Auf dem europäischen Markt sind die Schiffe und das Kreuzfahrtkonzept von Dream Cruises fast unbekannt – auch wenn sie in Deutschland gebaut wurden. Michael Wolf sprach mit Dream Cruises-Präsident Michael Goh über das Kreuzfahrtkonzept der Cruiseline, den unterschiedlichen Angeboten an Bord und den Umgang mit der Pandemie.
Dream Cruises war eine der ersten Reedereien im Markt, die präzise Verhaltensregeln für den Umgang mit der Pandemie veröffentlicht haben. Sie haben dann erfolgreich Cruises in Taiwan begonnen mit der Explorer Dream. Wie waren die Protokolle bei Ihnen aufgestellt?
Covid-19 hat die Welt der Kreuzfahrt völlig verändert. Es sind so viele unterschiedliche Maßnahmen, die heute nötig sind – vor den Cruises, vor und beim Boarding-Prozess und an Bord. In Singapur beispielsweise müssen alle Gäste jeweils zu einer bestimmten Zeit am Terminal sein, so vermeiden wir eine Überfüllung.
Jeder Passagier muss sich einem Antigen-Test unterziehen, das ist weniger invasiv als der PCR-Test. Für die Gäste ist es viel bequemer, sich im Terminal testen zu lassen, als dazu Tage zuvor in eine Klinik zu gehen. Wenn das Testergebnis negativ ist, dürfen sie boarden. Das geschieht am selben Tag. An Bord haben wir strengste Hygienevorschriften. So werden z.B. „High Touch Areas“ (besonders oft berührte Bereiche wie Geländer oder Türen) viermal täglich desinfiziert. Die Crews sind besonders trainiert, um den Gästen auch das System des „Social Distancing“ zu erklären. Beim Essen sind an jedem Tisch augenblicklich nicht mehr als fünf Personen zugelassen und es gibt keine Buffets. Die Zahl der Gäste ist ohnehin halbiert.
Für unsere Abfahrten von Singapur statten wir unsere Gäste, die älter als sieben Jahre sind, mit einem sogenannten MICE Pod aus, ein Tracking-Gerät, das es ihnen und uns erlaubt, zu wissen, wie nah man anderen ist und mit wem. So können wir im Falle eines positiven Tests sofort die Kontaktpersonen feststellen und isolieren.
Haben Sie auch bei den Taiwan-Fahrten Erfahrungen sammeln können?
Davor waren schon zwei Schiffe von Star Cruises (SuperStar Aquarius und SuperStar Gemini) eingesetzt worden, um von Covid geheilte und negativ getestete ausländische Arbeiter zu beherbergen, eine Zusammenarbeit mit der Regierung von Singapur. Wir waren also die erste Kreuzfahrtlinie, die so etwas erfolgreich durchführte. Alle dabei gewonnen Erfahrungen haben wir bei den ersten Taiwan-Fahrten verwenden können.
Welche Maßnahmen hat die Regierung in Singapur für den dortigen Cruisestart verlangt?
Singapur setzt für alle Fahrten eine sogenannte Cruise Safe Certification (csc) voraus, die in Zusammenarbeit mit DNV GL und im Auftrag des Singapore Tourism Board erarbeitet wurde.
Dieses Zertifikat berücksichtigt nicht nur die internationalen Standards, sondern auch die lokalen gesetzlichen Anforderungen. Die csc ist sehr komplex – das geht von den Antigentests über Desinfektionsregeln über Passagier-Tracking im Bedarfsfall und die Luftregulierung auf dem Schiff, also immer hundertprozentige Frischluft. Ich denke, dass ein Platz an Bord der World Dream in Singapur im Augenblick einer der sichersten Plätze in diesen Zeiten ist.
Was ist die wichtigste Voraussetzung für die Passagiere in Pandemiezeiten?
Ich glaube, heute wollen alle erst einmal davon überzeugt sein, dass es sicher ist, an Bord zu gehen. Als Kreuzfahrtlinie müssen wir dies den Gästen zeigen. Früher gingen sie einfach davon einfach aus, heute müssen wir beweisen, wie sicher es ist.
Wie werden die Angebote angenommen?
Wir sind sehr optimistisch. Schliesslich haben wir seit dem Wiederbeginn in Taiwan bis heute 37 Kreuzfahrten mit weit über 45.000 Gästen absolviert. Unsere Reisen von Singapur begannen am 6. November. Derzeit liegt die Auslastung aus Sicherheitsgründen bei weniger als 50%. In Taiwan sind wir auch mit 50% gestartet, dann 75% und zum Schluss war das Schiff ausgebucht.
Welche Hoffnung setzen Sie auf einen Impfstoff?
Die letzten Meldungen klingen sehr positiv. Dennoch glaube ich, dass die Gesundheitsprotokolle weiterhin angewendet werden müssen. Die Cruise Industry hat einen hohen Standard bei der Sicherheit – die Genting Cruise Lines sind jetzt seit 26 Jahren sicher in Betrieb.
In Pandemie-Zeiten hat Dream Cruises im Gegensatz zu einigen anderen großen Kreuzfahrtgesellschaften viele praktischen Cruise-Erfahrungen sammeln können. Sie haben als einer der ersten in der Branche seinerzeit umfassende Gesundheits-Maßnahmen veröffentlicht.
Das stimmt. Der Prozess war aber sehr kompliziert, alles richtig zu machen. Wir haben für die Touren in Taiwan und jetzt für das Schiff in Singapur den neuen Job der Cruise-Ambassadors kreiert, die sich persönlich mit den Gästen austauschen u. a. über Social Distancing und ihnen bei Fragen zur Verfügung stehen. Sie würden auch in einem beginnenden Krankheitsfall sofort reagieren können. Sie sind ein wichtiger Bestandteil dieser Sicherheitskette.
