Schlagwort: Zero Emission

Brodosplit: Emissionsfreies Segelkreuzfahrtschiff auf Kiel gelegt

Nach dem im Februar dieses Jahres erfolgten Baubeginn ist bei der zum privaten kroatischen DIV-Konzern gehörenden Brodosplit-Werft am 27. Oktober 2022 die erste Sektion für das als Werft-Nr 531 in Bau befindliche emissionsfreie Passagiersegelschiff auf die Pallen abgesenkt worden.

Bei dem von uns bereits mehrfach vorgestellten „Electric Sailing Ship“ (s.a. „an Bord“-Newsletter v. 25.2.2022) handelt es sich um einen 63,50 m langen, 10 m breiten, 3,60 m tiefgehenden, 5,35 m bis Hauptdeck seitenhohen und bis zur Mastspitze 40 m hohen Dreimastschoner, dessen Rumpf und Aufbauten aus Stahl und dessen Masten aus einer Aluminiumlegierung gefertigt werden.


Foto: Brodosplit

Wenn das mit zwei Rudern und zwei Verstellpropellern ausgerüstete Schiff nicht unter Segeln fährt, wird es von zwei je 150 kW starken Elektromotoren angetrieben, die jeweils von einem System von Batterien gespeist werden, die kontinuierlich aus verschiedenen Quellen geladen werden. Für eine Geschwindigkeit von 6 Knoten werden nur 70 Kilowatt Leistung benötigt, was für ein Schiff mit 500 BRZ relativ günstig ist. Das Schiff wird mit Batterien ausgerüstet, die über eine maximale Kapazität von 1800 kWh verfügen und auf ein Gesamtgewicht von 15 Tonnen kommen. Aufgrund gesetzlicher Vorgaben werden dazu auch zwei Dieselgeneratoren installiert, die nur bei Bedarf oder in Notfällen genutzt werden sollen.

Der Entwurf und alle technischen Lösungen stammen von den Projektplaner der Marine and Energy Solutions DIV Ltd., die mit diesem Projekt ihre Schlüsselrolle bei der Positionierung der DIV-Gruppe hinsichtlich der technischen Kompetenz und der architektonischen Wettbewerbsfähigkeit unterstreichen.

Am Bug und am Heck des Schiffes wird je eine vertikale Windturbine installiert, die das Schiff während der Hafenliegezeit mit Strom versorgen sollen. Auf dem Dach des Aufbaus wird eine photovoltaische Solaranlage installiert. Das Schiff wird so vollständig aus erneuerbaren Quellen mit Strom und Wasser versorgt und bezieht seine gesamte Energie ohne jegliche CO2-Emissionen. Es ist damit nach Werftangaben nicht nur 100 Prozent „grün“, sondern hat auch praktisch keine Kosten für Treibstoff und Antriebsmaschinen.


Foto: Brodosplit

Was den jetzt auf Kiel gelegten Elektrosegler von ähnlichen Schiffen unterscheidet, ist die Tatsache, dass er seine Batterien auch während der Fahrt auf eine besonders ausgeklügelte Weise auflädt: Neben dem System aus Windturbinen und Sonnenkollektoren wird ein Schiffspropeller-System mit variabler Steigung und einer speziellen Blattgeometrie eingesetzt, das während der Fahrt als Antrieb für dann als „Wasserturbinen“ wirkende E-Motoren genutzt werden kann. Dieser „Umkehrpropeller“ wird die Hochleistungsbatterien im Unterdeck aufladen. Darüber hinaus werden alle Informationen an Bord auf der Brücke gesammelt und kontrolliert. Dazu gehören neben meteorologischen Daten sämtliche Daten bzw. Last- und Ladezustände der Schiffs- und Antriebssysteme, die Stromversorgung der Batterien, der Betrieb der Motoren, der Sonnenkollektoren, der Windturbinen, des Warmwassers und des Energieverbrauchs. Gleichzeitig werden alle Energie-„Erträge“ und „Abgaben“ an Bord überwacht.

Der Neubau soll als Passagierschiff für die unbegrenzte und weltweite Fahrt auf allen Meere klassifiziert werden. Während der Inlandssaison wird das Schiff die Adria entlang der Küsten Kroatiens, Italiens, Sloweniens, Montenegros, Albaniens und Griechenlands befahren und außerhalb der Saison die Karibik und andere touristische Ziele ansteuern. Für den Einsatz und die Vermarktung verfügt die DIV-Gruppe über eigene Touristik-Töchter wie DIV Cruises.

