Genting-Neubauten kommen später
Seit Mitte März befinden sich die zum Genting-Konzern gehörenden MV Werften in Wismar, Rostock und Stralsund in Kurzarbeit. Wegen der Corona-Pandemie war sie zunächst für 4 Wochen für die rd. 3100 Mitarbeiter beantragt worden und wurde inzwischen bis 4. Mai verlängert. Intern hatte die Werft zunächst angekündigt, dass die Werkshallen „auf unbestimmte Zeit“ geschlossen bleiben. Gleichzeitig hat die Geschäftsführung Corona-Hilfen des Bundes beantragt. Anfang April hatte sie in einem Schreiben an die Zulieferer mitgeteilt, da leider einige Rechnungen für Arbeiten an dem noch namenlosen Großkreuzfahrtschiff Global II und dem in Stralsund in der Ausrüstung befindlichen Expeditionskreuzfahrtschiff Crystal Endeavor – sie werden bekanntlich für Rechnung von Reedereien des Genting-Konzerns erstellt – derzeit nicht beglichen werden können, weil das Geld für andere Dinge gebunden sei. Schuld an der Lage seien die Auswirkungen des Corona-Virus. Nachdem die ruhenden Arbeiten an der Global II zu Spekulationen verschiedener Informanten darüber geführt hatten, dass dieses Schiff gar nicht mehr zu Ende gebaut wird, stellte MV-Wirtschaftsminister Harry Glawe gegenüber dem NDR Mecklenburg-Vorpommern klar, dass sich dessen Fertigstellung von 2022 nunmehr voraussichtlich auf 2024 verschieben werde.
Auch aus der zuletzt auf August dieses Jahres verschobenen Indienstellung der Crystal Endeavor wird nach Angaben der Auftraggeber Crystal Cruises nichts, – die Jungfernreise musste nunmehr auf den 14. November verschoben werden. Sie dauert 14 Nächte und führt nach Tasmanien und in die neuseeländischen Fjorde. Vor dem Hintergrund der schwierigen Situation hat MV-Wirtschaftsminister Glawe am 20. April weitere Hilfen für die angeschlagenen MV Werften in Höhe von zunächst etwa 50 Mio. Euro zugesagt. Sie sollen als Bürgschaft oder Beteiligung bereitgestellt werden, Einzelheiten will er am Donnerstag (23.4.) bekannt geben. Die KfW, die den MV Werften bereits einen Kredit für den Bau der in Wismar mit angesetztem Bug- und Heckteil in der Ausrüstung liegenden Global I und der in Rostock auf Kiel gelegten Global II einen Kredit über 2,6 Mrd. Euro gewährt hat – insgesamt fördert der Staat den Bau einschließlich der Kredite für den in Stralsund in der Ausrüstung liegenden Crystal Endeavor den Bau der Kreuzfahrtschiffe in Mecklenburg-Vorpommern mit 3,7 Mrd. Euro – hat den MV Werften schon mitgeteilt, dass sie grundsätzlich erhebliche Geldsummen im Rahmen des Corona-Hilfsprogramms zu vergeben habe. JPM
Text: JPM, Fotos: MV Werften, Crystal Cruises
Update vom 23. April: Weitere Staatshilfen für MV Werften
Um die aktuellen Zahlungsschwierigkeiten zu beheben, können die MV Werften bis Jahresende auf 600 Mio. Euro Staatshilfen hoffen. Diesen Betrag nannte Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU) am Donnerstag (23.4.) bei der gemeinsamen Sitzung des Wirtschafts- und Finanzausschusses des Landtages in Schwerin. Derzeit liefen Gespräche zwischen dem Land, dem Bund, der KfW-Bank und dem Unternehmen. Die MV Werften könnten Teil eines Sonderprogrammes des Bundes werden – das sei seit vergangenen Dienstag sicher. Weiter offen ist jedoch, ob es einen Kredit, eine Bürgschaft oder Hilfen in anderer Form gibt. Auch über einen Eigenanteil des Unternehmens werde gesprochen. In vier Wochen könnten Ergebnisse vorliegen. Nach Angaben von Glawe geht es um die Sicherung der Werften und um eine „Fortführungsprognose“ für das Unternehmen, wobei er auf den Bund und die Ankündigung der Corona-Hilfen von Wirtschaftsminister Altmaier setze. Zudem kündigte Glawe einen 50-Millionen-Euro-Hilfsfonds für die Werft-Zulieferer an, die auf offenen Rechnung sitzenbleiben. Das Geld, das als Kredit ausgezahlt werden soll, stammt aus dem schon bestehenden Schutzschirm für die Wirtschaft. Diese Liquiditätshilfen müssen später zurückgezahlt werden, wenn für die MV Werften eine Fortführungs- und Finanzierungslösung mit dem Eigentümer, dem Bund und den beteiligten Banken steht. Beide Ausschüsse stellten sich hinter die Extra-Förderung. Das zur Genting-Gruppe in Hongkong gehörende Unternehmen zeigte sich zuversichtlich: die Bereitschaft des Bundes und das Engagements des Landes seien „starke Signale für eine Unterstützung der maritimen Wirtschaft in diesen schwierigen Zeiten“. „Wir begrüßen die Gespräche sehr, für uns ist es ein großer Vertrauensbeweis in unsere Werften,“ so Werftsprecher Stefan Sprunk. Allerdings dürfte die Mitte März begonnene Kurzarbeit der rund 3.000 Werftbeschäftigten – sehr wahrscheinlich noch über den bisher als Endtermin genannten 4. Mai hinaus fortgesetzt werden. JPM