen Marktes zugeschnitten, aber hat eine zeitlose Eleganz, welche einfach nur gefallen kann.
Dazu kommt eine ganz besondere Beziehung zwischen der Crew und den Gästen, die ist einzigartig. Auch während der Pandemie fragen uns laufend Gäste, was sie für die Crew tun können in diesen Tagen.
Wir haben den Vorteil, relativ kleine Schiffe zu haben. Neben den schon bis jetzt existierenden hohen Sicherheitsstandards haben wir die Gesundheitsprotokolle noch weiter ausgebaut. Das ist natürlich einfacher als bei Megaschiffen.
Man sagt, dass der Luxus seinen festen Platz auch in Krisenzeiten hat. Gilt das auch während der Pandemie?
Definitiv. Luxus ist auch eine Frage der Definition; in unserer Branche wird der Begriff inflationär und meines Erachtens auch im falschen Kontext verwendet. Luxus heisst für mich, die Gäste dort abzuholen, wo sie sich gut aufgehoben fühlen, verstanden und ganz individuell auf der Reise begleitet werden. Auch kleine persönliche Überraschungen können nur dann als solche empfunden werden, wenn sie nicht allgemein sind, sondern sich an den individuellen Bedürfnissen orientieren.
Und sicher auch eine Frage der Destinationen.
Viele unserer Gäste sind weit gereist. Im Destinationsbereich erfinden wir uns für sie ständig neu: Wir haben die größten Routenauswahl in der Branche, das grenzt uns ebenfalls von den anderen ab.
Welches der neuen Ziele würden Sie selbst gerne entdecken?
Ich finde die Amazonas-Expeditionen mit der Silver Explorer unheimlich spannend. Eine andere Traumdestination wäre für mich der indische Ozean mit den Zielen Sansibar und den Seychellen.
Gehen Sie privat auch auf Kreuzfahrt?
(lacht) Ich habe eine Frau, zwei Kinder, einen Hund und einen Caravan. Manchmal braucht man auch etwas Abstand zum Beruf. Aber einmal im Jahr gehe ich schon mit meiner Frau privat an Bord, um die Annehmlichkeiten zu genießen. Aber der Haupturlaub ist mit der Familie.
Wann geht es Ihrer Meinung nach wieder los?
Die Situation ist leider noch nicht so leicht einzusortieren, da unsere Reisen verschiedene Länder und Häfen einschließen. Wir sehen aber Licht am Ende des Tunnels und hoffen sehr, dass wir mit den ersten Reisen im 2. Quartal 2021 starten können.