Vor 100 Jahren, am 16. April 1925, startete die Meteor von Wilhelmshaven aus in See, um den Atlantik systematisch zu erforschen. Bis zum 2. Juni 1927 überquerte das Schiff 14 Mal den Ozean zwischen Südamerika und Afrika. Erstmals überhaupt wurde dabei der Südatlantik – von 20 Grad nördlicher Breite bis zur antarktischen Eisgrenze – systematisch vermessen. Die auf dieser ersten Deutschen Atlantik-Expedition gewonnenen Daten und Erkenntnisse bereichern bis heute die Meeresforschung.

Bei der etwas mehr als 71 m langen und fast 11 m breiten Meteor handelte es sich um ein 1914 als Kanonenboot geplantes und in Danzig auf Kiel gelegtes Schiff, das 1923/24 zum Vermessungs- und Forschungsschiff umgebaut und für damalige Verhältnisse mit hochmoderner Technik ausgestattet worden war, darunter das sogenannte Behm-Echolot zur Tiefenmessung. Diese Erfindung nutzt Schallwellen zur Vermessung der Meerestiefen, was revolutionär war im Vergleich zur alten Methode mit Seil und Blei. Die Haupttiefenmessungen wurden mit den damals gängigen Verfahren Atlas- und Signal-Lot durchgeführt.
Die Besatzung absolvierte eine Gesamtstrecke von 67.500 Seemeilen und führte neben 1030 Ballon- und Drachenaufstiegen insgesamt rd. 67.000 Tiefenmessungen durch und kartierte damit detailliert den Südatlantik. Eine der bedeutendsten Entdeckungen war der Nachweis des Mittelatlantischen Rückens, einer unterseeischen Gebirgskette, die sich durch den gesamten Ozean zieht. Damit leitete die Expedition das Zeitalter der Echolotvermessung ein und markierte den Beginn moderner Meeresforschung.
Dieses wissenschaftliche Erbe wird heute vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) mit Dienstsitz in Hamburg und Rostock fortgeführt. „Während die METEOR-Expedition vor 100 Jahren mit mechanischen Messverfahren Pionierarbeit leistete, ermöglichen uns heute digitale Technologien eine noch genauere und effizientere Erfassung des maritimen Raums. Die Herausforderungen der Zukunft – von steigenden Meeresspiegeln bis hin zur nachhaltigen Nutzung der Meere – können wir nur mit modernster Technologie und internationaler Zusammenarbeit bewältigen“, so BSH-Präsident Helge Heegewaldt.


Zu den zentralen Aufgaben des BSH zählt die systematische Vermessung der Nordsee und Ostsee. Bereits seit den 1890-er Jahren engagierten sich Vorläuferinstitutionen des BSH bei der systematischen Vermessung der Nord-und Ostsee, die heute mit hochpräzisen Verfahren und modernster Ausrüstung fortgeführt wird. Die BSH-Forschungsschiffe legen jährlich rund 12.000 Kilometer zurück, um mithilfe von Echoloten und Seitensichtsonaren den Meeresboden, Wattflächen und Unterwasserhindernisse zu erfassen. Diese Daten sind essenziell für die Sicherheit der Schifffahrt, den Schutz maritimer Ökosysteme, die Voruntersuchung von Nutzungsflächen (z.B. Offshore-Wind) und die Untersuchung klimabedingter Veränderungen. Dabei kommt zunehmend auch Künstliche Intelligenz zum Einsatz: Eine eigens entwickelte Software erkennt automatisch Steine am Meeresboden – bis zu zehnmal schneller als bisherige Verfahren. Die Grundlage dafür bilden Hunderttausende von Trainingsdaten, die zuvor manuell markiert wurden.
Auch das ozeanographische Messnetz des BSH wird weiter optimiert. Stationäre Plattformen werden durch moderne Monitoring-Bojen ergänzt, die sowohl wirtschaftlich als auch technisch deutliche Vorteile bieten. Sie liefern kontinuierlich Daten zu Temperatur, Salzgehalt und Sauerstoffgehalt des Wassers sowie zu den meteorologischen Bedingungen – somit vom Meeresboden bis zu 250 Meter über der Wasseroberfläche. Die Stromversorgung erfolgt umweltfreundlich über Solar- und Windenergie, die Datenübertragung via Satellit oder Mobilfunk. Ein weiterer essentieller Baustein der Meeres- und Klimaforschung sind autonom messende Argo-Floats. Rund 4.000 sind weltweit unterwegs und erfassen kontinuierlich Temperatur- und Salzgehalt sowie biogeochemische Daten. Seit 25 Jahren steht das Argo-Programm für erfolgreiche internationale Zusammenarbeit, die eine flächendeckende Auslegung der Floats und gemeinsame Dateninfrastruktur ermöglicht. JPM
Bilder: Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH)