Schlagwort: Shanghai Waigaoqiao Shipbuilding

China: Erster Kreuzfahrtneubau startet Countdown

Der Kreuzfahrttraum der chinesischen Schiffbauer lebt wieder. Nachdem es während der Pandemie etwas ruhiger um das Thema wurde, ist jetzt der Betrieb wieder angelaufen. Die ersten beiden in China gebauten großen Kreuzfahrtschiffe nähern sich der Ablieferung. Im Dezember soll das erste Schiff für die Reederei Adora Cruises starten. Das zweite Schiff soll ein Jahr später folgen.

Bei der Werft Shanghai Waigaoqiao Shipbuilding ist der erste Neubau zu 91 Prozent fertig, heißt es in einer Mitteilung der Werft. Der Countdown bis zur Ablieferung wurde jetzt präsentiert. Bei dem Schiff handelt es sich um einen Nachbau der in Italien von der Fincantieri-Gruppe für die US-Reederei Carnival entwickelten Vista-Typs. Die in Europa eingesetzten Schwestern Costa Venezia und Costa Firenze sind hier die Vorbilder.


Foto: Werft Shanghai Waigaoqiao Shipbuilding

Das erste Schiff „H1508“ soll nach der jüngsten Anpassung der Abläufe im Juli mit den Probefahrten beginnen und im Dezember in Dienst gestellt werden. Ende Dezember 2022 ist auch das Schwesterschiff „H1509“ aus dem Dock aufgeschwommen. Es soll 2025 in Fahrt kommen. Zwei weitere Neubauten sind für Adora in der Planung. Namen haben beide Schiffe noch keine.

Große Pläne gibt es aber wieder reichlich. Chen Gang, Geschäftsführer von Waigaoqiao Shipbuilding, sieht großes Potenzial für den Bau weiterer Schiffe dieser Serie in der Volksrepublik. Bis zu vier weitere Schiffe sind in Planung.

Die Kreuzfahrtmarke Adora ist Teil der in China ansässigen CSSC Carnival Cruise Shipping Ltd, einem Joint Venture zwischen China State Shipbuilding Corp und Carnival Corporation aus Miami. Es soll den Kreuzfahrttourismus in China voranbringen.

Der erste Adora-Neubau wird aber ganz andere Schwerpunkte bei der Ausstattung bekommen als die europäischen Schwestern. In dem Schiff wird es ein Einkaufszentrum haben mit 2000 Quadratmetern unter einem großen Dom bekommen. Es soll an Bord auch das größte Duty-Free-Shopping-Areal Chinas geben.



Die Einkaufsmöglichkeiten sind das Ergebnis einer Partnerschaft zwischen Adora Cruises und China Duty Free Cruise Services Ltd, eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der China Duty Free Group.

Zweiter Partner ist China Telecom Corporation. Es ist ein großer 5G-Netzwerkdienstanbieter in China. An Bord des Neubaus wird es ein komplettes 5G-Netz geben. Es soll damit das erste Kreuzfahrtschiff weltweit mit dieser Kommunikationstechnologie sein. Die Vereinbarungen zwischen Adora Cruises und den Firmen wurden im Januar und Februar geschlossen.

Beim Entertainment setzt die Reederei auch ausschließlich auf chinesische Produkte. Die chinesische Komödien- und Dramaproduktionsfirma Kaixinmahua Cultural Tourism Development, auch bekannt als Mahua FunAge, wird die Produktion übernehmen. Das chinesische Comedy-Theater soll pro Tag zwei Comedy-Drama-Shows an Bord von Adora-Kreuzfahrtschiffen präsentieren.

Foto: Werft Shanghai Waigaoqiao Shipbuilding

Das Theater des Neubaus soll dafür 975 Sitzplätze mit einer Bar-Landschaft bekommen. Das 323,6 Meter lange und 37,2 Meter breite Schiff soll von Shanghai eingesetzt werden. Beim Bau der Schiffe mit den Baunummern „H1508“ und „H1509“ hat sich die Werft auf Hilfe aus Europa geholt.

Neben Fincantieri sind auch Unternehmen wie Kone (Finnland) oder MAN aus Deutschland in China dabei. Die Werft möchte viele Prozesse aus Europa übernehmen und weiter verbessern. Am 2. Februar wurden auch die ersten Kabinen durch Fincantieri und Carnival abgenommen.

Das Schiff wird so gebaut, dass es maximal 5.246 Passagiere in 2.125 Kabinen reisen können. Neben dem Bau von Kreuzfahrtschiffen ist auch Waigaoqiao Shipbuilding aber auch in anderen Sektoren tätig. Die Werft will bis Dezember 23 Neubauten abliefern. Damit wird die Produktion der erst 1999 gegründeten Werft bei Shanghai im Vergleich zu 2022 um 40 Prozent gesteigert, wie das Unternehmen mitteilt.

