„Stellen Sie sich vor,“ doziert der bezopfte Türke mit deutschem Hintergrund dialektfrei weiter, „sie müssten von hier aus gegen Wind und starke Strömung nach Istanbul segeln.“
Ein Rostocker aus der Gruppe kann das nur bestätigen: „In Canakkale haben wir vor zwei Jahren aufgegeben und sind mit unserem Chartersegelboot umgekehrt und nach Griechenland zurückgefahren“.
MS Vasco da Gama hatte keine Probleme mit ihren 32.630 PS bis zum Hafen Kepez vorzudringen. Bei zu viel Wind oder Strömung kann Kapitän Adran Firsov, Reserveoffizier der rumänischen Marine, auch einen oder zwei Schlepper zur Unterstützung anfordern.
Für die stark motorisierte Großschifffahrt ist die Passage dieses 70 Kilometer langen Schlauchs zwischen den Halbinseln Gallipoli und Yaremadesi heute also kein Problem mehr. Vor rund 4000 Jahren sah das allerdings ganz anders aus, wenn schwer beladene Segler aus der Ägäis durchs Marmarameer Kurs auf den Bosporus nehmen wollten.
Da half kein Kreuzen, sondern man lief einfach bis zum Abflauen den Nothafen von Troja an, der heute 15 Kilometer landeinwärts liegt. Warum? Weil die tektonisch bedingte Hebung des Landes die Bucht allmählich abschnürte. Sie füllte sich im Laufe der Zeit mit Erosionsmaterial und wurde schließlich zu Ackerland.
Die Schiffer der Vorzeit fackelten nicht lange und verkauften ihre Waren manchmal schon in Troja oder luden sie um zum Landtransport. Durch diesem sturm- und strömungsbedingten Handel wurde die Stadt immer reicher und wuchs stetig heran zu einem Handelszentrum der Bronze- und Eisenzeit (zwischen 3000 v. Chr. bis zur Spätantike 565 n. Chr.)…
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