Die Norwegian Cruise Line rechnet mit
rund 300 Millionen Dollar an zusätzlichen Kosten bei der
Wiederaufnahme des Fahrtbetriebs. Wie Vorstand Frank del Rio in einer
Telefonkonferenz zur Situation der Reederei vor Investoren
erläuterte, sei die Investition für die Erfüllung der Auflagen
durch die US-Seuchenbehörde CDC erforderlich.
Darin sind zusätzliche Investitionen
für Testgeräte, Testfahrten und die Umbauten an den Schiffen und
die Ausbildung des Personals enthalten. NCL plant auch die Aufnahme
von drei-, vier- oder siebentägigen Kreuzfahrten ab US-Häfen Anfang
2021.
Die 300 Millionen Doller entsprechen
etwa 13 Prozent der zur Verfügung stehenden Liquiditätsreserve der
Reederei, die nach eigenen Angaben noch 2,3 Milliarden Dollar
beträgt. Im vierten Quartal braucht NCL für die Flotte 175
Millionen US Dollar, um alle Schiffe fahrbereit zu halten und die
Auflagen der Klassifikationsgesellschaften zu erfüllen. Im dritten
Quartal betrug diese Summe noch 150 Millionen US-Dollar.
Norwegian Bliss, Foto: enapress.com
NCL hat einen Teil der Flotte nach
Europa verlegt. Neun der 16 NCL-Schiffe sind in europäischen
Gewässern. So liegen die beiden neuen Flaggschiffe Norwegian
Encore und Norwegian Bliss vor der Kanalküste
Südenglands. Andere Schiffe sind im Mittelmeer geparkt. FB
Die Hoffnungen waren groß. Nachdem die
amerikanische Gesundheits- und Seuchenbehörde CDC am 30. Oktober die
„No Sail Order“ für Kreuzfahrtschiffe in eine „Conditional
Sailing Order“ umgewandelt hat, gab es zunächst Hoffnungen auf
eine Rückkehr zu einem reduzierten Kreuzfahrtbetrieb im Dezember von
US-Häfen aus.
Eine Woche später ist der Optimismus
aber verflogen. Die Auflagen der CDC sind extrem hoch und die
Umsetzung sehr teuer. „In der ersten Phase müssen die Reedereien
nachweisen, dass sie die Anforderungen an Tests, Quarantäne und
Isolation sowie Abstandsregeln einhalten, um die Besatzungsmitglieder
zu schützen“, so steht es in der CDC-Order.
Gleichzeitig muss der Nachweis erbracht
werden, dass sie entsprechende Test-Kapazitäten für PHC-Tests in
den Häfen bestehen. In Miami hat bereits der Aufbau eines
gemeinsamen Testcenters begonnen.
Nach dieser ersten Phase und der
Abnahme durch die CDC, sollen Schiffe ablegen dürfen. Aber nicht mit
zahlenden Passagieren, sondern mit „Test-Passagieren“. Dafür
dürfen sich nur Freiwillige melden.
Diese „Test-Passagiere“ dürfen
Mitarbeiter der Landorganisationen der Reedereien oder Angehörige
sein, wie CDC-Sprecherin Caitlin Shockey in einem Interview der
Zeitung USA Today ausführt. Sie müssen aber erklären, dass sie
gesund sind und keine Vorerkrankungen haben.
Gleichzeitig müssen die Reedereien
sicherstellen, dass sie für alle Kosten im Rahmen einer Infektion
aufkommen.
Diese Testfahrten sollen ähnlich wie
die Shakedown-Reisen bei den Neubauten in der Vergangenheit, wenn die
Crews sich nach der Übergabe des Schiffes in der Werft zunächst mit
dem Betrieb langsam einarbeiteten und auf die Jungfernfahrt
vorbereiteten.
„Wir freuen uns darauf, die Vorgaben
genauer zu prüfen und mit der CDC zusammenzuarbeiten, um die
Rückkehr zu Kreuzfahrten aus US-Häfen voranzutreiben“, sagte Bari
Golin-Blaugrund, zuständig für die strategische Kommunikation bei
dem Branchenverband CLIA (Cruise Lines International Association).
Foto: enapress.com
Bevor ein Kreuzfahrtschiff wieder
eingesetzt werden kann, braucht es ein Zertifikat, das nach einer
Besichtigung und Abnahme durch die CDC ausgestellt wird. Das
„COVID-19 Conditional Sailing Certificate“ wird dann aber nur den
Betrieb innerhalb der Zuständigkeit der US-Gesetzgebung erlauben.
