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„Wir werden die umweltfreundlichsten Küstenschiffe betreiben“

Havila Voyages-CEO Arild Myrvoll im Interview mit anBord.de zu den Plänen der jungen norwegischen Reederei

Was sind Ihre Pläne und Ziele mit den neuen Schiffen?

Wir haben die Aufgabe vom Ministerium für Transport und Kommunikation, für die kommenden 10 Jahre den norwegischen lokalen Transport von Reisenden und Gütern durchzuführen, das werden wir natürlich gut managen. Zusätzlich möchten wir ein gutes Produkt für nationale und internationale Touristen anbieten, die die schöne norwegische Küste zwischen Bergen und Kirkenes sehen möchten. Sie werden die Möglichkeit haben, dies an Bord unserer neuen, modernen und umweltfreundlichen Schiffe, die wir in den Dienst stellen werden, zu tun.

Wie wollen Sie sich mit Ihrem Produkt und Service von Ihren Mitbewerbern unterscheiden und welches Alleinstellungsmerkmal haben Sie?

Unsere Schiffe sind brandneu und verfügen über eine besonders umweltfreundliche Technologie. Wir werden die umweltfreundlichsten Küstenschiffe betreiben. Die Schiffe werden nur mit LNG und Batterie-Antrieb betrieben. Sie haben die größten Batterie-Packs an Bord, die es aktuell weltweit gibt und können bis zu vier Stunden nur mit Batterie fahren, so dass unsere Passagiere eine ruhige und emissionsfreie Reise erleben können. Zusätzlich zu der technischen Ausstattung werden die Schiffe über eine Vielfalt von Kabinenkategorien – von einfachen Innenkabinen bis zu modernen, großen Suiten – verfügen. Einige von ihnen haben sogar ihre eigenen Whirlpools auf den Privatbalkonen.

Arild Myrvoll CEO Havila Voyages, Foto: Havila Voyages

Unsere Kabinen sind im Durchschnitt größer als die Üblichen auf der Küstenlinienroute. Und wir sind sicher, dass dies bei unseren zukünftigen Gästen gut ankommen wird.

An Bord werden wir eine große Auswahl an Aktivitäten mit Shops, Cafés, Whirlpools an Deck, Fitnessbereich und eine Vielfalt von «onboard activities« und Entertainment basierend auf den Jahreszeiten und dem Fahrtgebiet anbieten.

Wir entwickeln im Moment unser eigenes Food-Konzept. Dieses wurde kreiert von Gunnar Hvarnes, dem Awardgewinner zahlreicher kulinarischer Wettbewerbe. Zu einem späterem Zeitpunkt werden wir mehr dazu bekannt geben.

Welche Märkte möchten Sie mit Ihrem Angebot ansprechen?

COVID-19 hat unsere Arbeit kompliziert und ist schwer für die ganze Reiseindustrie – die Infrastruktur ist komplett anders als zu Beginn des Projektes. Wir haben dynamische Pläne und wir versuchen, diese den Entwicklungen anzupassen. Aber es ist kein Geheimnis, dass wir zusätzlich zum norwegischen und den nordeuropäischen Märkten die großen europäischen Märkte ansprechen möchten, etwa Deutschland und UK und auch einige ausgesuchte Fernmärkte.

Wer sind Ihre wichtigsten Vertriebspartner oder verkaufen Sie die Fahrten auf Ihrer Website?

Wir möchten auf den Plattformen und Plätzen verfügbar sein, auf denen Kunden buchen möchten. Das kann sich stark von Markt zu Markt unterscheiden. Aber natürlich arbeiten wir mit Partnern aus der Reiseindustrie. Gleichzeitig sind wir ambitioniert, einige Kunden direkt anzusprechen.

Wie wichtig ist der deutschsprachige Markt für Sie?

Deutschland ist ein großer Kreuzfahrtmarkt und ein Markt mit großen Interesse an Norwegen und somit einer unserer wichtigsten Märkte. Wir haben bereits Mitarbeiter in Deutschland und sind zuversichtlich, dass wir ein Produkt entwickeln, dass für Deutsche attraktiv sein wird, die Norwegen entdecken und erleben möchten.

