Kaum ein anderer Reiseveranstalter bietet derzeit so viele neue Produkte an wie nicko cruises, sowohl auf dem Fluss und wie im Hochseebereich. Michael Wolf sprach mit Guido Laukamp, Managing Director von nicko cruises, über die Flottenzugänge und die Ziele.**

Was sind die wichtigsten Eigenschaften der VASCO DA GAMA?
VASCO DA GAMA erlaubt uns ein breiteres Spektrum an Zielgruppen, weil es mehr Möglichkeiten an Bord bietet. Wir sind natürlich weiterhin destinationsorientiert und möchten besondere Routen fahren, aber wir haben jetzt auch die Möglichkeit, zum Beispiel beim Thema Shows mehr zu bieten als auf der WORLD VOYAGER. Wir können hier auch mehr Flexibilität und Individualität für den Gast einbringen. Für ihn gibt es die Wahl zwischen unterschiedlichen Restaurants, nach seinen Vorlieben eurasisch, südeuropäisch oder mediterran. Nun sind wir auch in der Lage, Familien mit kleineren Kindern zu begrüßen. Wir haben die unterschiedlichsten Kabinenkategorien auf VASCO DA GAMA, auch preiswerte Innenkabinen. Damit können wir auch preisorientierte Kunden ansprechen. Bis hin zu den Dialyse-Patienten.
Sie sind breiter aufgestellt?
Flexibler. Ich denke, dass VASCO DA GAMA auch immer ein Schiff bleiben wird, das in der Hauptsache Best Ager anspricht und mit denen fühlen wir uns sehr wohl, können jetzt aber auch andere Zielgruppen mitnehmen.
Was ist im Einzelnen gemacht worden, um das Schiff an die nicko cruises-CI anzupassen?
Die öffentlichen Räumlichkeiten des Schiffes waren sehr schön und bereits zweimal renoviert worden. Wir haben bei den Kabinen jetzt alle Gardinen und Teppiche ausgetauscht, neue Flat-Screens, neue Tapeten – und auch die Suiten komplett verändert und neu eingerichtet. Der andere Teil ist in die Technik und Nachhaltigkeit gegangen, also die Abgasreduktion und die Maschinen sind generalüberholt, neu eingestellt und mit SCR-Katalysatoren versehen worden. Auch die Abwasserbehandlung ist komplett erneuert worden mit einer Membran-Kläranlage deutschen Fabrikats. Die uns nachhaltig in die Lage versetzt, Tier III Clearance zu erfüllen. Ich denke, dieses Schiff passt gut zu uns und zu unseren Kunden.

Soll das Schiff auch im englischen Markt fahren?
Wir bieten es über alle gängigen internationalen Vertriebswege von nicko cruises an, das heißt also UK, Skandinavien, Frankreich, Portugal und Israel. Wir werden immer auch internationale Kunden an Bord haben. Es ist ein deutschsprachiges Schiff mit Englisch als Zweitsprache.
Ist es auch gelungen, von der Hochsee bereits Gäste auf die Flüsse zu bringen und umgekehrt?
Umgekehrt auf jeden Fall. Wir haben zwei schlechte Saisons hinter uns. 2019 war beeinträchtigt durch die Verspätung des Neubaus, 2020 durch Corona. In beiden Fällen konnten wir viele Hochseepassagiere, die gebucht haben, nicht befördern, einzelne von ihnen kannten wir bereits aus Flussreisen. Den Weg vom Fluss auf die Hochsee gibt es auf jeden Fall. Gäste auf WORLD VOYAGER erzählten mir, dass sie im Sommer auf nickoSPIRIT gebucht sind. Da gibt es eine deutliche Überlappung in die eine wie die andere Richtung. Mit VASCO DA GAMA – haben wir ein relativ preiswertes Produkt, das die Lücke zwischen Fluss und dem 5-Sterne-Hochseeschiff WORLD VOYAGER perfekt schließt.
Wie sieht der aktualisierte Zeitplan für die VASCO DA GAMA aus?
Am 13. Juli geht es los. Es gab eine deutliche Buchungszurückhaltung und zurecht, wie man gesehen hat. Blue Cruises sind nicht unbedingt unser Konzept. Wir würden schon gern Kreuzfahrten anbieten, wo ein nennenswerter Teil der geplanten Häfen auch offen ist. Das trauen wir uns frühestens am 13. Juli zu.
Was wäre eine ideale Größe für eine Hochseeflotte von nicko cruises?
Ich kann mir vorstellen, dass wir noch einmal einen zweiten VOYAGER hinzunehmen. Wir haben jetzt die Schwierigkeit, wenn wir rechtzeitig im Nordland fahren, dass wir nicht weit genug ins östliche Mittelmeer kommen, wo es auch schöne, spannende Fahrpläne gibt. Und insofern wären zwei Schiffe aus der World-Klasse vielleicht in zwei bis drei Jahren interessant.