Wann das erste Schiff dafür reif ist, steht noch nicht fest. In
Miami und Port Everglades werden aber Vorbereitungen für die ersten
Testläufe getroffen. Die entsprechenden Schiffe sollen noch im
November mit den Probeläufen beginnen.
Die drei großen Reedereien Carnival,
Royal Caribbean und NCL haben Schiffe bereits ausgewählt und in
Position gebracht. Details sollen in der nächsten Woche
veröffentlicht werden.
Ein Hindernis sind die fehlenden
Crew-Mitglieder. Für den Betrieb müssen zunächst Crewmitglieder
aus Asien eingeflogen werden. Diese müssen die obligatorischen Tests
und Quarantäne-Zeiten absolvieren.
Allein schon deshalb ist nicht vor
Anfang Dezember mit den ersten Zertifikaten zu rechnen. Jede Reederei
muss mit dem vollständig ausgestatteten Schiff eine simulierte
Kreuzfahrt absolvieren. Diese soll sieben Tage dauern und unter den
Augen der CDC erfolgen.
Da rund um Florida und vor Kalifornien
an die 100 Kreuzfahrtschiffe aufliegen, dürfte dieser
Zertifizierungsprozess nicht mehr 2020 abgeschlossen werden.
Vor einem Start müssen alle
Crewmitglieder an Bord in einem US-Hafen einen Covid-19-Test
absolvieren. Danach soll zunächst eine Reise ohne Test-Passagiere
erfolgen. Erst nach dieser Reise dürfen dann die Test-Passagiere an
Bord.
Dieses aufwändige Zertifizierungsverfahren
signalisiert auch, dass die CDC genau hinschaut. Beobachter gehen
davon aus, dass diese Hürden auch mit Blick auf die
Präsidentschaftswahl in den USA erfolgte.
Nachdem Vertreter der großen
Reedereien bei Vizepräsident Mike Pence waren, gab es von der
Trump-Administration die Ansage an die CDC, sich zu bewegen. Die
Behörde hat mit der „Conditional Sailing Order“ einen Mittelweg
gewählt und ist dem Wunsch der Trump-Administration nachgekommen.
Was passiert, falls es zu einem
Wahlsieg der Demokraten mit Joe Biden kommt, bleibt abzuwarten. Biden
hatte die Bekämpfung der Covid-19-Krise auf seine Agenda gesetzt.
Da die Kreuzfahrtreedereien im
Zuständigkeitsbereich der CDC in der Anfangsphase der Corona-Krise
für fast 100 Covid-Ausbrüche mit 2973 Infektionen und 34 Toten
verantwortlich waren, ist hier auch eine neue „No Sail Order“
nach dem Amtswechsel im Weißen Haus im Januar denkbar. FB
Die amerikanische Gesundheits- und Seuchenbehörde CDC hat die No-Sail-Order gelockert. Am Freitag wurde kurz vor Ende der aktuellen Regelung ein neues Regelwerk bekannt gegeben. Danach ist es Kreuzfahrtreedereien wieder erlaubt, von US-Häfen aus Reisen von höchstens sieben Tagen anzubieten. Voraussetzung sind strickte Vorgaben zum Schutz der Crew und der Passagiere. Tests und ständige Temperatur-Messungen sowie die Umsetzung eines strengen Hygiene-Konzeptes sind zu erfüllen. Tritt auf einem Schiff dennoch eine Covid19-Infektion auf, muss die Reise sofort abgebrochen und zum Ausgangshafen zurückgekehrt werden. Die Reedereien müssen außerdem Covid19-Tests für alle Passagiere und alle Crewmitglieder am Tag der Einschiffung und am Tag der Ausschiffung bereitstellen.
Die Testkapazitäten sind dabei von den Reedereien zur Verfügung zu stellen und transparent zu handhaben. Für die Erfüllung dieser Vorgaben sind auch allein die Reedereien verantwortlich. Außerdem müssen in allen Räumen an Bord der Schiffe die Vorgaben zum Social Distancing eingehalten und überprüft werden. Alle Restaurants sind den neuen Vorgaben anzupassen. Im Fall von positiven Tests an Bord müssen alle betroffenen Stellen im Vorwege von den Reedereien transparent in Kenntnis gesetzt werden. Dazu zählen auch Betreiber der Hafenterminals, der Lotsen und der Gepäckabfertigung. Die Behörde schreibt außerdem vor, dass nur PCR-Tests am Tag der Einschiffung neuer Crew-Mitglieder zu erfolgen haben. Die für Crew und Passagiere erforderlichen Testkapazitäten müssen die Reedereien innerhalb von 60 Tagen aufbauen. FB
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