Die „Golden Odyssey“ war ein Kreuzfahrtschiff der griechischen Royal Cruise Line. Nach 40 Dienstjahren wurde es 2017 erst in Hongkong, dann in Kambodscha zum Hotel- und Casinoschiff umgebaut.
Panorama, Riviera, Odyssey, Marina, Laguna und Coral hießen sechs der sieben Passagierdecks des Schiffes. Es war in seiner Zeit ein moderner Cruiser, auf dem seine Gäste gern über die Meere schipperten.
Das lag auch an Jim Walkers aus Miami und dessen „Nachrichten zum Kreuzfahrtrecht: Alles, was Kreuzfahrtlinien Ihnen nicht mitteilen möchten“. Seine maritimen preisgekrönten Blogs zum Seerecht waren Schocker. Was würde ein Mann tun, wenn seine Frau bei einem Selbstmordversuch – vielleicht in einer erbitterten Auseinandersetzung – spontan versuchen sollte, von einem der Decks zu springen. Würde er die Gattin bewusstlos schlagen, über Bord werfen und sie somit auf See begraben? Und dann? Man würde die Frau auf dem Schiff nicht mehr wahrnehmen und sich fragen, wo sie ist. Und da wird es arg für den Werfer. Solche Kreuzfahrtverbrechen würde es hin und wieder geben, behauptete Walker. Er verstand es, raffiniert Grusel zu verbreiten.

Indes: Ein 49-jähriger Chinese hatte am 24. März 2010, so ermittelte die Polizei in Hongkong, seine 43-jährige Frau vom Kreuzfahrtschiff MV Macau Success über Bord gestoßen. Das Schiff gehörte seinerzeit der Royal Cruise Line. Der Vorgang fand am Morgen eines Tages um 7:40 Uhr statt, es wurde Alarm gegeben, eine Kamera hatte den Sturz aufgenommen. Der Körper der Frau war von Deck gefallen, man fand die Leiche. Der Mann wurde umgehend verhaftet.
Der „New York Times“ hatte Jim Walker zum „maritimen Anwalt“ erhoben, er sollte Anhörungen im Kongress von Kreuzfahrern verfolgen und über etwaige Kriminalität berichten. Die jeweils Betroffenen hatten ihr Leben verloren. Wie es dazu kam, das blieb verborgen, die Reedereien geben solche Unfälle nicht bekannt. 1983 kam es daraufhin in Miami, Florida, zu Rechtsstreitigkeiten auf Schiffen, von denen Passagiere verschwanden und nicht mehr zu finden waren. Walker vertrat auch Besatzungsmitglieder, die von Passagieren angegriffen und verletzt worden waren. Zudem befasste er sich mit Bränden auf hoher See, Unfällen und plötzlichen Krankheitsausbrüchen. „Der Anwalt für Schifffahrt, Jim Walker, hat es sich zum Beruf gemacht, die dunkelsten Geheimnisse der Kreuzfahrtschiffe aufzudecken“, hieß es in einer Zeitung. Walker, ein Mann ohne Haare und mit großer Brille, galt auch als Fernsehstar. Menschen wollen wissen, warum es zu solchen Katastrophen auf Kreuzfahrtschiffen kommen kann.
Der nach einschlägigen Veröffentlichungen 22 Mio. US-Dollar erfordernde Bau der Golden Odyssey fand große Aufmerksamkeit. Das Schiff wurde im Februar 1973 als Baunummer 404 bei der Helsingor Skibsvaerft og Maskinbyggeri A/S in Helsingor in Dänemark auf Kiel gelegt. Am 7. Februar 1974 lief es vom Stapel und am 5. September des gleichen Jahres erfolgte die Ablieferung. Es war das erste Kreuzfahrtschiff der Royal Cruise Line unter griechischer Flagge im Kreuzfahrtgeschäft, der Heimathafen war Piräus. Die Reederei wurde gelobt für das supermoderne Schiff und es erhielt mehrere Auszeichnungen. Später fuhr es unter anderen Namen: Astra II (1994 bis 2000), Omar II (2000 bis 2003, sowie 2004), Omar 2 (2003 bis 2004), Macau Success (2004 bis 2014), ab 2014 Rex Fortune und war dann nicht mehr im Kreuzfahrtbusiness.