WORLD VOYAGER hat bei Ihnen Fahrt aufgenommen. Gibt es große Unterschiede zum WORLD EXPLORER?
Es gibt eine deutliche Evolution in der handwerklichen Qualität. Wir haben den Innenausbauer komplett ausgetauscht, das merkt man deutlich. Das Schiff ist schön, das Schiff ist fertig, das Schiff ist wertig in der Anmutung. Das Ergebnis ist jetzt so, wie wir uns das vorgestellt haben. Das Schiff hebt uns ab vom Mainstream.
Wo legen Sie Akzente auf neue Destinationen und Trends im Fluss- und Hochseebereich?
Fangen wir mit Hochsee an: Oft unentdeckt für viele Deutsche sind die Azoren und Kapverden. Deshalb soll WORLD VOYAGER auf die Azoren wechseln statt in den Norden zu gehen. Wir werden jetzt erst einmal mindestens zwei sehr schöne Azoren-Reisen einstreuen. Wir werden die Destination auf unsere Art zeigen, nämlich nicht ein oder zwei Inseln, sondern acht bzw. neun. Mit langen Liegezeiten, mit viel Naturerlebnis. Azoren und auch Kapverden mit einem schönen Abstecher in den Sénégal – das sind heute unsere Fokus-Destinationen, wo wir uns erst einmal positionieren wollen und sagen können, anders als andere zu sein.

Bei den Flüssen weiß ich im Moment nicht, ob man neue Destinationen braucht. Es gibt so viel aufgestaute Nachfrage aus den zwei Jahren. Die Gäste wollen erst einmal das fahren, was sie verpasst haben. Wir sind auch innerdeutsch sehr variantenreich, fahren Potsdam – Münster – wer macht denn sowas? Oder auch die ganzen Elbereisen oder die zur Ostsee nach Rügen, da gibt es sehr wenig Angebote. Wir haben eine Menge Perlen in unserem Sortiment. Zum Beispiel Portugal ist gefragt wie nie – auch als Flussreisedestination. Wir fangen vorsichtig mit einem Schiff in Portugal an, bin aber sicher, dass wir auch das zweite Schiff dort brauchen. Die Leute wollen weg und in die Sonne. Ab Juni geht es endlich wieder los.
Ein Destinations-Tipp.
Unbedingt Azoren. Ich bin großer Walfan. Da hat man fast Garantie, dass man welche sieht. Und das Ziel ist nah, leicht erreichbar. Jetzt ist die beste Jahreszeit für diese Gegend und die WORLD VOYAGER ist ein brandneues wunderschönes Schiff. Eigentlich kann man jetzt bei uns einsteigen und den Urlaub nachholen.
nicko cruises hat seine Themenreisen für die Flusssaison 2022 noch einmal kräftig aufgestockt. Wie ist die allgemeine Resonanz Ihrer Kunden auf solche Reisen mit besonderen Akzenten und was ist das Highlight Ihrer Meinung nach im kommenden Jahr?
Unsere Themen- und Eventreisen verfolgen zwei Stoßrichtungen: entweder das Thema bietet einen Mehrwert im Destinationserlebnis, weil es eng mit der Route verwoben ist. Oder das Schiff bietet einen Mehrwert als Event-Location, weil es ungewöhnlicher oder bequemer als eine landbasierte Location ist. Mit beiden Konzepten haben wir großen Erfolg, insbesondere bei Fluss-Neulingen. In beiden Konzepten harmonieren Kreuzfahrt und Kulinarik ganz wunderbar. Das ist die Basis der Wein- und Genussreisen, die wir nun schon im zweiten Jahr in Kooperation mit Falstaff anbieten sowie auch für die Gourmet-Schnupperreise mit YouDinner. Mein persönliches Highlight werden unsere Genussreisen 2022 auf der MS HEIDELBERG – auf der Donau und auf dem Rhein.

