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VIELE NAMEN, WENIG GLÜCK

Die „Nordic Prince“ war ein viel genutztes und zeitweise beliebtes Schiff. Sie geriet in die Hände mehrerer Reedereien und wurde nicht ausreichend gepflegt.

Mexiko in Deutschland, das kommt nicht so oft vor. 2007 war es so weit, das Kreuzfahrtschiff Ocean Star Pacific des mexikanischen Seereiseveranstalters Corporacion de Cruceros legte zum ersten Mal in diesem Jahr am 13. September im Ostseebad Warnemünde bei Rostock an. Damals hieß es für einige Zeit Arielle und wurde vom deutschen Seereiserveranstalter Transocean Tours als Charterer eingesetzt. Neugierige Leute waren nach Warnemünde gekommen, um das exotische Schiff zu bestaunen. Dabei war es ein europäisches Schiff, an der Ostsee vom Stapel gelaufen.

Foto: Jürgen Saupe

1970/71 war die im Dezember 1968 bestellte, am 2. Dezember 1969 auf Kiel gelegt und am 9. Juli 1970 vom Stapel gelaufene Nordic Prince von der finnischen Werft Oy Wärtsilä A/B in Helsinki als Bau-Nr. 393 für I.M. Skaugen A/S, Marine Managers, Oslo, erstellt worden. Am 8. Juli1971 war es fertiggestellt und in das Management des US-amerikanischen Seereiseveranstalters Royal Caribbean Cruises übernommen worden. Die Jungfernfahrt begann am 31. Juli 1971, sie ging von Oslo nach Miami.

Weil man das Schiff als zu klein befand, kam es 1980 noch mal in die Werft, dort wurde es um 26 Meter auf 194,32 m verlängert. Dadurch vergrößerte sich die Nordic Prince um etwa 4700 auf 23200 BRT und die Passagierkapazität konnte um 480 Passagiere erhöht werden. An Bord waren 598 Passagierkabinen installiert, insgesamt durften 1196 Personen auf dem Schiff sein.

Die Nordic Prince war das zweite von drei Schiffen der Song-of-Norway-Klasse, ab 1971 vorwiegend bestimmt für Reisen in der Karibik. Das Typschiff hieß Song of Norway und war ebenfalls nach Fertigstellung verlängert worden. Das spätere Schwesterschiff Sun Viking war durchweg von Miami aus in der Karibik unterwegs.

Die Nordic Prince wechselte zwar in den Jahrzehnten durch An- und Verkäufe von anderen Reedereien ihre Namen, befuhr aber als Kreuzfahrtschiff sämtliche Reviere weltweit. Das Schiff war ursprünglich 168,43 Meter lang und 24 Meter auf Spanten breit. Der Tiefgang lag bei 6,72 m. Vermessen wurde es mit 18436 später mit 22.945 BRT. Die Maschinenleistung betrug 13.248 kW. Mit seinem dieselelektrischen Antrieb (4 Sulzer–Diesel des Typs 9-ZH-40/48) erreichte das Schiff über zwei Propeller eine Geschwindigkeit von 20,5 Knoten.

Das Schiff fuhr zwischen 1971 bis 1995 unter der Flagge Norwegens, das war seine längste und beste Zeit unter einer Flagge. Von 1995 bis 2004 und 2006 bis 2008 wehte über ihm die Flagge der Bahamas. Von 2004 bis 2006 war es die von Zypern, und von 2008 bis 2010 die von Griechenland. Von 2010 bis 2014 war das Schiff in Panama registriert, von 2014 bis 2015 in St. Kitts und Nevis.

Die unterschiedlichen Schiffsnamen nach Nordic Prince lauteten: Carousel (1995 bis 2005), Aquamarine (2005 bis 2006 und 2008 bis 2010). Danach trug es den Namen Arielle (2006 bis 2008), dann Ocean Star Pacific (2010 bis 2014) und Pacific (2014 bis 2015).

Die Heimathäfen waren Oslo (1971 bis 1995), Nassau (1995 bis 2004, 2006 bis 2008), Limassol (2004 bis 2006), Piräus (2008 bis 2010), Panama (2010 bis 2014) und zuletzt (2014 bis 2015).

Die Phase unter Royal Caribbean war funktional und problemlos bis zum 6. Mai 1995. Dann wurde das Schiff an Airtours PLC (Shipping Management S.A.M. V.Ships, Monte Carlo, Monaco verkauft. Den typischen Royal-Caribbean-Schornstein, der rund war und „Viking Crown Lounge“ genannt wurde, ließ die Reederei des in Carousel umbenannten und unter Bahamas-Flagge gebrachten Schiffes beseitigen und setzte einen anderen ein. Unter dem neuen Label Sun Cruises wurde in der warmen europäischen Zeit das Schiff in das Mittelmeer geschickt, im Winter in die Karibik.