Zu den Kunden der Werft gehören die griechische und japanische Reedereien, die bei Waigaoqiao Tanker bauen lassen. Aus Italien hat die Reederei Grimaldi eine Serie großer Autotransporter bei Waigaoqiao bestellt. Der Bau von Massengutfrachtern mit LNG-Antrieb ist eine weitere Neuerung auf der Werft. FB

Mit europäischem Know-how: China vor weiterem Meilenstein im Bau von Kreuzfahrtschiffen

Nachdem China als weltgrösste Schiffbau-Nation bereits mit der Fertigstellung der ersten drei von sieben für amerikanische Rechnung (SunStone) bestimmten und nach norwegischen Plänen (Ulstein) sowie mit umfangreichen europäischen Zulieferungspaketen fertiggestellten Expeditionskreuzfahrtschiffen der Infinity-Klasse große Beachtung gefunden hat, sind jetzt auch signifikante Fortschritte beim vor allem durch italienische Partner unterstützten Bau von sehr großen Kreuzfahrtschiffen für den heimischen Markt zu vermelden.

Animation: Shanghai Waigaoqiao Shipbuilding (SWS)

Erst vor wenigen Tagen hat die italienische Klassifikationsgesellschaft RINA bekanntgegeben, dass das bei der zur staatlichen China State Shipbuilding Corporation (CSSC)-Holding gehörenden Werft Shanghai Waigaoqiao Shipbuilding Co. Ltd. (SWS) in Bau befindliche erste große Kreuzfahrtschiff für chinesische Rechnung nach ihren Vorschriften und unter ihrer Aufsicht erstellt wird. Der die Klasse-Zusatznotierungen „Green Plus“ und High Voltage Shore Connection (HVSC) erhaltende und den Biosafe Ship-Anforderungen von RINA für die an Bord-Infektionskontrolle entsprechende Neubau, ein 341 m langes und mit ca. 140 000 BRZ vermessenes Schiff für mehr als 6500 Personen, soll im Dezember 2025 geliefert werden. Man sei stolz darauf, mit beim Bau des bisher größten chinesischen Passagierschiffes mit SWS zusammenzuarbeiten.

Das Schiff ist Teil der 2017 von dem italienischen Fincantieri-Werftkonzern, der China State Shipbuilding Corporation und der Carnival Corporation & plc unterzeichneten Vereinbarungen im Wert von 1,5 Mrd. USD über den Bau von zunächst zwei Kreuzfahrtschiffen und vier weiteren als Option für die CSSC Carnival Cruise Shipping Ltd, ein Joint Venture von Carnival und CSSC. Die Münzzeremonie für das erste Schiff, für das u.a. 2800 Kabinen bei der Fincantieri-Tochter Marine Interiors bestellt wurden, hat bereits Anfang November 2020 bei der Kiellegung des ersten Blocks im erweiterten Trockendock Nr. 2 der erst 1999 an der Mündung des Yangtze gegründeten SWS-Werft stattgefunden.

Auf ihrer Website zeigt die Werft eine aus Design-Elementen der Carnival-Marken Costa und AIDA zusammengesetztes Rendering als Platzhalter für den ersten eigenen Kreuzfahrtneubau. Für seine Fertigung waren erst am 19. Juni zwei Schlüsselprojekte der Werft zum Abschluss gekommen. Dabei handelt es sich zum einen um die innerhalb von 20 Monaten erfolgte landseitige Erweiterung des 540 m langen Bau-Docks Nr. 2 um weitere 200 m. Das jetzt 740 m lange und 76 m breite Großdeck mit einem Gesamtumfang von 1,612 km verfügt damit über eine Fläche, die etwas sieben Standard-Fußballplätzen entsprecht. Darin können jährlich ein großes und ein mittelgroßes Kreuzfahrtschiff gleichzeitig montiert und ausgerüstet werden.

Nur 18 Monate erforderte die Erstellung der benachbarten Dünnblech-Werkstatthalle als zweites Schlüsselprojekts. In dem 450 m langen und 111 m breiten Gebäude mit einer Arbeitsfläche von 54396 qm, das mit modernsten computergestützten Technologien für die Stahlvorbehandlung und die Fertigung von Komponenten, Paneelen, Stahlstrukturen sowie Blöcken einschl. adäquater interner Transportfazilitäten ausgestattet wurde, wurde der Betrieb bereits in der zweiten Jahreshälfte 2020 aufgenommen. Schon während des Probebetriebs der ersten Stationen konnte innerhalb eines Monats das erste Los von zehn Dünnblech-Blöcken fertiggestellt werden. JPM