Nicht nur im Hochseebereich hat Ihre Flotte mit VASCO DA GAMA ein neues Mitglied bekommen, sondern auch für die Flüsse gibt es neben nickoSPIRIT, die 2021 erstmals fährt, mit MS PRINCESS (ab 2022) ein neues Schiff für die nicko cruises-Kunden. Was sind die Features des neuen Kroatien-Schiffes?
MS PRINCESS in Kroatien ist eine Yacht auf 4-Sterne-Plus-Niveau. Familiäres Ambiente trifft hier auf höchsten Komfort, der sich z.B. in geschmackvoll gestalteten Kabinen und einem hellen Restaurant mit edlem Ambiente ausdrückt. Das Schiff hat viele Außenflächen wie beispielsweise das Promenaden- oder das Sonnendeck – ideal für die Sonnendestination Kroatien. Für zusätzlichen Badespaß sorgen ein Jacuzzi und eine Badeplattform, d.h. direkter Meerzugang.
Lassen sich heute schon Trends bei den Buchungen für bestimmte Destinationen erkennen?
Der Flusskatalog 2022 ist erst vor einigen Tagen erschienen. Da zeichnet sich noch kein Trend ab. Für 2021 sehen wir allerdings eine erhöhte Nachfrage auf dem Fluss – insbesondere auf innerdeutschen Strecken, aber auch andere nahgelegene europäische Destinationen sind sehr beliebt. Wer im Sommer 2021 noch eine Flusskreuzfahrt mit nicko cruises plant, sollte sich nicht mehr allzu lange Zeit lassen für seine Reiseplanungen.
** Hinweis: Das Interview entstand für die Printausgabe von „an Bord“, 2/21 und wurde um Fragen zum Flussreisenkatalog 2022 ergänzt.
„Der neue Run auf den Fluss“
nicko cruises registriert verändertes Buchungsverhalten
„Man kann nur von einem Run auf den Fluss sprechen“ freute sich Guido Laukamp, Geschäftsführer des Stuttgarter Kreuzfahrtveranstalters nicko cruises, am 16. Juni bei der digitalen Vorstellung der Zielgebiete und Fahrpläne sowie den Neuigkeiten für 2021 und 2022. 2021 sei ein Spätbucherjahr, in dem sich die aufgestaute Flussreisen-Nachfrage mit sehr geringen Vorausbuchungsfristen realisiere.

Dabei sei der Juni die neue „Wave Season“ – aktuell sei ein all-season-high an Buchungseingängen abzuarbeiten, was praktisch von der Kurzarbeit in die Überstunden geführt habe. Laukamp: „Täglich deutlich mehr als 1000 Anrufe von Reisebüros und Endkunden mit teils sehr kurzen Buchungsfristen von ein bis zwei Wochen vor Abfahrt – das ist untypisch für das Flussgeschäft“. Das Gros der Buchungen liege aktuell in einem Zweimonatsfenster. Die normalerweise von Dezember bis März gebuchte Nachfrage für den Sommer realisiere sich jetzt, so dass man das sonst in vier Monaten gebuchte Volumen in vier Wochen zu erledigen habe. Erfreut zeigt sich der zum Imperium des portugiesischen Tourismus-Unternehmers Mario Ferreira gehörende Stuttgarter Kreuzfahrtveranstalter über das von den Reisebüropartnern generierte Buchungsaufkommen. Ihnen habe man dazu entsprechende Unterstützung angeboten und längst seien dort nicht mehr – wie in der Vergangenheit – nur vereinzelte Mitarbeiter oder meistens allein der Geschäftsführer tätig. Vielmehr könnten sie jetzt die Früchte ihres Engagements einfahren.
Auch wenn man schon jetzt das Volumen der gesamten Buchungen des Vorjahres übertroffen habe, könne damit nicht das Minus der vergangenen acht Monate aufgeholt werden, so Laukamp, der nach den „millionenschweren Verlusten“ des Jahres 2020 davon ausgeht, dass 2021 zumindest ein befriedigendes Jahr wird.
Der auf dem Konsumentenvertrauen in die Realisierbarkeit der Fahrpläne basierende kurzfristige Flussbuchungseingang sei derzeit noch überproportional stark gegenüber dem Hochsee-Buchungseingang. Er gehe jedoch davon aus, dass mit der Stabilisierung insbesondere der Baltikum-Fahrpläne auch im Hochsee-Geschäft ein weiterer „Run“ einsetze.
nicko cruises sieht sich als „Re-Start-Pionier“, der damit zeigt, dass Reisen wieder möglich sind, was das Vertrauen in die Realisierbarkeit stärkt. Dem Saisonstart in Portugal mit dem Flottenzugang Douro Serenity folgte innerdeutsch der Saisonstart der nickoVISION auf dem Rhein und am 9. Juni die Jungfernreise der nickoSPIRIT auf Main und Donau. Weitere Saisonstarts sind am 21. Juni in Kroatien, am 21. Juni auf der Donau und am 30. Juni in Frankreich geplant. Aufgrund der aktuellen Regelung in Deutschland, die Testungen auch während der Reise vorsieht, wurde an Bord eine „Testkabine“ eingerichtet, in der die Gäste kostenfrei getestet werden können. Das Vertrauen der Kunden gewinnen will nicko cruises auch mit seiner Flex-Buchungsoption, der Geld-zurück-Garantie sowie umfassenden Hygienemaßnahmen. Ein Teil der Crew sei bereits geimpft und die anderen müssten einen PCR-Test machen, in Quarantäne und dann – wie die Gäste – alle zwei Tage einen Schnelltest absolvieren. Zudem gebe es schon zahlreiche bereits vollständig Geimpfte.