Am 1.1.2004 kaufte die Bregenz Shipping Co Ltd. (Louis Shipmanagement Ltd.), Limassol/Zypern das Schiff, das noch bis Mai 2005 als Carousel verchartert war. Anschliessend wurde es in Aquamarine umbenannt und fuhr ab Juni 2005 von Genua aus im Mittelmeer für Louis Cruises.

Am 1.3. 2006 wurde das Schiff an die Arielle Investment & Shipping (Core Marine Ltd.) Nassau verkauft und in Arielle umbenannt. Ab April 2006 nutzte Transocean Tours das Schiff per Chartervertrag für fünf Jahre, gab jedoch schon im dritten Jahr auf – der Passagierzuspruch blieb weitgehend aus.

2008 erfolgte der Verkauf an die Lauper Shipping Co (Core MarineLtd., Piräus) und die erneute Umbennung in Aquamarine sowie den Einsatz durch Louis Cruises. Es lief nicht gut mit dem Publikum und kam auch hier zur Vertragsauflösung.

Nächster Kandidat war 2010 die erste mexikanische Kreuzfahrtreederei Corporacion De Cruceors Nationales S.A.. Die Erwartungen waren hoch, man hatte 23,4 Mio. US-Dollar bezahlt und das Schiff als Ocean Star Pacific unter Panama-Flagge gebracht.

Am 15. Dezember des Jahres traf das Schiff in Piräus ein und wurde noch einmal getauft. Das Schiff war allerdings sehr heruntergekommen, es wurde in Curacao in ein Trockendock gebracht und musste von Januar bis März 2011 umfangreiche Sanierungsarbeiten über sich ergehen lassen. Wieder fand eine offizielle Taufe statt, in mexikanischem Gewässer, am 8. April 2011. Der damalige mexikanische Präsident Felipe Calderón war zugange. Am 11. April ging das Schiff auf seinen neuen Namen auf die erste Reise – von Acapulco aus. Vier Tage später, am 16. April, kam es zu einem Unglück. Im Maschinenraum brannte ein großes Feuer. Zwar ließ sich der Brand löschen, doch das Schiff war stark beschädigt und wurde aufgelegt.

Foto: Jürgen Saupe

Es gab einige Unfälle während der Existenz des Schiffs. Im Februar 2000 war es nahe des mexikanischen Badeorts Cancún auf Grund gelaufen.

Am 8. Mai 2008 kam es im Hafen Iraklio, der viertgrößten Stadt Griechenlands, zu einer Kollision mit der Kaimauer. Der Schaden war massiv, es entstand ein fünf Meter langer Riss. Doch von der Brücke ließ man das Schiff weiter nach Santorin schippern. Der verursachte Schaden war nach Angabe der Reederei durch starke Winde bedingt gewesen. Die Begründung war auch, dass der Riss etwa anderthalb Meter über der Wasseroberfläche sei, deshalb würde keine direkte Gefahr bestehen für 872 Passagiere und die Besatzungsmitglieder. Es ist unklar, wie die Personen auf dem Schiff das empfunden haben. Die griechische Küstenwache hielt das für gefährlich, stoppte die Fahrt und leitete das Schiff nach Piräus.

Foto: Sammlung JSA

Am 16. April 2011 wurde es wieder unangenehm: einer der sechs Generatoren an Bord begann acht Kilometer vor der Küste von Santa Maria Huatulco vor Mexiko zu brennen an. Alle 560 Passagiere mussten an Land gebracht werden, alle blieben unverletzt. Es kam allerdings zum Stromausfall, das Schiff war für etwa sieben Stunden komplett ohne Antrieb und ohne Energie. Es musste zur Inspektion nach Salina Cruz überstellt werden, von dort aus kam es in Zusammenarbeit mit Det Norske Veritas zu einer Überprüfung, die mexikanischen Behörden verfolgten das penibel.

Im August 2014 zeichnete sich das Ende des Schiffs ab. Es wurde an indische Abbrecher verkauft, noch in Pacific umbenannt und unter die Flagge von St. Kitts und Nevis mit Heimathafen Basseterre gebracht. Es war die letzte Registrierung. Im Oktober des Jahres ließ man es noch zwischen den mexikanischen Häfen Mazatlán und Guaymas pendeln, danach wurde es im November für das Abwracken vorbereitet.

Das fing am 12. Dezember 2014 auf den Philippinen an, vor dem Ort General Santos. Im Hafen holten indische Arbeiter den gebunkerten Treibstoff vom Schiff, unter Kontrolle der philippinischen Küstenwache. Danach begannen die Bergungsarbeiten des Unternehmens Harbor Star Services Inc. Am 19. Februar 2015 traf die einstige Nordic Prince in Alang ein, und wurde auf den Strand gesetzt, wo am 22 Februar 2015 die Verschrottung durch NBM Iron & Steel Trading begann.

Roland Mischke, maritimes Lektorat: Jens Meyer