Der Eröffnungsanlauf des Fred Olsen-Kreuzliner Bolette im Hafen von Kristiansund war der erste reguläre Kreuzfahrtanlauf im Jahr 2023. Allerdings hatte die Spirit of Discovery von Saga Cruises Ende Februar kurzfristig in Kristiansund festgemacht, da es auf der ursprünglichen Fahrtroute Wetterprobleme gegeben hatte.
In diesem Jahr werden insgesamt 24 Anläufe in der Region erwartet, davon 19 in Kristiansund und fünf auf der Insel Smøla. Für 2023 waren zwar weniger Anläufe gebucht als 2022, aber nicht ganz so viele der kleinsten Schiffe, so dass die Gesamtzahl der Passagiere höher sein dürfte.
Foto: Port of Kristiansund
Kristiansund ist ideal für kleine und mittlere Kreuzfahrtschiffe mit bis zu 2.500 Passagieren. Gestiegen ist allerdings die Liegezeit der Kreuzfahrtschiffe, so dass mehr Zeit bleibt, die Region mit der Atlantikstraße als Hauptattraktion zu erleben. Die Stabkirche Kvernes, die Hafenbesichtigung mit dem berühmten Sundbåten, die winzige Insel Grip und das Norwegische Klippfischmuseum sind weitere beliebte Attraktionen in Kristiansund im Sommer. JPM
Die Corona-Pandemie hat durch den damit verbundenen Lockdown für die Kreuzfahrtbranche zu massiven Verkäufen, Ausmusterungen und Versteigerungen zahlreicher auch jüngerer Kreuzfahrtschiffe geführt. Allein der amerikanische Carnival-Konzern trennte sich in diesem Jahr von 18 Einheiten. Dabei konnten häufig nur geringfügig über dem Schrottwert liegende Preise erzielt werden. Einige Schiffe gingen an in diesem Sektor bisher nicht aktive Reeder wie z. B. den griechischen Eigner der Fährgesellschaft Seajets, Marios Iliopoulos, der mit der Oceana (BRZ: 77499, Preis etwas mehr als ca. 10,5 Mio. US-Dollar), Pacific Aria ex-Ryndam, Veendam (BRZ: 57092), Maasdam (BRZ: 55575), Magellan (BRZ: 46052) und Columbus (das 63786-BRZ-Schiff wurde für 5,32 Mio. US-Dollar ersteigert) allein sechs Schiffe übernahm. Andere gingen z. T. an Investoren oder Spekulanten mit Weiterverkaufsabsichten, doch endete das Gros der aufgelegten Flotte bei den z. T. an ihre Kapazitätsgrenzen gelangten Abbruchwerften.
Albatros, Foto: Jens Meyer
Um so erfreulicher ist es, dass für einige bekannte Klassiker eine alternative Nutzungsmöglichkeit – z. B. der Einsatz als Hotel- oder Wohnschiff – gefunden werden konnte. Das gilt beispielsweise für das Anfang der 70er Jahre in Finnland erbaute und in Deutschland nicht nur durch die 1983 in Bremerhaven erfolgte Verlängerung um 27 m gut bekannte frühere Royal Viking-Schiffstrio. Den Anfang machte (wie am 10.10.2020 berichtet) die an die Pick Albatros Group verkaufte Albatros ex-Royal Viking Sea (Bj. 1973, BRZ: 28018) von Phoenix Reisen, die sich derzeit auf der Überführungsreise nach Ägypten befindet, wo sie unter dem neuen Namen Pick Albatros in Safaga oder Hurghada stationiert werden soll. Bereits im August hatten Fred. Olsen Cruise Lines die beiden in ihrem Besitz befindlichen Schwesterschiffe an einen türkischen Interessenten veräussert, der sie als schwimmende Unterkünfte nutzen will. Dabei handelt es sich um die 1966 von Fred. Olsen Cruise Lines angekaufte Black Watch ex-Royal Viking Star (BRZ: 21847) und die 2006 erworbene Boudicca ex-Royal Viking Sky (BRZ: 21891), die durch die von der Holland America Line (HAL) im Juli angekaufte Amsterdam und Rotterdam ersetzt wurden, die in Bolette bzw. Borealis umbenannt wurden.