Wo wird der Tagespreis liegen?

Wir werden mit dynamischen Preisen arbeiten, die sich an die Nachfrage und das Angebot ausrichten werden. Aber natürlich wissen wir, dass wir in einer Wettbewerbssituation befinden und wollen Preise, die ebenso wettbewerbsfähig sind, aber auch das was wir an Bord unserer neuen und modernen Schiffe anbieten wiederspiegeln.

Können Sie uns etwas über den aktuellen Bauprozess der Schiffe sagen?

Alle unsere vier Schiffe werden bei der Tersan Schiffswerft in der Türkei gebaut. Die ersten beiden Havila Castor und Havila Capella sind im Moment mehr oder weniger «on time«. Es gibt eine kleine Verzögerung aufgrund der COVID-19 Pandemie und der damit verbundenen Umstände und Auswirkungen.

Die letzen beiden Schiffe, Havila Polaris und Havila Pollux, haben einen Rückstand und wir rechnen aktuell mit einer Ablieferung Ende 2021.

Wer verantwortet das Innendesign der Schiffe?

Es gibt eine große Anzahl von norwegischen und internationalen Zulieferer-Unternehmen für alle vier Schiffe. Wir haben mit diversen Partnern für die Entwicklung dieser Schiffe zusammengearbeitet. Hinsichtlich des Innendesigns kooperieren wir mit der dänischen Firma Steen friis design. Wir haben den Anspruch, die beste norwegische Qualität auch beim Interieur und den Möbeln bieten zu können, so dass norwegische Zulieferer gut vertreten sind.

Wann werden die ersten Reisen stattfinden und was werden die Highlights dieser Fahrten sein?

Unser Vertrag wird im Januar 2021 beginnen, aber wir befinden uns in einem laufenden Dialog mit dem Transportministerium, um die Pandemie-Entwicklung und den Grad der Auslastung zu definieren.

Welche Verbindung haben Sie zum Meer, zur Kreuzfahrt und zu Norwegen?

Havila hat eine reiche maritime Geschichte durch Fischerei und Schifffahrt. Wir sind der Mehrheitseigner von Norwegens größtem Fährunternehmen Fjord1 und haben zudem Beteiligungen an Unternehmen mit maritimen Aktivitäten wie Smyril Line und The Fjords, die Zero-Emissions-Kreuzfahrten in den norwegischen Welterbe-Fjorden anbieten.

Wird es mit der norwegischen Regierung aufgrund der Bau- und Ablieferungsverzögerungen der Neubauten ein neues Abkommen geben? Beispielsweise, dass sie mit einer Sondergenehmigung nur zwei Schiffe oder Charter-Schiffe, die weniger umweltfreundlich sind, einsetzen oder gar Schiffe von Mitbewerbern um den Vertrag erfüllen zu können?

Havila Kystruten hat einen 10 Jahres-Vertrag mit dem norwegischen Ministerium für Transport und Kommunikation, welcher am 01. Januar startet. Heute fahren sechs von 11 Schiffen auf der Route zwischen Bergen und Kirkenes. Wir werden zusammen mit dem Ministerium die benötige Kapazität im Januar 2021 bewerten. Die durch die Pandemie verursachte Bauverzögerung wird sich nicht auf den Vertrag auswirken.

Ursprünglich wurden 2 Schiffe bei Barreras in Spanien und 2 in Tersan in Auftrag gegeben. Nachfolgend zur Stornierung des Auftrages bei den Spaniern wurde der mit Tersan geschlossene Vertrag auf vier Schiffe vergrößert. Was ist der Status der bei Barreras angearbeiteten Schiffskörper? Wird der Bau für einen anderen Auftraggeber fortgesetzt, werden sie vom Barreras-Insolvenzverwalter verwertet oder komplett abgewrackt?

Was die Rümpfe bei Barreras betrifft, habe ich keine Infos darüber, was die Werft damit machen möchte.