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MV Werften: Genting setzt jetzt auf die Gerichte

Die MV Werften in Mecklenburg-Vorpommern wollen jetzt die Auszahlung von staatlichen Hilfen auf dem Rechtsweg durchsetzen. Der Mutterkonzern Genting Hongkong hat vor dem Landgericht Schwerin Klage zur sofortigen Auszahlung eines Darlehns über von 78 Millionen Euro eingereicht.

Es ist das erste Mal in der deutschen Schiffbaugeschichte, dass ein Werftkonzern in Deutschland ein Bundesland auf die Auszahlung von staatlichen Darlehn verklagt. Die Werft braucht dringend 130 Millionen Euro. 78 Millionen Euro davon sollten in Form von Krediten des Landes ausgezahlt werden. Bedingung ist aber, dass sich der Bund und auch Genting finanziell beteiligen.

Wie der NDR berichtet, hatte das Landgericht jetzt zunächst Genting auch 5,6 Millionen Euro zugesprochen. Dagegen legte der Konzern aber Widerspruch ein, worauf das Gericht aber entschied, dass das Land vorerst nun doch gar keine weiteren Mittel mehr zahlen muss.

Eine juristische Lösung wird es erst im nächsten Jahr geben. Anfang kommender Woche sollen sich Vertreter von Land, Bund und der Werft erneut treffen. Die Zeit drängt, da bereits in der ersten Januarhälfte die Werft die 130 Millionen Euro für den Weiterbau des ersten Schiffes der „Global“-Klasse braucht. Das Schiff ist zu 70 Prozent fertig und liegt in Wismar.

Die Landesregierung zeigte sich „sehr irritiert“, wie Finanzminister Heiko Geue (SPD) im NDR erklärte. Laut NDR soll Genting zuvor auch ein Angebot zur Beteiligung an einem Rettungspaket über 130 Millionen Euro ausgeschlagen haben. Ohne die Beteiligung von Genting werde es keine finanziellen Hilfen durch Land und Bund geben, war am Donnerstagabend zu hören.

Die Gewerkschaft IG Metall hatte bereits mehrfach darauf gedrungen, Lösungen auch jenseits von Genting und dem Bau von Kreuzfahrtschiffen für die Werftstandorte zu suchen. Auch aus der Landespolitik werden die Rufe lauter, einen Plan B für die Werften zu entwickeln. Wie der aber aussehen soll, ist derzeit noch unklar.

Die MV Werften kommentieren die Entwicklung nicht. Der Werftkonzern hat auch seit September keine Pressemitteilungen mehr veröffentlicht.  FB

Auch die Stena Line GmbH & Co. KG verlagert Hauptsitz nach Hamburg

Nachdem die deutsch-dänische Fährreederei Scandlines Deutschland GmbH, eine Tochtergesellschaft der Scandferries Holding Aps, Kopenhagen, ihre Hauptverwaltung bereits im Dezember 2014 nach Hamburg verlegt hatte, kündigt jetzt auch die zur schwedischen Stena Line-Gruppe gehörende Stena Line GmbH & Co. KG die Verlegung ihres Unternehmenssitzes von Rostock in die Elbmetropole an, um im größten deutschen Seehafen ihr kommerzielles Geschäft zu konzentrieren.

Mit der für das Frühjahr 2021 geplanten Verlagerung der Kundendienste zum Schwesterunterunternehmen Baltic RoRo Services GmbH soll auch die operative Einheit im Konzern gestärkt werden. Als „ersten Schritt“ ihrer globalen Flaggenstrategie zur Erreichung „effizienterer Verwaltungsabläufe,  Reduzierung der Komplexität und Erhöhung der Flexibilität im Netzwerk“ plant die mit 36 Schiffen 18 Strecken in ihrem europäischen Netzwerk bedienende und mit Hauptsitz in Göteborg ansässige Stena Line -Gruppe zudem, die Fähre Mecklenburg-Vorpommern vom deutschen ins schwedische Register umzuflaggen und künftig von der Stena Line Scandinavia AB betreiben zu lassen. Allen Mitarbeitern*innen an Bord der Mecklenburg-Vorpommern sollen Arbeitsverträge bei der Stena Line Scandinavia AB angeboten und der Routenbetrieb unverändert bleiben.

„Mit den geplanten Veränderungen passen wir uns an die sich ändernden Marktbedingungen an und konzentrieren unser kommerzielles Geschäft in Hamburg. Hamburg ist einer der weltweit führenden Standorte der maritimen Wirtschaft, logistischer Knotenpunkt inmitten Europas und einer der am stärksten wachsenden Wirtschafts- und Digitalstandorte Deutschlands. Da wir im Frachtbereich zukünftig noch stärker auf integrierte Logistikkonzepte, intermodale Angebote und Transportketten aus einer Hand setzen, schafft die Nähe zu weiteren Unternehmen des Stena-Konzerns wie etwa Stena Glovis (Hamburg) und Stena Logistics GmbH (Bremen) Potentiale für eine noch engere Kooperation“, begründet Ron Gerlach, Trade Director und Geschäftsführer Stena Line Deutschland, die Entscheidung. Damit  wolle man auch an den Traditionsstandorten Rostock, Travemünde und Kiel das Kerngeschäft – effiziente, kundenfreundliche Fährtransporte – weiter wachsen lassen und langfristig  sichern. Mit der geplanten Auslagerung und Ausweitung des operativen Geschäfts zur Baltic RoRo Services GmbH (ebenfalls Teil der Stena Line Gruppe), fokussiere sich die Stena Line auf den Kernbetrieb des Unternehmens an den Abfahrtshäfen in Deutschland. Baltic RoRo Services erbringe als eigenständiges Unternehmen Stauerei- und Check-In Dienstleistungen für Stena Line und Drittkunden. 

Der Kiel – Göteborg-Dienst gehört zu den „Vorzeigerouten“ im Nordeuropa-Netzwerk, „Stena Germanica“.
Foto: Jens Meyer

Gerlach: „Unsere von Deutschland ausgehenden Routen Kiel-Göteborg, Rostock-Trelleborg und Travemünde-Liepaja sind Vorzeigedienste in unserem europaweiten Routennetzwerk. Über die Baltic RoRo Services planen wir zukünftig eine starke Präsenz in Rostock und Kiel zu etablieren und kundenfreundlich sowie hochqualitativ an der Kaikante unseren Service anzubieten.“ JPM