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„Wir sehen uns als europäische Luxus-Travelmarke“

Mit großem Aufwand arbeitet die neu gegründete Genfer Luxusreederei Explora Journeys, eine Tochter von MSC, dem Start ihres ersten Schiffes in 2023 entgegen. Michael Wolf sprach mit Explora Journeys-CEO Michael Ungerer über den jetzigen Stand, die Philosophie und die Zukunft.

Michael Ungerer,
Foto: Explora Journeys

Bei einer italienischen Eignerfamilie scheint es klar, dass die Schiffe auch in Italien gebaut werden. Gab es auch noch andere Optionen?

Damals ist wohl mit einigen Werften gesprochen worden, aber das war vor meiner Zeit.

Inwieweit sind bei den Planungen aktuelle Schutz- und Präventivmaßnahmen bzgl. Covid mit beim Bau der Schiffe eingeflossen?

Das ist auch deshalb schon mit eingeflossen, weil die Schiffe sehr großzügig sind. Wir haben 461 Suiten, alle mit Balkon und Terrasse, von 35 bis knapp 300 qm groß. Es gibt viele Aussenflächen, viel frische Luft. Es gibt keine­ Innensuiten und es gibt keine Buffetrestaurants. Das Layout bietet mehr Platz, ein Plus im Pandemiefall.

Werden die Schiffe exakt baugleich oder sind von vornherein Änderungen geplant?

Die ersten beiden werden relativ baugleich sein, da wird es wenige Änderungen geben, vielleicht vom Design oder den Farben her. Diese beiden sind ja auch schon im Bau. Sobald wir dann operative oder Erfahrungen mit Gästen haben, wird das dann natürlich für mögliche Änderungen einfliessen.

Dies gilt auch in Hinsicht auf die Motorisierung, die eher konventionell ist (dieselelektrisch) mit SCR-Katalysatoren oder soll es vielleicht später auch Optionen für neuere Methoden wie Brennzellen (bei Silversea) oder LNG oder Mischkonfigurationen wie bei Ponant und Hurtigruten geben?

Die Schiffe sind für Marinediesel-Betrieb eingerichtet, es sind aber auch Bereiche vorgesehen, um Batterien einzubauen, wenn es Lösungen für bessere Speicher gibt.­ Außerdem haben sie alle Landstromanschlüsse.

Animation: Explora Journeys

LNG ist weltweit nicht überall und nicht in ausreichender Menge vorhanden und es ist ohnehin nur eine Übergangslösung. Wir arbeiten daneben an den verschiedensten Möglichkeiten wie Brennzellen, Wasserstoffantrieb, möchten Hybridmotoren entwickeln, die mit verschiedenen Systemen arbeiten bis hin zu windgetriebenen Lösungen.

Die Eigner leben schon seit Generationen vom Meer und wollen schon deshalb neue Lösungen zum Schutz der Umwelt finden. Wir wollen die Emissionen bis 2050 auf Null senken.

Die Schiffe werden nicht für Expeditionen eingesetzt oder mit Eisklasse ausgestattet sein? War das eine klare Entscheidung von vornherein?

Das war eine klare Entscheidung. Wir wollen diese ökologisch-sensiblen Gegenden vermeiden. Seit ich an Bord bin, haben wir diese über zwei Jahre genutzt, um uns auch mit dem Markt und dem Kunden auseinander zu setzen. Wir haben sehr viel Marktforschung betrieben, hatten auch McKinsey und andere befragt. Wir hatten Fokus-Gruppen im Luxussegment generell – nicht nur Luxus Cruise oder Luxus Hospitality, sondern die ganze Luxusindustrie in London, New York. Es wurden über 20.000 potentielle Kunden in Europa, den USA, China, Japan und Australien befragt, die bereits selektiert waren nach Haushaltseinkommen oder Vermögen und speziellen Reisewünschen. Darunter waren auch Luxury Cruise Repeater, aber auch Nichtcruiser. Vielleicht wenig überraschend: der größte Luxus für diese Kunden ist Zeit und Platz. Wenn man dann diese Erkenntnis nimmt und ein Produkt oder eine Marke designt, dann ergeben sich daraus bestimmte Vorgaben.

Platz zum Beispiel heißt: Das ich sowohl Platz für mich selbst habe – zum Beispiel in den Suiten – deswegen sind es auch mit 35qm die größten im Entry-Level. Dann Platz in den öffentlichen Bereichen, auf den Außendecks, in den Bars und Restaurants usw. Wir haben neun Restaurants, verschiedene – alle klein und fein. Keine großen, keine Sitzungen – jeder hat Platz zu jeder Zeit. Bars und Bereiche mit denen man sich mit andern (Gleichgesinnten) treffen kann. Das hat auch die Größe des Schiffes bestimmt. Wenn man ein Schiff dieser Größe baut, fällt es automatisch nicht in den Expeditionsmarkt. Das ist quasi eine Entscheidung von zwei Seiten gewesen – dem Kunden vom Platz her und von der Eigner-Familie, die Umwelt zu schützen und auch zu bessern…

Das komplette Interview lesen Sie in der aktuellen Printausgabe von AN BORD.