Black Watch, Foto: Frank Behling
Die seit 29. Mai in dem schottischen Hafen Rosyth aufgelegte 47 Jahre alte Boudicca hat mit schwarz übermalter Schornsteinmarke nach 122 Tagen Liegezeit Kurs auf die Türkei genommen und konnte 18 Tage später – am 16. Oktober – auf Reede vor Tuzla vor Anker gehen. Die 1972 erbaute Schwester Black Watch, die am 28. Mai für 146 Tage in Rosyth aufgelegt worden war, ist am 3. November auf ihrer Warteposition vor Tuzla eingetroffen. Wann ihre Umbenennung und wo ihre Anpassung an ihre neuen Aufgaben als Wohnschiff möglicherweise für eine Werft in Istanbul erfolgt, war bis Redaktionsschluss nicht zu erfahren.
Astoria als Azores, Foto: enapress.com
Ebenfalls
künftig als Hotel- oder Wohnschiff genutzt statt abgebrochen werden
könnte nach bisher unbestätigten Insider-Informationen mit der 1948
erbauten Astoria (BRZ: 16144) auch das älteste in Fahrt
befindliche dieselgetriebene Kreuzfahrtschiff der Welt. Das seit März
in Tilbury aufgelegte und kürzlich aus der CMV-Charter
zurückgelieferte Schiff, das im Zuge seiner häufigen Eigner- und
Chartererwechsel zwölf Mal seinen Namen wechselte und u. a. durch
die Versenkung der Andrea Doria im Juli 1956 oder als
Völkerfreundschaft in der DDR Kreuzfahrtgeschichte schrieb,
soll dazu im Auftrag seiner derzeit als Eigner fungierenden
portugiesischen Gläubigerbank Montepio nach Lissabon gebracht
werden, wo es am 17. November erwartet wird. Das viele Jahre auch auf
dem deutschen Markt eingesetzte Schiff war 1993 in Italien entkernt
und aufwendig mit neuer Maschinenanlage und Inneneinrichtung
ausgestattet worden, frühere Verkaufsversuche waren bei
Preisvorstellungen um 11 Mio. Dollar erfolglos geblieben.
Eine weitere Verwendung konnte auch für die vom Carnival-Konzern verkaufte Pacific Dawn ex-Regal Princess (BRZ: 70285) gefunden werden, die heute (4. November) in Piräus von dem Projektentwickler Ocean Builders übernommen werden sollte. Wie berichtet, will er das 1991 erbaute Schiff mit erwerbbaren Appartements ausstatten und unter dem neuen Namen Satoshi als schwimmende Community (Crypto Cruise Ship) im Golf von Panama stationieren.
Karnika als AIDAblu, Foto: Jens Meyer
Dagegen wurde das 1990 erbaute Schwesterschiff Pacific Jewel (BRZ: 70310), das Ende 2018 von Carnival an die indische Reederei Jalesh Cruises verkauft und in Karnika umbenannt worden war (aB web 17.10.2020), nach jüngsten Informationen von der britischen Firma NKD Maritime Limited für 11,65 Mio. US-Dollar ersteigert. Da sie als Cash-Aufkäufer Dienstleistungen für Recycling-Unternehmen in Indien, Pakistan und Bangladesh erbringt, wird in Insiderkreisen von einem Abbruch des Schiffes ausgegangen. Das seit 88 Tagen in Mumbai liegende Schiff ist hierzulande u.a. durch seinen zwischen 2002 und 2007 unter den Namen A-Rosa Blu und AIDAblu erfolgten Einsatz auf dem deutschen Markt bekannt.
Astor in Marseille, Foto: enapress.com
Das gleiche Schicksal könnte entgegen den Erwartungen zahlreicher Marktbeobachter auch der am 15.10. im Auftrag des britischen Admiralty Court von der Maklerfirma C.W. Kellock & Co. Ltd. für nur 1,71 Mio. Dollar zwangsversteigerten Astor drohen. Das 1987 in Kiel erbaute 20704-BRZ-Schiff, das seit 27. Mai in Tilbury aufgelegt ist, soll nach bisher unbestätigten Berichten an Abbrecher gegangen sein und am 17. November in Aliaga eintreffen. JPM
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