Das Schiff war 130,21 Meter lang und 19,21 Meter breit. Der Tiefgang lag bei 5,26 Metern, die Vermessung wurde mit 6757 BRT (nach dem Umbau: 9848 BRZ) angegeben. Die Tragfähigkeit betrug 1377 bzw. 1451 tdw. Im Maschinenraum befanden sich zwei Atlas-Mak-Schiffsdiesel des Typs 12M551AK, die auf zwei Propeller arbeiteten. Die Maschinenleistung betrug 14.560 kW (19.706 PS), die Höchstgeschwindigkeit 21 Knoten (39 km/h).
An Bord befanden sich 215 Personen Besatzung. Zugelassen wurde eine Passagierzahl von 509, es wurden aber nicht mehr als 468 Gäste gebucht, für sie standen 227 Pax-Kabinen zur Verfügung. Es gab u.a. ein Hauptrestaurant, zwei Aufzüge einen Außenpool und ein Kino mit 154 Plätzen.
Zunächst war das Schiff auf Mittelmeerkreuzfahrten unterwegs, bald wurde es nach Südamerika geschickt. Dort kreuzte das Schiff an der Ostküste mit Zwischenstopps zwischen
Rio de Janeiro und Buenos Aires. In den Jahren danach war die Golden Odyssey im Sommer in der Mittelmeerregion auf Fahrt und im Winter in tropischen Regionen.
Nachdem man entdeckte hatte, dass das US-Geschäft für die Reederei sehr lukrativ war, wurden mit der amerikanischen Reiseindustrie diverse Verträge geschlossen. Es hatte sich als wirtschaftlich vorteilhaft erwiesen, dass die Zahl der Fluggäste der Boeing 747 in etwa der Passagierkapazität des Schiffes entsprach. Die Kreuzfahrtpassagiere flogen über den Atlantik und stiegen dort an oder von Bord.
Man probierte es aber auch in Asien. 1984/1985 fuhr die Golden Odyssey zwischen Singapur und Hongkong, danach auch in Indonesien und zu den Philippinen. In den Sommern von 1986 bis 1987 wurde auch die Route von Vancouver nach Alaska angeboten. Zudem wurde das Schiff 1987 von der Sembawang Schiffswerft grundlegend saniert.
Am 17. November 1989 wurde die Royal Cruise Line mit der Golden Odyssey von Kloster Cruises in Nassau/Bahamas übernommen. Zunächst behielt das Schiff seinen Namen, es wurde aber die Bahamas-Flagge aufgezogen und Nassau als Heimathafen angegeben. 1992 fanden die Olympischen Spiele in Spanien statt, in den Wochen wurde die Golden Odyssey in Barcelona als Hotelschiff genutzt.
Im Oktober 1993 kam es während einer Kreuzfahrt zwischen New York und Kanada zu Problemen mit einer Antriebswelle. Es war unumgänglich, dass eine Reparatur mit einer Liegezeit verbunden werden musste.
Am 30. Oktober 1994 fand ein Wechsel statt. Das Schiff wurde von der Astra II Shipping, Deutsche Seetouristik, Nassau, für 18 Millionen US-Dollar erworben und in Astra II umbenannt. Auf einer Werft in der Ukraine wurde es modernisiert, danach nahm es die Caravelle Shipping Comp. Moskau, in Bareboat-Charter. Diese gab es in Subcharter weiter an Neckermann Reisen, für die es am 5. Mai 1995 startete.
Am 21. November 1997 musste das Schiff in Genua stillgelegt werden, weil die geplanten Kreuzfahrten wegen Beendigung der Caravelle-Charter nicht mehr durchgeführt werden konnten. Die Astra II wurde ab 26.1.1998 abermals in einer Werft überarbeitet, in Rijeka in Kroatien. Danach charterte die Hapag-Lloyd Kreuzfahrten GmbH ab 4. April 1998 das Schiff für drei Jahre.

Wenige Monate später wurde es von der Astra II Shipping Ltd. an Liberty Investment Worldwide Management Ltd., Bahamas, verkauft. Es erhielt den Namen Omar II. Im Juni 2003 wurde es in Omar 2 unbenannt. Im Januar 2004 wiederum zurück in Omar II.
Am 16. Februar ging die Omar II an Capture Success Ltd., Nassau, Bahamas, neuer Name Macau Success. Ihr bisheriger Kreuzfahrteinsatz war zu Ende, nun wurden nur noch Casino-Kreuzfahrten um Hongkong angeboten. Im April 2012 wurde das Schiff für 11 Mio. US-Dollar zum Verkauf ausgeschrieben. Die Reederei Shipping Island Ship Shipmanagement Hong Kong übernahm das Schiff und setzte weiter als Casino- und Kreuzfahrtschiff auf derselben Route ein.


Im August 2014 wechselte die Macau Success den Besitzer, der Käufer Star Sail Investments, Hong Kong, benannte es in Rex Fortune um und brachte es unter Jamaika-Flagge mit Heimathafen Montego Bay. Am Einsatzgebiet kam es nach dem Besitzerwechsel zu keinen Änderungen. Die Rex Fortune war nach den Umbauten in zwei Bereiche aufgeteilt. Das Casino hatte danach eine Größe von 580 Quadratmetern, 28 Spielautomaten befanden sich im Raum und 26 Spieltische. Auch die Inneneinrichtung änderte sich, es gab zwei Restaurants, einen Nachtclub und einen Souvenirshop.
Am 12. Mai 2017 wurde das Schiff ausgemustert, nach Kambodscha verkauft und nach Sihanoukville überführt, wo es ab Dezember 2017 zunächst auflag und in den folgenden Jahren zum Hotelschiff umgebaut wurde. Es ist in Koh Thmei nahe Sihanoukville als Teil des Golden Silver Gulf Beach Resort durch Sandaufschüttungen zu einem stationären Hotel an Land und einem attraktiven Highlight für Touristen geworden.
Die größte Katastrophe in der Kreuzfahrtkarriere des Schiffes hatte sich am 27. März 1977 ereignet, als eine Boeing 747 der KLM mit eingebuchten Passagieren des Schiffes mit einer Maschine des gleichen Typs der Pan Am im dichten Nebel zusammenkrachte. Es war eines der tragischsten Flugzeugunglücke in der Geschichte von Teneriffa. Die meisten Passagiere verloren ihr Leben, dennoch wurde die Kreuzfahrt durchgeführt, die Flaggen waren dabei auf Halbmast gesetzt.
Roland Mischke, maritimes Lektorat: Jens Meyer