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Vom Container zum Kreuzfahrtschiff

Die Club Harmony war ursprünglich jahrelang ein nüchternes Transportschiff für Stückgut-Ladungen. Dann kam die Idee auf, sie zum eleganten Kreuzfahrtschiff umzuwandeln.

Dieses Schiff hat einiges durchmachen müssen, bis es zu dem wurde, was seine spätere Bestimmung war. 1969 als Containerschiff Axel Johnson für die schwedische Johnson Line gebaut, wurde es zum Typschiff für weitere fünf Schwesterschiffe und eine eigene Typklasse. Bis es aber so weit war, vergingen fast zwei Jahrzehnte und es waren einige Umwege nötig. Doch am Ende standen Eleganz und Popularität. Viele Fans der Kreuzfahrt haben dieses Schiff geliebt, es war relativ klein, wendig und sah gut aus mit seinem weißen Gewand an Rumpf und Decks.

Die Geschichte des Schiffes ist kompliziert und mit vier Stationen verbunden. Von 1969 bis 1986 hieß das Schiff Axel Johnson und fuhr unter der schwedischen Flagge. Dann kam es für ein Jahr (1986-1987) unter die Führung einer Reederei auf Zypern, danach gehörte es einer italienischen Gesellschaft (1987-1994 und 2000-2001), schließlich fuhr es unter der Flagge von Liberia (1994-2000) und zuletzt der Marshallinseln (2011-2014). Was für ein Lauf.

Foto: Karolina Kristensson/Sjöhistoriska Museet

Nach dem ursprünglichen Heimathafen Stockholm hatte es weitere Hafenstädte, in denen es beheimatet war: Limassol (1986-1987), Neapel (1987-1994), Monrovia (1994-2000), Genua (2000-2011) und Majuro (2011-2014). Es wurde herumgereicht, gewollt und nicht (mehr) gewollt, es gab finanzielle Probleme und anderen Ärger, dennoch wuchs das Schiff zu einem beeindruckenden „Kreuzfahrtdampfer“ heran.

Gebaut wurde es auf der Wärtsilä-Werft im finnischen Turku. Nachdem die Schweden die Axel Johnson verkauft hatten, wurde sie umbenannt in Regent Sun. Das war 1986, und ab 1987 begann der Umbau bei der Mariotti-Werft in Genua. Das dröge Containerschiff sollte ein schickes Kreuzfahrtschiff werden, es wurde auch gleich noch mal umbenannt und behielt für einige Zeit den Namen Italia. Allerdings stagnierten die Arbeiten, wirtschaftliche Schwierigkeiten und allerlei Umgereimtheiten in der Führung legten das Projekt lahm. Erst als es 1988 von Costa Crociere gekauft worden war, wurde das Schiff mit erheblichem Aufwand umgewandelt und in Fahrt gesetzt. Und erhielt gleich noch mal einen neuen Namen: Costa Marina.

Für die Reederei war es finanziell günstiger, ein Schiff umbauen zu lassen als ein neues Kreuzfahrtschiff in Auftrag zu geben. Später wurde auch ein anderer Frachter aus der Johnson-Serie zum Kreuzer umgebaut, 1990 bis 1992 die Annie Johnson, die auf den Namen Costa Allegra getauft wurde. Bei beiden ging die Rechnung auf, aber nicht auf Dauer.

Foto: Archiv Jens Meyer

Die Costa Marina, ehemals Axel Johnson und Containerschiff, wurde als Baunummer 1169 nach dem Umbau als Kreuzfahrtschiff von Costa Crociere in Dienst gestellt, im Sommer im Mittelmeer, im Winter in der Karibik. Der Stapellauf hatte am 16. Januar 1969 stattgefunden, zur Übernahme kam es am 14. Juni desselben Jahres.

Das Schiff war 173,81 Meter lang, 25,75 Meter breit und hatte einen maximalen Tiefgang von 7,9 Metern. Vermessen war es mit 24.783 BRZ (10.542 NRZ). Die Tragfähigkeit belief sich auf 6121 tdw. Die Maschinenanlage bestand aus vier Dieselmotoren (je zwei Pielstick 16PC2V und 12PC2V), die auf zwei Verstellpropeller arbeiteten. Die Maschinenleistung lag bei 19.152 kn (26.039 PS), die Höchstgeschwindigkeit wurde mit 20,5 kn (38 km/h) angegeben. Die Stromversorgung an Bord erfolgte über vier Dieselgeneratoren. Als Kreuzfahrtschiff hatte es Platz für 760 Passagiere, die Besatzung bestand aus 391 Personen.

Foto: Udo Horn

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts war das Schiff einige Jahre lang als deutschsprachiger Kreuzer vermarktet worden. Das änderte sich, als das Schiff 2006/2007 als erstes der Reederei von Savona – unter dem Namen Costa Marina – nach Asien verlegt wurde. Fortan war es in Singapur stationiert. 2007/2008 war das Schiff ausschließlich im Indischen Ozean unterwegs, der Basishafen war für diese Zeit Mauritius. Es wurden 15-tägige Kreuzfahrten absolviert, die zu Zielen wie den Seychellen, Komoren, Kenia und Madagaskar führten.

2011 holte man das Schiff im Frühjahr und Herbst wieder zurück ins Mittelmeer, in Charter des französischen Reiseveranstalters TAAJ Crosières. Ab Marseille pendelte es im Mittelmeer und bis nach Calais in Westeuropa.

Im November 2011 wurde das Schiff mit Kaufoption von Costa Crociere an das Unternehmen Polaris Shipping Company in Seoul/Südkorea verchartert. Es wurde im Februar 2012 nur zu einer einzigen Kreuzfahrt nach Busan (Südkorea) eingesetzt. Im Juni 2014 verkaufte man es an Polaris Energy & Marine, aber Polaris Shipping Company agierte weiter als Schiffsmanager.

Die Costa Marina wurde in ein neu gegründetes Tochterunternehmen namens Harmony Cruises eingegliedert. Kurzzeitig erhielt das Schiff den Namen Harmony Princess, bald darauf aber hieß es Club Harmony.

Foto: Sammlung JSA

Damit war das Ende für das Schiff abzusehen, obwohl es noch hieß, es würde saniert und genutzt werden. Seit Februar 2013 war es im südkoreanischen Hafen Mokpo aufgelegt.

Es war vorgesehen, vom Basishafen Busan aus Kreuzfahrten in Fernost zu absolvieren, aber 2014 wurde dieses Projekt aufgegeben. Zum Anfang dieses Jahres ließ man es in den Hafen von Gwangyang verschleppen, damit war Club Harmonys Schicksal besiegelt.

Im August 2014 wurde es das letzte Mal auf die Reise geschickt, das Ziel der Verschleppung war das indische Alang, dort sollte es verschrottet werden. Am 18. Oktober 2014 traf das Schiff vor Alang ein, am 25. Oktober ließ man es stranden und bald darauf begann das Abwracken.

Roland Mischke, maritimes Lektorat: Jens Meyer