Die Corona-Pandemie hat auch den Zeitplan für den Baufortschritt der Valiant Lady, des zweiten Neubaus für die 2014 mit Sitz in Plantation/Florida gegründete und zur Virgin-Gruppe des britischen Milliardärs Sir Richard Branson gehörende Reederei Virgin Voyages, durcheinander gebracht. Nachdem das am 14. Februar dieses Jahres vom nahe Genua angesiedelten Fincantieri-Werftbetrieb Sestri Ponente abgelieferte Typschiff Scarlet Lady seine Überführungsreise via England angetreten hatte, mussten die im März für New York und anschliessend in Florida geplanten Einführungsprogramme abgesagt, das Schiff nach Miami umgeroutet und aufgelegt werden.
Die Reaktivierung ihres ersten Schiffes, das ganzjährig Karibik/Bahamas-Rundreisen vom Basishafen Miami bieten soll, hatte die Reederei zunächst auf Anfang August und zuletzt auf Mitte Oktober verschoben. Das im März 2019 auf Kiel gelegte Schwesterschiff Valiant Lady sollte ursprünglich im März dieses Jahres im Baudock in Sestri Ponente aufschwimmen und mit Schlepperassistenz an den Ausrüstungskai verholt werden. Wegen der coronona-bedingten Betriebseinschränkungen der Werft konnte das erst am 20. Mai nachgeholt werden. Ob trotz des zweimonatigen Rückstands der Arbeiten der ursprünglich für Mai 2021 geplante Ablieferungstermin gehalten werden kann, bleibt offen. Von Werft und Reederei gab es dazu keine neuen Festlegungen.
Bei der Valiant Lady handelt es sich um die zweite von vier Einheiten dieses Typs mit einem Auftragswert von rd. drei Mrd. Euro, von denen die beiden noch namenlosen Schwesterschiffe 2022 bzw. 2023 folgen sollen. Als Auftraggeber fungiert ein Joint Venture der Virgin Group Ltd., UK (49 Prozent) und des US-Finanzinvestors Bain Capital LP (51 Prozent). In ihrer ersten Sommersaison wird die unter Bahamas-Flagge in Fahrt kommende Valiant Lady im Mittelmeerraum bleiben und von Barcelona aus als Basishafen in Partnerschaft der Reederei mit der Global Ports Holding auf drei verschiedenen einwöchige Routen eingesetzt, auf denen jeweils freitags Ibiza zu einem Overnight-Stop angelaufen wird. Es gibt keinen Hauptspeisesalon, keine zugewiesenen Sitzplätze, kein Buffet, keine obligatorische Kleidervorschrift und keine festen Essenszeiten.
Das 277,20 m lange, 38 m breite, 8,5 m tiefgehende 110 000-BRZ-Schiff zeichnet sich durch seine elegante Linienführung und zahlreiche umweltfreundliche Technologien wie umfassende Abgaswärmenutzung, LED-Beleuchtung, Scrubber und Katalysatoren etc. aus. Es verfügt über 17 Decks, darunter 9 Kabinendecks. In den 1408 Kabinen (86 Prozent mit Balkon), darunter 78 RockStar-Suiten und 105 Innenkabinen, können zwischen 2770 und 2860 Gäste untergebracht werden. Diese müssen entsprechend dem auch spezielle Kinderbereiche ausschliessenden „adults only“-Konzept der Reederei mindestens 18 Jahre alt sein.
Die Besatzung umfasst 1160 Mitglieder, für die 813 Crew-Kabinen zur Verfügung stehen. Mit einer 48 000 kW leistenden dieselelektrischen Maschinenanlage (mit je zwei Dieseln des Typs 8L46F und 12V46F des Herstellers Wärtsilä) soll das u.a. über drei Bugstrahlruder verfügende Schiff über zwei je 1600 kW leistende ABB-Azipod-Antriebe des Typs XO eine Dienstgeschwindigkeit von 20 kn und eine Spitzengeschwindigkeit von 22 kn erreichen. JPM