Das verflüssigte Erdgas sollte die Schifffahrt sauberer machen. Doch der Krieg in der Ukraine hat den Markt für LNG so explodieren lassen, dass die Kosten sich mehr als verdoppelten. In der Schifffahrt ging die Nutzung zurück und viele Reedereien setzen wieder auf Diesel und Schweröl. Auch die großen Kreuzfahrtreedereien haben 2022 wieder überwiegend Diesel eingesetzt. Dabei hat sich ausgezahlt, dass alle Schiffe so genannte Dualfuel-Motoren nutzen.
Die AIDAnova hatte bereits im Sommer 2022 in Kiel die Versorgung auf Marinediesel aus Hamburg umgestellt. Die Pläne zur Belieferung mit LNG aus Rotterdam oder Skandinavien wurden aus Kostengründen und auch der mangelnden Verfügbarkeit gestrichen.
Der Umschlag von LNG in den großen Häfen schnellte 2022 nach oben, wie die gerade veröffentlichte Bilanz aus Rotterdam zeigt. Dort stieg am Gate-Terminal 2022 im Vergleich zu 2021 die Anlieferung von LNG um 77 Prozent auf 6,3 Millionen Tonnen. Der Export von LNG hingegen sank um 76,2 Prozent auf nur noch 148000 Tonnen. Export ist die Weiterverschifffung mit kleineren Tankern für Kraftwerke und die Schiffsbetankung. Das LNG wurde in Rotterdam überwiegend in Gas umgewandelt und ins europäische Netz eingespeist.
Das Portal Ship & Bunker weist für 2022 auch einen starken Einbruch beim Verkauf von LNG als Schiffstreibstoff in Rotterdam aus. Der Hafen ist der Hauptmarkt für Schiffstreibstoffe alle Art. So wurde 2022 in Europas größtem Hafen nur die Marke von 328689 Kubikmeter LNG beim Verkauf von Bunkertreibstoff für Schiffe erreicht. 2021 waren es noch 663690 Kubikmeter.
Als Grund wird die Preisexplosion bei LNG im Sommer genannt. Mit 3660 Dollar pro Tonne erreichte LNG im August den fünffachen Wert im Vergleich zu schwefelarmen Treibstoffen wie Marinediesel. Der Grund war die hohe Nachfrage beim Gas an Land, wo große Mengen an russischem Erdgas ersetzt werden mussten.
Ein großer Teil der für die Betankung genutzten LNG-Bunkerschiffe wurde außerdem zum Transport von LNG zu Importterminals in Nordeuropa eingesetzt und stand deshalb nicht für die Bebunkerung von Schiffen zur Verfügung.
Aktuell ist der Preis für LNG auf den Märkten aber wieder deutlich gesunken. Anfang Februar erreichte der Preis pro Tonne LNG in Rotterdam erstmals wieder die Marke von 849 Dollar. Damit sank der Preis wieder auf den Wert von September 2021. Inzwischen liegen LNG und Marinediesel fast wieder gleichauf.
Weltweit steigt die Flotte der Schiffe mit Dualfuel-Motoren und LNG-Tanks weiter. Laut der Klassifikationsgesellschaften nähert sich die Zahl der Handelsschiffe der Marke von 1000. Ende 2022 waren es 849 Handelsschiffe mit LNG-fähigen Antrieben. 222 Schiffe mit LNG-Antrieben sind aktuell in den Orderbüchern der Werften.
Aktuell steigen auch in Rotterdam wieder die Verkäufe von LNG an Reedereien. Die Bunkertanker LNG London, Kaios und Gas Agility hatten in dieser Woche mehrere Aufträge. Es waren aber überwiegend Containerschiffe und Öltanker, die LNG bekamen. Zu den Reedereien mit unverändertem Bekenntnis zu LNG gehört der norwegische Autotransporteur UECC, der seine neueren Transportschiffe in belgischen Zeebrugge mit LNG betanken lässt. FB