Die Arbeiten an dem Projekt mit einer Laufzeit von 42 Monaten und einem Volumen von ca. 7 Mio. Euro begannen bereits im Februar 2020 und wurden im Rahmen der EU-Förderung „Steigerung der Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen aus Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten – IRI Phase II“ zu 60 Prozent kofinanziert.

Ziel des Projekts ist die Erforschung, Entwicklung und der Bau einer Öko-Innovation in Form eines Segelschiffes für optimal 24 Passagiere und 10 Besatzungsmitglieder, für das alternative Antriebstechnologien und Energiequellen auf der Grundlage eines umweltfreundlichen Konzepts entwickelt wurden, das auf eine nachhaltige Mobilität mit Null-Emissionen abzielt, die ökologische Nachhaltigkeit unterstützt und Treibhausgasemissionen sowie Luft- und Lärmbelastung reduziert.

Projektleiter ist die DIV-Gruppe. Die Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Einrichtungen soll die Interaktion sowie den Wissens- und Technologietransfer zwischen der Industrie und den Universitäten sowie öffentlichen Forschungseinrichtungen verbessern, wovon sowohl Unternehmen als auch Forscher des öffentlichen Sektors profitieren.

Die Fakultät für Elektrotechnik, Informatik und Informationstechnologie in Osijek ist für die Entwicklung von kinetischen Windenergiespeichersystemen durch hydrokinetische Energieumwandlung (Wasserturbinen und Umkehrpropeller) und Batteriemanagementsysteme / integrierte Meeresenergiesysteme (Energiespeicherung, Überwachung, Steuerung und Management) zuständig, während die Fakultät für Elektrotechnik, Maschinenbau und Schiffbau in Split an Segelsystemen, Segelautomatisierung (Robotik), Windturbinen und Photovoltaiksystemen arbeitet. JPM

Mit Wasserstoff-Brennstoffzellen: Northern Xplorer plant Zero Emission-Cruiser-Serie

Vor dem Hintergrund der ab 2026 für den Geirangerfjord und den Naeröfjord in Kraft tretenden Zero-Emission-Verordnung plant das im Gebäude des Norwegischen Reeder Verbandes (NSA) in Oslo ansässige Start-up Northern Xplorer die Bestellung einer bis zu 14 Einheiten umfassenden Serie von 130 m-Kreuzfahrtschiffen für 250 Passagiere in 125 Kabinen mit voll-elektrischem Antrieb und Batteriespeicherung.

Rendering: Northern Xplorer

Die Energieversorgung soll außer durch Wasserstoff-betriebene Brennstoffzellen auch durch erneuerbare Energie aus Windkraft- und Solaranlagen sowie während der Liegezeiten durch grünen Landstrom erfolgen. Die von skandinavischen Schiffsarchitekten entworfenen und mit ca. 100 Crewmitgliedern zu besetzenden Neubauten des Typs MM130, die ab 2024/2025 in Dienst gestellt werden sollen, sind nach Angaben von Northern Xplorer, damit in den künftig für umweltschädliche Kreuzfahrtschiffe nicht mehr zugänglichen weltweit ersten emissionsfreien Seegebieten einsetzbar, so der früher u.a. auch für Crystal Cruises und NCL tätige Rolf Andre Sandvik, Gründer und CEO des auf lokale Wertschöpfung abseits des Massentourismus setzenden Unternehmens.

Rendering: Northern Xplorer

Zielgruppe sind Erwachsene über 45 Jahre, denen hoher Komfort und individuelle Erlebnisse an Bord bzw. auf See und an Land geboten werden sollen.

Die Aufbauhöhe wurde besonders niedrig gehalten, um auf Inland-Passagen auch niedrige Brücken unterfahren zu können. Für diverse Zero-Emission-Technologien habe man Patente beantragt und für die Finanzierung bemühe man sich außer um private Fonds auch um öffentliche Mittel bzw. Förderungen in Norwegen, Schweden sowie der EU und kooperiere mit Zulieferern, um die Bereitstellung der benötigten Innovationen zu unterstützen. Zu den Partnern gehören u.a. bereits Multi Maritime Norwegian Ship Design, ABB, GTI, NCE Maritime CleanTech, Norges Arktiske Universitet etc. Dem hinter dem Projekt stehendem Team gehören auch der Gründer der Ahoy Berlin 2.0 und früher für TUI Cruises tätige Designer Axel Brox, der für die Neubau-Abteilung verantwortliche Jan Helge Pille an, der u.a. über Erfahrungen aus seiner Tätigkeit für Royal Caribbean und als ehemaliger Senior Vice Präsident der Color Line verfügt. JPM