Reisekonzern TUI gibt Einblicke für die Mein Schiff-Flotte
Die Corona-Pandemie hat die weltweite Kreuzfahrt zum Erliegen gebracht. Wie geht es weiter? Wie werden Kreuzfahrten nach Corona ablaufen? Für den deutschen Markt hat der Reisekonzern TUI verkündet, startklar für eine baldige Wiederaufnahme der Reiseaktivitäten zu sein – auch im Kreuzfahrtsektor.
Konzernchef Fritz Joussen sprach zunächst im Gespräch mit dem „Manager Magazin“ davon, dass TUI Cruises ab Juli bereit sei, Kreuzfahrten wieder aufzunehmen, sofern die Behörden dafür grünes Licht geben würden. Auf Anfrage von AN BORD erklärte TUI Cruises lediglich, man hoffe bald wieder Fahrt aufnehmen zu können. „Wir sind mit allen notwendigen Behörden im Kontakt und arbeiten im Hintergrund an verschiedenen Szenarien, heißt es von der Hamburger Reederei. Voraussetzung für die Wiederaufnahme des Betriebs seien die Aufhebung der Reisewarnung des Auswärtigen Amtes, verfügbare Häfen sowie Lockerungen der Einreisebestimmungen in den Fahrtgebieten. „Oberste Priorität hat außerdem die Gesundheit von Gästen und Besatzung“, so TUI Cruises weiter. Einen konkreten Termin oder gar Pläne für eine Wiederaufnahme von Kreuzfahrten nannte der Konzern auf Anfrage nicht.
Im „Manager Magazin“ und der „Bild am Sonntag“ sprach TUI-Chef Joussen hingegen von Routen in der Nord- und Ostsee mit mehr Seetagen als bisher. Der Vorteil für die Reederei wären mehr Ausgaben der Passagiere für Extra-Leistungen an Bord. Größere Schiffe, auch für den deutschen Markt, wie AIDAprima, AIDAperla und AIDAnova von TUI-Konkurrent AIDA Cruises sind so konzipiert, dass Gäste möglichst viel an Bord konsumieren. Auch wenn TUI Cruises am All-inclusive-Konzept festhält, sind seit einigen Monaten immer mehr Angebote im Spa oder spezielle Workshops an Bord der Mein Schiff-Flotte extra zu bezahlen. Diese Art der Kreuzfahrt, die „Cruise to nowhere“, ist in Asien für Gambling-Cruises seit einigen Jahren sehr populär. Ob es hierzulande an Bord von Schiffen, die aufgrund der Corona-Vorsichtsmaßnahmen nicht voll ausgelastet sind, auch rentabel ist, scheint fraglich.
Der TUI-Konzern veröffentliche Leitlinien, wonach künftig an Bord von TUI Cruises-Schiffen bis zum 31. August 2020 nur maximal 1000 Passagiere untergebracht werden. Das erlaube mehr Abstand in den öffentlichen Bereichen, heißt es von dem Hannoveraner Reisekonzern.
TUI Cruises erklärte auf Nachfrage, das Passagier-Platz-Verhältnis an Bord der Mein Schiff-Flotte sei sehr großzügig, trotzdem werde man, ähnlich wie in Hotels an Land, nicht mit voller Auslastung starten. „Aufgrund der aktuellen Einreisebeschränkungen scheint außerdem ein Start ab deutschen Häfen mit Seetagen möglich“, so die Reederei weiter. Zusätzlich erarbeite man derzeit Anpassungen für Check-In-Prozesse sowie den Gästebetrieb an Bord, unter anderem für den Hotelbereich sowie das sonstige Programm an Bord.
Die Mitteilung des Mutterkonzerns TUI ist noch etwas konkreter. Da heißt es für die Kreuzfahrt, dass es an Bord in Restaurants keine Selbstbedienung gebe, im Theater werde nur jeder dritte Platz belegt und im Kids Club würden nur maximal zehn Kinder zugelassen. Auch im für TUI Cruises so wichtigen Wellness- und Sport-Bereich sollen weniger Gäste zugelassen werden. An Bord aller Schiffe sollen zudem häufig berührte Oberflächen alle 30 Minuten gereinigt werden, zudem kommen Corona-Testgeräte an Bord, ebenso wie zusätzliches Gesundheitspersonal in den Bordhospitälern.
Weniger Gäste an Bord von Schiffen, wo maximal bis zu jeweils 2894 Passagiere, wie bei der Mein Schiff 1 und der Mein Schiff 2, an Bord sind, bedeutet zwangsläufig höhere Kosten. Ob die mit höheren Reisepreise kompensiert werden, ließ TUI Cruises auf Anfrage von AN BORD unbeantwortet. Stattdessen heißt es: „Trotz bisher über 80 abgesagten Reisen verzeichnen wir über das Gesamtjahr immer noch eine gute Auslastung. Viele Gäste der abgesagten Reisen entscheiden sich für eine Umbuchung, Gäste halten an bereits getätigten mittel- und langfristigen Buchungen fest und wir verzeichnen auch neue Buchungen“. Auch die erst vor einigen Wochen veröffentlichten Reisen für den Winter 2021/2022 würden bereits gebucht. CA
Text: Christoph Assies, Fotos: enapress.com