Die Holland America Line wird 2023 150 Jahre alt. Das traditionsreiche Unternehmen hat in der Welt der Seereise viel bewegt. Innovation und ein Konzept der klassischen Seereise werden bis heute vereint. Die Neugierde der Macher der Reederei war auch die Triebfeder, die 1895 bereits die Rotterdam (II) nach Kiel führte. Das wurde in Kiel jetzt gefeiert.
Vor 128 Jahren wurde der Kaiser-Wilhelm-Kanal eröffnet. Das hatte man auch bei der Reederei in Rotterdam erkannt und die damals kurz vor der Aussonderung stehende zweite Rotterdam zur Eröffnung des Kanals nach Schleswig-Holstein geschickt.
„Sie sollte mal testen, ob dieser Kanal eine neue Perspektive für die Reederei darstellt“, sagt Kapitän Erik Barhorst. Der Niederländer ist heute Kapitän der Nieuw Statendam. „Leider passen wir nicht mehr durch den Kiel Canal. Aber wir kommen trotzdem gern nach Kiel und unsere Passagiere können den Kanal sehen“, so Barhorst.
Die roten Hop-on-Hop-off-Busse fahren direkt vom Ostseekai zur Schleuse in der Wik. Für Kiel ist die Reederei aus Seattle auch extrem wichtig. Die Holland America Line brachte 2009 dem Seehafen Kiel den Durchbruch im internationalen Kreuzfahrtgeschäft.
Mit zehn Anläufen der Schiffe Prinsendam, Eurodam und Rotterdam kamen erstmals Tausende internationaler Passagiere noch Kiel. Die Landeshauptstadt Schleswig-Holsteins war bis dahin überwiegend ein sogenannter Reisewechselhafen für Schiffe, die Passagiere wechselten.
Bei den Stop-Over-Häfen spielte Kiel bis 2009 keine Rolle. Diese Aufgabe hatten bis dahin Rostock und Travemünde an der deutschen Ostseeküste dominiert. Da aber mit der Eurodam die Schiffe an die 300-Meter-Marke kamen, wechselte die Holland America Line Travemünde gegen Kiel.
In Kiel gibt es keine Größenlimits für Schiffe. Die Passagiere werden jetzt mit Bussen nach Lübeck gebracht. Aber auch Hamburg und Wikinger-Siedlungen bei Schleswig sind Ausflugsziele.
„Wir freuen uns sehr, dass wir die Holland America Line als Kunden haben“, sagte Timo Beyer, Manager beim Seehafen Kiel. Und die Reederei ist auch Pionier in Kiel beim Landstrom. Die Schiffe Rotterdam und Nieuw Statendam nutzen bei jedem Anlauf Landstrom in Kiel. Es ist die einzige Reederei gegenwärtig, die alle Anläufe ihrer Schiffe in Kiel mit Landstrom nutzt.
„Wir haben da eine große Erfahrung und wollen auch Landstrom nehmen. Bald werden alle Schiffe der Flotte dazu in der Lage sein“, so Kapitän Barhorst. „Für uns als Stadt ist es mit Blick auf die Akzeptanz auch sehr wichtig, den Umweltschutz und den Tourismus unter einen Hut zu bekommen“, so Constance Prange (CDU), die als stellvertretende Stadtpräsidentin an Bord kam und dem Kapitän eine Plakette überreichte.
Fotos: Frank Behling
Der Seehafen hatte aus Anlass des Reederei-Jubiläums der Nieuw Statendam eine Plakette anfertigen lassen. Die traditionelle Erstanlaufsplakette hatte das Schiff bereits 2019 bekommen, als es zur Premierensaison nach der Indienststellung in Kiel war. Deshalb bekam Kapitän Barhorst jetzt eine 150-Jahre-Jubiläums-Plakette in Form eines geschmiedeten Pollers.
Seit 2009 haben die Schiffe der Reederei rund 80 Anläufe in Kiel absolviert. Damit ist die Flotte der häufigste internationale Gast in Kiel. Ein großer Teil der Passagiere nutzt dabei die nur 300 Meter entfernte Altstadt mit der Brauerei und den Geschäften für individuelle Touren. Auch die Crewmitglieder der HAL-Schiffe sind dann in der Fußgängerzone und nutzen die Chance für Einkäufe und Entspannung. Zu den begehrtesten Objekten gehören bei den Einkäufen der Crew und der Passagiere in Kiel deutsche Schokolade und Birkenstock-Schuhe. Dies ist auch der Grund, weshalb einige Schuhhändler in der Innenstadt im Sommer ihre Birkenstock-Angebote deutlich ausgeweitet haben. Bis zur Corona-Pandemie gab es in der Fußgängerzone in Kiel sogar ein Birkenstock-Fachgeschäft, das von den Crewmitgliedern besonders frequentiert wurde. Die bequemen Treter sind besonders in der Freizeit an Bord beliebtes Schuhwerk. Aber auch immer mehr Passagiere sind in den Schuhen mit Korksohle an Bord unterwegs.
„Ich gehe auch gern an Land. Einfach mal am Wasser entlang und genieße dabei eine echte Bratwurst“, sagt Kapitän Barhorst. Da es zur Zeit kein Schiff in der Flotte für den Nord-Ostsee-Kanal gibt, hatte bei dem Event an Bord Michael Ortkemper auch einen Tipp. „Wir fahren mit unseren Schiffen regelmäßig durch den Panamakanal. Das ist fast so schön wie der Kiel Canal“, so Ortkemper, der als Business Development Manager bei HAL für Deutschland, Österreich und die Schweiz zuständig ist. FB