Nachdem sich in diesem Jahr immer wieder kurzfristig Änderungen erforderlich waren, soll es 2022 wieder mehr Kontinuität geben, wobei die Themen- und Eventreisen in dem unter dem Titel „Kleine Schiffe, große Erlebnisse“ präsentierten Katalog 2022 eine deutliche Ausweitung erfahren. Während die bestehenden Themenreisen wie die achttägige Tulpen-Kreuzfahrt mit der nickoSPIRIT beibehalten wird, kann u.a. 2022 die internationale Gartenschau Floriade in Amsterdam besucht werden. Neu dabei ist unter anderem eine Comedy-Reise mit der Show „Night Wash“ von Frankfurt oder Köln mit der Rhein Melodie oder nickoSPIRIT, ein „KrimitotalDinner“ mit der Rhein Symphonie in Köln, Weiße Nächte in St. Petersburg mit der Fedin und „Rhein in Flammen“ mit der Rhein Symphonie, Rhein Melodie oder nickoSPIRIT. Neu in 2022 ist auch eine 9-Tage-Überführungsreise des gerade renovierten 5-Sterne-Boutique-Schiffes Heidelberg die von Passau über Nürnberg nach Köln führt. Einen weiteren Schwerpunkt sollen 2022 Advents-, Gourmet-, Musik-, und Wein-Kreuzfahrten auf Rhein, Donau und Mosel bilden – wie zum Beispiel die achttägigen Themenreisen „Donaureise mit Genuss“ oder „Feine Tropfen an Rhein und Mosel“. Neu in diesem und nächstem Jahr sind auch eine 8-Tage Rundreise von Paris nach Le Havre mit der Seine Comtesse und eine 17-Tage-Rundreise der Remix von Moskau nach Salechard und Novosibirsk. In Kroatien wird nicko 2022 mit der Princess ein neues Schiff einsetzen. Die kleine Yacht mit familiären Ambiente auf 4-Sterne-Niveau für nur 40 Gäste fährt auf zwei achttägigen Routen ab/an Trogir, die miteinander kombiniert werden können.


Die Preise für die Reisen im nächsten Jahr wurden im Sinne der Stabilität nur geringfügig angepasst, die durchschnittliche Erhöhung liegt nach Angaben von Laukamp bei 2 Prozent. Allerdings würden die bisher möglichen „Schnäppchen“ bei späteren Buchungen nicht mehr in dem Umfang möglich sein. Dagegen dürfte das Tool der „Stillen Auktionen“ von Reisen, die bei realistischen Preisvorstellungen der Bieter attraktive Buchungsmöglichkeiten eröffneten, dürften nach Angaben von Laukamp auch in Zukunft seine Berechtigung haben. JPM