Was ist der Alleinstellungsmerkmal von Dream Cruises?
Keiner kennt die Asiaten besser als wir, wir verkörpern die asiatische Gastfreundschaft. Gleichzeitig haben wir den internationalen Touch – wenn Asiaten bei uns an Bord kommen, möchten sie oft genau das kennenlernen. Und das internationale Publikum interessiert sich für den fernöstlichen Einfluss. Wir sind also die perfekte Schnittstelle zwischen diesen Welten. Der zweite Hauptgrund ist „The Palace“. Gerade in diesen Pandemiezeiten möchten die Gäste mehr Raum, mehr Platz haben. Das vermittelt dieses Konzept mit privatem Dining, eigenem Swimmingpool oder reserviertem Platz im Theater perfekt.
In der Krise mussten Sie sich von einigen Ihrer Hauptquellmärkte wegen der Reiserestriktionen trennen.
Ja, derzeit sind nur Einwohner von Singapur an Bord erlaubt.
Warum haben Sie die WORLD DREAM eingesetzt, die in Rotterdam war, und nicht die GENTING DREAM, die in Malaysia lag?
Die Genting Dream ist drei Jahre lang von Singapur aus gefahren, viele Gäste kannten das Schiff. Oft sind sie auf der Suche nach anderen Produkten. In Anbetracht unserer langen Beziehungen mit Singapur haben wir dort den jüngsten Neubau, die World Dream, eingesetzt, auf der wir unsere neuen „Super Seacaction“-Cruises mit zwei oder drei Nächten während der Ferien anbieten.
Sind Sie langfristig auch an europäischen oder amerikanischen Quellmärkten interessiert? Oder wird es ein asiatisches Produkt bleiben?
Wir sind immer an einer Ausweitung des Geschäftes interessiert und untersuchen derzeit die Möglichkeiten. Hilfreich sind die guten Fluganbindungen für Singapur und Hongkong von Europa. Aber wir müssen natürlich erst die Pandemie abwarten.
Wie kommen die „Cruises to nowhere“, also Cruises ohne Landgang, bei Ihren Passagieren an?
Sehr gut. Sie haben auch die Möglichkeit, eine Zwei- und eine Drei-Nächte-Kreuzfahrt miteinander zu verbinden, so dass in der Mitte ein Stopp mit Zeit für Shopping oder Ausflügen in Singapur besteht. Unsere Cruises sind Destinationen in sich – mit einem riesigen Angebot von Entertainment und Freizeiteinrichtungen.
Die Turnarounds in Singapur werden innerhalb weniger Stunden gemanagt, wie funktioniert das?
Wir haben verstanden, was unsere Kunden wollen. Viele haben nur wenig Urlaub, also wählen sie kurze Cruises. Die Turnarounds wurden dieser Systematik angepasst und dann perfektioniert.
Werden Sie später auch längere Cruises anbieten oder sollen die Kurztrips weiter im Fokus bleiben?
Der einheimische Markt bevorzugt die Kurzreisen. Aber zu einigen Jahreszeiten haben wir auch längere Touren. Es gab 20 Fünf-Tagestouren nach Bali sowie nach Myanmar und einigen kleinen wunderschönen Inseln. Bei den Reisen kann man auch Thailand und Kambodscha kombinieren.
Gibt es neue Destinationen in den nächsten Routings?
In Asien ist Genting Cruise Lines die einzige Cruiseline, die ständig neue Routings anbietet. Da sind Destinationen dabei wie Bali, Penang, Kuala Lumpur oder Myanmar. Das werden wir auch weiterhin in naher Zukunft tun, sobald es die Gesundheitslage wieder zulässt.
Wie sind die Tagespreise?
Im Augenblick sind es 1.000€ für zwei Personen für eine Zwei-Nächte-Tour, 1.500€ im „The Palace“. Die Luxussuiten sind teurer.
Ist die Zeit der großen „Fun“-Ships vorbei oder wird es neue Schiffskonzepte bei Ihnen geben?
Passagiere wollen Komfort – viel Platz in den Kabinen, guten Service mit Indoor-Dining, große TV-Screens. Für die Kinder sollte es dazu auch eine große Auswahl von Computerspielen geben, das ist die Freiheit der Angebote. Die muss bleiben.
Sie haben derzeit drei Schiffe in der Flotte. Sind weitere Neubauten geplant?
Zum jetzigen Zeitpunkt werden wir das nutzen und maximieren, was wir bereits haben. Wir müssen laufend verstehen und umsetzen, was der Kunde möchte.
Wann werden Ihrer Meinung nach die Reisebedingungen für den chinesischen Markt normalisiert?
China ist kein neuer Markt für uns. Wir werden sicher die Politik des doppelten Basishafens, also Singapur und Hongkong, beibehalten, wenn es wieder möglich ist.
Ich persönlich hoffe, dass es ab dem zweiten Quartal des nächsten Jahres wieder losgeht. Aber wir haben das Glück, ja schon jetzt zwei Schiffe wieder ständig im Einsatz zu haben. Und das Kreuzfahrtgeschäft wird weiter wachsen, da bin ich optimistisch.
Die GENTING DREAM taucht in den Fahrplänen der nächsten Monate nicht auf. Wann ist hier der Re-Start geplant?
Wir arbeiten mit verschiedenen Anteilseignern am Wiederbeginn der Fahrten.